Kommentar zu
limbus
10.01.2007
Kommentar
Super. Tolles Kino. Am Schluss saß ich tatsächlich ein paar Minuten still vorm Bildschirm und grübelte vor mich hin. Das schaffen nicht viele Geschichten.
Allerdings komme ich nicht umhin, ein paar Tippfehler zu verbessern:
"Wo ist er?
'Wo ist er!?' schrie er in den Raum hinein." Das verstehe ich nicht ganz. Das erste "Wo ist er?", ist das ein alternativer Titel, den du ausversehen mit eingefügt hast? Wenn es zum Text gehört, müsste das im Imperfekt stehen, wie der größte Teil der Geschichte.
"Wieder und wieder durchsuchte er die Wohnung, dieses Zimmergebilde von leeren Wänden und einer Ahnung des gegangen Lebens." Zimmergebilde AUS.
"Doch er fand nichts, außer den verblichenen Schatten der verschwundenen Möbel an den Wänden." Dieser Satz hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Das Komma zwischen "nichts" und "außer" stört im Satz, es behindert den Lesefluss. Ich denke, du solltest es weglassen. Schließlich möchtest du nicht betonen, dass das Zimmer leer ist (dann wäre ein Komma angebracht, schätze ich), sondern darauf hinweisen, es eben nichts außer x enthält.
"Er ist nicht hier. Nicht hier..." Etwas akribisch, ich gebe es zu, aber: Auslassungspunkte werden mit Leerzeichen geschrieben, wenn sie ganze Wörter oder Satzteile ersetzen. (Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Auslassungspunkte) Also: "Er ist nicht hier. Nicht hier ..."
"Aus Versehen vielleicht, ja, es war ja soviel, das alles, die Möbel und die ganzen Sachen." = "Aus Versehen vielleicht, ja, es war ja so viel, das alles, die Möbel und die ganzen Sachen." (Vergleiche http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/services/suche/index.html?query=soviel&Start=Start)
"Ich gehe zu ihr und frage sie, ja, ich frage sie, sie hat ihn bestimmt irgendwo... Ein Missverständnis, einfach nur ein Missverständnis, sie weiß doch wie sehr ich ihn brauche, das weiß sie doch..." Erstmal die Interpunktion: "Ich gehe zu ihr und frage sie, ja, ich frage sie, sie hat ihn bestimmt irgendwo ... Ein Missverständnis, einfach nur ein Missverständnis, sie weiß doch, wie sehr ich ihn brauche, das weiß sie doch ..."
Des weiteren: Warum lässt du ihn nicht im Futur I sprechen? "Ich werde zu ihr gehen und sie fragen, ja, ich werde sie fragen, sie hat ihn bestimmt irgendwo ... Ein Missverständnis, einfach nur ein Missverständnis, sie weiß doch, wie sehr ich ihn brauche, das weiß sie doch ..."
"Sie, das war seine Frau Patricia, seine Exfrau, seit einer Woche waren sie geschieden." Das sind zwei stinknormale Sätze, mit Komma verbunden. "Sie, das war seine Frau Patricia, seine Exfrau. Seit einer Woche waren sie geschieden."
"Wie ein Komet zog sie ständig einen Schweif Männer hinter sich her, von denen man nicht immer genau wusste ob sie hinter ihrem Geld oder ihrem kokett hüpfenden Busen her waren." Ich glaube nicht, dass das so funktioniert mit dem "Schweif Männer". Wohl ist es eher der "Schweif von Männern". Umschreiben?
"Und was macht denn ihr Mann beruflich Teuerste?" Entweder, wenn die Leute gerade über die Berufe der Männer sprechen: "Und was macht denn ihr Mann beruflich, Teuerste?" Oder, wenn die Frage mehr spontan als kam: "Und, was macht denn ihr Mann beruflich, Teuerste?" (Dafür spricht das "denn".)
