Mit Motorsägen jonglieren
von Daniel Chico Calvo (arima)

 

Strahlender Sonnenschein machte sich breit an diesem Morgen, als Sebastian wie gewöhnlich auf seinem Weg zu Schule durch den Park lief. Die Vögel trällerten in den Bäumen und die Fische plantschten im nahegelegenen See. Hier und da wehte ein leichtes Lüftchen durch die Äste. Sebastian lief so seines Weges, dachte fröhlich an die weisen Worte seine Mutter und zog eine in Folie eingepackte Leberwurststulle aus seinem Ranzen den er über seine Schultern trug. „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.“ Sagte er fröhlich und biss in seine Stulle. Während er nun so dahinschlenderte, begegneten ihm, wie jeden Morgen auf dem Weg zu Schule, Sina und Katrin, mit denen er zusammen die fünfte Klasse ihrer Grundschule besuchte. Sie bemerkten ihn nicht, denn sie schienen in ein Gespräch vertieft zu sein. Sebastian schlang sein letztes Stück Leberwurstbrot herunter und beschleunigte seinen Schritt etwas, um sie einzuholen zu können und um herauszufinden über was sie sprachen.
„Oh, weia“ hörte er Sina sagen. „Ja, mein Bruder hat gestern schon wieder mit Motorsägen jongliert.“ Sagte Katrin. Jetzt wurde Sebastian hellhörig und lauschte neugierig dem Gespräch. „Alexander ist ja ganz schön extrem! Das muss doch aber nerven, oder?“ fragte Sina. „Ja, Und Wie. Vor allem weil es immer so laut ist.“. Sebastians Augen wurden größer und größer und er fragte sich verwundert wie es aussähe, wenn man mit laufenden Motorsägen jongliert. „Guten Morgen!“ brach er schließlich in das Gespräch ein. „Oh Guten Morgen Sebastian. Wir haben dich gar nicht bemerkt.“ meinte Sina.
Sie waren nun schon fast an der Schule angekommen als Sebastian fragte: „ Sag mal Katrin, ist das wirklich wahr was dein Bruder macht?“ Sie sah in für einen Moment unverwandt an und sagte schließlich: „Ach so! Du hast unserem Gespräch gelauscht. Hmmh ja leider Gottes ist es wahr.“ Sebastian blinzelte kurz. „Boah, aber wie macht er denn das? Das geht doch gar nicht!?“ staunte er. Sina schaute verwundert drein. „Doch, doch! Du glaubst gar nicht wie einfach das bei ihm geht.“ Sagte Katrin. „Und außerdem machen so etwas ja viele Menschen, nicht wahr.“ wandte Sina ein. Sebastian blickte verwirrt von Sina zu Katrin und wieder zu Sina. „Viele…Menschen…machen das?“ In diesem Moment sprang Albert aus dem Gebüsch, dass den Weg entlang der Schule zierte. „ Was macht jeder?“ Die Drei erschracken sich. „Mensch, Albert.“ Sagte Katrin. „Musst du immer so komische Sachen machen?“ WAS macht jeder?“ wiederholte Albert nun neugieriger. Sina zog ihn am rechten Ohr. „ Du Blödelbarde! Wir haben uns darüber unterhalten, dass Katrins Bruder gestern wieder mit seinen Motorsägen jongliert hat!“ „AUA, Au hör auf!“ schrie Albert. Als Sina ihn losgelassen hatte, rieb er sein Ohr. „ Ach! Hat er das schon wieder gemacht. Ich hab mal gehört, dass sowas auch gefährlich werden kann. Mann kann davon sterben. Hat mir meine Mama erzählt.“ Albert dachte kurz nach. „Es gibt dafür sogar Therapien.“ „ Naja, ich glaube sooo schlimm ist es nicht bei ihm.“ Erwiderte Kathrin. Sebastian wollte gerade zu einer Frage ansetzen, da klingelte schon die Unterrichtsglocke. „Oha, los schnell jetzt.“ Sagte Sina halblaut. Wenn wir schon wieder zu spät zum Deutschunterricht kommen gibt es nen Rüffel von Frau Klotz.“
Im Unterricht konnte sich Sebastian kaum konzentrieren, da er dauernd das Bild vor Augen hatte wie Alexander schwere Kettensägen mit laufendem Motor hin und her warf. In der Pause würde er ihn bei allererster Gelegenheit darauf ansprechen. Er wollte unbedingt sehen wie dieses gefährliche Schauspiel vonstattenging. Träumend starrte er aus dem Fenster. „Sebastian?“ Er reagierte nicht. Frau Klotz stellte sich in sein Blickfeld. „Sebastian!?“ Sie sah ihn eindringlich an. Oh, Äh…Entschuldigung Frau Klotz. Ich hab wohl geträumt.“ „Das habe ich wohl bemerkt, junger Mann. Worum ging es denn !?“ Sie neigte den Kopf und es sah so aus als ob sie die Antwort aus ihm heraussaugen wollte. „Och, ähm naja nix besonderes. Ich hab nur gedacht, wie es aussieht wenn man mit Motorkettensägen jongliert.“ Frau Klotz sah überrascht aus. „Mit Kettensä…? Was du nur wieder für Flausen im Kopf hast. Das müsste ja ein total Wahnsinniger Mensch sein, ja um nicht zu sagen lebensmüde. So was gibt’s noch nicht mal im Zirkus.“ Sina und Katrin grinsten. Frau Klotz ging zurück zur Tafel und setzte sich an ihren Pult. „So! Und jetzt vergessen wir diesen Firlefanz und widmen uns höheren Aufgaben. Stift und Blatt heraus. Wir schreiben ein Übungsdiktat!“ Die Klasse stöhnte und man holte unter Murren sein Material heraus.

