Wirf nicht dein Leben auf den Müll
von oswald Traub (westham)

Kapitel
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Wirf nicht dein Leben auf den Müll

Wirf nicht dein Leben auf den Müll

Ein erotischer Roman frei nach tatsächlichen Geschehnissen

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Widmung
Für meinen Vater. Du hast mir in einer schwierigen Situation bedingungslos zur Seite gestanden. Dafür konnte ich dir nie mehr richtig danken. Danke für alles


Kapitel 1:

Es war wieder einmal einer von diesen Tagen, an denen einfach nichts klappen wollte. Gerade hatte ich von meinem Vorgesetzten bei der Deutschen Post erfahren, dass die Dienststelle, die ich aufgebaut hatte und seit daher federführend vorstand, verkleinert werden sollte und auf einen Stellenleiter, also mich, künftig kein Wert mehr gelegt werden würde. Am Ende kommender Woche würde mir der Personalchef genauere Angaben über meine weitere Verwendung geben.

Na, großartig. Und wenn ich das schon höre. Weitere Verwendung. Es ist schließlich weitläufig bekannt, dass der Personalchef nicht gerade mein Lieblingsfreund ist und schon seit Jahren darauf wartet, mich ganz unten zu sehen, nur hatte er bislang noch nicht die passende Gelegenheit dafür.
Ich weiß doch, was mir nun blühlt-die Zustellung, gegen die ich mich in den letzten Jahren stets erfolgreich zu wehren verstanden hatte. Dies sind immer noch die Nachwehen einer Affäre, die schon einige Jahre zurückliegt aber in seinen Augen so aktuell wie nie ist. Ich hatte mich gegen eine ungerechte Maßnahme meines Arbeitgebers gewehrt und für mein Recht gekämpft. Höchstinstanzlich gab mir das Landgericht Recht, aber man sieht es eben auf Arbeitgeberseite nicht gerne, wenn jemand für sein Recht eintritt und sogar noch Recht bekommt. Man hatte mich strafversetzt; erstmals war ich am Grunde des Bechers angekommen; als guter Schwimmer aber habe ich mich freigeschwommen und tauchte wieder auf, eben als Leiter meiner derzeitigen Stelle. Nun aber, so befürchte ich, wird man mir wieder den Kopf unter Wasser tauchen, wie tief, das wird sich noch herausstellen.
Da mir die Möglichkeiten, mit denen ich zu rechnen hatte, klar waren, eineseits die Zustellung, andererseits die Schichtarbeit im Briefzentrum, konnte ich die Woche, die mir noch blieb, locker angehen lassen. Ich weiß ja, was auf mich zukommt. Nicht nur eine gewisse Vorahnung war es, die mich in dieser Annahme bestätigte, sondern auch die bisherigen Gespräche des Personalchefs mit meinen Kollegen Claudia, Herbie und Claus. Die letzten beiden zogen die Frühpensionierung der Zustellung vor, Claudia wehrt sich gegen die Zustellung und hämgt derzeit noch in der Luft. Wolfgang, der fünfte im Bunde ist derzeit im Urlaub.
DEnnoch: Meine Laune war dort, wo sie nach dieser Nachricht war, auf edem Tiefpunkt. Diese Dienststelle war mein Kind, ich hatte sie gezeugt, aufgezogen und wachsen sehen. Nun sollte ich sie< verlieren, wgen Vorkommnissen, die schon ewig zurücklagen und die ich nicht zu verantworten hatte.
Ich wollte jetzt nun noch eines: Meine Ruhe. Ruhe vor der ganzen Welt. Also tat ich das, was in so einem Fall immer meine Reaktion war: Ich setzte meinen Walkman-Kopfhörer auf und drehte den Lautstärke-Pegel so hoch, dass der schon schmerzhafte Bereich erreicht war. UK Subs, nicht umsonst meine Lieblingsband. Die Jungs um Charlie Harper sind eine der ersten großen Punk-Bands und leben immer noch. Punk ist für mich zu einem Parallel-Universum geworden, in das ich mich gerne zurückziehe, ein Parallel-Universum, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Es ist immer 1977, das Jahr, in dem Punk die Musikwelt veränderte, nein, revolutionierte. Aber dennoch, eines fehlte, mein pesönliches Stressvermeidungsprogramm. Wenn ich in früheren Zeiten Stress jedweder Art hatte, suchte ich immer die Zerstreuung mit einem netten Mädchen. In letzter Zeit ging ich öfters zu Nina, einer hübschen brünetten Mittzwanzigerin. Nina schaffte das Kunststück, schon seit sieben oder acht Jahren achtzehn zu sein, zumindest, wenn man ihren Annoncen glauben durfte. Aber Nina war in letzter Zeit nicht mehr das, was ich mir vorstellte. So, wie die Zeit bei ihrem Alter stehenzubleiben schien, umso schneller verging die Zeit auf dem Zimmer. So wurde in letzter Zeit desöfteren aus einer bezahlten Stunde nur eine halbe. Mit der Begründung, die Zeit sei abgelaufen, brach sie dann ab. Nun, jetzt ist eben Ninas Zeit abgelaufen.
Schon seit geraumer Zeit interessierte mich eine Annonce auf der entsprechenden Seite im Kurier. Eine gewisse Vera inserierte dort. Am Telefon meldete sich eine hocherotische Stimme, die zu einer Osteuropäerin gehören musste. Zu meiner Freude teilte sie mir eine Adresse ganz in meiner Nähe mit, die ich fast besser zu Fuß als mit dem Auto erreichen konnte, zudem würde ich mir das Parkplatzsuchen sparen, was in der Weststadt immer ein Kapitel für sich ist.

*

Scheffelstr. 70a, soviel ich suchte, diese Nummer gab es nicht. Die Scheffelstr. endet bei Nummer 70 und die Verlängerung über die Kriegsstraße hinaus ist die Steinhäuserstr. Und in Nummer 70 gab es kein Klingelschild mit Kosmetik Nadine. Zurück zu Hause wählte ich erneut die bekannte Rufnummer, erneut war die sympatische osteuropäische Stimme am anderen Ende der Leitung. Da ihr Deutsch allerdings nur aus einigen für das Geschäft notwendigen Floskeln zu bestehen schien, holte sie eine Kollegin an den Apparat. "Du willst unsere Adresse wissen?" fragte eine ebenso sympatische und erotische Stimme. "Wir sind inn der Lessingstr. 70a im Vorderhaus. Bitte bei Kosmetik Nadine läuten. Kommst du heute noch?" fragte sie. "Nein, für heute ist es zu spät. Ich muss noch für den Marathon in ein paar Monaten trainieren. Ich komme am Montag. So gegen vier. Bis dann." Aha, nicht Scheffel-sondern Lessingstr. Jetzt sieht die Sache etwas anders aus. Ich wusste nicht, dass ich gerade mit Hannah gesprochen hatte, der Frau, die mein Leben in den nächsten Jahren bestimmen würde.

*

Meine Arbeit zog sich am Montag extrem zähflüssig dahin und ich konnte es kaum erwarten, bis es endlich 13 Uhr 30 würde. Das Mittagessen brachte ich auch rgendwie hinter mich und ab ging es in die Lessingstr. An der Tür öffnete mir eine blonde Schönheit von geschätztn 19 oder 20 Jahren. Eine Russin und als ich ihre Stimme vernahm, wusste ich, dass wir uns kannten, zumindest vom Telefon her. Sie führte mich in einen opulent eingerichteten Raum, der als Kontakt-und Begrüßungszimmer diente. Das Hauptmobiliar bestand aus einer schweren und sicher teuren Ledergarnitur uned einer gut bestückten Hausbar. Auf dem DVD-Player in der Ecke liefen Hardcore-Filme, gewissermaßen als Einstimmung auf das, was sonst noch zu erwarten war.
"Also, ich bin Natascha", begann meine süße Russin zu erklären, "ich mache Verkehr, Französisch ohne und küsse. Auch mit Zunge". Die Preise, die sie mir nannte, lagen im Mittel der für Karlsruhe üblichen. "Aber bevor du dich entscheidest, stelle ich dir noch meine Freundinnen vor".
Als zweite kam sie: Halblanges blondes Haar, eine Handvoll Oberweite, traumhaft lange Beine und Augen, so klar und tief wie zwei unberührte Gebirgsseen. Ihre Stimme klang rein wie Kristall. Es schien, als wäre eine Göttin vom Olymp herabgestiegen. "Ich bin Hannah", begann sie. Ich mache Verkehr, Französisch ohne und küsse mit Zunge. Ich war hingerissen. Das war sie. Nachdem Hannah den Raum verließ, kamen noch weitere Mädchen, doch ich nahm sie nicht mehr wahr. Zu sehr hatte mich Hannah in ihren Bann gezogen. Nach der Vorstellung kam wieder Natascha und holte mich zurück in unsere Welt und fragte mich nach meiner Wahl. Natürlich gab ich Hannah an.

Hannah, die Frau, die mich magisch in ihren Bann zog, betrat erneut dsas Zimmer und sagte: " Ich freue mich, dass du mich gewählt hast. Was hast du dir denn so vorgestellt?" "Na ja, meinte ich, "hast du denn ein Kennenlermn-Angenbot, so um die 70 Euro?" "Das bekommen wir schon hin, so eine knappe halbe Stunde. Sie führte mich in eines der Zimmer, dessen Mobiliar aus einem einladenden Bett, einem Ledersessel und dem unvermeidlichen DVD-Player bestand. "Mach dich schon mal frei", lächelte mir meine blonde Traumfee zu, "ich komme gleich und dann gehen wir zusammen ins Bad". Im Bad begann Hannah, mich an meinen empfindlichsten Stellen zu waschen; dies aber so geschickt, dass ich an mich halten musste, um nicht schon hier über sie herzufallen. Als ich schüchtern eien Kuss auf ihr blondes Haar hauchte, blickte sie, ohne ihr geschäftiges Treiben zu unterlassen, zu mir auf und küsste mich auf den Mund. So etwas hatte ich in diesem Gewerbe noch nicht erlebt. Völlig überrascht vergaß ich, ihren Kuss zu erwiedern und ließ Hannah einfach machen. Nachdem sie bei mir fertig war, wusch sie sich noch selbst, ehe sie mir mit einem "Komm", vorausging. Wer konnte dieser charmanten Aufforderung wiederstehen?
Im Zimmer angelangt, legte Hannah ihre spärliche Bekleidung ab und wandte sich mir zu. Ich nahm sie inn die Arme, streichelte ihr blondes Haarund versuchte nun meinerseits, sie zu küssen. Sie ließ mich nicht nur gewähren, sondern erwiderte meinen Kuss sogar. Schon innerhalb unseres ersten Zusammenseins merkte ich, welch hocherotisches Dynamit ich hier entdeckt hatte. Hannah war wirklich unbeschreiblich. Ihr Höhepunkt war so intensiv, wie ich es noch bei keiner Frau erlebt hatte und auch ich kam wahrlich nicht zu kurz.
Beim Abschied hauchte ich ihr ein "Bis bald" entgegen und verschwand. Ich war mir sicher, Hannah nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.

*

Ich bin grundsätzlich kein Morgenmuffel. Aufstehen ist immer so gegen vier, um fünf stehe ich schon am Arbeitsplatz und das zumeist gut gelaunt. Aber heute bin ich extrem gut drauf. Ich stehe bei der Post der Briefnachforschung vor, aber nicht mehr lange. Das ist schon gewiss, nur, was mit mir passieren wird, diese Entscheidung trifft der Personalchef. Später wie April, also noch sechs Monate, wird es bestimmt nicht. Aber was soll´s? Trübsal blasen ist nicht, zu sehr klingen die gestrigen Erlebnisse in mir nach. Wenn ich an Hannah nur denke, bekomme ich Schmetterlingen im Bauch. Ich bin zwar ein extrem lockerer und fröhlicher Typ, aber so extrem gut gelaunt wie heute haben mich meine Kollegen doch nur selten gesehen. Seit ich Hannah kenne, lebe ich völlig neu. Nichts in der Welt erscheint mir wichtiger als sie. Schonn der Name lässt mein Herz wild pochend schlagen. H-A-N-N-A-H. Ja, ich habe mich verliebt, unsterblich verliebt. Ich muss sie einfach wiedersehen, so schnell wie möglich. Ja, der Termin steht fest-HEUTE.

So stand ich wieder vor der bekannten Tür in der Lessingstraße. Eine mir noch unbekannte Mittzwanzigerin öffnete. Zielstrebig steuerte ich mit den Worten "Ich kenne mich aus" auf das Kontaktzimmer zu. Die Blondine folgte mir und stellte sich mit den Worten "Ich bin Franziska und biete alles an. Auch ungewöhnlichen Service" vor. Alles klar. das ist diejenige aus dr zweiten Annonce im Kurier. "Ich schicke dir noch die anderen Mädels herein", sagte Franziska und verschwand. Als nächstes kam sie-Hannah. Sie begrüßte mich freudenstrahlend:" Hallo, du warst doch gestern schon da". "Richtig, und es hat mir sehr gefallen", bestätigte ich, "aber sei mir nicht böse, ich möchte doch noch schnell die anederen Mädels sehen". "Keinn Problem, du musst nicht immer beim gleichen Mädchen bleiben", erwiederte Hannah. Es kamen noch vier Mädchen, Helga, Claudette, Eva und wieder die Russin mit der netten Stimme. "Ich nehme dann doch wieder Hannah", sagte ich abschließend zu Natascha, der kleinen Russin. "Ist gut, ich schicke sie dir sofort", erwiederte sie. Lächelnd betrat Hannah das Zimmer, ich nahm sie in den Arm und sagte:" Ich bin eben doch süchtig nach dir". Ich wusste damals noch nicht, welche Tragweite dieser Satz etwa drei Monate später noch bekommen sollte.
Im Zimmer drückte ich Hannah 150 Euro für die volle Stunde in die Hand und sagte: "Es ist wie beim Marathon. Ich bevorzuge die Volldistanz, wenngleich die halbe gestern ihren Reiz hatte. "Zieh dich schon mal aus, ich komme gleich wieder", lächelte Hannah mir zu und wie am Vortag war sie umgehend bei mir, um mich zum Waschritual zu führen. So erregend bin ich noch nie gewaschen worden; Hannah hat es wirklich drauf, einen Mann in Hochstimmung zu versetzen in Ewartung dessen, was ihn noch erwarten würde.
Und erneut war es phantastisch mit meiner Hannah. Meine Geliebte nahm die Zärtlichkeiten, mit denen ich sie geradezu überschüttete, dankbar an; so intensiv, wie sie nahm, so intensiv gab sie auch. Wir bildeten im Bett eine Einheit, so,als ob wir uns seit Jahren kennen, so, als ob jeder die Wünsche und Bedürfnisse des anderen genau kennt, jeden Quadratzentimeter des anderen. Ich fühlte mich gerade so, als kenne und liebte ich Hannah schon seit Jahren, als ob ich mit ihr schon seit Jahren das Bett teile, alles an ihr kenne, aber doch täglich neues und aufregendes kennen lerne. Hannah gab mir so viel. Und ich war bestrebt, auch ihr viel zu geben. Sie war eine Klassefrau.
Während dieser Stunde habe ich mich erneut und unsterblich inn Hannah verliebt. "Hannah, du bist schön wie eine Fee", sagte ich zum Abschied zu ihr, "aber nicht wie eine gewöhnliche Fee, du bist die Königinn der Feen, meine Feenkönigin". "Verlegen lächelte sie mich an:" Danke. Du bist so lieb. So hat mich noch niemand genannt". Titania, die Feenkönigin bei Shakespiere, war es Zufall oder Vorsehung, dass ich ihr diesen doch tragischen Namen als Kosename gab?Hannah brachte mich noch zur Tür und wir verabschiedeten uns mit einer ganzen Kaskade von Küssen, lang, intensiv und zärtlich. Ich wollte Hannah gar nicht mehr loslassen, musste es aber dann doch, wenn auch nur unter schärftem Protest. "Lauf nicht weg, ich komme bald wieder, Feenkönigin", verabschiedete ich mich. Halb auf der Treppe blickte ich mich och einmal um und sah Hannah, nackt, wie Gott sie schuf, im Türrahmen stehen. Verliebt winkte ich ihr zu und Hannah winkte zurück.

Ich war unsagbar glücklich. Jahrelang, seit Susi, meine letzte große Liebe unter mysteriösen Umständen verschwand, trauerte ich ihr nach. Es war mir undenkbar, mich noch einmal neu zu verlieben und nun traf ich die Liebe meines Lebens im Bordell.

Wir trafen uns noch viele Male, fast täglich;es war immer wiedr ein Ereignis, mit Hannah intim zu werden. Ihre Küsse waren süß wie Honig, ihr sanfter, anschmiegsamer Körper war äußerst empfindsam Für meine Zärtlichkeiten, mit denen ich sie überschüttete und die sie mir ebenso zurückgag. Hannah entdeckte immer neue Spielarten der Liebe, sie war sehr experimentierfreudig und ihre Experimentierfreude strahlte auf mich über. Nie hätte ich gedacht, dass es solche Spielarten der Liebe gab und schon gar nicht, sie von einer erst achtzehnjährigen zu lernen. Wir hatten uns anscheinend gesucht und gefunden. Genauso wieich stand Hannah sehr auf Oralverkehr, eine Spielart, die ich mir während meiner zeitweiligenn Impotenz auzfgrund meiner damaligen, längst überwundenen Alkohl-und Drogenabhängigkeit aneignen musste und später pefektionierte. Auch Hannah verstand sich perfekt auf diese Praxis, Sie wusste, mich hochzutreiben, aber immer so zu kontrollieren, dass der Höhepunkt sich erst dann einstellte, wenn sie die Zeit für gekommenn hielt. Hannah war pefekt. Sie war zärtliche Liebhaberin und empfindsame Geliebte zugleich. Sie war die Frau meines Lebens und sollte später meine Freundin werden.

