Traugott Martin Dengler
14.09.2002
Kommentar
„Archetypen“ ... der Begriff scheint ja fast in aller Munde, aber weiß auch wirklich jeder, was darunter zu verstehen ist? Lässt sich ein Archetypus überhaupt über den Verstand oder gar Glauben vermitteln? Ich behaupte: nein.
Zumal möchte ich unterscheiden zwischen Archetypen des Ursprungs und Archetypen der sich in dessen Verhinderung ergebenden „Mutationen“. Als Priester muss ich mich stets der Frage stellen, welchen Glauben ich als gotteswürdig vertreten kann, um den Irrenden Hoffnung zu schenken in Visionen, die dem Heil dienen. Archetypen können, streng genommen, alles sein. Schenke ich als Priester aber alldem meinen Glauben, bin ich unfähig, das Heil zu predigen und Gott zu dienen. Wer Gott nicht vom Teufel zu unterscheiden weiß, und dies bereits in kleinsten Nuancen der Abweichungen vom Ursprung, ist des Priesteramtes haltlos und wird zum ewigen Zweifler. In diesem Sinne möchte ich darauf hinweisen, dass die Geburt als göttlicher Archetypus in ihrem Ursprung frei von bestialischen, kränkenden, hässlichen, erniedrigenden, sadistischen, negativen Bildern jeder Art ist. Sie ist in jedem Sinne für alle Beteiligten ein freudiges Ereignis. Traugott Martin Dengler


Antwort von sepia
Wenn du davon sprichst, daß es zu unterscheiden ist zwischen Gott und Teufel, impliziert diese Aussage doch zugleich, daß der Mensch mit seiner Vernunft zwischen gut und böse unterscheiden kann, daß beides, die in ihm innewohnenden Möglichkeiten sind. Ich würde dir zustimmen, falls du meinst, die Orientierung zum Guten, ist zugleich, die dem Menschen befriedende Einstellung. Auch vermute ich, daß die Erziehung und Sozialisation, ihren Anteil haben in der Perversion dessen, was an Möglichkeiten in uns steckt lebendig zu sein. Dennoch glaube ich, ist es unser Vernunft, die den Tod einschließt, der Ursprung unserer Zivilisation, die uns mehr schmerz zufügt, als ein Leben ohne all die Sublimationen uns schmerzen würde. Der Ursprung, den du erwähnt hast, betraf eine ganz andere sorte Mensch. Ich vermute, daß auch ein Neugeborener von diesem Ursprung weit entfernt ist. Das auch er all die Jahrtausende, die der Mensch hinter sich hat mit sich trägt.

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sepia
09.09.2002
Kommentar
Dein Zitat kommt mir bekannt vor. Ich finde auch, daß es passt. Wer ist der Autor?

Antwort von Mieke
Es stammt aus dem Buch "Himmel und Hölle" von Huxley.
Wie siehst du das Ganze. Handelt es sich hier um ein Spiel des Geistes, das sich vom funktionalen Alltag gelöst hat, oder beanspruchst du für deine Darstellung eine objektive Wahrheit? Jedenfalls würdest du diese Darstellung nicht präsentieren können, wenn du nicht das eine oder das andere gelesen hättest. Also das Kognitive und das Individuelle scheint hier jede Obektivierung und Verallgemeinerung zu widersprechen.

Antwort von sepia
Hallo Mieke, ich glaube, daß es auf jeden Fall ein Spiel des Geistes ist. Nun darf aber die Darstellung mit der Wahrnehmung nicht verwechselt werden. In der Darstellung spielt die Sprache und auch die Interpretation eine Rolle, bei denen natürlich das gelesene und kognitive eine Rolle spielt. Darüber ob nun die Wahrnehmung, das objektive gewahr geworden ist, oder nur eine individuelle Bedeutung hat, so vermute ich, daß das erste zutrifft. Nachweisen kann ich das freilich nicht. Vielleicht sollten wir uns mal wieder im Krempel treffen und uns weiter unterhalten. (übernächsten Samstag?)

Antwort von Mieke
Ich finde deine Ansicht, daß das intuitive einen Anspruch auf Wahrheit hat interessant. Die gängige Philosophie scheint diese Ansicht aber eher nicht zu teilen. Aber vielleicht mehr dazu im Krempel. Ich freue mich auf den Samstag.

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Mieke
07.09.2002
Kommentar
"Gleich der Giraffe und dem Schnabeltier sind die Wesen, die fernen Zonen der Psyche bewohnen, äußerst unwahrscheinlich. Dennoch gibt es sie, sie sind Beobachtungstatsachen, und als solche können sie von niemand unbeachtet gelassen werde, der ehrlich versucht, die Welt, in der wir leben, zu verstehn."

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