eine morbid depressive kurzgeschichte
von Thomas Day (thomasd)

 

stil is nix aber das wird noch

EINE MORBID-DEPRESSIVE KURZGESCHICHTE

ALLES HAT EINEN ANFANG

Zu Beginn sei darauf verwiesen, dass es sich hierbei um eine „Kurzgeschichte“ handeln soll, was man durchaus sowohl auf die Erzähl- bzw. Vorlesedauer, als auch auf die Menge der hier anfallenden Worte beziehen kann und dadurch einen DIREKTEN Einfluss auf die Inhalte, ganz gleich wie wichtig sie auch seien mögen, nehmen wird, es sei denn der geneigte Leser verzichtet in diesem speziellen Fall auf die direkte Definition des Begriffes Kurzgeschichte und liest dieses Werk, insofern er nicht bereits dem ausufernden Wortschwall mittels Desinteresse begegnet ist, als eine fiktive Abrechnung mit der Iso-zertifizierten Freiheit der selbstherrlichen „Pseudodemokratien“, welche die Möglichkeit des Wählens zwischen diversen vorgegebenen, sich höchstens in der Parteifarbe unterscheidenden „Demokratie“-vertretern als das „weltweit einzig wahre“ politische System sehen, sich aber in Wahrheit in keinster Weise von den sog. Halunkenstaaten der kapitalistischen westlichen Welt unterscheiden.

„Was? Wie bitte?“

„Du hast gesagt: “fasse dich kurz und schreib nicht zu viele Sätze“.“

Deshalb widme ich die folgende Geschichte all den Kurzgeschichtenschreibern dieser Welt.

