HOLZ, die Bretter vor den Köpfen!!!!
von joA saiz (joasaiz)

 

Bäume aller Art gab es bekanntlich schon Jahrmillionen, bevor
sich die verschiedenartigste, allgöttlich angehauchte Menschen-
designer daranmachten die einzelne männliche Exemplare oder
auch gleich paarweise und gemäß ihren Produktionsmöglich-
keiten, auf diesem Planeten auszusetzen alein deshalb um ihnen lebenslänglich gefällig zu sein, sie demütigst zu preisen, mehr-
mals täglich zu ihnen zu beten, oder irhgendetwas zu erbetteln vor
allem aber ihr ganzes Leben fürchterliche Angst vor ihrer All-
macht haben zu müssen.
Mir taten diese arme, unfreie Menschen sehr Leid und weil ich so
nicht leben wollte blieb mir die einzigartige Alternative, als direk-
ter Nachfahre eines, in der heißen Urmeeressuppe schwimmenden
Einzellers namens Zschorzschi auf die Welt zu kommen.
Nun befinden wir uns, dank schreiberischer Zeitrafferei bereits im
August des Jahres 2018, um das erste „Brett-vorm-Kopf“ zu vergeben das sich die „RÄUCHERMAFIA vom Schwarzwald
mehr als redlich verdient hatte.
„Also, ich rieche da überhaupt nichts“, sagte der
freunliche Nachbar Müller und zog genüsslich an der, fast einen
halben Meter langen Kuba-Zigarre wobei er, unterbrochen vom
Lungenkrebs ähnlichen Hustenanfall etwas undeutlich zu erklä-
ren versuchte dass Kohlendioxid oder Monoxid (er wüste es nicht
genau) mit Russpartikel vermischt etwas schwerer als Atemluft
sein müssten und: „Ich wohne sowieso auf der zweiten Etage und
bekomme davon nix mit“.
So weit so gut, dachte ich und die Entscheidung meiner Lebensge-
gefährtin, heute Abend gibts Sauerkraut mit viel Zwiebel und
Stampfkartoffeln dazu, nahm ich sehr vorfreudig auf weil man
danach ganz ohne schlechten Gewissen nach Lust und Laune
furzen und die Luft verpesten darf.
„Pfui Teufel stinkt das, mach´ Küchenfenster und die Balkontür
auf“ sagte meine liebste, ausgezeihnete Köchin und steuerte selbst
ein langgezogenenes hochtöniges Damenfürzchen bei.
Mittlerweile war es 22 Uhr als die stern-und-Vollmond erleuchtete
Hochsommernacht von jetzt auf gleich, von einer tief dunkelgraue
Mono-Dioxid-Wolke verdunkelt wurde und wir atemlos und halb-
blind gerade noch rechtzeitig (auf dem Sideboard liegenden) Antipollenallergiemasken ertasten und über Nase und Mund über-
stülpen konnten. „Welcher Vollidiot macht bei der Hitze sein
Holzkohleofen an????!!!!“
Doch doch das machen die, die Scharzwaldräucher und wissen Sie
warum: Weil diese gewissenlose Umwelthalunken so geizig sind
dass sie sich einen Bioabfalleimer nicht leisten wollen und den
ganzen Mist, eifach mitten in der Nacht verbrennen. Bei 25 Grad
Celsius.
Das Luftgemisch aus biolögisch angebauten Weisskohl, zwei
apfelgroßen Zwiebel und feuchten Brennholz bei geschlossenen
Fenstern und Türen einzuatmen war alles andere als angenehm,
man könnte sagen fast schon lebensgefährlich. Wie auch immer,
unsrem Wohlbefinden tat es keineswegs gut und die überschäu-
mende Wut über diese Dummköpfe brächte auch nicht viel, weil
eine lautstarke Beschwerde mitten in der Nacht nur eine trotzige
noch viel lautere Reaktion hervorriefe die inhaltlich (nach den
Motto: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“ gewiss mit
dem Satz endend würde: „ Ihr verschwindet am besten von hier,
wir aber sind HIER geboren“.
Und so blieb mir nichts anderes übrig als den unverbesserlichen
Ultras der Luftverpestung im Geiste, das 1 Meter langes
Brett-vorm -Kopf, mit drei fetten Holzwürmen zu verleihen.
UM DES LIEBEN FRIEDENS WILLEN.

