Unter Rollenspielern (Katrin & Björn 2)
von Markus

Kapitel
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Kampf

Katrin geht hinter einer Säule in Deckung. Silke tritt neben Björn, hebt ihre Hände. Mit der linken wirft sie etwas Zauberstaub in die Luft, bläst diesen leicht an. Eine Schockwelle rast durch die Menge, die Luft scheint zu gefrieren. Einige der Robenträger straucheln. Björn erkennt mit Staunen das ihre Füße am Boden festgefroren sind. Mehrere lassen unter Schmerzenslauten ihre Waffen fallen. Raureif hat die Klingen überzogen.
"Noch einmal" ruft er Silke zu, doch der große Mann in Tierhäuten am Altar hat einen mannslagen Stock gezogen und stampft damit auf den Boden. Die daran befestigten Fetische klappern schaurig. Der Priester stößt den Stab wieder auf den Boden, ruft laut etwas in den Saal. Ein kollektives Stöhnen dringt aus den Kehlen seiner Gefolgsleute als das Eis am Boden bricht, doch sie stehen alle wieder auf, heben ihre Waffen vom Boden und stellen sich Schulter an Schulter vor den Hohepriester am Altar. Die Menge intoniert einen kehligen Laut, immer wieder murmelt sie ihn, immer schneller.
Katrin schießt einen Giftpfeil ab. Er trifft sein Ziel und am linken Rand fällt ein Robenträger mit einem gurgelnden Laut zu Boden.
Der Priester am Altar reißt die Hände in die Höhe, beginnt mit schriller Stimme zu rufen während die Menge noch immer ihren seltsamen Laut wiederholt. Über dem Altar bildet sich eine träge Masse. Rauch, denkt Björn, aber wo ist das zugehörige Feuer? Er ist vom Anblick der Menge in den Bann geschlagen.
Wieder fällt am Rand ein Robenträger zu Boden, getroffen von einem Pfeil Katrins. Da berührt Silke Björn an der Schulter. Er spürt wie ihn rote Wut in Wellen durchpulst, wie Kraft von ihrer Berührung ausgeht, ihn erfüllt. "Los!" zischt sie ihm zu, da hebt er schon seinen Zweihänder und stürzt sich mit einem Kampfschrei auf die Menge.
Björn ist im Blutrausch. Er hackt und sticht, er schneidet und hiebt um sich das nicht nur die Roben zerfetzt durch die Luft fliegen. Es dauert nur wenige Augenblicke dann hat er die Gruppe der Robenträger zerschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes. Blut tropft ihm vom Schwert, aus dem Haar, von der Kleidung. Langsam hebt sich wieder der rote Schleier vor seinen Blick. Björn sieht sich um.
Einzig der Hohepriester steht noch aufrecht vor ihm. Der Rauch über dem Altar hat sich verdichtet, beginnt spiralartig zu kreiseln, eine Art rundes Tor zu bilden. Böse blickt ihn der große Mann an, Triumph in den Augen. Ein leises Wimmern dringt von dem riesigen Altarstein zu ihnen hinab. Björn blickt auf und erstarrt. Aus dem Rauchportal streckt sich ihm eine Klaue entgegen, siebenfingrig mit langen Krallen an den Enden, schwarz wie Kohle, geschuppt.
Der Hohepriester wirft den Kopf in den Nacken und intoniert einen weiteren Sprechgesang. Björn bemerkt dass er seine Füße nicht mehr bewegen kann. Er sieht zu Katrin herüber. Diese schaut den Priester starr mit entrücktem Blick an und bewegt sich mit ungelenken Schritten auf den Mann zu. Auch Silke bewegt sich langsam an seiner anderen Seite an ihm vorbei, mit den gleichen seltsamen Schritten, einem verzückten Gesichtsausdruck den Blick auf den Priester gerichtet. Dieser legt seinen Stab zu Boden und zieht einen schmalen Dolch aus seinem Gürtel. Katrin hat ihn inzwischen erreicht, fällt vor dem Mann auf die Knie. Sekunden später folgt ihr Silke. Die beiden senken demütig den Kopf. Björn kann sich noch immer nicht regen. Der Hohepriester hebt Katrins Arm und fügt ihr einen tiefen Schnitt am Handgelenk zu. Dann holt er einen Glaskelch hervor und fängt das Blut auf, den Blick dabei nach oben zum Portal gewandt, doch ohne seine gemurmelte Litanei zu unterbrechen.
Zu der Klaue hat sich dort ein schwarzgeschuppter Fuß gesellt der langsam aus dem Portal ragt, ein tiefes Grollen begleitet ihn. Der Hohepriester verdreht seine Augen extatisch.
Björn schaudert und muss aufstoßen. Plötzlich ist er frei, nicht mehr im Bann des Priesters. Er nutzt augenblicklich seine Chance, hebt sein Schwert und wirft es zielsicher auf den Priester. Das Schwert durchbohrt dessen Brust, schleudert ihn meterweit durch den Raum auf den Altar zu und zu Boden. Der Mann ist augenblicklich tot.
Katrin und Silke erwachen nun ebenfalls aus dem hypnotischen Griff. Katrin hält schockiert ihr blutendes Handgelenk. Silke reißt sich einen Stoffstreifen aus der Magierrobe und bindet die Verletzung ab. Björn starrt noch immer gebannt über den Altar auf den Nebel.
Das tiefe Grollen hat sich zu einem Röcheln gewandelt, der Fuß und die Klaue haben sich zurückgezogen, der Nebel löst sich langsam auf.
Nachdem sie kurz verschnauft haben rafft sich die Gruppe wieder auf. Sie entdecken auf dem Altar gefesselt ein junges Mädchen, die Tochter des Rezam, die zu retten eines ihrer Ziele war. Die junge Frau ist völlig apathisch und muss von Björn getragen werden. Im Bereich hinter dem Altar entdecken sie noch weitere Kammern mit Stahlkäfigen. Dort werden all die anderen vermissten Personen festgehalten. Zusammen mit diesen verlassen die Drei das Herrenhaus.
Als Björn das Haus verlässt wird er auf einmal von hinten angesprungen. Ein verbliebener Okkultist hat sich auf seinem Rücken festgeklammert und schreit unartikuliert als er versucht Björns Augen mit seinen Fingernägeln zu erreichen. Björn lässt das arme Mädchen fallen und greift nach hinten. Er bekommt einen Haarschopf zu fassen und reißt ihn herum.
Dann muss er erneut aufstoßen… ein Schwall Wodkadunst entwich seiner Speiseröhre und plötzlich stand er breitbeinig schwankend auf der Couch, ein Sofakissen in den Händen, das er versuchte zu erwürgen. Am oberen Rand fehlte ein Stück der Verzierung, dieses fand sich in seinem Mund, genauer gesagt zwischen seinen Zähnen wieder.
Die anderen starrten ihn fassungslos an während er noch einmal knurrt.

