Als ob die Liebe wirklich wär...
von Saha Morgenrot

Kapitel
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Als ob die Liebe wirklich wär...
Ein Autorenplattform.de-5-Cent-Roman von Saha Rot


Die Resi, Magd im Gutshof beim alten Grafen
Der Berg-Toni, Senner, betreibt eine Berg-Schänke
Der alte Graf, Gutshofbesitzer, verwitwet
Der Dorfarzt
Der junge Graf, studiert Ingenieurswissenschaften in der großen Stadt
Die Judith, Galeristin aus der großen Stadt
Die Köchin des alten Grafen
Der Pfarrer
Die neue Magd des alten Grafen
Der Bürgermeister
Der Müllerjosef


Umhüllt von rosa Wolken

Dem alten Grafen ist es eine rechte Freude, mit anzusehen, wie sich die Resi seit dem Schlittenunfall ihrer Eltern vor acht Jahren vom zitternden, mageren Waisenmädchen zu einer drallen jungen Maid mit langen blonden Zöpfen und rosigen Wangen gemausert hat. Der Backfischspeck steht ihr gut, und trotz seiner Kurzsichtigkeit bemerkt der Graf sehr wohl, dass der Berg-Toni schon seit längerem ein Auge auf die Resi geworfen hat.

Eines Tages wird der alte Graf sehr krank und der Dorfarzt macht sich große Sorgen, dass es mit dem Grafen zu Ende gehen könnte. Aufgeregt telegrafiert die Resi dem jungen Grafen, der in der großen Stadt zum Ingenieur ausgebildet wird, er solle sofort nach Hause kommen.
Tags darauf kommt der Sohn mit dem Taxi auf den Gutshof gefahren, steigt aus und eilt sofort ins Krankenzimmer. Der Resi entgeht sein wohlgefälliger Blick, als er an ihr vorbei läuft.

Am Abend besucht der junge Graf die Resi im Stall, als sie gerade Heuballen auf einander stapelt, macht ihr wegen ihres Dirndls hübsche Komplimente und flüstert ihr schöne Worte ins Ohr. Dann streichelt und küsst er sie, bis es ihr schwindelig wird, zieht sie ins Heu und macht Dinge mit ihr, für die sie nicht einmal Worte kennt. Die Resi jauchzt und genießt.
Das wiederholt sich mehrere Male, bis ein roter Sportwagen mit Vollgas auf den Hof gefahren und mit einem lauten Quietschen zum Stehen kommt. Eine große schlanke Frau in einem roten Hosenanzug und schwarzen kurzen Haaren steigt aus. Judith!
Die Judith ist Galeristin in der großen Stadt und die Verlobte des jungen Grafen, wie Resi von der Köchin erfährt. Traurig knüpft die Resi das Kopftuch enger und läuft in den Hühnerstall, um die frisch gelegten Eier einzusammeln. Dabei weint sie ein wenig, denn sie weiß, dass die romantischen Abende mit dem Grafen jetzt vorbei sind.

Wie durch eine Wunder wird der alte Graf wieder gesund und alsbald fahren Judith und der junge Graf im Sportwagen zusammen zurück in die große Stadt.
Kurz danach stellt Resi fest, dass die Blutungen ausbleiben. In ihrer Not vertraut sie sich der Köchin an, und die erzählt es in ihrer Not dem alten Grafen. Der hört sich alles ruhig an, zieht aus seinem Janker ein Päckchen Tabak heraus, stopft sich eine Pfeife, setzt sich auf das vor dem Gutshaus stehende Bänkchen in die Abendsonne und überlegt.
Ich muss sie verheiraten, bevor ihr Bauch dicker wird und die Schande sichtbar, denkt er und lädt den Berg-Toni auf der Kirchweih zum Bier ein.
„Hast schon mal drüber nachgedacht, Toni, dass es für deine Berghütte nicht besser wär mit einer Frau im Haus?“
„Schon oft, Herr Graf. Die Wanderer fragen auch immer, ob ich tatsächlich alles allein mach, die Sennerei, die Käserei und noch die Bergschänke.“
„Siehst du, und weil ich gmerkt hab, dass du die Resi immer so verliebt anschaust, dacht ich, ihr könntet heiraten, ich richt auch das Fest aus, denn die Resi ist fast wie eine eigene Tochter, die der Herrgott mir und meiner lieben Zenzi, Gott hab sie selig, leider nicht gschenkt hat. Und weil ich doch grad dem Tod von der Schippe gsprungen bin, will ich die Resi in guten Händen wissen.“

Drei Wochen später an einem traumhaften Sommertag mit strahlender Sonne und hellblauem Himmel, feiert das ganze Dorf die Hochzeit von Resi und dem Berg-Toni. Überall – im Garten und im Hof vor dem Gutshaus - stehen Tische und Bänke, unter dem Lindenbaum auf einem Podest spielt die Dorfkapelle, der Pfarrer ist nach der Trauung mitgekommen und sitzt zwischen dem Berg-Toni und dem alten Grafen. Jener denkt wütend an seinen Sohn und daran, dass er wegen ihm jetzt bereits die fünfte Hochzeit arrangiert hat, nur damit die Mädchen nicht in Schande geraten. Von ihm, der im Weltkrieg unter dem Kaiser gedient hat, von ihm hat er das nicht.

Die Resi ist froh, dass der junge Graf nicht gekommen ist und dass ihr Nachwuchs ehrbar zur Welt kommen kann. Sie schaut den Berg-Toni an und denkt sich, dass sie Glück gehabt hat, dass er ja schon ein fescher Bursche ist, so braungebrannt, kernig und gesund. Dankbar ist sie dem alten Grafen, der so gut für sie sorgt, und plötzlich merkt sie, dass alles perfekt ist und fühlt, wie sie das Glück durchströmt. Sie küsst den Berg-Toni und sagt voller Inbrunst:
„Ich lieb dich!“
„Ich lieb dich auch,“ sagt der Berg-Toni, „bis dass der Tod uns scheidet.“

Rosafarbene, herzförmige Wölkchen steigen über den beiden auf, dann ist dieses Kapitel zu Ende.

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