SEI GEPRIESEN, OOOH STURHEIT!!!!
(Die Suche nach den Sündenböcken.)

Meine Lebensgefährtin hatte schon früh angefangen und so kam es dass sie zwei Töchter in die Welt setzte die sieben Jahre ausein-
ander liegen und völlig verschieden geraten sind.
Charlin, die ältere lernte ich erst im ungefähr vierten jahr des zu-
sammenlebens mit Monique weil „meine dicke Tochter“ etwa ge-
nauso viele Jahre mit ihrer Mutter nicht gesprochen hatte.
Über den Grund ihres Schweigens könnte man lachen, doch in
Wahrheit war es traurig, vor allem deshalb weil es sich bald
herausstellte dass sie die Eigenschaft besaß sich in alles einzumi-
schen und alles bestimmen zu wollen wer was zu denken bezie-
hungsweise zu tun hat. Und wenn die anderen etwas dagegen
hatten dann war gleich der Teufel los. Was, nur der Teufel? Von
wegen! Es kam darauf an worum genau es ging. Am schlimmsten
gebärdete sie sich wenn jemmand für nötig hielt ihr endlich
„Bescheid zu geigen“ weil sie irgendeinen Mist verzapfte, wovon
unsere Charlin jederzeit ein Riesenhaufen am Lager hatte.
Von sinnloser Verschwendung des Geldes das sie gar nicht besaß,
bis ihrer Unfähigkeit, beziehungsweise Unwillen irgendwelchen
Schulden zurückzuzahlen. Statt dessen wurde ihre berühmte hin-
terste Schublade regelmäßig mit „Binnenpostbriefen“ („Falls
Sie binnen“ et cetera) aufgefüllt.
Die erste Abwehrreaktion auf, in jeder Hinsicht berechtigten
Vorwürfe bestand aus haspelnde Schreihalsattacke begleitet von
putenroter Gesichts-Hals-und-Bauch-Verfärbung, und schrill un-
termauert mit: „Ich war das nicht“. Es folgten, innerhalb nur
einige Sekunden ausgedachte „Pinokiogeschichten“ mit denen
Charlin hartneckig versuchte ihre haarsträubende „Finanzakro-
batik“ zu erklären, und als absolut notwendig darzustellen.
Mit ein wenig Phantasie konnte man sich bildlich leicht vorstellen
wie eine drei Meter lange Holznase versucht durch geschlossene
Fenster und dreifach verriegelte Türen ins Haus einzudringen.
Je länger die Leviten auf sie einprasselten desto lauter wurde ihr
Defensivgeschrei, bis die Phonstärke die Stufe der höchsten Ton-
lage der von wütende Brunhilde gesungenen Arie aus „Rhein-
gold“ von Richard Wagner deutlich übertraf.
Und wenn sie sich dann, mangels überzeugender Argumente so
hofnungslos in ihre Lügerei verstrickte und jede Möglichkeit
für die Rückkehr in halbwegs akzeptable Wahrheit versperte, gab
es meistens ein donnerndes: „ Ihr seid alle blöd und könnt´ mich
kreuzweise am Arsch lecken.“ RUMMS!!!! Die Tür war (wenn
die nicht aus den Angeln flog) zu und Charlin weg. Gewöhnlich
suchte sie dann ein Spielkasino auf und verzockte auch noch ihre
letzten „Kröten“. Als zwangsläufige Alternative (meistens schon
zwischen 15. und 20.) als kein Geld mehr vorhanden war, aß sie
frustgerecht den ganzen Kuchenvorrat auf und schrie jeden an der
oder die, als Sündenbock für ihre finanzielle Misere eventuell in
Frage kommen könnte. Und das alles nur um der Wahrheit nicht
in die Augen schauen zu müssen und endlich zugeben dass nur
sie allein alles verkackt hat.
Eigentlich ist mein „Dickerschen“ ein armes „würstchen“ weil
sie schon immer in ihrer fürchterlichen Haut steckt und es ihr
enfach nicht gelingt da rauszukommen. Und doch dreht sie sich
tapfer in ihren existenziellen Teufelskreis und versucht mit den
vielen Problemen des Familienlebens so gut es geht zurechtzu-
kommen.
Sie ist eine fürsorgliche Supergroßmutter, treue Ehefrau und backt
so phantastisch schmeckenden Kuchen, dass ich sie bereits drei-
mal (2o14, 2015 und 2016) zur besten Heimkonditorin von Baden-
Würtenberg ernannt habe.
