tino
02.03.2020
Wettbewerb 2002
... Fleiß muss belohnt werden!

Antwort von Carsten Maday
Schönen Dank. Fleiß? So etwas hätte ich schon gerne. Aber um ehrlich zu sein: ich hatte keine Zeit um eine kurze Geschichte zu schreiben, drum schrieb ich eine lange.

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heide
22.02.2020
Wettbewerb 2002
stundenlanger (es ist ein ausführliches epos) lesespass: spannung bis zum letzten, überraschende wendungen, das schicksal tritt auf, wahrer heldenmut, erwachsend aus der sinnlosigkeit des seins (?), stimmige charakterstudien, die in verzweifelten situationen tiefen offenbaren, die eigene seelenabgründe mit eisigen fingern offenlegen, beständige todesnähe, daher überzeugende lebenswut.
liebe, sex, gewalt, zärtlichkeit, tot und teufel.
philosophisches schwadronieren am rand des abgrunds, kenntnisreiche historische milieustudien (also auch etwas für die humanistisch gebildeteten) und ein verläßlich boshafter humor, der die erschütternde zuneigung des autors zu seinen figuren begleitet (der letzte teil ist sinngemäß geklaut, aber trotzdem wahr).

Antwort von Carsten
Vielen Dank, (J)Elke. Hätte ich selbst nicht so schön ausdrücken können, trifft es aber erstaunlich genau. Schwadronieren am Rand des Abgrundes? Tja, das macht wohl selten viel Spaß! Alles Gute. Bis bald.

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ahmet
22.02.2020
Wettbewerb 2002
Die Geschichte ist durch einen guten Stil geprägt. Aber sie sollte einfach nicht ganz vorne dabei sein! Es gibt andere, die sind besser!

Antwort von Carsten Maday
Dachte eigentlich, ich hätte den Stil umgangen. Verdammt! Naja, es gibt immer einen Besseren.

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del Tonto
22.02.2020
Wettbewerb 2002
Die Saga von Jelke Eisenseite oder was Homer uns verschwieg.
Die Geschichte um die Thorgesttochter Jelke erinnert den Leser sogleich an Homers Ilias, enthält sie doch alle Elemente eines klassischen Epos: Mut, Ehre, Treue, Liebe und ein ganzes Arsenal standhafter Helden, die ihr Leben in blutigen Schlachten aufs Spiel setzen, deren Sinnhaftigkeit sich jeglicher Vernunft entzieht und die daher nur Mittel zum Zweck der
Erzählung darstellen.
Doch die "Jelke" ist keine einfache Variation oder Kopie der Ilias, vielmehr versteht es der Autor mit Hilfe der ständigen Wechsel im Erzählstil, seinen Charakteren Leben und ungeahnte Glaubwürdigkeit einzuhauchen. So entsteht nach und nach ein vollkommen differenziertes Bild des epischen Helden: er darf schon einmal über den Sinn seines erbärmlichen Lebens
reflektieren, offene Geilheit zeigen oder sich im Angesicht der Schlacht in die Hosen pinkeln.
Die abrupten Wechsel zwischen epischem Erzählstil und vulgärer Unterhaltungssprache erhöhen dabei das Lesevergnügen erheblich und verwandeln das Epos schließlich in eine unterhaltsame Komödie.
Wenn die komischen Elemente oft auch klischeehaft und reißerisch daherkommen - denken wir an den narzistischen Gunther, dessen perfekter Haarsitz ihm wichtiger ist als sein Leben oder
die obligatorische Schwulenverarschung in Gestalt von Herman - verlässt die
Erzählung doch niemals den Rahmen, den sie sich selbst steckt: ein Epos und keine billige Parodie zu sein.
Last but not least fasziniert die Liebe des Autors zum Detail. Die Schlachtverläufe werden bis ins kleinste gezeichnet und bei der Vielfalt von lateinischen Ausdrücken wünscht sich der Leser, er hätte in der Schule wenigstens bis zum großen Latinum durchgehalten. Erwähnen möchte ich beispielhaft noch die Szene, in der Jelke ihrem Mörder in spe Telamon eine Lektion
in Sachen klassischer Dichtkunst erteilt: "Weißt du denn nicht, dass der Hauptstab des Abverses immer auf der ersten Silbe des ersten betonten, sinnschweren Wortes liegt?"
Ich brenne darauf, zu erfahren, wie es mit Jelke und den wenigen Überlebenden weitergeht.


Antwort von Carsten Maday
Meine Güte! Du hast aber sehr aufmerksam gelesen. Vielen Dank für deinen Kommentar. Fühle mich sehr geehrt. Völlig richtig: ich bin nur ein weiterer Brotkrumen vom Tische Homers. Sehr viele Szenen der Ilias standen Pate. Homer ist einzigartig. Und wenn man schon klauen will, dann am besten bei einem, der es kann.
Schlachten widersprechen sicherlich jeglicher Sinnhaftigkeit. Die Charaktere, die mir doch ans Herz gewachsen sind, könnten aber ohne dieses Gemetzel im Hintergrund nicht sein.
Der Stilwechsel ist mal gewollt, mal zufällig. An der Geschichte schreibe ich ab und an, seit einer langen Zeit schon, mit noch längeren Pausen. Da entwickelt man sich mal hier, mal dort hin. So auch der Stil. Muss gestehen, habe sie nie als Lesespaß konzipiert, sondern als Tummelplatz für meine Stilblüten und als Geburtstagsgeschenk für eine Freundin (die wartet schon ewig). Sieht man wohl. Ich liebe ein gutes Pathos, doch ohne schnodderigen Kalauer wird es schnell unerträglich.
Die „Schwulenverarschung“ hast Du zurecht angesprochen. Toste und Herman: Da standen natürlich Achill und Patroklos Pate. Der spitzige Ausspruch Jelkes ist topischer Natur. In altnordischen Sagas findet man es häufig, dass einer den anderen der Homosexualität zeiht, um ihn zu entehren (da hat sich nicht viel geändert, wenn man sich mal Jugendliche auf Schulhöfen anhört). So findet sich z. B. in der Saga von Gisli Sursson eine Holmgangszene, in der Skeggi ein Abbild von seinen Gegnern Gisli und Kolbjörn anfertigten lässt: „und zwar soll der eine hinter dem anderen stehen, und dies Schandmal soll für alle Zeiten dastehen zum Hohn!“ Ob man das nun Topos oder Klischee nennt, läuft ja aufs gleiche raus.
Die Nachhilfeszene in Sachen Stabreimen: Bei Homer haben die Recken ja immer ewig Zeit um zwischen zwei Schlägen dezenten Smalltalk zu betreiben. Die Skalden setzen noch einen drauf. Immer im richtigen Moment eine passende Strophe zur Hand. Hab immer überlegt, wie die das machen. Vermute stark, die Jungs haben immer so ein paar Dutzend Standartstrophen für jede Gelegenheit parat, die man nur noch leicht den gegebenen Umständen anpassen muss.
Ad hoc ist das ja, wie man sieht, recht schwer.
Nochmals Danke.
Carsten Maday


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OR
07.02.2002
Zweifelsohne....


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OR
07.02.2002
..ein gelungener Text...
(und ich drück immer zu schnell return :o))

Antwort von Carsten Maday
Vielen Dank. Man tut, was man kann.

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