*

Mit Hannah wollte ich alles teilen, auch meine Musik. Ich brannte ihr eine CD mit Punk und Reggae, meinen bevorzugten Musikrichtungen. Und wie, wenn es die Vorsehung gewollt hatte, fragte sie beim nächsten Mal: "Na, was maxgst du heute noch?" "Nicht mehr viel" entgegnete ich. "Ich wede wohl noch ein Stündchen durch die Gegend laufen und Musik hören". "WAqs ich dich schon lange fragen wollte", meinte Hannah, "dich sieht man ja nur mit walkman. Was für Musik hörst du eigentlich?" "Hauptsächlich alte Sachen, so etwa 20 Jahre. Punk und Reggae". "So ein Zufall. das mag ich auch". Das war ja Wahnsinn. Ich hatte ins Schwarze getroffen. "Dann habe ich hier das Richtige für dich", frohlockte ich und gab ihr die CD. Nach einem Blick darauf meinte Hannah:" Starke Sachen sind da drauf. Danke". Doch sie bedankte sich nicht nur mit Worten, sondern einem extrem langen und zärtlichen Kuss. Freudentrunken, dass diese Traumfrau die< gleiche Musik hörte wie ich verabschiedete ich mich:" Ich brenne dir noch gerne ein paar weitere CDs. ÖLass dich überraschen. Mit einem langen Kzss verabschiedeten wir uns; wie üblich blickte ich mich auf halber Treppe um winkte ihr zu und schritt, nachsem die Tür ins Schloss gefallen war, glücklich die Stufen hinunter.

Draußenh regnete es in Strömen, aber das bemerkte ich nicht. Zu glücklich war ich heute. Es war wie immer phantastisch mit Hannah. Unglaublich, dass ein solches Mädchen erst achtzehn sein solte. Erst z6u Hause bemerkte ich meine völlig durchnässte Kleidung. Ich musste tatsächlich den ganzen Weg unbemerkt im strömenden Regen zurückgelegt haben. Nachdem ich mich trocken gerieben hatte, setzte ich mich sofort an den CD-Brenner und bastelte eine neue CD für Hannah. Wenn Hannah schon die gleiche Musik hörte wie ich, so soll sie reichlich davon bekommen. Schließlich habe ich weit über 500 CDs mit guter, alter Pogo-Mucke.

*

Auch am folgenden tag war ich bei meine arbeit völlig gut drauf. Nichts konnte mich umwerfen, obwohl wieder nichts klappen wollte. erst verspätete sichz meine Zuführung vom Briefzentrum, dann musste Wolfgang Ablagen fahren und Claudia seine Tätigkeit übernehmen. Also durfte ich wieder einmal für zwei arbeiten. Aber was solls. Ich liebe die schönste Frau der Welt, Hannah, meine Feenkönigin. Alles andere ist sekundär, meine Liebe zu Hannah ist das Wichtigste auf der Welt, alles, was bisher wichtig zu sein schien, muss sich hinten anstellen.
Am Mittag wurde Hannahs zweite CD fertig. Voller Vorfreude auf Donnerstag, dem Tag unseres nächsten Treffens, legte ich mich früh am Abend schlafen. Morgen schon ist Mittwoch und das Treffen mit dem Personalchef steht an. Aber es ist noch so weit weg. Hannah, nur du bist mir nah.

*

"Wie sind Sie denn drauf in den letzten Tagen? So kenne ich Sie schon lange nicht? Locker und gelöst, obwohl es morgen zu Klausner geht?" drabg die Stimme meines Chefs, Herrn Clausmann durch die Walkmanmusik durch. Ich setzte den Kopfhörer ab und entgegnete:" Der kann mir nichts. Ich habe vor ein paar Tagen die Liebe meines Lebens kennengelernt, ein phantastisches Mädchen. Sie macht mich stark, allein ihre Gegenwart. Klausner soll ruhig kommen, sie gibt mir Kraft". "Gutso, es wird ja nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Er wird Ihnen schon nicht demn Kopf runterreißen. Gehen Sie hin und hören sich an, was er zu sagen hat. Dann sehen wir weiter." Was er zu sagen hat. Das interessiert m8ich nicht. Ich weiß, dass noch einer rwsus muss. Und das bin ich. Logisch. Aber übermorgen bin ich wieder bei Hannah. Und das zählt. Klausner? Der kannn mich mal. Ich habe zwar ein Dioplom als Betriebswirt, aber das erkennt Klausner nicht an. Von dieser Seite her ist nichts zu erwarten. Nein, nein, es wird die Zustellung, da bin ich sicher. Aber erst wird das Leben genossen. Mit Hannah. Und Donnerstag ist schon übermorgen. Gut, ich bezahle für sie. Aber damit finde ich mich ab. Würde ich nicht bezahlen, betrügt sie eigentlich ihre Freundinnen. Das will ich nicht.

*

Am Mittwoch ksam Nicole in mein Büro. Nicole war von der Gewerkschaft, Betriebsrätin, sie solle mich zu Klausner begleiten. Aber das macht sie nur pro forma, weil es eben vorgeschrieben ist. Ich bin von der Konkurrenzgewerkschaft, Betriebsratsksndidat und knapp gescheitert. Ich nahm Niocole mit, um Clausmann, der große Stücke auf sie hält, einen Gefallen zu tun. Also gingen wir los. Ich hoffte, dass wir schnell fertig würden, da ich nachher noch trainieren wollte. Es war Mittwoch, da trainiere ich immer. 20 km. Unterwegs versuchte Nicole, auf das bevorstehende Thema einzugehen. Schnell merkte ich, dass für sie der Fall schon klar war. Ich würdebin die Zustellung wechseln. Hat mich meine Vorahnung doch nicht getrogen. ich machte ihr klar, dass ich bei Klausner allein reden würde, und sie nur mitnehme, um der Form Genüge zu tun.

*

Bei Klausner angelangt spürte ich etwas Bedrohendes, was von seinem Büro ausging. Jetzt, so kurz vor der Höhle des Löwen wurde die Situation doch beängstigend. Aber ich bin bis hierher gegangen, also ging ich auch hinein. Klausner reichte mir die Hand und ich nahm Platz, ohne auf eine Aufforderung zu warten. Er kam gleich zum Punkt:" Wie Sie wissen, lösen wir die ZAC zum April auf und brauchen für die neue Dienststelle keinen Chef mehr. Somit sind Sie überflüssig. Da Sie Marathon laufen, sind Sie körperlich fit und daher möchte ich Sie in die Zustellung geben". "Von mir aus", entgegnete ich, "aber nur an den Entenfang und von Anfang an Stammbezirk". "Holla", entfuhr es Klausner,"Sie gehen aber ran. Gut, Stammbezirk ja, aber Sie kommen nach Durlach oder Neureut". Dann gibt es keinen Deal", drohte ich Klausner, "an den Entenfang, denn da wohne ich und spare Fahrgeld." Nanu, so kannte ich mich gar nicht. Ich sitze hier und stelle Forderungen. Auch Klausner war von der Rolle. So schwer stellte er es sich nicht vor mit mir. "Also gut", versuchte er zu vermitteln,"ich sehe, was ich tun kann. Vorerst geht es nicht, in Mühlburg ist nichts frei. Ich mache einen Platz frei, werde Sie aber zwischenlagern. Sie gehen vorerst zum Bahnpostamt als Springer. Sobald in Mühlburg etwas frei ist, ist das Ihr Posten". Alternativ könnte ich Ihnen einen Nachtdienst-Posten im Briefzentrum zuschneidern lassen, den Sie nicht lange durchstehen würden". Ich merkte, dass Nicole bei dieser Drohung geflissentlich weghörte. Um endlich hier rauszukommen, stimmte ich dem Bahnpostamt zu. Ich hatte mehr herausgeholt, als zu erwarten war.

Mein Training am Mittag war der Hammer. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bach legte ich die ersten zehn km bis Ettlingen in sagenhaften 55 min zurück. Auf dm Rückweg kam noch der Endorphinschub hinzu und ich musste zudem immer an Hannah denken, was mich zusätzlich beflügelte. Eines Tages würde ch für sie Marathon laufen, im Ziel von ihr erwartet werden und ihr, total verschwitzt, in die Arme fallen. Von ihr würde ich den Zielkuss erhalten. Dermaßen beflügelt lief ich nach 1 Stunde 52 Minuten in meinem selbstgewählten Ziel ein. Eine für mich sagenhafte Halbmarathonzeit. Das wäre ein Marathonwert von etwas über vier Stunden.

*

Montags musste ich zur Mittagsschichtwoche. Daher konnte ich Sonntag meine Winterlaufstrecke ausprobieren, nach Wörth in der Pfalz und zurück, auch knapp 20 kilometer. Hier gab es nur feste Straßen und somit keine Überschwemmungen wie auf meiner Hauptstrecke. Idesl für die Winzerzeit. Diese wollte ich durchlaufen, da ich eventuell für London melden wollte und dementsprechend fit sein musste. Hannah, allein schon ihre Anwesenheit, beflügelte mich in vielem. Und noch in etwas beflügelte sie mich: In meiner Wohnung befand sich schon lange ein Chaos. Berge von Büchern, Zeitschriften hatten sich im Laufe der Zeit angehäuft. Schränke, in die ich im Laufe der Jahre nur hineingesteckt, aber nichts mehr herausgeholt habe. Zum Bersten voll mit Nutzlosem. Jetzt geht es dem Chaos an den Kragen. Nach wenigen Tagen Schwerstarbeit habe ich es geschafft; die Wohnung war in besuchbarem Zustand. Einiges tauchte auf: Uralte Kontoauszüge, vergessene Bunker aus meiner Alkohol-und Benzo-Vergangenheit, uralte, nie mehr anbgesehene Videos und immer wieder Gerümpel. Insgesamt summierte es sich auf vierzig große Müllsäcke. Weg damit.
Dennoch: Die Woche war schrecklich. Durchgehend Mittagsschicht. Eine lange Woche hies es, auf Hannah zu verzichten, die Wochenenden eingerechnet, da sie zu dieser Zeit nicht arbeitete. Eine lange Zeit, die ich aber nutzte, ihr Weihnachtsgeschenk zuu kaufen-ein Kollier aus Gelbgold mit Granaten.

*

Nächste Woche wollte ich schon Montag zu Hannah, kaum auszuhalten, bis endlich das Wochenende herum war. Franziska öffnete die Tür und als sie mich sah, sagte sie mit Bedauern:"Hannah ist nicht da". Geschockt blickte ich Franzi in die Augen. Die ganze Woche arbeitete ich nur für diesen Moment und nun it sie nicht da. "Wann kommt sie denn? Kann ich es noch einmal versuchen?" "Versuchen kannst du es gerne. Aber ich denke, heute wird es nichts mehr. Hattet ihr einen Termin?" "Nein, ich wollte sie Überraschen". "Ah, ja. Ist eigentlich typisch Hannah. Sie kommt ab und zu, wann sie will. Aber Termine, da wäre sie zuverlässig". Enttäuscht, dass meine Überraschung ins Wasser gefallen war, schlich ich von dannen. Noch zweimal rief ich an, aber sie war nicht da. Hätte ich zu diesem Tag schon gewusst, was ich in einigen Wochen erfahren musste, ich hätte gigantische Angst gehabt.

Am nächsten Morgen mussten bei der Arbeit alle einen großen Bogen um mich machen. Ich nahm einige Stunden frei, um so schnell wie möglich in der Lessingstraße zu sein. erneut öffnete
Mit gehörigem Kribbeln im Bach rief ich tags darauf die Telefonnummer, welche ich schon auswendig kannte, an. Franziska war am anderen Ende der Leitung. "Ja, Hannah hat sich gemeldet. Heute wollte sie kommen, sie hat schon zugesagt". Endlich wieder konnte ich Hannah in die Arme nehmen. Ich begrüßte sie mit einem langen, zärtlichen Kuss, den sie stürmisch erwiederte. Die Freude, meine Geliebte endlich wieder imm Arm zu halten, war übrermächtig. Ich fürchtete schon, sie für immer verloren zu haben. Aber heute konnte ich sie wieder umarmen, küssen und ihr zeigen, wie sehr ich sie liebe. Hannah, meine Hannah war zurück. Ich stellte keine Fragen, Franziska hatte mich an den Vortagen ja beruhigt. Ich war einfach froh, Hannah wieder zu haben.

*

Meine Kollegen konnten sich freuen. Ich war gelöst, glücklich, wieder ganz der Alte. Meine Laune wurde mehr und mehr anhängig von Hannah. Auch den Rest der Woche war ich glücklich und beruhigt. Ich freute mich bereits auf das nächste Treffen mit Hannah, nichtsahnend, dass sich die Katastrophe schon abzeichnete.

Kapitel 2

Wieder war es Montag. Längst wechselte ich vom Dienstag auf den Montag mit meinem Termin bei Hannah, meiner Fenkönigin. Wieder war ich unterwegs in die Lessingstr. Heute sollte sie ihr Weihnachtsgeschenk bekommen. Wieder öffnete mir Natascha. Ich mochte Natascha sehr, war es doch ihre Stimme, die micg anfangs so sehr interessierte. Ohne sie hätte ich Hannah wohl nie kennengelertnt. "Sie ist nicht da", eröffnete mir Natascha. "Nein", dachte ich, "nicht schon wieder. Nicht heute, wo sie doch ihr Geschenk bekommen soll". Pure Verzweiflung beschlich mich. "Komm erstmal herein", bot Natascha mir an. "Hallo, du wieder. Hannah ist nicht da". Das war Franziska, die mich so begrüßte. "Sitz kurz rein, ich versuche, ob ich sie am Handy erreiche". Nach kurzer Zeit kehrte sie zurück und meinte, Hsnnah käme in cirka einer halben Stunde. Also schlug ich vor, noch einige Schritte zu gehen und etwas Musik vom Walkman zu hören. Als ich aber nach der halben Stunde zurückkam, war Hannah immer noch nicht da. Franziska mneinte, sie hätte wohl den Zug verpasst und es sei nicht sicher, wann sie käme aber ich solle mir keine Sorgen machen, das käme bei Hannah, die offenbar kein Muster an Pünktlichkeit war, öfter vor. "Aber ich möchte dich jemandem vorstellen". Sie verschwand kurz, kehrte aber nach kurzer Zeit mit einer Frau mittleren Alters zurück. Sie stellte mich ihrer Chefin, Nadine, vor. Das ist Stefan, er ist in Hannah so sehr verliebt". "Hallo, Nadine, endlich lernen wir uns kennen", begrüsste ich die Chefin des Etablissements und deutete einen Handkuss an, um Sympathiepunkte bei ihr zu machen. Ich schien dadurch tatsächlich Eindruck bei ihr zu erwecken; sie lächelte mich an und nahm mich in den Arm: "Ja, mit Hannah wird es heute wohl nichts mehr. Da sie zum wiederholten Male unpünktlich ist, wird es wohl eine Geldstrafe geben. Das überlege ich mir noch. Nimm doch für heute ein anderes Mädchen", bot sie mir mit unverkennbarem französischen Akzent an. Nach langem Zögern entschied ich mich für Natascha, der Russin, deren Stimme ich so sehr mag.

Natascha war ein erotischer Vulkan. Das Mädchen kannte keinerlei Zurückhaltung, keinerlei Tabus, sie war einfach das, was man als heißen Feger bezeichnete. Insbesondere ihre Zungenfertigkeit ließ keine Wünsche übrig. Natascha hatte zwei Höhepunkte, son intensiv, dass ich dachte, sie würde das ganze Haus zusammenschreien. Ich hatte schon mit vielen Mädchen das Bett geteilt, aber ein Vulkan wie Natascha war nicht darunter. Wäre ich nicht in Hannah so verliebt gewesen, Natascha wäre meine erste Wahl gewesen. Als ich mit Natascha das Zimmer verließ, erfuhr ich, Hannah sei eingetroffen. Es tat mir sofort leid, mich mit Natascha vergnügt zu haben, anstatt auf Hannah zu warten. Irgendwie kam es mir vor, ich hätte das Mädchen meines Herzens betrogen. Ich beeilte mich, die Wohnung zu verlassen, ohne auf Hannah zu treffen. Im Vorbeigehen sah ich noch eine hübsche Brünette mit halblangen Haaren; ein ganz süßes Mädchen, das neu bei Nadine angefangen hat.