"Ach wissen, sie er ist Künstler. Er ist ja so sensibel" = "Ach, wissen Sie, er ist Künstler. Er ist ja so sensibel!" Ich dachte außerdem, sie seien bereits geschieden. Diesen Gordon meint sie ja wohl kaum. Übrigens, eine Scheidung in ein paar Tagen? Ich weiß nicht, wie es in anderen Ländern aussieht, in Deutschland geht dem mindestens ein Trennungsjahr voraus (http://de.wikipedia.org/wiki/Scheidung).
"Seit einem halben Jahr hatte sie eine Affäre von der er nichts wusste." Wieder: Sie sind doch schon geschieden? Außerdem scheint er nun etwas von der Affäre zu wissen, er scheint Gordon auch schon einmal gesehen zu haben, dieser erkennt ihn nämlich und er scheint ihn auch zu erkennen. Der Logik halber solltest du das alles nochmal umschreiben.
"Sie sehnte sich nach einer Veränderung." Hier das Gleiche. Die Veränderung ist doch schon eingetreten.
"An einem Freitagmorgen legte sie ihm die Scheidungspapiere auf den Frühstückstisch." Immernoch ist das Plusquamperfekt vonnöten.
"Du musst dort unterschreiben wo die Kreuze sind, schatz." = "Du musst dort unterschreiben wo die Kreuze sind, Schatz."
"Er sah ihr erstaunt und schweigend nach wie sie ihre Tasche nahm und die gemeinsame Wohnung verließ." = "Er sah ihr erstaunt und schweigend zu, wie sie ihre Tasche nahm und die gemeinsame Wohnung verließ." Und immernoch fehlt das Plusquamperfekt (Er hatte ihr zugesehen usw.).
"Am Mittwoch wurden sie einvernehmlich geschieden. Während der gesamten Verhandlung sagte er wenig und meistens gar nichts, bei der Gütertrennung hatte er keine Einwände als sie fast alles bekam." = "Am Mittwoch wurden sie einvernehmlich geschieden. Während der gesamten Verhandlung sagte er wenig und meistens gar nichts, bei der Gütertrennung hatte er keine Einwände, als sie fast alles bekam." Weiterhin Plusquamperfekt (Waren sie geschieden worden). Ich erwähn's nun nicht mehr, das geht bis zum Absatzende so weiter.
"Die Wohnung konnte er behalten, sie war alles was ihm gehörte und das, was er jetzt verzweifelt suchte." Interpunktion sfehler, Satzumstellung wäre zumindest ratsam: "Die Wohnung konnte er behalten, sie war neben dem, was er jetzt verzweifelt suchte, alles, was ihm (noch) gehörte." Gut, dann müsstest du dir für den nächsten Satz auch etwas anderes ausdenken.
"Als er im Auto saß und durch die Straßen fuhr überlegte er fieberhaft wo sie sein könnte." = "Als er im Auto saß und durch die Straßen fuhr, überlegte er fieberhaft, wo sie sein könnte."
"Bei ihrer Mutter? Nein, nein, da ist sie nicht. Vielleicht bei ihrer Freundin Selina...aber die müsste noch in Neuseeland sein..." = "Bei ihrer Mutter? Nein, nein, da ist sie nicht. Vielleicht bei ihrer Freundin Selina ... aber die müsste noch in Neuseeland sein ..."
"Und während immer weiter überlegte wo sie sein könnte, fiel es ihm ein: es war Mittwoch. Dinner Party bei den van Vermarls." = "Und während er immer weiter überlegte, wo sie sein könnte, fiel es ihm ein: es war Mittwoch. Dinner-Party bei den van Vermarls."
"Ach das, das gehörte meinen Exmann, er war ja immer so sensibel." Dass er sensibel ist, hast du schon weier oben geschrieben, die gute Patricia wiederholt sich: "Ach wissen, sie er ist Künstler. Er ist ja so sensibel."
"Wir wollen unser neues Leben feiern, Gordon und ich fanden das ganz lustig, so als Abschluss." = "Wir wollen unser neues Leben feiern. Gordon und ich fanden das ganz lustig, so als Abschluss [von Vergangenem?]."
