Was ist Zeit?
von Reinhard Gobrecht (gobrecht)
Philosophische Kosmologie
Im individuellen Bereich spielt vor allen Dingen das Zeitgefühl eine Rolle. Wir merken uns wahrgenommene Ereignisse, ordnen diese und versehen sie quasi mit einem Raum- und Zeitstempel, damit wir sie später besser erinnern können. Dafür benutzen wir die reinen Wahrnehmungsformen von Raum und Zeit, die uns ein geordnetes Bild der Wahrnehmung möglich machen. Wahrnehmung ist etwas Gegenwärtiges. Erinnern tun wir Vergangenes. Zukünftiges erwarten wir.
„Die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zum Grunde liegt.“ Kant
In der Welt des Geistes, in der Welt der zeitlosen, geistigen Dinge existieren die reinen Wahrnehmungsformen. Diese sind unvergänglich, sie unterliegen nicht dem Werden und Vergehen. Sie gehören nach Kant zum A priori Wissen. Sie sind für unser Bewusstsein Maße der Ordnung. In dieser statischen Welt sind Raum und Zeit zeitlos. In zeitlosen Naturgesetzen tritt außerdem die Zeit als Parameter auf.
Die kosmische Zeit ist nach Platons Definition ein bewegtes Abbild der Ewigkeit. Im Kosmos herrschen Bewegung und Werden und Vergehen, während in der anderen, der geistigen Welt Beständigkeit und Verlässlichkeit sind. Die Zeit ist im Kosmos, in der Welt der Anschauung dynamisch. Geschehenes kann nicht ungeschehen werden. Die Zeit weist eine Richtung auf. Im Kosmos leitet sich die Zeit von der Bewegung ab. Die Zeit ist nicht sichtbar, sie ist z. B. Parameter in der Geschwindigkeit und in der Beschleunigung, so gesehen kann man sie verfolgen und messen. Jede Bewegung, jede Veränderung ist messbar. Vom Eintritt in die Existenz bis zum Austritt aus der Existenz kann alles Entstandene gemessen werden.
Nach der Relativitätstheorie und überhaupt in der Physik setzt man Zeit und Zeitmessung gleich. Hiernach vergeht die Zeit langsamer, wenn sie in der Näher hoher Gravitation oder bei sehr hoher Geschwindigkeit gemessen wird, hier gehen die Uhren dann langsamer.
Im Grunde ist dies aber Zeitmessung.
Was ist also Zeit?
Literatur:
(1) Platon, Timaios;
(2) Augustinus, Was ist Zeit?
(3) Kant, Kritik der reinen Vernunft;
(4) Unzicker, Einsteins verlorener
Schlüssel;
(5) Gobrecht, Philosophie der Kosmologie;