Schluchtgedanken
von meinnameseimensch

 

Non est ad astra mollis e terris via

Schluchtgedanken, tief und schwarz, schwärzer als jede Höhle,tief in den Massiven der Kontinente, tiefer als jeder Abgrund zwischen den scheinbar endlosen Böden der Meere. So saugen sie alles was licht ist und weit und Wärme in sich auf. Und hinterlassen nichts als eiskalte Tristesse, die schmerzlicher als jedes Eis der Welt in meinem Körper und meiner Seele brennt. Noch denke ich an laue Winde aus Glückseligkeit, aber die Erinnerung daran verblasst wie der schönste Traum den man als Kind, voll Freude und voll Erwartungen geträumt hat, aus dem man nie erwachen wollte und an welchen man sich jetzt als Erwachsener in einer als entfremdet erfühlten Welt nichtmehr entsinnen kann; genauso ungewollt wie unaufhaltbar, oft unbemerkt, dennoch zügig und unerbitterlich. Ja ich denke die Welt ist entfremdet. Nicht ich bin es. Ich bin mir, trotz Skepsis und Selbstzweifeln doch immernoch tausendmal näher, wenn auch nicht verständlicher als es je etwas oder jemand war, vielleicht sein wird. Nah, nicht wichtig. Nicht ich selbst bin mir wichtig, anderes ist es, andere sind es. Und so wichtig mir manches ist, ist mir ebenso manches unerklärlich und fremd. Vieles auf dieser Welt. Nähe. Was kostet es sie zu erlangen? Und wieviel mehr noch ist sie wert, dem der sie einmal errungen hat. Verständnis ohne Worte bedingt diese Nähe. Zuneigung kann irgendwann in sie umschlagen. Aber dann die Fremdheit. sie kann gleichgültig sein. Aber wie abstoßend und ekelerregend kann sie sein, wenn man in allem was diese Fremdheit ausmacht, alle Falschheit und Täuschung entdeckt, sorgsam versteckt hinter erlogener Leichtigkeit und erkaufter oberflächlicher Befriedigung, aus aus Lug und Trug errichteten Luftschlössern, die uns teuer verkauft, ja regelrecht aufgenötigt werden. Aus scheinbar filigranen, individuellen Facetten bestehend die mit nüchternem Verstand oder mit echtem Gefühl, wenn jede Betäubung abgeflaut oder zurückgedrängt ist, als plumpe, stumpfe Masse; abartig und grotesk, aber nicht derart grotesk, als dass sie in ihrer Art schon wieder die Liebe eines Künstlers erlangen könnte, vielmehr derart grotesk, dass man selbst dieser Abartigkeit mittels der Erkenntnis nurnoch abscheu entgegenbringen kann, ohne sie heimlich doch zu bewundern; erscheinen müssen. Und so, da die Glückseligkeit ob dessen verblasst, so nehme ich mich in acht, damit ich nich eines Tages in eben diese schwarzen, tiefen Schluchtgedanken einstürzen werde. Denn der sich darin auftuende Abgrund ist tiefer als jeder Abgrund zwischen den scheinbar endlosen Böden der Meere und schwärzer als jede Höhle tief in den Massiven der Kontinente. Ich kann nichtmehr denken, nicht objektiv. Nur noch in meiner Welt und während dem andauern der Schluchtgedanken. Und hier ist die Ewigkeit absoluter und länger als die Ewigkeit von dem in diesem Buch mit sehr dünnen Seiten die rede ist.

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