"Mein Exmann hing ja immer so an diesem Ding" = "Mein Exmann hing ja immer so an diesem Ding."
"Als er vor dem haus der van Vermarls hielt, sah er dort auch ihren Wagen stehen." = "Als er vor dem Haus der van Vermarls hielt, sah er dort auch ihren Wagen stehen." Und vielleicht lieber: "Als er vor dem Haus der van Vermarls hielt, sah er dort auch Patricias Wagen." Oder: "Als er vor dem Haus der van Vermarls hielt, sah er dort auch den Wagen seiner Exfrau."
"Er öffnete es und nahm den Revolver heraus, den er sich in der letzten Woche gekauft hatte." = "Er öffnete es und nahm den Revolver heraus, den er letzte Woche gekauft hatte."
"Zwei Kugeln befanden sich in der Trommel, eine, um auszuprobieren, ob der Revolver funktioniert, und eine für sein Herz."
"Mechanisch steckte er ihn sich in die Jackentasche." Auch hier wäre die Veriante ohne "sich" flüssiger zu lesen: "Mechanisch steckte er ihn in die Jackentasche."
"Ich muss sie sprechen, es ist dringend, es gab ein Missverständnis, ich will nur..." = "Ich muss sie sprechen, es ist dringend, es gab ein Missverständnis, ich will nur ..."
"Was machst du denn hier? Ich weiß wirklich nicht ob das klug wenn du jetzt mit ihr sprichst, der Zeitpunkt ist gerade..." = "Was machst du denn hier? Ich weiß wirklich nicht, ob das klug ist, wenn du jetzt mit ihr sprichst, der Zeitpunkt ist gerade ..." Hier hast du auch dein schließendes Anführungszeichen vergessen.
"Ich will nur kurz mit ihr sprechen, nur ganz kurz, dann gehe ich wieder. Nur ganz kurz...bitte..." = "Ich will nur kurz mit ihr sprechen, nur ganz kurz, dann gehe ich wieder. Nur ganz kurz ... bitte ..."
"Ich geh dann gleich wieder, es dauert nur eine Minute, es gab nur ein Missverständnis ..."
"Sie lachte und ihr Lachen war von niemanden zu überhören." = "Sie lachte und ihr Lachen war von niemandem zu überhören." Außerdem wirkt die Stelle ein wenig hölzern. Warum nicht nur "Ihr Lachen war von niemandem zu überhören?" Dann stünde es in besserer Harmonie zum voherigen und nachfolgenden Satz.
"Sie bemerkte ihn erst als er schon fast bei ihr war, denn Gordon stand, den Rücken ihm zugewandt, halb vor ihr." = "Sie bemerkte ihn erst, als er schon fast bei ihr war, denn Gordon stand, den Rücken ihm zugewandt, halb vor ihr."
"Patricia, ich muss kurz mit dir red..." = "Patricia, ich muss kurz mit dir red-"
"Seines Teddys..." = "Seines Teddys ..."
"Er will sie streicheln, doch sie läuft weg, in ein Haus hinein. Der kleine Junge läuft ihr nach in das Haus, folgt ihr über die Treppen ihn eine Wohnung." = "Er will sie streicheln, doch sie läuft weg, in ein Haus hinein. Der kleine Junge läuft ihr in das Haus nach, folgt ihr über die Treppen in eine Wohnung."
"Der Junge kann eine Frau und einen Mann unterscheiden." Kann er das. Faszinierend. Nein wirklich: es geht doch um die Stimmen. Ich verstehe das Problem, das du bei diesem Satz wahrscheinlich hattest. Pack die Information doch einfach in den Satz etwas weiter vorne: "Die Stimmen sind jetzt in dem Zimmer, sie sind sehr laut, eine ist männlich, die andere weiblich."
"Er sieht wie sich der Spalt am Boden des Schrankes rot färbt." = "Er sieht, wie sich der Spalt am Boden des Schrankes rot färbt."