DAS EHEPAAR FLECK.
(Ja ja , die Spontanität.)

Charlins sieben Jahre jüngere Schwester Raphaela wäre mit nur
ein bißchen weniger Glück nicht mal zwei Tage alt geworden und
ihre Mutter Monique, die schon vor dieser Geburt extrem viel Blut verloren hatte auch keine 76. Zum Glück (einerseits) gab es be-
reits Bluttransfusionen doch das pechartige andererseits ließ ihr
das Blut einer falschen Blutgrupe in die Adern reinpumpen. Die
Biologische beinah-Katastrophe mit Todesfolge blieb nur deshalb
aus weil Frau Sperbeer instinktiv geradenoch den Alarmknopf
drücken konnte, was jedoch den horrorartigen Anblick der sich
der herbeieilenden Schwester bot auch nicht mehr ungeschehen
machen konnte. Die rote schwulstig aufgeworfene Haut sah aus
wie die Schnauze eines in Ketchup gebadeten Boxerhundes und als die arme Frau, von doppelter Schmerzwelle (Geburtswehen
und Schwulsthautverspannungsschmerrzen) geplagt endlich zu gebären begann stellte sich heraus dass sich das Kind, aus wel- Grund auch immer, so kreuz-und-quer in seiner Standbystellung befand dass man es mit einem Kloentstopfungsgerät ähnlichen, am Köpfchen befestigten Sauger unsamft herausziehn musste.
Als das Baby endlich draußen war konnte keine der Herumste-
henden ernsthaft behaupten das quäkende „Etwas“ sieht NICHT
wie die Schnauze eines Boxerköters aus.
Nach zwanzigtägigem Krankenhausaufenthalt juckte es immer
noch etwas, nur des Babys Haut fühlte sich jetzt normal-glatt und
und die der Mama samt-verführerisch wie vor der Geburt.
Nach dem Motto: „Ente gut, Gans gegessen“ verlasen wir nun
die Zeit dieses unenfreulichen Geschehens und beschäftigen uns
mit dem Ehepaar Alexandro und Raphaela Fleck die schon rela-
tiv lange glücklich verheiratet sind und das „verflixte siebte Jahr“
bereits bravuröes gemeistert haben. Sie sind kinderlos geblieben
weil ihre Körper die biologische Voraussetzung dafür, durch seine
freiwilige Sterilisation und ihren „verklebten“ Muttermund schon
längst verloren hatten. So war das auch völlig in Ordnung weil die beiden ein Haufen gleiche Interessen haben die es gilt so oft wie
möglich auszuleben. Ihr leidenschaftliches (wahrscheinlich
schon in die Wiege gelegtes) Bedürfnis spontan zu handeln fühlt
sich, aus ihrer Sicht betrachtet sicherlich überwältigend an, wir
beide aber sind leider überzeugte Nichtspotanisten mit leichter Neigung zum Autismus und wenn dann irgendetwas nicht so
läuft wie es mit unsren zwei Lieben ausgemacht wurde, (voraus-
gesetzt dass sich „Raphiwusch“ und mehr-Sohn-als-Schwieger
Alexandro darauf überhaupt einlassen, (Einladung zum Essen ausgenommen, da sind sie überaus pünktlich) macht sich bei uns eine leichte Ratlosigkeit bemerkbar die durchaus in mittlere Panik
ausarten kann. Nehmen wir ein Beispiel. Beim letzten Telefonat
wurde uns mitgeteilt dass sie vorhaben jetzt gleich Alexandros Mutter Flora zu besuchen und auf dem Rückweg kämen sie dann
bei uns vorbei. „ Aber nur wenn nix dazwischen kommt“ warf
Raphi mit ihrer piepsigen „Mäusestimme“ Vorsichtshalber ein.
