Freunde
von PW

 

Es hilft ja doch nichts, denkt sie sich und zerknüllt den Brief.
Der Brief sollte an ihre Freunde gehen.
Sie wollte ihnen schreiben, wie sehr sie unter all dem litt,
was sie ihr antaten.
Dachte, dass sie dann wieder so werden würden,
wie früher.
Doch sie gab auf.
Es hatte eh keinen Sinn. Und wenn sie mal darüber nachdachte,
wollte sie solche Freunde wirklich zurück?
Nein. Nicht mehr.
Sie wird ihnen nichts schreiben und wird auch nie wieder
um irgendeine Freundschaft kämpfen.
Freundschaft.
Dieses Wort hört sich so fern an. So unbekannt.
Sie weint noch nicht einmal.
Sie hat erkannt, dass jede Trauer sinnlos ist.
Wieso hassen? Wieso Gefühle empfinden, verschwenden,
die eh niemand jemals sehen wird?
Genug hat sie von alle dem.
Sie wird weiterleben, glücklich sein.
Und wenn sie einfach mitspielt,
dann wird niemand in ihr Inneres blicken können
und sehen wie zerbrochen sie daliegt.
Sie steht auf, setzt ein falsches Lächeln auf,
geht zum Spiegel, um zu prüfen ob es ehrlich rüberkommt.
Nimmt das Telefon und ruft jemanden an,
mit dem sie sich heute verabreden kann.
Kino? Klingt gut! Bis dann! Hab dich auch lieb!
Und sie legt auf und weint ganz leise.

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