"Er hat Angst und der ist allein, niemand beschützt ihn, niemand ist da, nur die Angst und die Einsamkeit. Er hat nur seinen Teddy, nur seinen Teddy..." = "Er hat Angst und er ist allein, niemand beschützt ihn, niemand ist da, nur die Angst und die Einsamkeit. Er hat nur seinen Teddy, nur seinen Teddy ..."
"Was will der denn hi..." = "Was will der denn hi-"
"Weiter kam Gordon nicht mit dem, was er sagen wollte, denn die erste Kugel aus dem Revolver durchdrang akkurat seinen Kopf und schlug in der Wand hinter ihm ein."
"Du verdammtes Schwein! Wieso..." = "Du verdammtes Schwein! Wieso ..."
"Sein Gesicht war Stein, starr und eiskalt." Vielleicht eher: "Sein Gesicht war wie Stein, starr und eiskalt"?
"Du hast mir mein Herz genommen..." = "Du hast mir mein Herz genommen ..."
"Nein...du bist schon tot." = "Nein ... du bist schon tot."
"Er senkte den Revolver auf ihre Brust und drückte ab." Vielleicht: "Er zielte auf ihre Brust und drückte ab."
"Dann nahm er den Rest seines Teddys vom Körper des toten Mannes und drückte ihn fest an sich. Tränen liefen über sein Gesicht." Hier wäre es schön, noch eine Beschreibung darüber, wie die anderen Partygäste reagieren, einzufügen. Etwa in der Art: "Die Partygäste rührten sich nicht, sie waren wie erstarrt. Er nahm den Rest seines Teddys vom Körper des toten Mannes und drückte ihn fest an sich. Tränen liefen über sein Gesicht." Und wie hat er den Kopf an sich genommen? Hat er die Kette einfach zerrissen, hat er sie behutsam geöffnet, o.ä.?
"Der Priester hatte ihn ihm gegeben." Diese Wiederholung ist nicht schön. "Der Priester hatte ihm erlaubt, ihn zu behalten" oder so?
"Gott ist mit ihnen mein Sohn." = "Gott ist mit ihnen, mein Sohn."
"Ich kenne keinen Gott..." = "Ich kenne keinen Gott ..."
"Sterne waren das letzte, was er sah."
Das war nun viel Text ... nun, fast nur Kleinigkeiten.

Antwort von mario_schumann
Dein Kommentar hat wie immer Hand und Fuß limbus. Beachtlich das du dir die Zeit genommen hast den ganzen Text zu analysieren und ich muss sagen: Du hast mich an meiner Achillesferse erwischt, wie bei den anderen Sachen auch schon (leider hab ich im Moment nicht die Zeit alles zu kommentieren). Rechtschreibung und Grammatik, darin bin ich eine Niete (und das wird sich in absehbarer Zeit wohl auch nicht ändern). Ich könnte dir jetzt nicht auf Anhieb sagen was ein Konjunktiv oder Imperativ ist, ohne vorher nachzulesen. Schon in der Schule bekam ich konsequent 0 Punkte in den Klausuren deswegen. Peinlich peinlich ...
Ich sitz halt auch nicht Tage an so einem Text, bei mir liegen die Idee, das Schreiben und die abschließende (unperfekte) Fehlerkorrektur in einem Fluß, ein paar Stunden Arbeit und dann ab dafür. Da ist natürlich dann auch ein erhöhtes Fehlerpotenzial vorhanden. Deswegen gibts wahrscheinlich auch Lektoren ;)

Antwort von limbus
Ah, das kenne ich sehr gut. Meist kümmere ich mich ebenfalls wenig um das Sprachliche und schreibe meine Idee nur eben nieder, um sie aufgeschrieben zu haben. Das sind die Texte, die ganz hinten in meiner untersten Schublade landen.
Ich hoffe, dich stört es nicht, wenn ich es mir weiterhin manchmal zur Aufgabe mache, einen deiner Texte zu zerlegen. Es ist eine gute Übung für mich. So lerne ich ganz nebenbei, was Konjunktiv und Imperativ sind.

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