Ungefähr 2 Stunden vor der, rein theoretisch vorstelbaren Eintru-
delungstermin fing Monique (die beste Mama der Welt) irgend-
welche, meiner Meinung nach im Moment völlig unnötige Putz-
tätigkeiten zu verrichten. „ Ich hab´ doch heute Vormittag schon
gesaugt,“ sagte ich mit etwas Nachdruck, was bei mir bedeutet
dass ein bißchen Ereiferung mitschwang und meine Stimme dabei
um geschätzte 0 Komma ooo1 Dezibel lauter Wurde, was jedoch
bei dem Gehör meiner Liebsten (das nachweislich noch viel emp-
findlicher als Mozarts und das eines Luchs´ zusammen ist) aus-
reichte um mir das berühmte: „Schrei mich nicht an“ Anhören zu
müssen.„ Du hast keine Ahnung. Kein Wunder wenn man bedenkt
wo du herkommst. Mach´ lieber Kaffee, die sind bestimmt gleich
da“. Aus der Vitrine wurde die schönste, nur für Gäste bestimmte, mit Goldmusterverzierung verschönerte Kuchetellergarnitur ge-
holt, dazu passend leicht angegoldete Kuchengäbelchen-und-Löf-
felchen, weinrote goldmusterrändige Servietten und mindestens
zwei Teellichter die man gewöhnlich immer hin und her schieben
musste um mögliche Wohnungsabfackelungsgefahr so klein wie
möglich zu halten. Die goldrote Macke meiner „Wupsi“ oder
„Knuselvogel“ liegt bei ihr in den Genen, weil die Familie irgend-
wann vor vielen Generationen eine adlige VON UND ZU
PIEPENSCHEID gewesen ist, nur dass der Ur-Ur-Ur-Ur-Opa
Gottlieb Siegfried Herold von und zu Piepenscheid ein leiden-
schaftlicher Kartenspieler war und eines Tages sein ganzes Ver-
mögen samt Schlösschen und dem Titel eifach verzockt hat.
Das enzige was Monique Sperbeer vererbt bekam war ein weit
überdurchnittliches Talent für jedes Kartenspiel das im deutsch-
sprachigen Raum bekannt ist.
Naja, hin und wieder geht sie mit ihrer Tochter Charlin in ein
Spielkasino. Sie spielt zwar sehr gerne, aber sobald ein Gewinn
von 50 Euro eingesackt ist hört sie sofort auf, während Charlin
meistens die „von Piepenscheid“ Methode bevorzugt.
Inzwischen Stand die Sonne schon ziemlich tief doch von unsren
Fleck-Kinder war immer noch nichts zu sehn. Die Wohnung
glänzte wie ein Computerchipforschungslabor, die ersten Tee-
lichter waren längst ausgebrant und mussten durch neue ersetzt
werden. Tortenstücke und Sahne stellte man wieder in den Kühl-
schrank und ich hielt ausnahmsweise die Klappe.
Die Abenddämmerung senkte sich über uns und nachdem ich be-
reits einige Male draußen war um unsre Lieben zu empfangen,
liefen wir mürrich-enttäuscht mit mindestens eine Faust in der
Tasche von einem zum anderen Ende der kleinen Zweizimmer-
wohnung und moserten jeder für sich oder aber gegeneinander
nach dem Motto: „Ich hab´s ja gesagt“, oder: „Ja ja, du weisst
immer alles besser“.
„So jetzt ruf ich die Flora an“ sagte meine (normalerweise stets
äußerst freundliche,) größte Liebe meines Lebens, und ich ver-
schwand kurz ins Schlafzimmer, um den unwiderstehlichsten
aller meinen „Dränge“,(sich total realitätsfremd in die Telefon-
gespräche der anderen Leute einzumischen) im Keim zu ersticken.
„So, du kannst wieder reikommen“.Moniques Essiggurkensauerer
Gesichtsausdruck sprach Bänder und ließ mich raten. „Die sind
bestimmt in Honolulu, was den Eingeborenen, Zugewanderten und als Touristen in Honolulu weilenden Menschen total scheißegal ist, nicht aber uns verdammt und zugenäht!!!!“
Meine Stimme überschlug sich fast und Monique reagierte mit zu-
sammengepressten Lippen, wobei mir ihr (Eigentlich sehr sym-
metrich geformtes Mündchen) arg schief vorkam. „Mensch ich bin
villeicht sauer“. „ Komm Wupsi meß´ dein Blutdruck und geh´
Pipimachen“ sagte ich etwas besorgt und so kam es dann auch. Ein Kondesartan musste nacheingeworfen werden und wenn es ganz schlimm war wurde zusätzlich eine halbe Migräne-Kranit
gwschluckt und das Stresspinkeln setzte sich erbarmungslos durch. Der vorbildlich gedeckte Tisch musste aufgeräumt werden, woran ich mich keinesfalls beteiligen durfte, denn mein großes
Talent Geschirrteile zu zerteppern wäre nicht zu überhören gewe-sen.