Abends rief ich bei Nadine an und wollte Hannah sprechen. Sie beruhigte mich gleich wegen der Geldstrafe. Du musst unbesorgt sein. Ich habe den Zug verpasst und da ich derzeit weder Auto noch Führerschein hatte, musste ich auf den nächsten warten. Und du hast auf Nadine einen solch guten Eindruck gemacht, dass sie auf die Geldstrafe verzichtet. Sie weiß ja auch, dass ich dein Mädchen bin. Wir verabredeten uns auf Mittwoch.
Freudig erregt klingelte ich am verabredeten Tag bei Nadines Etablissement. Franziska begrüßte mich mit sorgenvollem Gesicht:"Hallo, Stefan, Hannah ist nicht da und kommt vorerst auch nicht. Irgendwas mit Grippe oder so. Mach dir keine Sorgen, wenn sie gesund ist, kommt sie wieder. Da es unmöglich war, ihre Adresse oder Telefonnummer zu bekommen, bat ich Franzi, Hannah Genesungswünsche und Grüße auszurichten. Dies wollte sie auch gerne erledigen.

*

Es dauerte nur bis Freitag. Ich rief bei den Mädels an, um mich nach Hannahs Gesundheitszustand zu erkundigen. Franziska war am Telefonnund meinte fröhlich:"Warte einen Moment, hier ist jemand für dich". "Hallo, Stefan", hörte ich Hannahs hocherotische Stimme aus der Hörmuschel, "ich habe heute wieder angefangen. Es war keine Grippe, nur eine mitt.lere Erkältung. Das hatte ich bald überstanden. Aber so konnte ich nicht arbeiten, da ich keine Gäste anstecken möchte". "Endlich", freuteb ich mich, "endlich ist sie wieder da". "Sag, Feenkönigin, können wir uns sehen? Jetzt, gleich?" "Super", jubelte Hannah. "Dann sagen wir, in etwa 20 Minuten", verabschiedete ich mich.

Endlich, nach langen Tagen des Wartens, der Unsicherheit, konnte ich meine Feenkönigin wieder im Arm halten. Ich kam noch einmal auf unser verpatztes Treffen zurück und fragte, ob sie auch wirklich keinen Ärger hatte. Hannah beruhigte mich: "Nein, nein, mit Nadine ist alles geklärt. Schließlich musste ich auf den Zug wartemn, das hat sie akzeptiert. Aber rufe bitte in Zukunft an, bevor du kommst, damit ich auch wirklich da bin und du nicht umsonst kommst". Das versprach ich ihr.

Nun sollte sie ihr Weihnachtsgesvhenk erhalten. Ich wusste nicht, ob ich in nächster Zeit Überstunden abzuleisten hätte und bis Weihnachten nicht kommen könne. Bis nach dem Fest wollte ich nicht warten, auch die zweite CD hatte ich dabei und einen Brief an sie, der ihr meine Gefühle mitteilen sollte.
Als Hannah ihr Geschenk auspackte, erblickte ich wahre Freude in ihren Augen:"Ist das schön, vielen Dank". Hannah verschwand kurz, kehrte aber gleich wieder, das Kollier um den Hals. "Es ist phantastisch. Vielen Dank". Freudig fiel sie mir um den Hals. Die anderen Mädchen sagen, es stehe mir sehr. Es ist wie für mich gemacht. Schade, ich habe gar nichts für dich". Doch, Feenkönigin", entgegnete ich. "Du bist da. Das ist Geschenk genung. Aber, wenn du ein kleines Bild für mich hättetst?". "Das Bild sollst du haben". Hannah machte mich zu einem sehr glücklichen Menschen".

Das Stündchen auf dem Zimmer verlief äußerst harmonisch und wir beide verschmolzen inzwischen zu einer richtigen Einheit, von der der eine immer genau wusste, was sich der andere wünschte. Insbesondere ich entwickelte eine Fähigkeit, Hannah ihre erotischen Wünsche von den Augen abzulesen und sofort in die Tat umzusetzen. Es war eine Stunde wie ich sie noch nie, zumindest noch nicht sehr oft, erlebt hatte. Hannahs Liebesbedürfnis war sehr hoch und was ich ihr gab, gab sie mir ebenso zurück. Was kümmerte mich die Erde um mich, unser Sonnensystem, das ganze Universum um uns herum? Wir waren zusammen, wir hatten uns, wir waren der Mittelpunkt des Universums.
Ich ahnte nicht, dass diese wundervolle Stunde die letzte hätte sein sollen, in der ich mit Hannah glücklich war und die letzte, in der ich keine Angst um meine Geliebte gehabt habe.
Ich hatte erneut Mittagsschicht, somit keine Gelegenheit, Hannah zu sehen wollte aber danach, eine Woche später wieder mit ihr zusammensein. So verabredeten wir uns locker auf die Folgewoche, ohne festen Termin, da ich nicht wusste, wie es mit Überstunden bei mir steht. Zwar wäre mir der Zusatzverdienst angesichts meines Kontostandes recht gewesen, andererseits hätte ich Hannah, meine Feenkönigin über lange Zeit nicht gesehen.
Fest verabredeten wir uns auf einen der beiden weihnachtsfeiertage, wobei noch nicht genau klar war, zu welchem, es sah aber nach dem zweiten aus. Gerade an diesem Tag hätten wir uns mehr Zeit lassen können als sonst, hätte ich mir mehr Zeit lassen können, Hannah zu verwöhnen, wie sie noch nie verwöhnt wurde, nicht einmal von mir.

Bei der Arbeit war ich wieder der gewohnte, locker und gelöst, auch beim Lauftraining stellte ich persönliche Bestzeiten auf. Während der gesamten Halbmarathonstrecke stellte ich mir vor, Hannah wartet im Zieleinlauf auf mich, ich würde den Lauf in ihren Armen beenden und einen langen Zielkuss bekommen. So etwas beflügelt wohl jeden Läufer, wenn im Ziel ein schönes Mädchen auf ihn wartet.

*

Bevor ich am Folgetag zur Arbeit ging, besorgte ich noch einige kleine Geschenke für Hannah, um bei unserem weihnachtlichen Treffen nicht mit leeren Händen dazustehen. Jeder Tag, jede Stunde und Minute wurden für mich zur Qual, war sinnlose Zeitvergeudung. Ich lebte nur noch für diese eine Stunde in der Woche. Eine kleine Abwechslung hingegen hatte ich. Seit langem schon suche ich eine CD der Lurkers, es ist die letzte, die ich brache, um die Band komplett zu haben. Diese traf, zusammen mit der ersten Slade, im Laufe der Woche ein.

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Endlich war die Spätschichtwoche gelaufen, es war Sonntag. Morgen schon wollte ich Hannah wiedersehen. Um mit die Wartezeit über diesen zählflüssig dahinlaufenden Tag zu verkürzen, setzte ich den Walkman auf, legte die neue Lurkers ein und streunte gedankenverloren durch Karlsruhe. Ich wusste nicht, wohin ich gehen wollte, doch als meine Gedanken wieder zur Realität zurückkehrten, befand ich mich ganz in der Nähe der Lessingstraße. Da Hannah jedoch Sonntags frei hat, vermied ich es, zu den Mädels zu gehen.

Montag wollte es einfach nicht Mittag werden. Ich hate schon den ganzen Tag ein Kribbeln im Bauch, war übernervös und fahrig bei der Arbeit. Es war, als ob ich ahnte, etwas liegt in der Luft. Endlich war es 14 Uhr, endlich konnte ich anrufen. "Ach du bist es", Franziskas Stimme kannte ich mittlerweile, " du bist mit Hannah verabredet. Kannst du vergessen, sie ist krank". Bumm, das saß. Hannah ist schon wieder krank. "Wann kommt sie denn wieder?" "Na, so Ende der Woche", mutmaßte Franzi. "Wer ist denn heute alles da?", fragte ich. "Außer mir nur Natascha und Carmen". "OK. Ich komme mal vorbei und schaue".

Franziska öffnete die Tür mit den Worten"Du kennst dich ja aus. Kennst du eigentlich Carmen schon? Sie ist brünett und dehr hübsch. Sie hat zwar gerade einen Gast, muss aber bald fertig sein. Wenn du willst, kannst du auf sie warten". Schon aus Neugier auf Carmen akzeptierte ich Franziskas Angebot. Kurze Zeit später erschien die hübsche Brünette, die ich vor einigen Tagen schon flüchtig gesehen hatte. Der erste Eindruck von Carmen war sehr positiv. Sie war ein bildhübsches Mädchen mit endlos langen Beinen und nur etwas mehr Oberweite als Hannah. Eigentlich war Carmen der Typ Frau, der jeden Mann faszinierte Und das kleine Nichts an Dessous, das mehr zeigte als verhüllte, tat sein übriges dazu.
Da Carmen gerade Zeit hatte, setzten wir uns zusammen und unterhielten uns über Hannah-Carmen fand sie sehr nett-und über Carmens Preise. Da diese jedoch über dem eigentlichen Niveau des Hauses lagen, erinnerte ich mich an Nataschaund fragte nach ihr. Carmen holte Natascha, die auch sofort kam. Wie immer trug sie das gelockte Blondhaar offen schwarze, halterlose Strümpfe und ein Nichts an Neglgee. Der erotische Vulkan Natascha war eine Wucht. Hätte man sie in einen alten Kartoffelsack gesteckt, auch so hätte sie jede Misswahl gewonnen. Natascha legte ihren Kopf auf meine Schulter und flüsterte:" Ich habe das mit Hannah schon gehört. Es tut mir sehr leid, aber ich freue mich, dass du jetzt zu mir kommst. Ich weiß, ich kann dir Hannah nicht ersetzen, aber vielleicht bringeb ich dich auf andere Gedanken.
Wir gingen aufs Zimmer. Auch heute war Natascha der bekannteb erotische Vulkan, fast hatte ich die Ansicht, Dass sie heute besonders gut sein wollte, um meine Gedanken an Hannah zu zerstreuen. Die Stunde mit Natascha war ein erotischer Hochgenuss und zumindest für kurze Zeit waren meine Gedanken nicht bei Hannah. Aber es war eben nur Sex, reine Triebbefriedigung. Mit Hannah war es Liebe. Nicht nur von mir; ich wusste dass ich Hannah nicht gleichgültig war, auch bei ihr entwickelte sich so etwas wie Zuneigung.

*

Schon Mittwoch vesuchte ich es mit einem Anruf. Wieder hatte ich Natascha am Apparat. Nein, Hannah sei immer noch krank und man wisse nicht, ob sie überhaupt noch wiederkomme. Das traf mich wie ein Schock. Sollte meine große Liebe beendet sein, ehe sie überhaupt begann? Doch Natascha setzte noch die Worte "Dieses Jahr" dahinter. Dies hieße also zumindest etwas Hoffnung, sber wenigstens drei Wochen banges Warten. Ein grausamer Gedanke. "Kommst du?" fragte Natascha. "Nein, ich möchte dann doch lieber auf Hannah warten. Du weißt, ich liebe sie. Es ist zwar sehr schön mit dir, aber wenn Hannah so schwer krank ist, möchte ich sie nicht noch betrügen. Jedenfalls empfinde ich so". Hätte ich aber bei diesen Worten gewusst, dass ich Natascha nie mehr wiedersehen und mir auch wegen ihres plötzlichen Versschwindens Sorgen machen würde, ich hätte keinen Moment gezögert, ein letztes Mal zu der kleinen Russin zu kommen.

Natürlich machte ich mir um Hannah derzeit noch nicht die großen Sorgen, welche ich bei Kenntnis über den Besamtzusammenhang hätte machen müssen,
es war schließlich die Zweit für Erkältungskrankheiten und alles sah nach einem schweren Rückschlag aus, aber beunruhigt war ich schon. Dennoch ließ ich eine Woche vergehen, bis ich wieder bei Nadine anrief, in der Hoffnung, Hannahs Krankheit sei nicht so langwierig, wie erwartet. Franziska nahm das Gespräch an. Die Nachricht war niederschmetternd: Hannah sei mit einer schweren Lungenentzündung in ein Pforzheimer Krankenhaus eingeliefert worden. Sie sei noch isoliert, da sie schweres Fieber habe. Es sei noch für genaue Auskünfte zu früh, da sie diese Auskunft auch nur aus dritter Hand habe. Ich war geschockt und stammelte:" Das ist ja schrecklich. Bitte richte ihr viele Grüße aus und gute Besserung". Der Tag war gelaufen. Meine große Liebe im Krankenhaus und ich konnte nichts tun. Es wurde Abend und ich konnte keinen Schlaf finden, wie so oft. Doch diesmal hatte das Ausbleiben des Schlafes einen realen Hintergrund, die Sorge um Hannah. Doch plötzlich kam mir die Idee. Ich wollte Hannah im Krankenhaus besuchen, einfach so. Es sollte eine Überraschung für meine Feenkönigin werden, wenn ich einfach im Krankenzimmer erscheine, vor ihr stehe, als sei ich aus dem Boden gewachsen.

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Der Plan war gefasst. In Pforzheim kämen zwei Kliniken in Frage, das Stadtische und Siloah. Natürlich stellte ich mich auf längere Nachforschungen ein, da ich Hannahs Familiennamen nicht kannte. Natürlich war man bei der Verwaltung nicht sehr begeistert, nach meiner Feenkönigin unter Vorname, Befund und Einlieferungsdatum zu suchen. Doch anscheinend klang ich so verzweifelt, dass man mir helfen wollte. Doch ohne Erfolg. Es war einfach unmöglich. Da ich im Siloah auf die gleichen Hindernisse stoßen würde, das war mir klar, verwarf ich die Idee wieder.

Aber Nadine, sie wüde mir helfen, hoffte ich. Wieder hatte ich Franziska am Apparat. Nein, das geht nicht. Man muss die Privatspäre Hannahs schützen und kann deswegen keine Angaben machen.
Aber Franziska wolle Hannah gerne eine SMS schicken, ob ich sie besuchen darf. So blieb mir nur, zu warten. Keinen Schritt ging ich vom Telefon weg, weder zu Hause, noch im Büro, getrieben, von der Angst, einen wichtigen Anruf zu verpassen. Freitags, kurz vor Weihnachten rief ich erneut bei Nadine an. Ich erbot mich, falls eines der Mädchen Hannah besuchen wolle und kein Auto habe, als Fahrer. Der Hintergedanke war klar. Immer noch hing ich an dem seidenen Faden, Hannahs Aufenthaltsort herauszubekommen. Natürlich lehnte Nadine ab, sagte mir aber zu, da sie Hannah am ersten Feiertag besuchen wollte, ihr meine Grüße mitzuteilen. Also musste man wissen, in welchem Krankenhaus< meine Geliebte lag. Wenigstens ein Funke Hoffnung.
Mittlerweile stand Weihnachten vor der Tür. Immer noch keine Spur von Hannah. Ich war sehr froh, meiner Feenkönigin ihr Geschenk schon so frühzeitig gegeben zu haben, so dass sie sich wenigstens daran erfreuen konnte. War es Zufall oder wieder die gute Vorahnung, was mich trieb, Hannah schon so früh zu beschenken; ich wüsste es nicht, war aber sehr froh darüber.
Es war der 23., als ich wieder mit Nadine telefonierte. Über die Feiertage, sagte sie, wolle sie Hannah besuchen. "Kannst du mir einen großen Gefallen tun?", fragte ich, "ich habe Hannah einen Brief geschrieben. Nimmihn bitte mit und gib ihn ihr". "Wann kannst du hier sein?", fragte sie. Na, in etwa einer viertel Stunde". "Ist gut. Ich bin da. Bring mir den Brief".

So setzte ich mich ins Auto und führ in die Lesslingstraße. Nadine öffnete verschlafen und im Morgenmantel. Der gestrige Abend schien lange gewesen zu sein. "So, da ist der Brief. Danke. Bring ihn ihr bitte mit. Sag mal, wie konnte das eigentlich passieren?" "Das ist leicht zu verstehen", erklärte sie, "Hannah hatte einen Gast mit Bronchitis, der muss sie angesteckt haben-damals. doch sie hat sich nicht genügend auskuriert, nach zwei Tagen arbeitete sie wieder. Ich hatte sie gewarnt, aber sie wollte nicht hören. Sie isst ja auch kaum was. Der Rückschlag musste kommen. Dass er aber so schwer war, wer konnte das wissen?" "Bitte, Nadine, wenn du Hannah siehst, frage sie, ob ich sie besuchen darf". "Ich will sehen, was ich tun kann. Rufe mich am 26. an". Etwas beruhigter lief ich die Treppen hinab.

*

Es wurde Heiligabend, zwei Tage bevor unser Treffen hätte sein sollen, zwei Tage noch, bis mir Nadine genaueres sagen wollte. Heiligabend hätte ein Tag voller Vorfreude sein sollen, Vorfreude auf die Frau, die ich über ales liebe. Aber sie war nicht da. Ich wusste nichts, rein gar nichts. Wo war sie? Wann käme sie wieder? Kommt sie überhaupt wieder? Wie geht es ihr? Nein, dieser Heiligabend war kein Tag der Freude. Es war ein trauriger Tag, ein sehr trauriger. Ich musste an Hannah denken, an ihr trauriges Weihnachten, da draußen. Aber wo überhaupt war das "Draußen"?
Ich war mit meinen Nerven, meinem Verstand am Ende. Da erinnete ich mich an etwas, was mir zumindest für einige Zeit helfen könne: Sport. Ich musste heraus aus meinen Depressionen, ehe Schlimmeres passieren würde. So zog ich meine Trainingssachen an und absolvierte einen schnellen Traingslauf über den Halbmarathon, allerdings im Zehntausender-Tempo. Ich wollte danach so kaputt, so ausgepowert sein, dass ich für nichts anderes Gedanken haben würde. Auch hoffte ich auf einen frühen, heftigen Endorphin-Schub, der mir helfen sollte, einige Zeit zu überstehen. Ich war süchtig danach.
Der Endorphin-Schub, er kam zwar, aber nicht so, wie gewünscht. Als er kam, ich wusste es, aber spürte ihn kaum. Es war einfach zu schwach. Er half mir zwar, die Distanz zu meisten, aber erhalf mir nicht über mein Lebensproblem hinweg.

