Dr. dent. 1
von sami omar (schwesig)

 

Dr. dent. 1

Ich habe meinen Zahnarzt getroffen, auf offener Srtaße!
Verdammt, er war gut, sehr gut. Ich denke er war der beste Zahnarzt den ich je hatte. Ich denke ich werde ihn nie wieder sehen. Er hat seinen Zauber verloren. Er war gekleidet wie ein echter Mensch und hielt Händchen mit seiner Frau. Ganz ordinär.
Als wir uns letztens in seiner Praxis sahen, stimmte noch alles zwischen uns. Ich vertraute ihm zutiefst und er gebar sich wie ein Zahnarzt: unverständlich, weiß gekleidet und erhaben. Nun ist er nurmehr ein Mensch, ein Händchenhalter, ein Straßencafe- Sitzer.
Wir müssen uns trennen!
Ein bekannter erzählte mir einmal, er habe den Gynäkologen seiner Frau in einer Tabledance-Bar gesehen. Kurz darauf im Bordell nebenan. Ich versuchte einen schlechten Witz, vonwegen: das Hobby zum Beruf machen. Er fand das natürlich wenig witzig, konnte er doch seine Frau nicht dazu veranlassen den Gynäkologen zu wechseln, ohne dafür einen trifftigen Grund anzuführen. Nun wollte er aber partout für sich behalten , daß, und wichtiger noch wo er den Arzt gesehen hat.
Kurz, sie geht immernoch zum selben Gynäkologen.
Doch zurück zu meinem Zahnarzt. Es fällt mir immernoch schwer seinen Namen zu schreiben. Offen gestanden:
Er fehlt mir.
Ein neues Verhältnis aufzubauen, ein neues Vertrauensverhältnis zu einem neuen Zahnarzt, dieser Gedanke bereitet mir geradezu physischen Schmerz. Bauchschmerz, nicht Zahnschmerz.(Der Name meines Internisten ist übrigens Tränkle, Dr.Dr. Tränkle. Ein hervorragender Mann ohne die Spur eines Privatlebens.)
Ein neuer Arzt würde keines meiner Bedürfnisse kennen, keine meiner Ängste. Womöglich hätte er gerade ausgelernt. Oder er wäre einer der Sorte, die ohne jede Vorwarnung in Urlaub fahren und an zweit- bis drittklassige,jedenfalls suboptimale Kollegen verweisen. Per Zettel an der Tür!!
So eine Zahnarztsuche kann sich ziehen.
Bei Bordell fiel mir gerade ein, daß Prostituierte, so hört man, selten bis nie in der selben Stadt wohnen und arbeiten. Die Verquickung von Arbeits- und Privatleben soll so vermieden werden.
Möglicherweise gebe ich meinem Zahnarzt noch eine letzte Chance. Und einen Wink mit dem Zau´npfahl.

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