Nun ja, in Honululu sind sie, wie sich später herausstellte dann
doch nicht gewesen, wir aber machten uns jetzt Sorgen ob was
„passiert sein könnte“ was man vorher nie vollständig ausschlie,
ßen kann. So ist das halt wie um ihre Kinder ständig besorgte
Mama Monique in solchen Fällen jedesmal sagt: „Kleine Kinder
kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen“. Ein Anruf bei Flecks
zuhause war erwartungsgemäß für die „Katz“, aber Wupsi konnte
nach dem Piepston wenigstens ihre Meinung auf den Anrufbeant-
worter hinterlassen. Anschließend erwähnte ich noch einige theo-
retische Möglichkeiten in Punkto ihres gegegwärtigen Standortes:

Beim Mahmett, beim Saolo, im Movie- Bar, im Meeting-
point, auf einem langen Spaziergang, oder haben die sich wieder
im Bett verkrochen um einige neue akrobatisch-erotische
Möglichkeiten auszuprobieren, was mir persönlich noch am lieb-
sten wäre, weil dabei nichts lebensbedrohlisches passieren kann, außer dass sie aus dem Bett fallen. Wie auch immer. Abends um
22 Uhr 10 klingelte das Telefon und wir bekamen fröhlich mit -
geteilt das unsre lieben Flecks spontan (AHA!) in die Schweiz gefahren sind und am Ufer des Rheins sitzend, Stundenlang das
faszinierende Spiel der Wellen beobachteten.
„Warum auch nicht“, hörte ich den Knuselvogel sagen. „Und
wenn ihr Zeit habt, wir sind nächste Woche den ganzen Tag zu-
hause“. Der lautgestellte Telefonhörer piepste mäuseartig wie er-
wartet: „Ich weiß es nicht, villeicht JA, villeicht NEIN“. Aber vor allem, NUR WENN NIX DAZWISCHEN KOMMT!!!!“.

P S
Da die Flecks eigentlich nicht schlimmes getan haben sondern nur
leidenschaftlich ihren Hobbys nachgingen, verzichte ich verständ- nisvoll auf die Vergabe des „Brett-vorm-Kopf“ Awards und ver-
jagte mit einem Leichten Handwischer zwei kleine rote, auf meinen Ohrläppchen sich rekelnde Teufelchen die mir hartnäckig einreden wollten ich müsse Wupsi überreden die Flecks wegen
durchlitten Sorgen um sie, mindestens ein Jahr vom gemeinsamen
Essengehn auszuschließen. So ein Scheiß, wo ich allenaselang
frage: „Knuselwogel wann gehen wir wieder mit unseren lieben
Flecks essen?!“ Das ist jedesmal ein unvergeßliches Erlebnis weil
es bei uns nie zu irgendwelchen zwischenmenschlichen Unstim-
migkeiten, übermäßigem Alkoholverzehr oder etwas ähnlichem
kommt. Außerdem wird alles was auf den Tisch kommt aufge-
gessen weil Alexandro und ich jedes Restaurant mit einem Rie-
sen Appetit betreten und falls die zwei Damen etwas übrig lassen
machen wir uns, zwei ausgehungerten Monsterraupen gleich, mit
geöffneten Hosenstallknöpfen ans Werk und vertilgen die Reste
so tellersauber dass der Wirt das Geschirr ungespült gleich wieder
wervenden könnte.
Eine Extrabesonderhheit, sozusagen als Nach-Nachtisch, serviert
uns meine liebe „dünne Tochter“ Raphiwusch, in dem sie ihr
leidenschaftlichstes Hobby regelrecht zelebrierend zum besten
gibt. Sie singt. Und ich kann ihnen sagen. Was Mimik Gestik und
Gesamttheatralik betrifft ist dagegen selbst die durchgedrehte Lady Gaga eine „Waisenknäbin“. Nun schien sich Raphi regel-
recht in Trans gesungen zu haben, wobei ihr Körper in eine Art
schamanische Verzücktheit fiel aus der sie, bei ihrer überirdischen
Begeisterung an diesem Abend höchstwahrscheinlich von allein
nicht mehr aufgewacht wäre. Um der amüsanten Unterhaltung
ein Ende zu setzen rief ich einfach: „Wir möchten bitte zahlen“
und winkte die, dafür zuständige Person an unsren Tisch.