„Ich glaube die Beiden laden uns nicht mehr zu einem weiteren Spieleabend ein.“ meinte Katrin später auf dem Heimweg. Zwar waren alle peinlichst bemüht gewesen die Situation zu retten, aber Björn war einfach nur noch speiübel gewesen. Also waren sie recht schnell aufgebrochen. Die frische Luft tat gut. „Ich habe dir das Leben gerettet!“ prahlte Björn, nun schon wieder etwas Farbe im Gesicht. „Der Typ wollte dich doch seinem Gott opfern.“ Katrin verdrehte die Augen. „Du bekommst erst einmal kein Gras mehr zu rauchen. Das war ja bei dir schlimmer als ein Pilz-Trip.“ Björn stieß sie in die Seite „Ach du kannst es nur nicht ertragen das ich gewonnen habe! Du warst fast verblutet.“ Er fuchtelte mit den Händen in der Luft als ob er ein riesiges Schwert schwingen würde. Katrin schwieg dazu, Björn war noch immer nicht ganz in der Realität angekommen. Dafür waren sie bei ihrer WG angelangt und Katrin zog den Schlüssel.
Sie überlegte schon ob sie Björn für die Nacht aus dem Bett verbannen und auf die Couch ausquartieren sollte um keine bösen Überraschungen zu erleben, dachte aber das dies auch ein spannendes Experiment sein könnte. Notfalls müsste er das Bett neu beziehen. Aber ein Eimer wäre bestimmt zur Sicherheit keine schlechte Idee.
Sie hatten noch eine Woche Zeit bis zu ihrer Nepalreise, bis dahin wäre Björn wieder klar. Also zog sie ihm das Shirt üben den Kopf, warf es in eine Ecke und raunte ihm zu „Hey mein großer Krieger, rette mich!“ als sie sich rückwärts in die Kissen fallen ließ.

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