EIN AUSZUG AUS DER REIHE „FAMILIENCHRONIKEN“

WIE ES IST EIN VAMPIR ZU SEIN?
Das hängt davon ab, ob sie als einer dieser Schönlinge a la Brad Pitt oder Tom Cruise geboren werden, oder als ein, wie soll ich sagen, nicht so erfolgreicher ……. Mensch!
Wir werden nicht als Vampire geboren, wir werden zu Ihnen gemacht. Ganz gleich was dein Leben dir bis zu diesem entscheidenden Zeitpunkt gegeben hat, du wirst ab dem Moment, ab welchem du die Unsterblichkeit erlangst, genau die Person sein, die du im Strudel der Zeit geworden bist. Nicht nur dein Äußeres, deine Haut, Haare, Finger- und Fußnägel, deine Narben, sei es am Körper oder in deinem Geiste werden Eins zu Eins in dein neues Wesen übernommen und lassen den Schmerz nur umso stärker werden, weil deine neuen Fähigkeiten, neben den durchaus für den einen oder anderen positiv erscheinenden Möglichkeiten, deine Empfindlichkeit gegenüber deinen eigenen Gefühlen ins unermessliche steigern.
Geboren wurde ich Anfang der Siebziger in einer Kleinstadt Frankreichs, am Fuße der Vogesen, nicht fern der Deutschen Grenze.
Nun war es mir in meinem ersten, anfänglich sterblichen Lebensabschnitt vergönnt, auf die positiven Errungenschaften einer liebevollen Kindheit bauen zu können, weil mich ein Unfall im frühen Alter von 2 Jahren meiner Eltern beraubte und mir auch sonst ein paar visuelle Anhänglichkeiten bescherte, welche mich mein weiteres Leben im Waisenhaus-meine Eltern waren Immigranten und erst 15 Jahre zuvor aus Kasachstan nach Frankreich gekommen- begleiten würden, so dass mir bereits in frühen Kindheitsjahren bewusst wurde, dass jemand wie ich in „Dieser“ Welt stets die Rolle eines Außenseiters einnehme, ganz gleich wie sehr man sich in sein Leben hineinsteigerte, da die Suche nach dem eigentlichen wahren „Was will ich“ stets in einem, letztendlichen Kompromiss enden würde und nicht in einem happy end al la Hollywood im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und das war der positive Ausgang!
Ich habe als Sterblicher durchaus versucht aus meinem, mir selbst vorhergesagten Schicksal zu entkommen, etwa durch die Anhäufung von Wissen, während meiner Zeit im Heim oder beim lesen der wenigen Bücher welche man für die Angestellten bereithielt. Ich bin auf die Menschen zugegangen, habe versucht erste Bande mit Ihnen zu knüpfen und konnte durch mein neu gewonnenes Wissen auch einen gewissen Kontakt herstellen, doch mit der Zeit wurde mir bewusst, dass da der Wunsch nach mehr war. Dieses unerreichbare Mehr, welches mir immer wieder begegnete, doch nie Notiz von mir zu nehmen schien.
„Kennen sie den Moment, wenn ihnen eine, sagen wir wohlbekannte Person plötzlich begegnet und sich ihre Blicke begegnen. Denken sie an den ersten Moment des Blickkontakts, an den entstehenden Pupillenreflex ihres Gegenübers. Es ist sehr leicht zu erkennen welche Gefühle diese Person für sie hegt. Oder diesen Augenblick wenn ihr Gegenüber mit erschrecken feststellt, dass man über die üblichen Gesprächsfloskeln hinaus vielleicht mehr will, als die oberflächliche Bekanntschaft, welche man nur im Vorbeigehen durch vorgetäuschte Freundlichkeit resultierend aus Mitleid erfährt. Dieses Gefühl der aufkommenden Abneigung führt zu einer Weitung der Pupillen, die wenn sie einmal vorgekommen, sich tief in das Gedächtnis hineinbrennt. “
Und diese mir wohlbekannte Erfahrung lies bereits in meiner Jugend die innere Pein erglühen, welche zu meinem ständigen Begleiter werden sollte. Ausgelöst wurde der eigentliche Schmerz durch eine Erfahrung, die ich erlitt, als mir zum ersten Mal bewusst wurde, was ich wirklich durch meinen Umgang mit den Menschen meiner Umgebung zu finden hoffte.
Es war dieses unbändige Verlangen nach totaler Vertrautheit, der Verbundenheit mit einer Person bei der man die Säulen des Leids, welche sich in einem Leben der Sehnsucht gebildet haben, vergessen würde.
Doch verdamme ich den Tag, an welchem sich ein Funken der Hoffnung in mir regte. Als die Begegnung mit der Einen Person, die nicht beschämt meinem Blick auszuweichen versuchte, wohlwissend, dass ich niemals den Kontakt mit ihr wagen würde, die nicht bei einer zufälligen Berührung im Gedränge zusammenzuckte und bei der ich erstmals das Gefühl hatte, eine gewisse Verbundenheit im Geiste zu spüren, wenn mein Blick den Ihren streifte, die Person die meinen Wunsch nach Aufbegehren entfachte.
Eine fast magnetisierende Zuneigung ließ mich träumen und so versuchte ich nach einiger Zeit den ersten Schritt der Kontaktaufnahme.
Sämtliche Schutzfunktionen des Körpers waren ausgesetzt. Blindes Vertrauen in die Eine Person, die in ihrer ganzen Vollkommenheit das verkörperte was ich später über meine Reise in die Ewigkeit zu finden hoffte. Verletzlich und dadurch vollkommen nahbar, versuchte ich jeden Augenblick der Nähe in mir aufzunehmen und tief in mein Gedächtnis einzubrennen, um dieses Bild in Erinnerung zu rufen wenn ein Wimpernschlag meine Sicht auf ihr in Perfektion und Vollkommenheit strahlendes Gesicht, für einen Sekundenbruchteil trübte.