Beiläufig sagte ich: „Heute zahlt die kleinste“ und diese war
wirklich nicht zu übersehn weil sie auf vier dicken, aufeinander
gestapelten Kissen saß. Es war wieder ein Super gelungener
Abend und dass Raphiwusch im Auto weiter gesungen hat ist ohnehin selbstverständlich.
Apropo die kleinste. Es ist hinlänglich bekannt dass man etwa ab
60 anfängt in der Länge zu schrumpfen und das ist beim letzten
gemeinsamen Restaurantbesuch auch sehr deutlich geworden, weil
angefangen hat es vor vielen Jahren (bei normalen Größe) mit ei-
nem üblich hochen Unterhintern-Kissen, während sie diesmal mit
vier dicksten Unterlagen gerade noch bequem und einigermaßen
vornehm speisen konnte. Als wir dann, in der Wohnung angekom-
men den erfolgreichen Abend mit Glückstränigen Augen vierhän-
dig abklatschten und mit obligatem „Nachtischkuschler“ besie-
gelten, war mir unmissverständlich klar dass meine geliebte Wupsi bald auf 1 Meter 20 geschrumpft sein wird.
Nun es bleiben noch zwei Familienmitglieder übrig mit denen ich mich unbedingt eingehend beschäftigen möchte und ihre Charak-
teristika so gut wie möglich durch den Kakao zu ziehn ohne die
geringste Absicht diese gute Männer auch nur im Ansatz belei-
digen zu wollen. Alexandro und Marwin.
Marwin und seine Gattin Charlin, über die ich mich literarisch
bereits genügend ausgelassen hatte und dafür beim ihren letzten
Besuch eigenfüßig in den Hintern getreten wurde, leben immer
noch in Ellingshausen an der Wuper und versuchen all den kom-
plizierten Widrigkeiten die das Familienleben mit sich bringt so
gut es geht zu trotzen und letztendlich zufriedenstellend zu bewältigen. Ob es daran liegt dass „lieber armer Marwin“ von vier
Frauen der Familie Kränzle umgeben ist und als Familienober- haupt, bei dieser Konstelation naturgemäß nicht viel zu lachen hat und so gut wie keine Chance bekommt irgendetwas nach seinem Gutdünken zu realisieren????. Es könnte sein muss es aber nicht. Zumal es bei diesem temperamentvolen Damenquartett
sehr oft noch sehr temperamentvollerer Meinungsverschieden-
heiten gibt und je nach dem, worum oder um wie viel „Hm“ es
geht, kommen verschiedenartigste Koalitionen zustande.
Aber weh, jemand von außen würde sich da einmischen.
Dann gibt es den schönsten Frieden und alle halten fest und treu
zusammen wie Pech und Schwefel. Und das ist, ohne „wenn-und-
aber“ absolut richtig und sehr lobenswert.
Für den Fall dass die Verbalakrobatik der Frauenriege Marwin auf
den Geist gehen sollte, stiefelt der gute Mann eine Treppe hoch in
sein Kabüffchen, stülpt die Funkkopfhörer über seine geplagte
Ohren und genießt die verdiente Ruhe bei erhabenen Klängen
anspruchsvoller Klassik. Oder aber er stürmt die Treppe runter in die Werkstatt und versucht die hohe Frequenz der vereinigten
Frauenstimmen mit durchdringenden Kreischen der Kreissäge zu
übertönen. Und wenn dann auch noch alle Enkelkinder da sind
laufen gleichzeitig Fernseher, Radio und alle, auf laut gestellten
Handys, womit das gemietete Haus des Ehepaares Kränzle
mindestens vorübergehend in ein Sympathisches „Familienirren-
haus“ umfunktioniert wird.
Am Abend, kurz vor Tagesschau rief unsere liebe Charlin an um
uns „pflichtgemäß“ zu informieren dass sie „fix-und-foxi“ sei,
sonst aber alles in Ordnung ist nur, der Marwin kündigte an
gleich Morgen die Venezulanische Botschaft anzurufen und anzu-
fragen ob die, oder ein anderes Land in Übersee einen, etwas älte-
ren, jedoch immer noch voll leistungsfähigen Handwerker gebrau-
chen könnte. Und nun gähnte sie noch einmal tief durch und
hauchte, bereits stehend in Halbschlaf versunken: „ Mir macht der
Trubel überhaupt nix aus, ich brauch´ das“.