*

Abends kamen mir erstmals die Tränen. So dehr ich mich mit Hannah freute, wenn sie Grund zur Freude hatte, so sehr litt ich nun mit ihr. Hannahs traurige Weihnacht war auch meine traurige Weihnacht. So entschloss ich mich, früh ins Bett zu gehen, auch angesichts der Müdigkeit durch meinen schnellen Lauf.
Wie gerädert wachte ich am frühen Morgen auf. Ich hatte geträumt, schlecht geträumt, konnte mich aber an die Zusammenhänge nicht mehr erinnern. Der Tag war grausam. Die Stunden verannen zähflüssig wie Honig. Gegen Abend konnte ich nicht mehr. Morgen sollte ich Nadine anrufen. Aber wenn sie eventuell heute schon bei Hannah war, warum warten bis morgen. Ich durfte sie ja anrufen, Waeum nicht jetzt? Ichb nahm den hÖrer in die Hand, was ich besser tunlichst unterlassen hätte´. "Bist du bescheuert", keifte sie mich an. "Wenn überhaupt, rufe morgen an". Die verbindung wurde unterbrochen. Warum behandelte Nadine mich so. Sie wusste doch, wie sehr ich Hannah liete. Ich war am Boden.

*

Zweiter Weihnachtstag. Heute durfte ich Nadine anrufen. Heute konnte sie mich nicht ankeifen. Heute würde ich erfahren, was ich zu erfahren hoffte. Nadine war am Telefon, aber ich hatte kein Glück. Sie sagte mir, sie hätte es nicht geschafft, Hannah zu besuchen, also hatte Hannah auch meinen Brief nie erhalten. Ich solle gefälligst warten, bis sie wieder da sei und nicht ständig nerven. Das telefon soll für das Gesvhäft da sein und nicht für mich. Schließlich sei man keine Auskunftei.
Irgendie verstand ich, dass Nadine schlecht auf mich zu sprechen war, schließlich nervte ich schon seit Tagen mit meiner Nachfrage nach Hannahs Gesundheit. Aber konnte Nadine das nicht verstehen? Die Frau, die ich so sehr liebe, war seit über zwei Wochen für mich verschwunden, verschollen, vom erdboden verschluckt, als hätte es sie nie gegeben. Erinnerungen an Susi kamen wieder hoch. Auch sie kam ins Krankenhaus, Samstag Abends, direkt aus unserer Stammkneipe, in der sie zusammengebrochen war. Ich habe sie nie mehr gesehen. Bis heute, über zwanzig Jahre danach, weiß ich noch nicht, was mit Susi gesvhehen ist, ob sie überhaupt noch lebt. Soll das schon wieder geschehen, mit einem Mädchen, das ich so sehr liebe wie< damals Susi, eher noch mehr.
Mittlerweile dachte ich schon daran, Rolf einzuschalten. Wir haben damals zusammen Fußball gespielt, ich stand im Tor, Rolf war Mittelstürmer. Heute leitet er eine erfolgreiche Detektei. Ja, das wär´s, Hannah mit einem Detektiv zu suchen. Für einige Zeit hielt ich das für eine passable Idee.

*

Ich versuchte es noch einmal bei den Krankenhäusern. Diesmal ging ich jedoch nicht über die Verwaltung, sondern die Pforte. Tatsächlich zeigte man sich in beiden Kliniken, nachdem man meine Geschichte gehört hatte, bereit, nachzuschauen. Man wolle mich zurückrufen. Nach zwei Stunden bangen Wartens wurde ich erneujt enttäuscht. Ein Mädchen mit dieser Beschreibung war nicht gemeldet. Da ich keinerlei Ansatzpunkte hatte, konnte ich auch die Sachr mit Rolf vergessen. Wo sollte er ermitteln?

*

So muste ich wieder selbst tätig werden. Ich wollte versuchen samstags, da war Nadine fast nie im Etablissement, bei einem Mädchen einen Brief utz deponieren, den sie Hannah zusenden solle, wenn ihre Krankenhausadresse publik würde. Bei meinem Anruf meldete sich Carmen. "Hallo, Carmen", wer ist denn alles da?" "Nur ich und Patricia", antwortete die hübsche Brünette. "Gut, ich komme später vorbei. So in einer halben Stunde. Hoffentlich klappt es. Bid dann"§. Mein Plan schien zuu funtionieren. Carmen und ich verstanden uns gut, obwohl wir noch nie zusammen auf dem Zimmer waren. Carmen schien mir der geeignete Postbote zu sein. Sie sollte den Brief für Hannah bekommen, meinen verzweifelten Hilferuf. Fertig frankiert und verschlossen. Nur die Anschrift fehlte, das wäre Carmens Job. Ein Briefkasten stand direkt vor dem Haus, so daß Carmen noch nicht einmal lange suchen müsste. Hoffnung keimte auf. Dies schien mir der gangbarste Weg zu sein, auch relativ erfolgreich. Ich setzte mich in meinen ferrariroten Mondeao und fuhr die kurzre Strecke in die Lessingstrasse. Auf mein Läuten öffnete eine mir unbekannte Latina. Obwohl eigentlich Latinas das Nonplusultra darstellen, von ihr war ich nicht begeistert.Die Haare hart und störrisch und die Haut fleckig. Nein, Mädel, bei dir werde ich kein Geld los. "Die andere Mädel kommt gleich", schleuderte sie mir zur Begrüßung ins<
Gesicht.
"Nanu, dachte ich mir", was für
Sitten kehren hier ein? Normalerweise stellen sich die Mädchen im Kontaktzimmer vor, nennen Leistung und Preise". Na gut, ich wollte sowieso zu Carmen. Glücklicherweise erschien die zwanzigjährige Brünette umgehend. Nachdem sich Carmen, die ihre halblangen Haare heute offen trug, ujnd ihre Blöße mit einem weinroten BH und gleichfarbigem Höschen mehr schlecjt als recht verdeckte, begannen die Preisverhandlungen. Carmen hatte sich dem Niveau des Hausrs inzwischen angepasst.

Als ich mit Carmen aufs Zimmer ging, wusste ich, heute musste ich fantastisch sein, sorgen, dassIch wollte Carmen erneut verwöhnen, da ich ja wusste, wie sie darauf reagiert. Als sich Carmen erwartungsvoll auf den Rücken legte, sprang ohne Vorwarnung die Tür auf und Patricia stand im Zimmer: "Carmen, Telefon". Du kannst doch jetzt nicht stören", herrschte sie die Latina an. "Du siehst doch, dass ich einen Gast habe". Ich brach in helles Gelächter aus. So etwas war mir noch nie passiert. "Macht nichts, telefoniere ruhig, wir weden alles nachholen". Während Carmen telefonierte, streichelte ich ihre zarte Haut und merkte, dass sie erneut begann, vor Erregung zu zittern. Bald brach sie das Gespräch ab, legte sich hin und ließ mich machen. Doch nicht lange und Patricia stand erneut im Zimmer, wieder mit dem Telefon in der Hand. Carmen kochte vor Wut, ich nahm es von der lustigen Seite, lag auf dem Bauch und trommelte, lachend vor Begeisterung, auf das Bett ein. An Sex war nun nicht mehr zu denken, zumal Patricia, als wir uns anzogen, erneut mit Telefon im Zimmer stand. Carmen war es superpeinlich, erklärte sich aber gerne bereit, sozusagen als Entschädigung, den Brief anzunehmen. Während wir noch redeten, klingelte es an der Tür und wir hörten Patricias "Die andere Mädchen kommt gleich". Das war gewissermaßen die Aufforderung für mich, zu gehen. Anscheinend war Patricia neu im Geschäft und vorerst nur zum Türöffnen bereit. Da kann sich Carmen heute auf etwas gefasst machen.

*

Trotz dass ich bei Carmen einen Brief deponiert hatte, wollte ich sonntags zur Sicherheit noch einen weiteren Brief anbringen. Franziska arbeitete sonntags. Bei ihr wollte ich versuchen, noch einen Brief anzubringen. Diesen steckte ich zusammen mit einem Schreiben an Franziska in einen an sie aedressierten Umschlag.
Da Nadine Sonntag oft selbst den Telefondienst übernahm, um die Mädels ungestört arbeiten zun lassen, hoffte ich, dass sie heute eine Ausnahme machte. Schließlich war sie auf mich nicht gut zu sprechen. IKch hatte Glück. Am Telefon meldete sich eine mir unbekannte Stimme. Ich konnte mich mit Namen melden:"Hier Stefan, Hallo. Wer ist denn alles da?" "Carmen, PÖatricia und ich. Ich bin Jill". Jill kannte ich nicht. War sie schon Hannahs Nachfolgerin oder ein Terminmädchen? Egal, ich bohrte weiter:"Wann kommt Franzisak denn?" Morgemn früh, halb zehn". Das waes dann also für heute. Aber morgen, da sollte es klappen.


*

Zuerst aber brauchte ich Geld. Ich hatte mich noch Sonntags mit einer Kreditvermittlung kurzgeschlossen, die mit Expressbearbeitung warb. So langsam bewegte sich mein Konto auf das Dispoende; kein Wuder, war ich zum Ende doch fast dreimal bei Nadines Mädchen.

*

Montag hatte ich Glück. "Ja, hallo?"; es war Franziskas Stimme am anderen Ende der Leitung. "Hi, Franziska. Ich will zu dir. Ich habe eine Bitte an dich". "Lass mich raten. Du willst mir einen Brief an Hannah geben, richtig?" Also gut, weil du es bist. Komm her, aber gleich. Du weisst, die Alte wohnt oben. Aber sie schläft noch, weil sie gestern zu viel Sekt getrunken hat. Also, beeile dich. Klingle zweimal, dann mache ich dir auf". Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Zehn Minuten später hielt ich mit quietschenden Bremsen in der Lessingstr.
Franziska öffnete sofort. Sie bat mich herein und ich versuchte ihr zu erklären:"Franziska, du weisst, dass ich Hannah über alles liebe. Hier ist ein Ausdruck des Briefes an Hannah, den ich dich bitte, zu lesen. Wenn du mich dann für würdig erachtest, dann gib mir ihre Handynummer. Ich mache damit keinen Unfug. Aber ich halte die Unsicherheit nicht mehr aus".
"Setz dich. Wir müssen reden", entgegnete Franziska. "Die lassen dich hier alle im Unklaren. Es wird Zeit, dass du die Wahrheit erfährst. Lasse aber meinen Namen aus dem Spiel, o.k.! Also, es ist etwas Schwewiegendes, was du nun erfährst. Wenn es nur die Lungenentzündung wäre, das wäre kein Problem. Was ich dir jetzt sage, darf eigentlich niemand, du schon gar nicht, wissen".
Was darf niemand wissen. Ich dachte zuerst an etwas körperliches oder sexuelles, aber ich kannte Hannah genau. Sie war ok. "Los", forderte ich Franzi auf. "Was ist mit ihr. Rede schon. Ist sie stärkrt krank, als ich weiß?. Bitte, Franziska. Wenn ich kann, werde ich ihr helfen. Was ist mit ihr?"
Franziska erkannte die Verzweiflung in meinen Augen. Sie fuhr fort:"Also gut. Aber sage ja niemandem, dass du die Information von mir hast. Sonst bin ich meinen Job los. Einige Tage, bevor Hannah ins Krankenhaus kam, hatte sie einen Gast auf dem Zimmer. Sie schlief einEr wollte sie wachrütteln, als ihre Arme herunterfielen. Er sah es als erster. Einstichstellen. Viele Einstichstellen. Er hat sie aufs Bett geworfen, angespuckt und ist rausgestürmt. ´Da drin liegt ein Junkie. Ich will mein Geld zurück´. Hannah hängt an der Nadel. Nicht nur Heroin. Sie nimmt alles, was sie bekommen kann. Heroin, Kokain, nur vom Crack lässt sie die Finger. Deshalb geht sie auch vor dem ZImmer noch allein insWeiter erklärete Franziska: "Wir Mädels hatten alle Angst. Viele Gäste wechseln die Mädchen, hüpfen von einer zur anderen. Das heißt, wenn Hannah eine Infektion hat, z.B. Hepatitis C und damit einenb Gast ansteckt, so würde der wiederum uns anstecken. Babsi ist weg, Natascha möchte auch weg. Wir haben uns alle gegen Hannah ausgesprochen, nur Nadine, die will Hannah behalten, weil sie ihr Geld bringt. Ich lasse mich jetzt jede Woche untersuchen. Ich bin sauber". Das komnte ich bestätigen. I
ch mache wegen meiner
Langstrecken-Läufe jedes halbe Jahr einen Gesundheitstest. Der letzte liegt kaum vier Wochen zurück.
Meine Werte sind o.k. Hätte Hannah etwas, hätte ich es auch.

Zuerst war ich wie geschockt. Vor sechs J
ahren hatte ich selbst entzogen. Alkohol und Benzodiazepine. Dieses Zeug war damals der Beginn meines Abstiegs bei der Post. Dann hattte ich, nach langen Jahren der Abhängigkeit kalt entzogen. Erfolgreich und bislang bin ich clean geblieben. Aber was mar meine Abhängigkeit gegen die härteste, endgültige Droge-Heroin. Eine Droge, die irgendwann unkontrolliert genommen wird und dann unweigerlich zumTod führt. Und wenn die Droge nicht tötet, dann irgendwann die Nebenkrankheiten wie Hepatitis C oder HIV.
Und nun das. Hannah, meine Feenkönigin, die Frau, die ich über alles liebe, an der Nadel. Das durfte nicht wahr sein. Ich hatte ein Gefühl, als wäre ich gerade ausgeknockt worden. Um mich herum nahm ich nichts mehr wahr. Franziska, obwohl sie genau vor mir stand, war nun noch ein Schatten. Ihre Stimme kam von ganz weit her. Ich dachte nur noch an das eine Wort, das im Raum stand, unauslöschbar. Es hämmerte in meinem Kopf. Immer wieder: Heroin, Heroin, eroin, in..in..in.... . Es wäre absurd gewesen, Hannah mit diesem Teufelszeug in Verbindung zu bringen. Sie war so lebenslustig, so fröhlich. Es käme mir nie in den Sinn, sie mit Bahnhofsjunkies oder diesen Hippie-Punks aus der Fußgängerzone in einen Sack zu werfen. So war hannah nicht. Aber Franziska war glaubwürdig-absolut. Es musste stimmen.
Der Schock wich trotziger Entschlossenheit. Hannah braucht Hilfe-meine Hilfe. "Bitte, Franziska", stoterte ich schick ihr eine SMS. So lange, bis sie sich meldet:" Hannah, bitte, melde dich. Lass dir helfen. Du hast einen Freund".

*

Den Heimweg trat ich an wie ein Betrunkener. Den Wagen ließ ich aus Sicherheitsgründen stehen, ich würde ihn später oder morgen holen. Ich war geschockt, völig benebelt. Es war mir nicht möglich, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. "Hannah, Hannah, warum du?" fragte ich mich ständig. Für jeden von uns ist Heroin weit weg. Es ist eine völlig andere Welt. Das dachte ich bis heute. Aber so weit weg wie ich bisher dachte, ist die Todesdroge nicht. Sie ist nah, ganz nah, allgegenwärtig. Nur nahm ich, wohl wie alle, die ständige Bedrohung der Todesdroge nicht wahr. Erst jetzt, wo ich persönlich betroffen bin, durch die Frau, die ich über alles liebe, merke ich, wie nah die Droge ist, wie sie vejen vonn uns angreifen kann, jeden zu ihrem Sklaven machen kann. Als meine Gedanken klarer wurden, ich wiederv einigermaßen klare Gedanken fassen konnte, beschloss ich zu kämpfen. Ich war fest entschlossen. Ich lasse Hannah nicht im Stich. Ich wollte Hannah helfen. Ich musste Hannah helfen. Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich sie liebe. Ich bemerkte, ich liebe sie über alles, mehr als mein eigenes Leben. Und ich würde bereit sein, alles für diese Liebe zu tun. Ich wollte nicht, dass Hannah eine zweite Susi würde. Und wenn ich der einzige bin, der zu ihr hält, ich würde sie nie im Stich lassen. Ich würde ihr helfen, den Weg heraus zu finden. Ich war kampfbereit.

*

Im Zustellstützpunkt bat ich meine Kollegen, mich nicht anzusprechen und meinen Bereich weiträumig zu umgehen. Ich setzte den Walkman au. Es lief Musik, aber ich nahm sie nicht wahr. Ich saß einfach nur da, in meine Gedanken versunken, den Tränen nahe, aber bereit, den Kampf nicht aufzugeben.

