Lügner
von PW

 

Es ist Abend.
Alleine sitze ich an meinem Schreibtisch
und versuche ein weiteres Erlebnis in mein Tagebuch zu schreiben.
Am besten etwas fröhliches.
Ich bin jung, frei, das Leben ist schön...
Ich stutze.
Es war schön.
Jetzt nicht mehr. Fühle mich verraten, im Stich gelassen.
Du wolltest doch anders sein. Ich hatte gehofft.
Wolltest stark sein. Ich hatte geweint.
Hast es nicht geschafft. Jetzt stirbst du innerlich.
Ich sehe dir dabei zu.
Helfe nicht.
Lache nur.
Lache über deine Lügen.
Über deinen jämmerlichen Versuch trotz Allem stark zu bleiben.
Du hast versagt.
Und ich wusste, hatte vielleicht sogar gehofft, dass du es nicht schaffst.
Ich sehe wie du krepierst. Deine Augen werden müde.
Darunter dicke Tränensäcke.
Deine Hände zittern. Deine Lippen beben.
Du kannst nicht mehr.
Nimmst die Tabletten, alle auf einmal.
Würgst, zuckst und bleibst regungslos liegen.
Ich habe aufgehört zu lachen.
Nehme mein Tagebuch, stupse dich einmal kurz mit dem Fuß an,
um zu prüfen ob du wirklich tot bist.
Bist du.
Und ich werde nichts glückliches notieren.
Nur einen letzten Satz über dich:
Du hast gelogen!

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