Wohlan, wenn DAS kein VOLL-KRASS-FAMILIENSINN ist
was dann!!!!.
Bevor sie ihr Handy ausschaltete, konnte man noch vernehmen
wie der erste Säugling ihrer nicht anwesenden jüngsten Tochter gerade seinen Schlaf unterbrach und gnadenlos-schrill verlangte
ihm schleunigst etwas trinkbares zu besorgen. GUTE NACHT.
Zu guter letzt sollte man, schon aus Gründen der familiären Gleih-
berechtigung, auch den jüngeren Schwiegersohn Alexandro
ordentlich „auseinander“ nehmen dürfen wobei ich jedoch seine
überdurchschnittliche Sensibilität keine Sekunde aus den Augen
verlieren darf, weil mir seine immer noch über beide Ohren in ihm
verknallte Raphaela Regina geborene Sperbeer (Rufnahme Raphi-
wusch) bei jedem falschen Wort beide Augen auskratzen würde,
was für mich nicht gut wäre weil ich leidenschaftlich gerne schreibe und das auch weiterhin tun möchte. Und meine liebste Wupsi die ohnehin jedes Wort auf die Waage legt und von Natur
aus sehr Retourkutschen-bedürftig ist (den Begriff „extrem rach-
süchtig“ möchte ich jetzt offiziell nicht verwenden wollen) könnte
mich deshalb möglicherweise wegen „Beleidigung eines lieben und in jeder Hinsicht unverzichtbaren Familienmitglieds“ sogar
verklagen, was für mich ebenso besonders negativ ausfallen würde
da ich, in meinem vorgeschrittenen Alter keineswegs von irgend-
welchen sadistisch angehauchten Vollzugsbeamten in Handschel- len und Fussfesseln durch das Gerichtsgebäude geschleift werden
möchte. Sei es drum, ich versuch´s trotzdem.
Also unser lieber, in jeder Lebenslage herbeieilender Alexandro
scheint sich permanent im stand-by Modus der „erste-Hilfe-Be-
reitschaft“ zu befinden, was jedoch sicherlich nicht NUR daran
liegen kann dass er beruflich seit vielen Jahren in den staatlich
dominerten „IHR-FREND-UND-HELFER-VEREIN“ tätig ist und
den Rang „Meister des Wachseins“, (oder so ähnlich) innehat.
Darf er denn dann überhaupt noch schlafen? Ich frag´ ihn.
Ein Beispiel. Monique telefoniert mit Rafaela und sagt beiläufig
dass sie sie zum Frühstück (das bei uns etwa um halb Elf statt findet) Wafeln gemacht hat aber dafür nur ein Ei zu Verfügung hatte und die Dinger deshalb nicht so locker geworden sind wie
sonst. Halbe Stunde später klingelt es an der Tür und wer steht
da? Genau, unser lieber „Gefälligkeitsmensch“ und „Bereitschaft-
ling“ Alexandro Fleck freudestrahlend, mit 12 Eier, davon 10 in
der Originalschachtel.
Oder Knuselvogel berichtet ich wollte gerade unsere eintausend-
hundertelf Kilo schwere Monstercauch anlupfen, so dass sie eine,
sich tückisch und absichtlich darunter abrollende Kirsche daraus
holen kann wobei es zu einem Hexenschuss kam und ich mich
kaum noch bewegen konnte. „Keine Sorge, schalte die Schelle
wieder ein, Alexandro bringt gleich die Spezialsalbe vorbei wenn
er zuhause ist“. Er war zu der Zeit zwar nicht da aber bald klin-
gelte es. Wupsi ging raus und als sie nach zwei Minuten wieder-
kam sagte sie ganz aufgeregt: „Stell die vor Alexandro und sein Kolege waren mit dem Polizeiwagen da. Hier, die große Tube Voltaren. Und einen toten Hasen hat er mir auch gleich mitge-
bracht, der liebe gute Schwiegersohn. Die Leute haben villeicht
geguckt“. „ Ja ja so ist er halt mein mehr-Sohn-als-Schwieger“, bestätigte ich Wupsis Berichterstattung. Mich hätte es nichtmal gewundert wenn noch eine junge hübsche Thailändische Masseuse mit der eigenen Massageliege dabei gewesen wäre.
Fazit: Auf Alexandro Fleck lassen wir nichts kommen, BASTA!!!!

ENDE

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