*

Einige Stunden später, ich saß immer noch nur da, läutete"Bei Nadine", wiederholte ich. "Mache ich sofort. Danke, Dad".
Nadine war selbst am Apparat. "Ich habe Neuigkeiten für dich. Hannah hat sich gemeldet. Sie ist zub Hause, nächste Woche kommt sie wieder zu uns. Sie hat kein Hepatitis C. Und ich soll dich grüßrn". Icdh glaubre, mich verhört zu haben. "Hannah..zu..hause", stammelte ich, "wirklich zu Hause. Es geht ihr gut. Danke, Danke, Nadine, vielen Dank". "Ich dachte, "bemerkte Nadine, "ich rufe dich gleich an. Ich weiß doch,
wie sehr du sie liebst und welche Sorgen du hast. So, jetzt schlafe gut, heute nacht. Du brauchst es. Ich melde mich, wenn sie da ist". Ich konnte mich nur wiederholen: "Danke, Nadine, du bist die größte". Als ich den Telefonhörer aufgelegt hatte, drehte ich mich zum Fenster und begann, hemmungslos zu flennen. Als meine Kollegen fragten, was denn los sei, antwortete ich nur: "Sie ist zu Hause. Hannah ist wieder da".

Seit langem konnte ich wieder richtig schlafen. Neun Stunden am Stück. Es was Samstag. Ich hatte frei. Wichtige Dinge waren zu erledigen. Ich musste mich genauesrens über Heroin erkundigen. Mein erster Wehg führte zu denen, die mir schon gehjolfen hatten. Drogenberatung. Aber es was Samstag. Geschlossen. Dann gab es noch die Anti-DRogen-Ecke, eine Art offene Drogenberatung. Winterpause. Anscheinend braucht im Winter niemand Hilfe. Dann würde ich eben später zur Ladesbibliothek gehen, Lesestoff besorgen. Geht aber auch erst Dienstag, Montag ist Feiertag.
Ein Handy musste her. Ich hsasste diese Dinger. Aber ich musste für Hannah, Nadine und die Mädels ständig erreichbar sein. Aber nur sie sollten meine Nummer erhalten. Wenn jrmals das Hqandy klingelte, war Gefahr im Verzug. Ich schaffte es noch, in einer wissenschaftlichen Buchhandlung ein Buch zum Thema zu kaufen, und der letzte Weg führte mich dorthin, wo ich selbst entzogen hatte. Man kannte mich noch. Die Psychiatrieb in der Kaiserallee. P40. "Bei uns kann sie den Entzug durchführen. Am besten mit Einweisung oder über Drogenberatung. Wenn es eilt, auch als Notfall. Ohne Therapieplatz müsstre sie aber bis zur Zuweisung hierbleiben. Wir empfehlen Gaggenau oder Landau. Dort sind sehr geringe Rückfallquoten. Der beste Weg istüber die Drogenberatung und dann erst zu uns kommen, wenn der Therapieplatz steht. Rufen Sie an, wenn die Therapie genehmigt ist".

Mehr konnte ich heute nicht tun. Aber es war schon eine Menge vorbereitet. Ich hatte Hannah zu Beginn unserer Freundschaft verdprochen, imer für die da zu sein. Nun komnnte ich es beweisen.
Am Abend wollte ich früh ins Bett gehen. Ich hate Schlaf nachzuholen. Als ich gerade meinen Apfelsaft ausgetrunken hatte, läutete das Telefon:" Hallo, Stefan. Hier ist Hannah".

Kapitel 3

"Hannah", es kam wie eich Echo, aber fragend, unglaubend. " Hannah, du, Feenkönigin?" Ich konnte nicht an mir halten. Die Freude, die Stimme meiner geliebten Hannah zu hören, brachte mich fast um den Verstand. Sie war es, sie war es wirklich und sie rief an, als ob nichts gewesen wäre. Als ob sie nie weggewesen wäre, nur vielleicht kurz raus, um Zigaretten zu kaufen, oder ein paar Schuhe. Es schien gerade so, als ob sie nur kurz anruft, um ´Hallo´ zu sagen. Hannah, sie ist es. Sie kommt zurück, es geht ihr gut. Das Warten, das lange, grauenhafte, schmerzhafte Warten, es hat endlich ein Ende. "Hannah, Hannah, Hannah", hemmungslos fieng ich an zu schluchzen. Ich war weder fähig, klar zu denken, noch einen einzigen vernünftigen Satz herauszubringen. "Hannah, du?" wiederholte ich mehrere Male. Am anderen Ende der Leitung hörte ich ihr fröhliches, glasklares Lachen, das ich so seht liebe. Ich bin gerade bei Nadine und hole einige Sachen ab. Montag fange ich wieder an. Ich lese gerade deine Briefe. Danke, dass du so viel an mich gedacht hast. Sie sind wudervoll. Den einen, kürzeren, habe ich bereits fertig. Die anderen zwei lese ich zu Hause. Es sind ja ganze Romane. Es ist schön, dass du so oft an mich gedacht hast".
Ich versuchte, meiner Stimme wieder den gewohnten Klang zu geben. Hannah sollte nicht merken, dass die Freudentränen mir
fast die Stimme nahmen, dass ich kaum in der Lage war, mich vernünftig zu artikulieren. "Am Montag?" wiederholte ich", da ist Feiertag. Dreikönig. Sag, wann bist du da? Wann können wir uns sehen?" "Ich werde so um zehn anfangen", antwortete Hannah. "Wann willst du kommen?" "Spätestens um halb drei, aber eher früher. Ich will so bald da sein wie möglich". "Super, bis dann". "Ich freue mich auf dich, Feenkönigin. Danke für den Anruf. Du hast mich sehr glücklich gemacht. Ich liebe dich. Bis dann". "Ich freue mich auch", entgegnete Hannah. "Bis dann".

An diesem Abend konnte ich kaum Schlaf finden. Waren es aber an den vielen Vorabenden Angst und Verzweiflung, die mir den schlaf raubten, so war es nun die Freude, endlich von Hannah, meiner Feenköniginn gehört zu haben, zu wissen, dass sie wieder hier ist, zumindest, was den Grund ihrer Krankenhauseinlieferung betrifft, gesund und dass wir uns in zwei Tagen treffen werden. Das Leben konnte so schön sein. Danke, Hannah, dass es dich gibt. Danke, Hannah, dass du mich sofort angerufen hast. Danke auch dir, Nadine. Du hast so viel für uns getan.

Den folgenden Sonntag erlebte ich in gespannter Erwartung. Morgen würde es so weit sein. Morgen würde ich meine geliebte Feenkönigin wieder in die Arme schliessen können. Der Tag verrann zähflüssig wie Honig aus dem Kühlschrank, so wie Tage eben verrinnen, an denen man auf einen wunderschönen Folgetag warten muss, gespannt ist, was passiert. Ich fühlte mich wie ein Kind vor Weihnachten sich fühlen musste.
Am Montag war ich sehr früh wach, eigentlich viel zu früh. Aber immerhin konnte ich trotz der gespannten Erweartung auf diesen Tag in der Nacht sehr gut schlafen und mein frühes Erwachen lag nur daran, dass ich eben ausgeschlafen war, weil ich sehr früh zu Bett ging. , um ausgeschlafen zu sein, ausgeschlafen für das was heute kommen sollte.
Bis halb dei konnte ich es unmöglich aushalten. Ich wollte Hannah schnell sehen, so schnell wie möglich. So stand ich Punkt zwhn vor dem Haus in der Lessingstraße, in dem ich heute mein Glück finden sollte. Nadine wusste per Mobiltelefon Bescheid, dass es früher würde, warnte mich aber sicherheitshalber wegen Hannahs Unpünktlichkeit. Es könnte sein, dass ich bis halb drei warten müsste. Da Hannah in den nächsten zehn Minuten nicht erschien, entschied ich mich dafür, noch einige Runden um den Block zu drehen. Hannah war nicht zu sehen. Nervös rief ich bei Nadine an. ´Ja, Hanna ist vor zehn Minuten eingteroffen´, bestätigte Nadine. Aha, war wohl während der Zeit, in der ich auf der Rückseite des Blocks war. Auf mein Läuten öffnete Nadine und meinte:" Hannah ist schon da und wartet auf dich. Ihr beide werdet allein und ungestört sein. Ich mache Telefon und bin ansonsten nicht da. Ich weiß, ihr habt viel nachzuholen.

*

Nadine führte mich ins "Wohnzimmer", wo Hannah schon aufv mich wartete, ein Lächeln auf ihrem holbgeöffneten Mund. Sie trug wieder das kurze Paillettenkleid, das ich so sehr an ihr liebe, das halblange blonde Haar kunstvoll zu einem Zopf geflochten. Als ich meine geliebte Feenkönigin so dastehen sah, rannen mir Tränen das Gesicht herunter, Tränen der Freude und Erleichterung. Endlich; die Frau, die ich so sehr liebe-und seit ich weiß, welches schreckliche Problem Hannah mit sich herumträgt, noch viel mehr-sie ist wieder da, sie wird gleich in meinen Armen liegen, als ob nie etwas passiert wäre. So, als ob Hannah nie weggewesen wäre, so, als ob ich nie so lange verzweifelt und ergebnislos nach ihr gesucht hätte. So, als ob es kein Drogenproblem gäbe.
Ich stürmte auf sie zu, unfähig, auch nur einWort zu sagen. Ich hate einfach nur das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen, zu spüren, sie ist da, zu wissen, sie ist real, kein Traum, kein Spuk, keine Einbildung. Nur sie.
Als Hannah in meineb Arme fiel, wusste ich, sie ist wieder da, wieder bei mir, wieder meine Feenkönigin. Unsere Lippen verschmolzen zu einem langen, nicht enden wollenden Kuss. Als sich unsere Lippen wieder voneinander lösten, brachte ich endlich die ersten Worte heraus:"Feenkönigin, endlich. Wie habe ich dich vermisst. Ich liebe dich so sehr". Nadine zog sich diskret zurück und überließ uns ganz unserer Wiedersehensfreude.

*

Wir hatten uns viel zu erzählen, in den vergangenen Wochen war so viel geschehen. Ich nahm zärtlich ihre Hand und erzählte, was ich aufgestellt hatte, sie zu finden und wie ich immer wieder scheiterte. Ich spürte, dass ich Hannah immer mehr liebe und was mir gefehltb hatte in den letzten Wochen. Ich wollte einfach nur ihre Hand halten ujnd sie nicht mehr loslassen-nie mehr loslassen. "Du hast etwas zuugenommrn, Feenkönigin", bemerkte ich, "Aber an den richtigen Stellen". "Ja", meinte sie, "das war die Ruhe und Entspannung im Krankenhaus. Das hat mir richtig gut getan. Aber trotzdem, ich möchte nie mehr in ein Krankenhaus müssen". Ich bekam einen dicken Klos im Hals. Hannah wusste schließlich nicht, dass ich von ihrer Drogenkrankheit erfahren hatte, bereits in Kontakt mit der P40 stand und sie liebe heute als morgen in der Klinik gesehen hätte. Beim Entzug, den ich selbst schon, wenn auch nicht in der Intensivität mit anschließender Therapie, schon selbst durchgestanden habe. Ich wusste, dass Hannah irgendwann die Klinik nicht erspart werden bliebe, aber ich würde sie begleiten, ihren Weg mit ihr gehen wollen. Wenn Hannah, so wie ich damals, alle
"Komm", sagte Hannah, "lass uns wiedersehen feiern. Ich werde heute sehr empfänglich für deine Zärtlichkeiten sein, nach der langen Zeit der Abstinenz". Liebevoll nahm ich sie bei der Hand und führte sie in das Zimmer, dessen wichtigstes Möblelstück das schwere, einladende Bett war. "Ich freue mich auf dich, Feenkönigin", sagte ich zu ihr, als sich die tür hinter uns schloss. "Und ich freue mich auf dich", antwortete meine Hannah. Nachdem wir uns förmlich die Kleider vom Leib gerissen hatten, begann ich, ihren Körper mit Lippen und Zunge zu eforschen, Hannah mit nicht enden wollenden Zärtlichkeiten geradezu zu überschütten, auf die sie sehr angenehm reagierte. Ihre Augen waren geschlossen und aus ihrem halbgeöffneten MUnd hörte ich leises, lustvolles Stöhnen, ein Geräusch, das ich so lange vermisst hatte.
Ich nahm sie bei der Hand und führte sie zum Bett mit den Worten:" Wrenn ich bislang schon sehr zärtlich zu dir war, so werde ich heute versuchen, das noch zu steigern. Du bist zu mir zurückgekommen. Ich liebe dich so sehr".

Hannah legte sich aufs Bett und sagte nur:" Komm und mach mich glücklich. Ich werde heute sicher mehr als einmal den Höhepunkt erleben. Ich habe so lange darauf warten müssen". Ich legte mich neben sie und küsste Hannah zärtlich. Nach und nach bedeckte ich ihr Gesicht, ihren ganzen bebenden Körper mit zärtlichen, heißen Küssen. Als ich an ihrer intimsten Stelle angelangt war, brauchte es nicht lange, sie so zu stimulieren, bis sie einen heftigen, intensiven Höhepunkt erlebte. Ihr Körper bäumte sich lustvoll auf, sie schmiegte sich eng an michund ihre Hände fixierten meinen Kopf genau in der Position, die sie sich wünschte. Als ihre erste Erregung von ihr abgefallen war, verwöhnte ich Hannah noch reinige Zeit weiter, um sie erneut zu stimulieren. Hannah zeigte sich meinen Zärtlichkeiten sehr zugetan und war schon nach kurzer Zeit der Stimulans wieder der heiße, brodelnde Vulkan, den ich so liebe. "Du hast dazugelernt", bemerkte sie anerkennend, dein Zungenspiel wird vonn Mal zu Mal besser, ausgefeilter. Lass mich jetzt zu dir, ich will mich revancieren". Wer konnte dieser Aufforderung widerstehen? Willig legte ich mich auf den Rücken, schloss meine Augen und ließ Hannah mit meiner Erregung spielen. Hannahs Künste waren unbeschreiblich. Hatte auch sieBald konnte Hannah nicht mehr an sich halten und erlebte einen Höhepunkt, wie ich ihn noch bei keiner Frau erlebt hatte. Selbst Natascha, der erotische Vulkan musste lediglich mit der zweiten Reihe Vorlieb nehmen.
Es war einfach phantastisch. Ich hatte Hannah schon oft geliebt, sie nach allen Regeln der Kunst mit Zärtlichkeiten überschüttet. Aber genau, wie sie es ankündigte. Heute war ein besonderervTag für sie. Sie reagierte auf mich wie eine ausgehungerte Löwin auf eine junge, saftige Gazelle und meine Reaktion auf sie war nach der langen Zeit der Abstinenz ebenso.
"Nein", dachte ich während ich neben Hannah im Bett lag, tief in ihre wunderschönen Augen blickte und sie mit meinen Küssen bedeckte, "nein, heute werde ich Hannah nicht auf ihr Drogenproblem ansprechen. Ich möchte nicht den Zauber dieses Tages, den Zauber unseres Wiedersehens, zerstören. Hannah schien auch zum derzeitigen Zeitpunkt nicht akut gefähredet; ein zu vorschnelles Vorpreschen zum ungünstigen Zeitpunkt würde Hannah zudem eher aus meinen Armen treiben und schließlich nur noch weiter in die Drogen. Nein, es ist besser, behutsam vorzugehen, Hannah und ihrev eventuellen Veränderungen zu beobachten und zum geeigneten Zeitpunkt, nämlich dann, wenn Hannah mich wirklich bräuchte, einfach da zu sein. Für sie. Dennoch ließ ich mir eines nicht nehmen. Während ich Hannah sehr verwöhnte und meine Geliebte sich völlig ihrer Ekstase und erotischen Erfüllung hingab, streichelte ich wie ungewollt über ihre Arme, um vernarbte Einstichstellen zu lokalisieren. Zu meinerv eigenen Beruhigung stellte ich keine solchen fest; auch Hämatome, klare Anzeichen für frische, unprofessionelle Einstiche erblickte ich keine. Hatte Franziska sich nur getäuscht? Sollte Hannah wirklich an der Nadel hängen, so müssten sich Gebrauchsspuren nachweisen lassen. QAber Nadine rutschte heraus, Hannah hätte kein Hepatitis C. Und dies ist eine verbreitete Fixerkrankheit. Sie rührt vom Gebrauch unsauberer Spritzen her und ist eigentlich die Fixer-Hauptkrankheit. Noch weit vor HIV. Und beide Auskünfte von Nadine uned Franziska erhielt ich voneinander getrennt. Keine der beiden wusste, dass ich von der anderen etwas erfahren hatte.
So entschloss ich, meine Nachforschungen vorerst einzustellen, aber dennoch die Augen offen zu halten. Ich wollte jedoch weiter präventiv für meine Geliebte vorangehen. Aber edies würde erst morgen sein. Heute ist heute und den Zauber des Augeblicks würde ich mir von keinen dunklen Wolken zuerstören zu lassen.

