india_4
von riemsche

 

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Balbir ist Masseur. Seine Werkzeuge: eine leichte Strohmatte, das Senföl, seine begabten, grausam-zärtlichen Hände. Für ein paar Rupies verabreicht er eine "fullbody massage", Ausziehen inklusive. Mitten in der Stadt liege ich in Unterhosen da. Eine Kuh schleckt der anderen den Hintern, Kinder spielen Fangen, begnadete Nichtstuer genießen das Nichtstun, neben mir lässt sich Aril -mein Fahrer- die Waden kneten. Ich rieche Charas, das feine indische Haschisch, die Einladung zum Mitrauchen kommt prompt.

Ein Sadhu krächzt "RamRam", aus dem nahen Shivatempel klingen die Glocken und Becken des Morgengebets, die Rangierloks vom Bahnhof quietschen herüber, Balbir massiert, ich schreie, ich schnurre. Mein Skelett rumpelt, ich schließe die Augen und erfahre, wie jemand meinen Leib quetscht, ihn streckt, ihn schrumpft, auf ihm trampelt und bodenturnt, ihm Arme und Beine melkt, sich mit den Knien in meine - jetzt nackten - Hinterbacken bohrt, die Füße verbiegt, sie ausrenkt und wieder einrastet, höre wie durch Watte das Gekicher der Umstehenden über den haltlosen Schwächling, der eine harmlose Massage intoniert, spüre Balbins eigenen Hintern auf meinem Lendenwirbel, ahne, dass noch lange kein Ende sein wird, gebe mich hin, wimmere weiter, fühle den hartnäckigen Willen des Inders, mir das zähe Fleisch zu schrubben und es zu schuppen, ihm endlich - endlich - wohl zu tun, es still zu legen und zu besänftigen. Ich ruhe, zähle meine Glieder ab, bin vollzählig.

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