In der Paus dachte Sebastian immer noch an das merkwürdige Schauspiel. Er musste Alex selbst fragen, wie er das bewerkstelligte. Alex war ja nur eine Klasse über ihm auf der gleichen Schule. Also wartete er an einer Stelle wo er zur Pause immer vorbeikam. Sebastian konnte es kaum erwarten ihn danach zu fragen. Es vergingen einige Minuten, ohne dass Alex erschienen war und Sebastian drängte sich die Frage auf, ob ihm doch etwas durch seine lebensgefährliche Aktion passiert war. Doch dann kam er schließlich. Sebastian schnellte auf. „Hey Alex! Hey!“ rief er. Alex lief mit einem selbstsicheren Grinsen über den Schulhof, bis er schließlich bei Sebastian angekommen war. „Na was los? Warum gehst du denn so ab heute?“ sagte er halblachend. Sebastian traute sich kaum darüber zu sprechen, sagte aber doch etwas. Also….ähm! Ich hab heute morgen gehört, dass du manchmal mit Motorsägen jonglierst. Ähm..Das hat hat deine Schwester gesagt!“ Alex schaute ihn verdutzt an. „Ich mache WAS?“ Sebastian wurde sich unsicher und hielt sich etwas zurück. „Naja sie hat gemeint, letzte Nacht hast du es wieder gemacht. Und ich bin neugierig. Wie macht man so etwas?“ Alex schaute verwundert drein schien dann doch eine Antwort parat zu haben. „Achsooo…Aha verstehe!“ Hmm Ja klar. Was willst du wissen. Sagte er bedeutungsschwanger. Sebastians Augen funkelten. „Naja, ich wills auch mal sehen verstehste!“ Alex´ Augen blitzten merkwürdig. „Aha ja verstehe. Na gut dann treffen wir uns nach der Schule. Bei mir. Um 18 Uhr. Meine Eltern und Katrin sind heut beim Minigolfen, dann kann ichs dir zeigen.“ Sebastians Blick strahlte. „Wirklich?“ „Ja, wirklich!“ entgegnete Alex mit einem verschmitzten Lächeln.

Sebastian kam nach Haus und freute sich den ganzen restlichen Tag auf den Besuch bei Alex. Er konnte an nichts anderes mehr denken. Seine Hausaufgaben erledigte er im Nu, nur um rechtzeitig bei ihm zu sein. Schließlich war es an der Zeit. „Mamaa… Ich geh rüber zu Hempels. Bind bald wieder da jaaa!“ Ohne die Antwort seiner Mutter abzuwarten, war er auch schließlich aus dem Haus. Es dauerte keine zehn Minuten, da klingelte er auch schon bei den Hempels. Alex machte auf. „Mensch du bist ja pünktlich!“ sagte er. Klar, was denkst du denn?“ Sebastian zog seine Schuhe aus und stapfte durch den Flur in Alexanders Zimmer. Also gut Sebastian. Was du nun sehen wirst, hat vielleicht noch niemals jemand wie du vorher gesehen.“ Alex lenkte ihn auf einen Stuhl. „Alles was du tun musst, ist ruhig sitzen und nicht reden. Ich brauche dafür viel Konzentration!“ Alex sagte diese Worte wie ein weiser Magier und Sebastian wurde sehr nervös. „Ja, Ok! Stammelte er. Alex legte sich auf sein Bett. „ Also wenn du sehen willst, sie ich Motorsägen jongliere darfst du kein Ton von dir geben, denn ich brauche absolute Ruhe und Konzentration.“ Er sah ihn eindringlich an. „ Ja Ok, kein Problem!“ Alex grinste und legte sich in sein Bett und schloss die Augen. Stille herrschte im Raum und Sebastian konnte es nicht erwarten. Es war Mystisch. Sekunden vergingen. Minuten vergingen ohne dass sie ein Wort sprachen. Langsam wurde Sebastian diese Stille unheimlich. Er wollte etwas sagen, doch plötzlich drehte sich Alex auf die Seite. Sebastian dachte, dies war alles die Vorbereitung. Nach zwanzig Minuten in denen nichts passiert war, hielt er es nicht mehr aus. Doch bevor er etwas sagen konnte, fing Alex laut an zu schnarchen. Er schnarchte so laut wie zehn Motorsägen.

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