Das war das erste mal an dem mir dieser Blick des, wie soll ich sagen, dieser Pupillenreflex des Ekels begegnete.
„Nach dem Traum folgt stets die Ernüchterung“. Es war eine Erfahrung die mir auf ewig im Gedächtnis geblieben ist und welche mein damaliges Ego nur schwer oder gar nicht verarbeiten konnte. Nicht etwa wegen einem falschen Stolz oder gekränkter Ehre, sondern auf Grund der einfachen Erkenntnis, dass sich dieser Augenblick bis an mein Lebensende stets widerholen würde, ganz gleich wie sehr ich es versuchte.
Versetzen sie sich nun einmal in diese Person hinein und versuchen sie der Verlockung zu widerstehen, alldem ein Ende zu setzen, indem sie einfach diesem sterblichen Körper eine seiner Lebensgrundlagen entziehen. Sei es die Luftzufuhr durch ertränken, Durchtrennung des Rückenmarks durch Erhängen- da müssten sie aber aus einer großen Höhe fallen- , eine Überdosis an Schlaftabletten, aber wie da ran kommen? Oder gar irgendwelche Drogen, welche sie sich in dunklen Ecken, hinter schäbigen Häuserfassaden voller Graffitibotschaften, in einer verregneten Nacht bei einem nicht gerade vertrauenserweckenden Gesellen, der auch nur sein Geld verdienen will, erwerben um dann am Ende in irgendeinem Krankenhaus, in der Notaufnahme zu enden und die Folgen ihres „sozialen Entgleitens“ auszubaden.
Die meissten Versuche des Erhängens enden in einer Querschnittslähmung, wenn sie überlebt werden. Der ersehnte schnelle Tod durch Genickbruch tritt in den seltensten Fällen ein, da die, verständlicherweise „Laien“ die Höhe falsch bemessen, oder baulichen Gegebenheiten Tribut zollen müssen. Dann enden sie meisst in einem ekligen Erstickungstod. Das wollen sie beim besten Willen nicht.
Wieso ich darüber so genau Bescheid weiß?
Nun ja, wie gesagt, man wird zu einem Vampir gemacht und hat selber eigentlich keinen eigenen Einfluss. Zumindest war es so in meinem Fall, sollte man meinen.
Mein Schicksal hatte, so dachte ich, mir einen Weg ermöglicht, wie ich dem Leben welches noch vor mir liege, auf mysteriöse Weise entschwinden könne und dabei in einer simplen Serie von Morden, auf den Klatschspalten der Boulevardpresse Erwähnung finden würde.
Durch meine anfängliche Entscheidung, einer Lebenszeitverkürzenden Substanz habhaft zu werden hatte ich mich bereits mehrfach in gefährliche Situationen begeben, welchen ich nur durch Glück entweichen konnte, ohne mein Hab und Gut, welches ich eigentlich für den Erwerb vorgesehen hatte, zu verlieren.
Bei einem dieser Versuche stieß ich auf meinen potentiellen Retter.
Der anfänglich als Dealer auftretende Vampir schien eine sehr soziale Ader zu haben, weil er seine „Nahrungsopfer“ aus einem Millieu bezog, welches ihm stets einen Menschen bescherte, der bereits mit dem Leben abgeschlossen hatte. So war auch ich ein willkommener Gast, denn an mir war unschwer zu erkennnen, dass ich nicht als Junkie kam und eine derart große Menge von einem offensichtlichen Laien gekauft, konnte eigentlich nur einem Zweck dienen.
Und genau das war es, was der Vampir beobachtet zu haben schien, denn er fragte mich warum ich nicht, wenn ich schon sterben wolle, einfach jemanden bitte dieses zu übernehmen.
Er wäre gerne bereit mir diesen Gefallen zu tun und schon nach kurzer Zeit erkannte ich in ihm den gesuchten Serienmörder und der Plan meines Ablebens nahm immer mehr Gestalt an.
Es war als ob ein unwiderstehlicher Schlaf mich übermannte. Mein Körper erschien auf einmal ganz leicht. Kein Ziehen, kein Drücken vom Boden her oder irgendwelche Knochen die aufliegen und wenn ich mich bewegte dann,,, . Da war kein Widerstand, so als ob ich aus meinem Körper heraustreten könnte. Die Schwerkraft schien ausgesetzt, doch nicht nur für meinen Körper, auch die Schwere meiner Gedanken war in diesem Moment, als das Leben aus meinem Adern zu entgleiten schien, einer vollkommenen Zufriedenheit gewichen.
Ein unbeschreiblich positives Gefühl, an welches ich mich gerne erinnere.
Doch, just in diesem Moment, in welchem mir mein „Erlöser“ das Leben aushauchen sollte, erschien ein „selbsternannter Retter“ und vertrieb diese neugewonnene Freiheit aus meinen Gliedern und mit jedem Herzschlag der wieder den verbliebenen Rest meines Blutes durch meinen Körper pumpte empfing mich die Erde mit all ihren physikalischen Eigenschaften, so daß mein Körper auf einmal doppelt so schwer zu sein schien wie ich ihn in Erinnerung hatte.
Das Rankenhaus welches sich meiner angenommen hatte entließ mich wieder, nachdem geschulte Ärzte eine akute Lebensgefahr für mich ausschließen konnten und sich die Irritationen bezüglich der Kostenübernahme für meinen Aufenthalt zu Ungunsten des Krankenhauses geklärt hatten.
Und mit der Entlassung kehrten die Erinnerungen zurück.
„Ich muss hier mal generell etwas über das heutige durch Filme und Bücher vorgegebene Allgemeinwissen zu Vampiren sagen, hinsichtlich der wenigen richtigen Thesen in den verbreiteten Medien welche mit dem Vampirdasein einhergehen.
