Papiermeer
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Papiermeer

Geräuschvoll zereiß ich die liebevoll beschriebenen Seiten, Streifen für Streifen schweben sie geräuschlos zu Boden. Ich kniee, kniee in einem Meer aus Papierfetzen inmitten meines Zimmers.
Deine Koffer sind gepackt.
Mama sitzt in der Küche und weint in ihre Hände, ich höre ihr herzzereißendes Schluchzen bis in mein Zimmer.
Du stehst in meiner Tür, deine Worte reißen tiefe Wunden, du hasst mich, sagst ich wäre ein dummes Kind, ich bin Schuld, dass die Familie zugrunde geht.
Dann gehst du, die Tür fällt laut in Schloss. Und ich reiße weiter, Streifen für Streifen, Tränen vermischen sich mit Tinte.
Dann steht Mama in der Tür, ihr Schreien hallt wie ein Echo in meinen Ohren.
Ich reiße weiter, zereiße mehr als nur Papier. Dann bin ich allein inmitten eines Meeres aus Papierfetzen und die Zeit bleibt stehen.

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