Konfetti
von Marc Herrmann

 

Konfetti. Bunte Fetzen überall verstreut, unmöglich nicht drauf zu treten. Die Party ist vorbei, man weiß nicht mehr wann genau es war, warum genau es war. Man wacht einfach wieder auf und plötzlich ist da all das Konfetti. Ein großer Haufen Konfetti. Erstmal alles zusammenkehren und in den Müll damit. Weg, das Gröbste. Aus den Augen aus dem Sinn. Was bleibt sind die fiesen, kleinen Fetzen. In den Fugen zwischen den Dielen. Kleben dort in einer schier unlöslichen Mischung aus Alkohol der Vergessen hilft und Staub, der sie immer ein wenig überlagert, dass sie nur zu erahnen sind. Kleine Fetzen unter Möbeln und Dingen, die schon lange stehen, wo und wie sie stehen. In Ecken, in die man sich schon lang nicht mehr zu schauen getraut hat. Man müsste versiegeln, streichen, lackieren, räumen, Altes raus und Neues rein. Man will nur kontrolliert ausbrennen, so lang der Kopf noch pocht und das Herz noch rast. Man schafft nichts von Alledem. Elendes Konfetti. Hartnäckiges Konfetti. Es vergilbt langsam, verblasst, es fügt sich ein in seine Umgebung, wird Teil. Man sieht es nicht mehr, nimmt es kaum noch wahr als das, was es mal war. Und doch geht es nie so ganz weg. Umziehen müsste man, umziehen und Konfetti zukünftig verbieten. Konjunktive müsste man sich auch verbieten. Elendes Konfetti. Immer mal wieder ein kleines Stück, das plötzlich durch einen Luftzug in dem ein Hauch bekanntes Parfum mitschwingt aufgewirbelt wird. Das jemand mit dem Fingernagel irgendwo rauskratzt, ungewollt. Das einen plötzlich anstarrt, weil man dann doch mal ein Sofa umgestellt hat, ein Regal neu angeschafft hat, in eine der vergessenen Ecken geschaut hat. So ganz gehen sie nie, Erinnerungen, gestanzt zu Konfetti.

Autorenplattform seit 13.04.2001. Zur Zeit haben 687 Autoren 5320 Beiträge veröffentlicht!