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Ehe ich mich von Hannah verabschiedete, wollte ich Hannah noch ein Freundschafztsversprechen geben. Es lag mir sehr am Herzen, meine Geliebte wissen zu lassen, dass ich immer für sie da bin, in jeder Situation, komme, was da wolle.
Mit tränenerstickter Stimme gab ich ihr zu verstehen: "Hannah, meine Feenkönigin, wenn du irgendwann einen steilen und steinigen Weg zu gehen hast, dann werde ich dich bei der Hand nehmen, dich führen und beschützen, den Weg mit dir gehen. Und wenn dir der Weg irgendwann zu steil und zu steinig ist, dann nehme ich dich auf den Arm und trage dich, bis...bis". Ich konnte den Satz nicht mehr beenden, zu nahe war ich den Tränen angesichts meines Wissens über Hannahs Krankheit. Doch Hannah beendete den Satz mit genau den Worten, die auch ich gebraucht hätte: "...ich wieder alleine gehen kann. Meinst du das?" Ich konnte nur nicken und lediglich ein Mhm kam über meine Lippen. Ich sah aber, dass Hannah mich verstanden haben musste. "Hannah, Liebling", ich konnte wieder reden, "speichere bitte meine Handy-Nummer und scheue dich nicht, mich anzurufen, wenn du jemanden brauchst. Mein Handy ist 24 Stunden am Tag eingeschaltet und liegt nachts an meinem Bett. Es gibt nur drei Mensvhen, die meine Nummer, Du. Nadine und mein Vater. Wen das Telefon je läutet, weiß ich, dass ich gebraucht werde". Ich wusste, dass Hannah mein Hilsangebot verstanden hatte und war glücklich, dass sie nun auch meine Mobilnummer hat. Sie weiß nun, wo sie Hilfe erwarten kann. Mit einem langen, nicht enden wollenden Kuss verabschiedete ich mich von Hannah auf Mittwoch.

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Doch schon einen Tag nach unserem Abschied, Dienstag, sehnte ich mich nach Hannah. Da ich wusste, sie würde schonn um zehn anfangen, wollte ich sie mit meinem Anruf überraschen.Nadine meldete sich. "Nein, Hannah sei nicht da, aber sie müsste bald kommen. Ich erwarte sie jeden Moment". Dieselbe Auskunft erhielt ich eine Stunde später von einer mir unbekannten Stimme. Sie hatte einen nicht unerotischen Latino-Einschlag. Doch sie interessierte mich nicht. Nur eines bildete den Mittelpunkt meines Interesses: Was ist mit Hannah? Warum kommt sie nicht?Ist ihr etwas passiert oder bin ich schuld, weil ich sie gestern durch mein Hilfsangebot überrumpelt hatte? Merkte sie gestern, dass ich alles weiß? Fragen um Fragen hämmerten in meinem Kopf. Ich musste der Sache auf den Grund gehen. Jetzt, sofort. Mit eionem Trick überzeugte ich meinen Chef, sofort Feierabend machen zu müssen. Zu Hause angelangt, rief ich zuerst wieder Nadines Etablissement an, aber wieder nur die gleiche Azskunft. Ich duschte, zog mich um und jagte mit meinem ferrariroten Mondeo in die Lessingstraße, hoffend, sie sei da. Eine Venezuelanerin, Consuela, öffnete die Tür. Ich rannte sie einfach über den Haufen. Ich erblickte Nadine telefonierend, sie gebot mir aber, Platz zu nehmen und zu warten. Dankbar nahm ich an. Nachdem sie ihr Gespräch beendet hatte, wandte sie sich mir zu und es kam zu einem langen Gespräch zwischen uns über Hannah. Auch Nadine, so merkte ich, machte sich große Sorgen. Sie bot Hannah sogar an, bei ihr einzuziehen, eines der Zimmer für Terminmädchen sei gerade frei. Nadine wollte so ein Auge auf Hannah haben, ihr helfen, wenn sie Hilfe brauchte. Dieses Angebot lehnte Hannah jedoch vorerst ab; sie musste es in ihrer Situation ablehnen, dia sie sich beaufsichtigtb und gegängelt sehen musste.
Wenn aujch Nadine mit Sorgen beobachtete, wie sich Hannah entwickelte, so war sie doch der Ansicht, Hannah sei nicht akut gefährdet. Somit sei es eher kontraproduktiv, im derzeitigen Stadium zu versuchen, auf Hannah einzuwirken. Der Effekt einer Einwirkung auf Hannah zum jetzigen Zeitpunkt würde das falsche bewirken. Noch hat Hannah die Droge im Griff und nicht umgekehrt. Derzeit würde Hannah blockieren und abgrenzen, so dass man an sie, wenn sie wirklich Hilfe brauche, nicht mehr an sie herankommt. Dem stimmte ich zu, hocherfreut zu wissen, in Nadine eine Mitstreioterin gefunden zu haben. Abschließend bestätigte mir Nadine, Hannah sehr zu mögen und so lange zu beschäftigen, wie sie es wolle. Zumindest einigermaßen war ich beruhigt. Mit der Bitte um Nachriht, wenn Hannah doch noch käme, verabschiedete ich mich.

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Angst um einen geliebten Menschen steigert meinen Sexualtrieb. Und ich hatte Angst um Hannah. Ich mrkte, ich brauche heute noch eine Frau. Zwar wollte ich Hannah nicht betrügen, aber der Trieb war stärker. In der Annahmestelle des Kurier waren die entsprechenden Seiten ausgehängt. Und der Kurier war nur drei Straßen weiter. Eine Adrese, auch nur zwei Ecken weiter, sagte mir zu. Eine Russin, etwa 21 Jahre, öffnete mir. Es waren noch zwei andere Mädchen da, aber eine wie Hannah war nicht darunter. Ich entschied mich für Lisa, eine Hannoveranerin. Die Preise waren im Verglich zu Nadines Haus astronomisch hoch, aber ich konnte nicht anders. Doch Lisa entwickelte sich zu einem Pflänzchen Rührmichnichtan und der reine Frust kroch in mir hoch. Doch dann passierte es: Das Handy läutete. Als ich annahm meldete sich Hannah. Zum Glück konnte sie nicht sehen, wo ich mich gerade befand. Ich war sehr erleichtert. Hannah rief mich an und es ging ihr gut. ZUm Glück verhielt sich Lisa diskret; auch wenn sike etwas verwirtrt wirkte, sagte ich ihr doch zuvor, in keiner Beziehung zu stecken. Und nun ruft mein Mädel an.
Hannah war zugegebenermaßen stinksauer. "Wir waren auf morgen verabredet. Und dann kommst dub heute schon und machst hier die Leute verrückt!!!!" "Ja, ich weiß", entgegnete ich nach Entschuldigungen suchend, "aber ich hatte für morgen einen Termin erhalten und weiß nicht, ob es dann klappt". "Wenn wir einen Termin haben, musst du ihn schon einhalten, sonst bekomme ich hier Ärger. Bitte machev in Zukunft keine solche Eskapaden".
Kleinlaut konnte ich nur erin "Sorry, Feenkönigin" murmeln und wollte mich später wieeder melden. Die Stunde bei Lisa beendete ich nicht, eigentlich war ich sogar froh darüber. Am Abend erreichte ich Hannah noch einmal-wir verabredeten uns auf Freitag, Halb vier.

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Gestern konnte ich Hannah nur sagen, dass ich heute, an dem Tag, an dem wir uns eigentlich treffen wollten, einen wichtigen Termin habe. Von der Art des Termins wollte und konnte ich ihr nichts sagen. er drehte sich um sie. Ich wollte heute die Drogenberatung in der Kaiserstraße aufsuchen. Ich hoffte so, einen größeren einblick in die Drogenproblematik zu erhalten. Es war ein sehr informatives Gespräch. Nachdem ich Wolfgang einige Dinge erzählte, z.B., dass Hannah stets darauf achtet, dass ihre Arme bedeckt sind-außer, wenn sie mit mir zusammen war-ließ ihn zu dem Schluß kommen, dass ich recht hatte, Hannah versucht so, Einstichstellen und Hämatome zu verbergen, klare Indizien für unfachgemäßen Gebrauch von Spritzen.
Leider kann er aber derzeit nicht viel machen, da für jeden Schritt, ihr zu helfen, Hannahs Einverständnis gefordert sei. Da dies aus een bekannten Gründen derzeit nicht möglich wäre, wollte ich Wolfgang noch meinen Plan erklären: Ich wollte sooft mit Hannah schlafen wie möglich. Wenn sie sich dann ganz ihrer Lust hingab, wollte ich ihre Arme untersuchen, nämlich nach frischen Narben oder Hämatome. Denn zumindest hierv und mit mir zusammen zieht sie ihr Jäckchen noch aus; hier fühlte sie sich sicher. Sollte ich etwas entdecken oder, was jedoch derzeit noch unmöglich erchien, Hannah zu einer Beratung bewegen zu können, wollte ich mich wieder melden. Auch machte ich Wolfgang klar, mit Hannah einige Praktiken wie zuvorb ungeschützt ausüben zu wollen. Zum einen würde das Umschwenken auf gesamten saver sex Hsannah nachdenklich machen; ich wollte sie aberv nicht misstrsauisch machen, zum anderen wusste ich nicht, ob Hannah sich auf spezielle Krankheiten hin testen lässt. So wollte ich ihr Test sein. Das heißt, habe ich nichts, so dürfte Hannah auch keine Krankheiten haben. Mein Risiko betrachtete ich nicht so groß als das Hannahs und selbst, wenn wir uns edine gemeinsame Krankheit holen würden-ohne Hannah ist mein Leben sowieso sinnlos geworden. Wolfgang betrachtete die Idee als das, was sie war, Wahnsinn, aber er merkte, mich nicht davon abbringen zu können. Außerdem betonte ich, dass ich selbst schon seit Jahren tot sein müsste, aufgrund den hohen Dosen an Alkohol und Benzodiazepin, die ich in meiner Vergangenheit täglich in mich hineinschaufelte. Es ist also eh schon mein zweites Leben, in dem ich mich gerade befinde.

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Es war Freitag. Doch ehe ich zu Hannah konnte, musste ich noch etwas wichtiges vorziehen. Der Außendienstmitarbeiter der Kreditvermittlung hat seinnKommen angekündigt. Wir wollten uns um 14.00 am Bahnhof treffen, die Verträge waren unterschriftsreif. Bereits seit 13.30 wartete ich in klirrender Kälte auf ihn, in der Hoffnung, die Sache schnell über die Bühne zu bringen.
Man konnte nichts sagen. Auf 14.00 waren wir versabredetb und um 14.00 war er da. Das gefiel und imponierte mir. schließlich bin ich Pünktlichkeitsfanatiker. Das Geld wurde mir in den nächstn Tagen zugesichert, die Bank hatte bereits fest zugesagt. Es war auch dringend nötig, da mein Konto shon eine erste Schieflage bekam, ich aber Geld brauchte, um an Hannah dranbleiben zu können. Auf normalem Wege jedoch hätte ich derzeit keine Chance, an Geld heranzukommen.

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15.00, Lessingstraße. Ich war zu früh, aber ich konnte es ohnev Hannah nicht aushalten. Auf meinnLäuten meldete sich niemand. Auch am Telefon meldete sich niemand. Gerade, als ich wieder gehen wollte, kam Hannah mir entgegen, die sich wundere, dass ich schon da sei. Schließlich wollten weir uns um 15.30 erst treffen. Es sei nicht gut für sie, wenn ich eigenmächtig Tremine verlege, ich solle mich gefälligst an unsere Vereinbarungen treffen. "Oho, dicke Luft", dachte ich. Dann wäre es besser, Hannahs Problem heute nicht zur Sprache zu bringen, um nicht noch mehr Ärger zu provozieren. Immerhin, sie war da, sogar überpünktlich.
Glücklicherweise hatte ich heute etwas dabei, Hannahs Wut zu besänftigen. Als wir uns auf heute verabrdet hattemn, versprach ich ihr einn kleines Greschenk für die überstandene Lungenentzündung. Dieses sollte sie heute bekommen. Ein Kollier aus 14K Gold, bessen Blickfänger vier, wenn auch nicht lupenreine, Diamanten bildeten. Eine gewisse Freude war Hannah nicht abzusprechen, wenn sie auch das Geschenk schnell beiseite legte, um geschäftig zum eigentlichen Teil des Tages überzugehen.

Als sich Hannah fertiggemqacht hatte kam sie wieb immerb zu mirb in das Zimmer der edreien, welches eigentlich immer unseres war. Aber heute vermisste ich von Grund auf die übliche Leidenschaft. rechnete dies jedoch dem Stress zu, den ich ihr bereitete, nicht einer Persönlichkeitsveränderung durch die Drogen. Dochb irgendwie schaffteb ich es, sie wieder in die Hannah zu verwandeln, die ich so liebe, die Hannah, die es liebt, sich von mir nach allen Regeln der Kunst verwöhnen zu lassen. Als sie genieserisch die augen schloss, sah ich die Chance, ihre Arme zu betrachten und erschrak. Klar und deutlich war ein frischer blauer Fleck erkennbar, ein nicht von der Hand zu weisendes indiz für frischen Kontakt mit der Nadel. Obwohl erschrocken, beruhigte mich dieser Anblick aufs erste auch. Da Hannah anscheinend gestern gespritzt hatte, war ihr Drogenhunger vorert gestillt und für die nächsten Tage, vor allem übers Wochenende, wäre somit keine unmittelbare Gefahr zu befürchten. Noch vor einer Woche hätteb ich es mir nicht träumen lassen, von einem frischen Einstich dermaßen beruhigt zu werden. Da ich an Hannah heute nicht mehr herankommen würde, beschloss ich, unser Gespräch aufzuscdhieben und auf eine günstigere Gelegenheit zu warten. Das einzige, was für heute bliebe, wäre wohl, mir Hannah wieder etwas gewogener zu machen. Und wie ging dasHannah verabschiedete sich sehr schnell: "Nadine lässt dich raus. Ich habe noch einen Termin". Also immer noch stinkig. Immerhin verabrdeten wir uns darsuf, dass ich Ende der Woche anrufen durfte, um einen Termin fürv nächste Woche zu vereinbaren.

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Freitag. Mit einem flauen HGefühl wählte ich die Nummer von Nadines Etablissemrent. Natascha meldetev sich. Als sie meine Stimme hörte, sagte sie nur "Moment" und man hörte sie eiligen Schrittes zub Hannah zu laufen und ihren Namen zu rufen. Natascha kennt mich genau. Sie weiß, dass ich ab undb zu gerne mit ihr schlafe, sie aberv keine Chance hat, wenn Hannah da ist, obwohl Natascha ein tolles Mädel ist. Und Hannah war da. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Erfreut meldete sich Hannah. Ihrer Stimme war anzumerken, dass sie mir meinen Fehltritt verziehen hat. Sie war wieeder das gewohnt fröhliche Mädchen, so fröhlich, wie ich sie kannte und liebte. Unserer Verabredung stand nichts im Wege. Nur noch drei Tage warten. Wird sie bis dann wieder gespritzt haben, schaffe ich es dann mit unserem Gespräch? Fragen übrr Frgen schwirten in meinem KIopf herum und machten mich nachdenklich.

*

Endlich. Heute warv das Date mit Hannah. Mit zwei neuen CDs und einem langen erklärenden Brief sowie einer gehörigen Portion Herzklopfen stabd ich an der Tür zu Nadines Etablissement. Ein mir unbekanntes, nichtb unattraktives Mädchen mit langen, brünetten Haaren öffnete die Tür. Franziska kam mir entgegen und bat mich, kurz in der Küche Platz zu nehmen, Hannah komme gleich. Und dann kam sie: Ein Lächeln auf drem Gesicht, das Blondhaar zu einem Zopf geflochten und sie trug wieder das Paillettenkleid, welches ich so sehr liebe. Auch trug sie wieder das dünne Jäckchen, dessen Zweck ich nun bereits kannte. Um den Hals trug sie die Kette, die ich ihr schenkte. Nach unserem Begrüßungkuss versicherte sie mir, die Kette stämdig zu tragen, da sie ihr so sehr gfalle. Bingo. wieder einmal hatte ich also den richtigen Riecher.
Im Bad fragte ich Hannah wegen des neuen Mädchens aus. Wolle man expandieren oder stehen Mädchen zur Disposition? Schließlich sucht Nadine im Kurier dringend nach neuen Mädchen. "Nein" meinte Hannah, "weder noch". eigentlich sei man schon übervoll, Aber viele Terminmädchen blieben nicht lange und füllten nur das Umfeld aus, das um die vier Stammäadels, also auch Hannah, geblidet wird. Man habe schließlich einen Sechzehn-Stunden-Betrieb.
Verabreden konntennwiriuns erst auf übernächste Woche, da ich kommende Woche Spätshicht hättre.

*

Etwas verwundert war ich sdchon. Auch
bei mr behielt Hannah ihr Jäckchen an. Hat sie etwas gemerkt oder verbirgt sie etwas? Hat sie neue Narben oder Hämatome? Frage, die sich so nicht klären lassen.
Immerhin war sie heute sehr gut gelaunt, was es mir leichtmachte ihr Kapitän zu sein auf dm Flug ins Reich der Sinne. Heute waren wir, besonders Hamnnah, ganzn in unserem Element. Sie nahm alles, was ich ihr gab und gab es mir im selben Umfang zurück. Ihreb zärtlichen Küsse waren voller Leidenschaft und sie umarmte mich so, als wolle sie mich jie mehr loslassen. Ihre Leidenschaft pflanzte sich fort über die gesamte Stunde, in der wir zusammen waren und ich tat alles, um ihr diese Stunde zu einem unvergesslichgen Erlebnis werden u lassen. Heute war sie wieeder ganz Geliebte und Liebhaberin. Sie nahm und gab. Und was sie gab, war unvergleichlich. Ich warv glücklich. Sie trug meine Kette, hatte sie also nicht gleich zu Geld gemacht, wie es in der Szene oft der Fall ist.Also hat sie genügend Geldb und kann sich ihren Stohh aussuchen. Zudem spritzt sie vorsichtig, Filtert ihr Gift vor der Anwendung und benutzt nur ihr eigenes Besteck. Es ist also zumindest für den Moment Beruhigung angesagt.


