Theater
von Marc Herrmann

 

Ich betrete die Bühne.
Es ist alte Gewohnheit.
Das was ich schon immer tue, seitdem ich mich erinnern kann.
Das Stück ist dasselbe wie eh und je.
Ich weiss welche Rolle ich spielen muss.
Meinen Text kenne ich so gut wie die Bühnenbretter.
Meine Mimik sitzt bis zur Perfektion
Dort sind die anderen.
Darsteller und Statisten.
Jeder irgendwie wichtig.
Jeder einzelne ergänzt mich.
Es ist aufregend.
Es ist an jedem Tag aufregend.
An jedem Tag etwas anders.
An jedem Tag ein kleines Stück, das irgendwie neu ist.
Ich habe ein bisschen Angst, doch das vergeht.
Was soll schon schief gehen?
Ich bin vorbereitet.
Ich beginne mit dem Schauspiel.
Die riesige Menge Schminke, die ich im Gesicht trage versteckt meine Angst.
Ich kann mich verstecken.
Das Stück beginnt auf´s Neue.
Nur ein weiterer Tag.
Einmal mehr diese Tragödie.
Ich bin müde.
Eines Tages möchte ich im Publikum sitzen.
Ich möchte wissen was es ist.
Was sie immer wieder zum lachen bringt.
An den traurigsten Stellen schlägt mir tosendes Gelächter entgegen.
Fast als würden sie mich verhöhnen.
Verstehen sie denn nicht, dass ich nicht wirklich bin?
Nur eine erfundene Rolle.
Mich nur vor ihnen verstecke.
Eine Maske trage.
Manchmal lachen sie so laut, dass ich sie abnehmen möchte.
Ich möchte ihnen mein Kostüm entgegenschleudern.
Auf das sie mich sehen und verstehen.
Ich bin es leid.

Autorenplattform seit 13.04.2001. Zur Zeit haben 687 Autoren 5348 Beiträge veröffentlicht!