Es stimmt, dass wir uns von Blut ernähren, weil es quasi , eine lebensverlängernde Wirkung für unseren Organismus darstellt und wir in gewisser Weise über die Aufnahme des Blutes die Anzahl der Lebensjahre unseres Opfers in uns übernehmen. Es stimmt aber in keinster Weise, dass wir von purem Blutdurst getrieben die Nächte durchwandern und unschuldigen Menschen hinterherjagen, nur um unsere angebliche Lust am Töten zu befriedigen. Es liegt wenn dann in der Natur desjenigen, der in solch einen Blutrausch sich hineinzusteigern vermag.
Es ist leider eine Tatsache, dass wir uns nicht selber töten können und das in einer Form die weit mehr Einfluss auf den Körper nehmen kann als man es beispielsweise beim Versuch sich durch Luftanhalten selbst zu ersticken erleben würde. Irgendwann versucht man wieder zu atmen, obwohl der eigene Geist sagt; Nein!“
Anfänglich, bemerkte ich gar nicht, dass ich ein Vampir war und versuchte mir die Erinnerung an den Vorfall als eine Illusion, hervorgerufen durch die Drogen welche ich wohl an dem Tag gekauft haben muss, einzureden. Mein Nervenkostüm hatte in den letzten Monaten derart gelitten, dass mir anfänglich meine neugewonnene Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen, Meinungen und visuellen Reizen, speziell am Tage, als eine Begleiterscheinung, zurückzuführen auf meinen Allgemeinzustand, anzusehen sei. Die Appetitlosigkeit kannte ich von meinen Depressionen und ich wusste, dass sie auch weiterhin mein ständiger Begleiter sein würden, ganz gleich was ich auch versuchte, sie hatten sich bereits zu tief in meinem Geist verwurzelt.
„Wie sie sich erinnern, hatte ich bereits mit dem Leben abgeschlossen und auch wenn mir eine Art Widergeburt widerfuhr konnte ich die daraus resultierenden Möglichkeiten nicht angemessen schätzen, da jede Handlung letztendlich doch wieder in dem mir wohlbekannten und vorbestimmten Daseinskatalog enden würde.“
Also kehrte ich an den Punkt zurück, an welchem ich bereits den Entschluss für den Freitod, wie ich es stets zu sagen pflegte, gefasst hatte, nur dieses mal würde ich keine Einschränkungen hinsichtlich der Art meines Endes in Kauf nehmen. Erhängen, erschießen, ersäufen, aus dem skyline express springen-das waren mindestens 100 Meter bis zum Aufprall und das bei voller Fahrt- so sollte es sein. Aber wiedermal ereilte mich die Problematik des „Wie?“. Die heutigen Hochhäuser waren viel zu sehr gesichert und ausserdem konnte man von überall her gesehen werden. Der Express war eine gute Idee, aber wie die Scheibe im richtigen Moment einschlagen und dabei sicher sein, dass man nicht durch andere Zuginsassen an seinem Vorhaben gehindert wird.
Also versuchte ich es anfänglich mit einem einfachen Strang auf einem schäbigen Dachboden bei welchem ich mir sicher war, dass zumindest das Gebälk für meinen Plan geeignet war.
Die Schmerzen die ich erlitt schienen durch mein neues Empfinden ins unermessliche gesteigert und wo normalerweise der Körper eine Schutzfunktion für den Menschen bereithält, um in Extremsituationen das Nervensystem durch eine Ohnmacht lahmzulegen, fühlte ich die ganze Zeit meines Niedergangs durch Ersticken den Schmerz und wartete verzweifelt auf das widerkehren dieser Schwerelosigkeit, nach der ich mich immer mehr sehnte. Vergessen und vergangen.
Doch so sehr ich auch darauf hoffte, wurde das Leiden zur Qual und ich begann verzweifelt aus der Umklammerung zu entkommen, ganz gleich welche zusätzlichen Schmerzen das für mich bedeuten würde.
Nachdem ich mich dem nahenden Tod doch noch erfolgreich entziehen konnte, befiel mich eine unsagbare Müdigkeit, so dass ich, anstatt meine schmerzende Wirbelsäule durch einen Arzt untersuchen zu lassen, ganz gleich welche peinlichen Fragen das aufwerfen würde, mich direkt auf dem Dachboden in die dunkelste Ecke bettete und schlief.
Meine Erwartung eines schmerzhaften Erwachens wurde ins Gegenteil gekehrt. Keine Blutergüsse, keine Verstauchungen, Brüche oder gar herausgesprungene Wirbel. Nichts. Kein Kratzer. Wie war das möglich, fragte ich mich immer wieder. Sollte ich jetzt etwa auserwählt sein, dieses Leben bis ans Ende zu fristen, weil ich einer Bestimmung folgen soll? Wollte mich mein Schicksal vor dem Fegefeuer, das mich nun doch erwarten würde, bewahren?
Da ich nie ein besonders Gläubiger Mensch gewesen bin, erschien mir die Möglichkeit einer höheren Macht, welche ihre Hände im Spiel haben könnte als zu abwegig als dass ich ihr Glauben schenken wollte. Die Tatsache, dass ich ohne Blessuren geblieben bin beschäftigte mich in den Wochen, so dass ich meine Suizid Tendenzen aufzuschieben gedachte.
Wenn man einen Gedanken hat, der einen intensiv beschäftigt, kann man sich derart hineinsteigern, dass man darin völlig aufgehen kann.
To be continued

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