Kapitel 4

Ein phantastischer Tag. Das Geld von der Bank war da, die Kreditvermittlung hatte püerfekt gearbeite. Und ich war mit Hannah verabredet. Freudenstrahlend empfing sie mich an der Tür und sie trug wieder mein Lieblingskleid und die Diamantenkette. Sie musste ihr wirklich sehr gefallen. Ich freue mich jedesmal, wenn ich sie mit dieser Kette sehe, denn so sagt sie mir auch ohne viele Worte, dass sie etwas für mich empfindet. Würde sie sonst die Kette sdo oft, nein, ständig tragen?
Mit einem langen, zärtlichen Kuss begrüßte sie mich; einem Kuss, eden ich gerne erwiederte. Die Mädels, insbesondere die neuen, schauten doch etwas überrascht; so etwas hatten sie in einem solchen Etablissement noch nie gesehen, bis Franziska zu erklären begann:"Das zwischen den beiden ist etwas besonderes. Die lieben sich wirklich. Um es gleich vorwegzunehmen: Stefan soll ein absoluter Könner im Bett sein. Aber da habt ihr keine Chance. Er geht nur zu seiner geliebten Hannah. Nur Tanja hatte, als sie noch da war, ab und zu eine Chance". "Komm", sagte Hannah zu mir, "lass uns gehen".
Im Zimmer amngelangt, ließ ich mir noch einmal meinen gefassten Plan durch den Kopf gehen. Ich wollte von Hannah eine Urinprobe haben, um in enem Labor einen Drogentest durchführen zu lassen. Hierzu ging ich unter einem Vorwand auf die Toilette, um dort ein Probenfläschchen deponieren. Da ich wusste, dass Hannah auch Natursekt macht, wollte ich diesen Dienst heute in Anspruch nehmen. Ich musste nur ein kleines Bisschen im Mund behalten, bis< sie hinausgeht. Dr Mundinhalt sollte genügen, meine letzten Zweeifel zu bestätigen. Zugegeben: Der Plan klingt hirnrissig. Aber ich wollte endlich Gewissheit haben. Doch sollte es heute anders kommen als ursprünglich angenommen.

*

Hannah war heute noch zärtlicher als sonst. Schon beim üblichen Waschritual versetzte sie mjich schier in Ekstase. Ich musste an mich halten, um nicht schon im Bad über sie herzufaqllen. Hand in Hand gingen wir ins Zimmer zurück, wo sich unsere Lippen sofort zu einem zärtlichen Kuss vereinigten, der nicht enden wollte. Ihre Hände streichelten liebevoll meinen Körper, Hannah erweckte den Anschein, als ob sie es kaum erwarten könne, was da kommen sollte. Lass uns ins Bett gehen. Wir haben ja heute noch etwas ganz besonderes vor. Hast du alles vorbereitet?" "Ja, mach dir keine Sorgen", entgegnete Hannah, "ich habe seit einer Stunde ständig getrunken und wenn es so weit ist, sage ich dir Bescheid". Hocherfreut, dass mein Plan aufzugehen schien, plsazierte ich mich so, wie sie es am liebsten hatb und begann, Hannah liebevoll zu stimulieren, eine Technik, auf die sie sofort ansprach. Mit geschlossenden Augen und halbgeöffnetem Mund lag meine Geliebte vor mir und ließ sich von mir in das Reich der Lust entführen. Anscheinend hatte das, was noch kommen sollte, ihre Libido in ungeahnte Sphären schnellen lassen; Hannahs Höhepunkt kam schnell und unerwartet. So intensiv war ich es bei ihr nur sehr selten gewohnt. Als sie dann bei mir aktiv wurde, geschah dies mit solch einer Leidenschaft, wie ich es bei meiner Feenköniginn noch ioe erlebt hatte. Nachdem sie mich mit ihren Zärtlichkeiten fast um den Verstand gebracht hatte, legten wir uns wieder zusammen und unsere Körper verschmolzen zu einem. Wir küssten und streichelten uns, und ich wollte gerade beginnen, Hannah erneut zärtlich zu verwöhnen, als meine Geliebte unvermittelt die Augen schloss und in einer seltsam verkrampften Stellung im Bett lag. Sofort war ich hellwach; die Erregung, die mich eben noch beherrschte, war von mir gefallen. Ich sprang aus dem Bett, knipste das Licht an und sah mir Hannah an. Ihre Pupillen blickten mich bewegungslos an; ihr Puls war wohl noch vorhanden, aber kaum merklich und sehr flach. Nackt wie ich war, stürmte ich in die Küche. Franziska saß da und sah fern. "Franziska, schnell, Notarzt. Hannah hat einen toxischen Schock". "Scheiße", entfuhr es ihr, "das darf nicht sein. Wenn das herauskommt, dann fliegt sie. Sie darf hier nichts nehmen. Notartzt geht nicht. Was dann? Hast du eine Idee?" "Hast du dein Auto da?" "Ja, was hast du vfor?" "Zieh dich an und hole den Wagen. Parke vor dem Haus. Ich ziehe Hannah notdürftig an und fahre sie ins Krankenhaus. Nadine sagst du, es wäre edine Lebensmittelvergiftung. Alter Fisch aus der Dose. Hannah macht ein paar Tage frei. Ich kümmere mich um sie". "Gute Idee", lobte Franziska. So ikommen wir aus der Geschichte raus".

Nach wenigen Minuten stand Franziskas Wagen vor der Tür, ich trug Hannah hinunter und bettete sie auf den Rücksitz. Mit aufheulendem Motor und unter grober Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln jagte ich Franziskas Calibra in Richtung Krankenhaus. An der Pforte brüllte ich nur "Notaufnahme, Lebensgefahr" und es wurde mir sofort geöffnet. An der Notaufnahme erwarteten mich bereits zwei Pfleger mit Trage. "Was ist passiert?" "Überdosis, wahrscheinlichb Heroin. Ich komme mit", rief ich ihnen zu. "Sind Sie ein Verwandter?", wollte der eine wissen. "Der Verlobte", log ich und dachte "Ah, wäre das schön, wenn es stimmen würde". "Gut, erlaubte dr Pfleger, "kommen Sie mit". Sie packten Hannah auf die Trage und brachten sie in die Notambulanz. Der diensthabende Arzt wurde von meiner Vermutung informiert und ordnete sofort an:" Intensivstation, drimngenderv Fall". Danach wandte er sich mir zu: "Sind Sie der Begleiter? Halten Sie sich bitte zur Verfügung. Bei Drogenfällen müssen wir die Polizei informieren. Man wird Fragen haben". "Labern Sie nicht in derv Gegend rum, sondern retten Sie ihr Leben", schrie ich ihnn an. "Ich laufe schon nicht davon".
Die Tür schloss sich hinter Hannah, dem Arzt und den Pflegern. Nach einiger Zeit kam der Arzt zurück und sagte, als ob es den Streit vorhin gar nicht gegeben hätte:" Also, wir konnten ihr Leben retten. Es war tatsächlich ein toxischer Schock, ausgelöst durch eine leichte Überdosis. Es war nicht direkt lebensbedrohend, aber hätten Sie Ihre Verlobte nicht so schnell eingeliefert, hätte es lebensbedrohend werden können. Wir halten sie im künstlichen Koma und entgiften Ihre Verlobte auf diese Weise. Das müsste etwa drei bis vierTage dauern. Dann wecken wir sie auf und werden etwas klarer sehen. Aber zunächst brauche ich noch einige Angaben von Ihnen. Wie heißt Ihre Verlobte?" "Zunächst", begann ich, "Entschuldigung, dass ich vorhin so rumgebrüllt habe. Mir gingen einfach die Nerven durch. Also, das Mädchen ist nicht meine Verlobte. Ich wäre aber froh, sie wäre es. Wir leben seit einiger Zeit zusammen. Sie ist meine< Freundin, aber genaueres weiß ich nicht". Obwohl es etwas hahnebüchen klang, der Arzt nahm mir die Geschichte ab.
Nach kurzem Warten hielt der erwartete Streifenwagen vor der Notaufnahme. Ich nahm alle Svchuld auf mich, Nadines Etablissement wurde mit keinem Wort erwähnt. Angeblichb hatte Hannah sich den Schuss bei mir und mit meinem Wissen gesetzt. Man kündigte mir ein Ermittlungsverfahren an wegen Begünstigung eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetzes, was mir aber egals ein sollte. Im Regelfall wird so etwas eingestellt. Ich wollte nur eines: Endlich hannah sehen. Nachdem die Befragung beendet war, führte eine Schwester mich zu ihr. Sie sah schrecklich aus. Das Gesicht war fahl und blutleer. Überall um sie herum blinkten Lämpchen medizinischer Apparate, hell erleuchtete Bildschirme hüllten das Halbdunkel des Zimmers in ein gespenstisches Licht. "Hannah, Feenkönigin", sagte ich leise zu ihr, obwohl ich nicht wusste, ob sie mich überhaupt hören konnte "komm wieder zurück. Geh noch nicht wg. ". "Kann ich hierbleiben?", fragte ich die Schwester. "Hier bein ihr? Sie braucht mich jetzt". "Ich sehe zu, was ich tun kann" sagte sie. "Vielleicht richten wir Ihnen ein Bett. Bleiben Sie ruhig bei ihr, halten ihre Hand und streicheln ihr die Stirn. Vielleicht spürt sie es ja. Wen rs hilft, ist es gut, schaden kann es nicht". Danke. Vielen Dank", entgegnete ich. Aber zunächst muss ich telefonieren". "Am Eingang ist ein Münzfernsprecher".


"Franziska? Wir sind im Krankenhaus. Toxischer Schock wegen leichter Überdosis. Hannah liegt imn künstlichen Koma. Sag bitte Nadine, es handle sichn um eine Lebensmittelvergiftung. Ich habe auch etwas davon. Sie ist derzeit nicht besuchbar, ich darf aber bleiben. Ich melde mich wieder".
Am Abend holte Franziska ihr Auto ab und schaute kurz zu mir herein. "Es iszt alles klar. Nadine ahnt nichts, sie
*

Ich saß insgesamt drei Tage an Hannahs Bett, hielt ihre Hand und redete mit ihr. Ich wusste, sie würde mich hören oder zumindest spüren, dass ich da war. Einmal am Tag ging ich kurz vob Hannah weg um mit Franziska zu telefonieren oder etwas zu trinken. Etwas zu essen lehnte ich ab, da ich sonst von Hannah zu lange getrennt worden wäre. Nadine, so berichtete Franziska, wäre so langsam unruhig und sie wisse nicht, wie lange sie sich noch mit der Story von der Lebensmittelvergiftung zufrieden gäbe. Ich beruhigte Franziska dahingehend, dass die Ärzte Hannah morgen aufwecken wollen. Einen Tag noch, dann hätte sie es geschafft. "Sie müssen etwas schlafen", hörte ich eine Stimme, die weit entfert klangt. Als ich mich in Richtung der Stimme drehte, sah ich eine Schwester nah bei mir. Ich konnte nur ihre Stimme kaum wahrnehmen, da ich drei Tage nicht geschlafen hatte. Ich bekam wegen Hannah einfach kein Auge zu, war nun aber völlig ausgelaugt und erschöpft. "Lagen Sie sich hin. Im Moment können sie sowieso nichts tun. Ich wecke Sie, wenn sich etwas tut".
Ich hatte keine Kreft, mich gegen die Anordnung der Schwester zu sträuben. Dankbar legte ich mich auf das seit drei Tagen bereitstehende Bett und fiel sofort in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.
Nach etwa zehn Stunden wachte ich wieder auf uns ging sofort zu Hannah. Noch keine Veränderung, aber der Stationsarzt war bei ihr und meinte, es sei nun früher Morgen und man wolle nun beginnen, Hannah aufzuwecken. Er hätte nur auf mich gewartet, damit ich dabei bin, wenn sie aufwacht. Zudem ist es immer von Vorteil, nacvh tagelangem künstlichem Koma jemanden zu erblicken, den man kenne

*

Hannah war wach. Sie blickte sichnim Zimmer um, stumm fragend wo sie eigentlich sei und hierhergekommen ist. Ich verschloss ihre Lippen mit meinem Zeigefinger und sagte nur: "BItte, Feenkönigin, Sage jetzt nichts. Ich erkläre es dir. Du bist im Krabkenhaus. Intensivstation. Du hattest eine Vergiftung wegen leichter Überdosis. Vier Tage warst du imkünstlichen Koma, man musste dich völig entgiften. Ich war die ganze Zeit an deinem Bett. Keine Angst, Nadine weiß von nichts. Für sie hast du eine Lebensmittelvergiftung. Franziska weiß Bescheid, sie spielt das Spiel mit. Hannah, ich weißseit langem, dass du Heroin nimmst und deine Vergiftung spricht ja auch Bände. Um Nadine nicht zu schadeb und auch dass sie nichts herausbekommt, habe ich vor der Polizei alles auf mich genommen. Du wohnst bei mir und hast dir bei mir den Schuss gesetzt. Nadine wurde nicht erwähnt. Wenn man dich fragt, bitte sage dasselbe. Ich werde zwar Ärger bekommen wegen Begünstigung, aber ihr Mädels seid raus aus der Sache. Man wird dich jetzt auf die normale Station verlegen und ich komme mit. Ich bleibe bei dir, bis du entlassen wirst. Du bist nicht krankenversichert. Soll ich deine Elternn informieren, dass sie ihre Versicherung benachrichtigen. Die Kostenfrage muss geklärt werden; eigentlich musst du bein ihnen mitversichert sein".
Mit angsterfülltem Blick sah Hannah mich an:"Dann kommt alles heraus. Dann erfahren sie, dass ich auf Drogen bin. Ich weiß nicht, wie sie reagieren".

Mit gesenkter Stimme antwortete ich:" Ja, das ist ein großes Risiko. Aber wenn sie dich lieben, werden sie verstehen und dir helfen. Wenn sie dich verstoßen, sind sie nicht wert, dich zur Tochter zu haben. Aber egal, was passiert, mich wirst du immer haben. Ich werde dich nie verlassen".
"Gut, informiere meine Eltern. Irgendwann werden sie es sowieso erfahren. Und...danke, dass du da warst. Ich habe immer gespürt, dass jemand da ist, der mich liebt. Die ganze Zeit, in der ich im Koma lag".

*

Gespannt fuhr ich so bald als möglich zu Hannahs Eltern, wissend, welche große Verantwortung auf mir lastet. Es ist natürlich ein Schock für Eltern, zu erfahren, dass ihr Kind, das sie lieben, großgezogen haben und aufwachsen sahen, dem sie immer nur das Beste wünschen, an der Nadel hängt, dass ihr Kind sich mit Problemen trägt, die es meint, nicht mit ihnen zu klären zunkönnen.m Oft kommt die Frage "Was haben wir falsch gemacht?Sind wir schuld, dass unser Kind an der Nadel hängt? Warum kam unser Kind mit seinen Problemen nicht zu uns? Viele Eltern verzweifeln daran. Die Reaktionen sind vielschichtig. Leider sagen sich iele Eltern von ihren Kindern los, manche aber wollen helfen, ihr Kind von den Drogen wegbringen und ihm eine zweite Chance geben. Trotzb Hannahs Angst, irgendwie hoffte ich, ihre Eltern würden der zweiten Kategorie angehören. Ich legte jedenfalls eine gtroße Hoffnung in das bevorstehende Gespräch.
Dieses jedoch nahm nicht den von mir erhofften Verlauf. Sichtlich geschockt von der Information, Hannah hienge an der Nadel und brauche Hilfe äußerten sie, sie hätten von nun an keine Tochter mehr. Mit Junkies wolle man nichts zu tun haben. Hannah solle ihre restlichen Sachen abholen lassen und zwar schnell; am Besten wäre es, ich würde das Zeug gleich mitnehmen, sie solle nicht kommen. Sie dürfe die Wohnung ihrer Eltern nicht mehr netreten. Alle Versuche, Hannahs Eltern davon zu überzeugen, dass ihre Tochter sie gerade jetzt brauche, waren nicht von Erfolg gekrönt. Ihre Eltern blieben unnachgiebig.





Nach der Rückkehr von meiner erfolglosen Mission suchte ich umgehend Hannah im Krankenhaus auf. Doch nach alldem was sie durchgemacht hatte, war Hannah noch zu schwach für die ganze Wahrheit. So log ich ihr vor, ihre Eltern noch nicht erreicht zu haben. Die Wahrheit ließ sich wohl nicht ewig verschleiern, aberb irgend wann würde der geeignete Zeitpunkt auch für diese Wahrheit kommen.
Als Hannah kurz vor der Entlassung stand, bat der Stationsarzt sie zu einem Gespräch. Ich durfte diesem beiwohnen, da erkennbar war, dass ich der einzige war, der sich um Hannah kümmerte; nur Franziska war noch einmal da und Nadine hatte sich immerhin angekündigt.

