Momentaufnahme
von Daniel Chico Calvo (arima)

Kapitel
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Kapitel 1 – Der Anfang

Das Bild. Das Foto. Ihr Passbild. Ich spüre den Moment, wie es mir aus den Händen gleitet. Es war unbeabsichtigt. Sehe wie sich die Ränder schwarz färben, es sich biegt und sich in ein Häufchen Asche verwandelt. Wie das Feuer es auffrisst, ja förmlich zerreißt. In einem einzigen Moment sehe ich die ganze Geschichte in meinem Auge, in meinen Gedanken. Ich habe es fallen lassen. In diesem einen Moment dreht sich die Zeit zurück. Zurück an den ersten Tag. Ich sehe sie, so wie sie war - so wie sie ist. Es ist ihr Geburtstag, und zwar ihr Zwanzigster. Ich freute mich mal wieder eingeladen zu sein. All ihre Freunde waren anwesend. All ihre Freunde waren anwesend. Die meisten aus ihrer Abiturklasse. Es gab ein Menü und Kuchen. Musik und Tanzen – Sie nimmt sich eine Suppe in der Küche und stellt sich neben mich. „Das Teil ist scharf“ meint sie zu mir. In diesem Moment erscheint einer ihrer Freundinnen im Zwischenflur. „Was? Geiles Schaf?“ fragt sie. Alle lachen. „Das Teil ist scharf“ stellt sie richtig. Der Abend ist lustig. Lachen, Spiele spielen. Später tanzen bei lauter Musik im umdekorierten Schlafzimmer. Schmusesongs werden gespielt zu noch späterer Zeit. Ein Mädchen mit der ich tanzte gibt den Tanz ab, leitet ihn weiter. An Sie, an die Eine. Ich tanze mit ihr. Arm in Arm. Es ist mein erster Soft-Song mit einem Mädchen, tanzend. Ich spürte schon immer die Nähe, seitdem wir uns kennen. Diesmal ist es näher, viel näher. Ich fühle mich anders. Spüre was schon immer da war, die Nähe. Dieser Moment hatte alles bisher Dagewesene bestätigt. Wir kannten uns schon so lange, seit der Grundschulzeit. Es war immer da gewesen, doch bis zu diesem Augenblick wusste ich es nicht einzuordnen. Wie auch dann. Dieses leichte Gefühl, so ganz anders. Dieser Moment würde meinen Weg neu beschreiben. Es war vorbei, das Lied. „Mir ist so warm.“, sagt sie und zupfte an ihren Kleidern. „Vielleicht sollten wir erst mal ausruhen.“ entgegne ich. Der Abend ging noch lange. Ihre Mutter redet mit 2 Gästen über Dieses und Jenes an einem Stehtisch. Ich sitze auf einem Wäschekorb und sie sitzt neben mir. Ihr Arm hinter meinem Rücken. Unauffällig. Unnahbar. Ich dachte „Was hat das zu bedeuten?“ Die Party ist vorbei, wir werden verabschiedet. Ich umarme sie, bedanke mich. Für die Einladung. Mein Weg nach Hause. Gedanken. Der Tag danach verstreicht bis zum Abend, ein Sonntag. Wir schreiben per SMS. Normale Dinge. „Der Abend war schön.“, „Schön dass du da warst.“ – bis… sie fragte was ich denke. Ich überlegte kurz und gab ihr die Antwort. „Ich denke ich hab mich ein bisschen in dich verliebt. – es verging eine Weile, bis die Antwort kam. Gefühle wurden erwidert, brachten Emotionen hervor, gaben dem Herz einen leichten Stoß. Wir schrieben noch länger. Ich holte sie am übernächsten Tag von der Schule ab und verbrachte den Tag bei ihr zu Hause. Ihr Arm war wieder da. Hinter meinem Rücken. Ich tat es ihr gleich. Abends brachte sie mich zu meiner Haltestelle. Wir warteten auf den Bus und Ich sah auf den Plan. „Er kommt in zehn Minuten“ sagte ich zu ihr. Sie nickt mit dem Kopf. Ich sehe sie an. Lächle und nehme ihre Hand. Wir reden. Reden über ihre Schule. Über andere verschiedene Sachen. In meinen Gedanken kreist ihre Schönheit. Wir sehen den Bus, wie er an der roten Ampel eine Straße vorher hält. Ich sehe sie an, lege meine Arm um sie. Sage etwas. „Und jetzt?“ Stille. Sie schaut mich an. „Und jetzt?“ fragt sie lächelnd das gleiche. „…muss ich dich küssen.“ beendete ich. „Dann tu das doch.“ Ich sah nie ein fröhlicheres Gesicht. Wir küssten uns innig. Solang wie es die Zeit erlaubte. Der Wind wehte.

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