Ich wusste, was der Zweck des Gesprächs war, ein Grund, den ich sehr begrüsste. Der Arzt wollte Hannah dazu brngen, sich mit der Therapieproblematik auseinanderzusetzen. "Wir haben bei Ihnen", so begann er, "eine hohe Konzentration an Heroin festgestellt. Es ist ja bekannt, dass Sie wegen einer leichten bis mittleren Überdosis bei uns eingeliefert wurden. Ihr Freund hat blendend reagiert und Ihnen so das Leben gerettet. Ihre Dogenaffinität istb klar erkennbar, Ihre Arme sprechen Bände und die Urinprobe, die wir genommen hatten, bestätigt das nur. Sie haben derzeit aber noch eine geringe Toleranz zur Droge, ich denke, Sie stehen noch irgendwo am Anfang. Also sind Sie noch nicht schwer abhängig. HIV und Hepatitis C habenn wir auch geprüft, beides negativ. Nun, ich zwinge Sie zu nichts, möchte Ihnen aber etwas empfehlen: Wenn Sie wollen, lasse ich Sie in die P40 fahren. Gehen Sie rein, sprechen Sie mit Ärzten und Pflegepersonal und shauen sich die Station an. Sie dürfen wieederv raus, niemand hält Sie gegen Ihren Willen fest. Wenn Sie auf die Station wollen, gehen Sie zur Drogenberatung. Die besorgt Ihnen zuvor einen Therapieplatz und bis es soweit ist, einen Platz im Methadonprogramm, soweit nötig. An das Heroinprogramm denke ich nicht, das ist für Schwerstabhängige. Da Sie noch am Anfang stehen, herrscht bei Ihnen noch das Hochgefühl vor, aber das vergeht irgendwann, und irgendwann werden Sie Entzugserscheinungen bekommen, Schmerzen, Frieren und nur noch für den nächsten Schuss leben. Sie sind erst achtzehn, aber wenn Sie auf der Droge bleiben, weiß ich nicht, ob Sie fünfundzwanzig werden".

Hannah antwortete erregt: "Ich bin nicht qabhängig. Ich kann mit dem Heeroin umgehen. Ich komntrolliere es, nicht das Heroin mich. Ich brauche keinen Entzug. Wenn ich aufhören will, dass werde ich von allein aufhören".

"Hannah", warf ich ein, "der Doc hat recht. Die Droge wird immer mehr Besitz von dir nehmen, du selbst merkst es nicht. Deine Vergiftung war ein erstes Warnsignal deines Körpers, eine erste Mahnung. Bitte, Hannah, wirf nicht dein Leben qauf den Müll. Ich liebe dich, das weisst du. Ich werde jede deiner Entscheidungen respektieren, aberv bitte, sag ja. Wenn du entziehst, werde ich den Weg mit dir gehen. Du kennst das Versprechen vom steinigen Weg. Schon da wusste ich, dass du auf der Droge bist. Nur hatte ich noch nicht den Mut, dich direkt darauf anzusprechen aus Angst, du würdest dich zurückziehen. Aber nunstehen wir hier vor dem wichtigsten Schritt deines Lebens. Bitte, Hannah, entscheide dich für das Leben. Du schaffst den Entzug, wir schaffen es zusammen. Ich werde meinen gesamtenUrlsub auf einmal nehmen, mein Chef akzeptiert das. Ich werde immer bei dir sein, dir helfen, dich unterstützen. Zusammen schaffen wir es. Du sagst, du kannst dein Leben selbst bestimmen. Das ist korrekt. Aber...bestimmst du momentan dein Leben wirklich selbst?Bestimmt es nicht die Droge, der Dealer? Sag ja und beginne, dein Lebeb selbst zu bestimmen". Fällst mir hier in den Rücken?" , herrschte sie mich an. "Ich will raus hier, wieder zu Nadine. Ich will Geld verdienen. Wann kann ich hier raus?"

"Sie können sofort gehen. Sie sind für den Moment geheilt. Aber wir werden uns wieedersehen. Nicht morgen, nicht in einem Monat, aber wir sehenuns wieder. Und wenn Sie dann kommen und es nicht zu spät ist, werden Sie einsehen, dass Ihr Freund recht hatte. Und als Schwerstabhängige wird der Enbtzug nicht so leicht wie im Moment, glauben Sie mir", wschloss der Arzt.
Ich half Hannah, ihre Sqachen zusammenzupackenund fuhr sie mit meinem Wagen zu Nadine. Unterwegs schärfte ich ihr ein,bei der Geschichte von der Lebensmittelvergiftung zu bleiben. Hannah brauchte ihren Job und es war nicht sicher, wie Nadine auf Drogen reagieren würde.

*

"Hallo, Nadine, da bin ich wieeder", begrüßte Hannah ihre Chefin. Ich hatte eine Lebensmittelvergiftung, wahrscheinlich von der Meeresfrüchtepizza. War scheints nicht allzu frisch, das Zeug. Aber das weisst du sicher alles. Wann kann ich anfangen?b Am besten gleich".
"Das ist mir sehr recht. Natascha ist krank und Franziska möchte zwei Wochen Urlaub. Du kommst gerade richtig. Willst du Stefan gleich mitnehmen?"
Geschäftig meinte Hannah:" Gute Idee, ich brauche dringend Bares. Wie wär´s?"
Wie immer ließ ich mich nicht zweimal bitten, erstens liebe ich Hannah wirklich über alles und zweitens war sie eine Woche ohne Drogen. Ich wollte wissen, wie sich das auswirkt.

Hannahs zwangsweise Enthaltsamkeit hatte sie zu einem noch größeren Vulkan werden lassen. Es schien, als ob Hannah mir beweisen wollte, wie phantastisch sie trotz ihrer Drogenabhängigkeit, von der ich nunoffiziell wusste, sei.
Trotz dr panischen Angst um Hannah ließ ich mich von ihrer Liebeskunst immer wieder gefangen nehmen, konnte für einige Zeit an nichts anderes denken, als dass ich mit dieser phantastischen Frau im Bett liege und dass alles weitere nicht zählt, Zeit und Raum ihre Daseinsberechtigung verloren haben und es nur uns beide gibt. Und es tat gut, einmal an nichts denken zu müssen, was uns bedrückte, weil es Hannahs Leben bedrohte.
Die Tage der Enthaltsakeit im Krankenhaus haben Hannah richtig heißhungrig auf körperliche Zuwendung werden lassen. Jede meiner Bemühungen beantwortete sie mit ekstatischem Stöhnen. Ich wusste, Hannah war gefabgen in mir, so, wie ich in ihr gefangen war.
Hannah war heute wirklich ein Vulkan, ein erotisches Füllhorn. Keine Spielart, die wir heute ausließen, immer wieder kamen ihr neue Ideen, meine erotische Lust zu steigern und immer aufs Neue anzufachen, aber niemals trieb sie mich soweit, dass ich Angst haben musste, die Kontrolle über mich zu verlieren. Aber auch ich war bemüht, Hannah alles, was sie mir gab, zurückzugeben, und wie ich es mir gedacht hatte, Hannah war heute unersättlich, nicht nur im Nehmen, nein, auch im Geben.
Wenigstens in dieser kurzen Zeit des Zusammenseins, des Entschwebens in die Höhen der Erotik, war die Welt um uns vergessen. Es gab nur uns
*

In den kommenden Tagen bemühte sich Hannah, uns zu beweisen, dass sie sehr wohl die Kontrolle über sich hat. Sie kam pünktlich zu Nadine, was zuvor nur selten der Fall war, sie rief mich ale zwei Tage an, nur um zu sagen, dass es ihr gut gehe-sie schien ihre Situation bestens imn Griff zu haben. Unsere Treffs, die immer wieder im Bett endeten, verliefen harmonisch und Hannah entdeckte immer wieder neue Spielarten der Lust, die wir sofort ausprobierten. Die Idee der unorthodoxen Abnahme einer Urinprobe habe ich natürlich wirder fallenlassen. Schließlich wurde ja alles, was ich wissen wollte, im Ktankenhaus zweifelsfrei nachgewiesen.

Was mich jedoch sehr befremdete war der Umstand, dass Hannah immerv noch ihre Arme verbarg. Somit war es leider nie zweifelsfrei möglich, herauszubekommen, ob sie sich wieder einen Schuss gesetzt hat, schließlich wären frische Hämatome ein untrügliches Indiz hierfür gewesen. Wer jedoch Hannahs Auftritt im Büro des Stationsarztes miterlebte, wie sie vehement ihre Drogenkrankheit verteidigte und sich gegen jede Art von Therapie stemmte, der konnte sicher sein, dass sie weiterhin an der Nadel hing. Gut, Hannah hatte bei Nadine ein hervorragendes Einkommen und war in der Lage, sich guten Stoff zu kaufen, nicht irgendwelches Dreckszeug und auch benutzte sie ausschließlich ihr eigenes Spritzbesteck und immer frische Einwegspritzen. Alles hätte gut sein jönnen, wäre da nicht die panische Angst gewesen wäre, Hannah könne etwas schreckliches zustoßen.

*

Einige Wochen langb gab es bei Hannah keinerlei Auffälligkeiten. Sie war pünktlich bei der Arbeit, hielt unsere Verabredungen ein und meldete sich am Telefon. Doch in die gesamte, viel zu beruhigende Harmonie sollte wieder ein Vorfall kommen, der uns in seiner gesamten Art drastisch unter Beweis stellte, gegen welch schwere Problematik wir doch zu kämpfen hatten. Wieder einmal war ich mit Hannah verabredet. Natascha öffnete die Tür, und sagte mit Bedauern,Hannah wäre nicht hier und gehe auch nicht ans Handy. Ich hatte es mir abgewöhnt, mir wegen Hannahs zeitweiliger Unpünktlichkeit ernstev Sorgen zu machen, hatte ihre Unpünktlichkeit sogar verdrängt, da es, seit sie aus der Klinik war, keinerlei Auffälligkeiten gab. Dennoch bat ich Natascha, etwas auf Hannah warten zu dürfen. Auch, wen sie schon seit zwei Tagen, wie Natascha betonte, gewissermaßen verschollen war, unsere Termine hielt sie in letzter Zeit immer ein. Aus den paar Minuten wurden zwei Stunden und Hannah war immer noch nicht gekommen. Mit einem anderen Mädchen schlafen wolle ich nicht, da ich immrer noch auf Hannah warten wollte. Mit leichtem Druck gab mir Natascha zu verstehen, dass ich langsam gegen sollte; zuvor bat ich jedoch die Russin, Hannah auszurichten, mich anzurufen, sollte sie doch noch kommen. Der Anruf kam nicht. Einige Male noch rief ich bei den Mädchen an; immer hatte ich Franziska am Apparat, die versuchte, mich zu beruhigen, indem sie annahm, Hannah hätte eb4en zu ihrer alten Unpünktlichkeit zurückgefunden. Auch Am Folgetag gab es kein Lebenszeichen von Hannah. Endlich, am vierten Tag, läutete mein Handy. Nadine meldete sich:"Komm bitte schnell. Hannah ist da, als ob nichts passiert wäre, kam sie zur Tür herein. Aber schau sie dir bitte selber an. Sie macht einen sehr seltsamen Eindruck".

*

Hannah sah wirklich seltsam aus. Ihr Gesicht schien blutleer, ihre Bewegungen unkontrolliert und fahrig. Sie schien gereizt, der Kaffee, den Nadine ihr hingestellt hatte, verteilte sich mittlerweile auf dem ganzen Tisch, da Hannah ihn, so wie sie ihn trank, auch wieder ausspuckte. "Sie verlangt nach Drogen", meinte Nadine, aber so gereizt, wie ich sie noch nicht kennengelernt habe. Was hat sie? fragte Nadine. "Es sieht nach Entzug aus, aber das kann ich nicht beurteilen. Am bestenn wir bringen sie zur P40. Dort sitzen die Fachleute. Ich nehme sie mit, gib du bitte in der Kaiserallee Bescheid".
Es warenj nur einige Minuten zu Fuß in die Psyhiatrie. So nahm ich Hannah bei der Hand, legte schützend einen Arm um sie und ging mit ihr die wenigen MInuten zu der Stelle, die uns helfen sollte. Nadine hatte ganze Arbeit geleistet, wir wurfden schon an der Stationstür erwartet.

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Nach einer erten Untersuchung bestätigte die behandelnde Ärztin meine Annahme, es hanele sichn um eine Art kalten Entzugs. Hannah hatte offenbar seitb einigen Tagen nichts mehr bekommen und irrte planlos durch die Gegened. Irgend etwas in ihrem Unterbewusstsein hatte ihr jedoch anscheinend signalisiert, zu Nadine zu gehen, da sich dieser Ort in ihr eingeprägt hatte. Vielleicht hoffte sie, dort etwas zu bekommen. WSie bekommt jetzt hier zunächst einmal Remestan, ein Benzodiazepin, das gerne als Substizutionsmittel gegeben wird. Methadon oder andere Substitutionsmittel wolle man nicht geben, sondern eher verduchen, sie zu entgiften. Es ist gerade ein Bett frei, sie kann sofort hierbleiben. Danach kann sie wieder gehen; es komme oft vor, dass Junkies ein paar Tage zur Entgifzung kommen und dann wieder gehen, ohne Therapie. Ich müsse wieder gehen, da die Ärztin aber meine Sorgen erkannte, verhing sie über Hannah keine Kontaktsperre; ich erhielt wenigstens eine Stunde Besuchszeit am Tag.

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Nach weiteren drei Tagen war Hannah entgiftet. Auf das, was ihr zugestoßen war, konnte sie keine Auskunft geben, da ihr, wie sie sagte, einige Tage fehlen. Trotz der erfolgten Entgiftung, eine Therapie lehnte Hannah entschieden ab, wie sie der Ärztin unmissverständlich zu verstehen gab. Sie wolle nur raus hier, zu Nadine und Geld verdienen.
Um weiteren Diskussionen qaus dem Weg zu gehen, hielt ich mich aus dem Gespräch zwischen Hannah und der Ärztin heraus, nahm ihr aber das Versprechen ab, mich bei Problemen sofort zu verständigen. Dies bejahte sie, leider konnte ich nicht erkennen, ob sie es ehrlich meinte oder nur ihre Ruhe wollte, um schnell die P40 verlassen zu können.

Das Krankenhaus ließ Hannah wieder ziehen; zu etwas zwingen konnte man sie nicht, selbst dann, wenn sie erkennbar in ihr Verderben laufen würde. Ich jedenfalls gab der Ärztin das Versprechen, auf Hannah aufzupassen und für sie da zu sein.

*

Zurück bei Nadine wollte Hannah unbedingt mit mir schlafen, aber in mir blockierte etwas. Auch sah ich es nur als Versuch Hannahs an, mir zu beweisen, dass trotz ihrer fortschreitenden Drogenkrankheit bei ihr alles in Butter sei. Wie ein Liebesbeweis sah es jedenfalls nicht aus. So gab ich vor, müde zu sein.
Was Hannah jetzt brauchte, war Hilfe. Niedergeschlagen ließ ich mich in einen der Sessel bei den Mädchen fallen. Natascha setzte sich zu mir. Auch ihr war anzumerken, dass sie sich um Hannah ernste Sorgen macht. Das unbeschwerte Wesen, das Natascha so zierte, war völlig von ihr gewichen. Sie schien in wenigen Tagen vom unbeschwerten Mädchen zur erwachsenen, erfahrenden Frau gereift zu sein. "Ich weiß, was du gerade durchmachst. Es ist dir nicht egal, was mit Hannah passiert. Dafür lirbst du sie zu sehr". Ich küsste Natascha auf die Wange und sagte:" Ich sehe und merke doch auch, dass du dir Sorgen um Hannah machst. Aber was können wir tun? Schon zweimal hat sie die Therapie abgelehnt. Sie verfällt den Drogen immer mehr und wir können nichts tun". Ich verbarg mein Gesicht in den Händen und begann hemmungslos zu weinen."Es ist grauenvoll, mitzuerleben, wie das Mädchen, das man liebt, immer mehr in den Sumpf der Drogen gerät. Aber was soll ich machen? Zur Therapie zwingen kann man sie nicht. Sie muss es selbst und von sich aus wollen. Bitte, Natascha, wenn ich nicht bei euch bin, ist mein Handy immer eingeschaltet. Bitte, ruft mich an, wenn sich irgend etwas ergibt. Ihr habt meine Nummer. Haltet mich auf dem Laufenden. Ich bin sofort da, Tag oder Nacht. Ich werde Hannah helfen, gesund zu werden". Wortlos zog Natascha meinen Kopf an sich, um mir etwas Geborgenheit zu vermitteln, Geborgenheit, die Hannah jedoch nötiger gehabt hätte. Natascha meinte mitb leiser Stimme:" Ich weiß, was du jetzt durchmachst. Es ist schwer, das Mädchen, das man liebt, in sein Verdrben laufen zu sehen. Wir alle leiden mit. Es ist schrecklich. Hier wurde schon lange nicht mehr gelacht. Die ersten Gäste wundern sich schon. Glaub mir, es lässt keinen kalt. Aber geh jetzt besser heim. Du hast in den letzten Tagen kaum geschlafen. Im Moment kannst du sowieso nichts tun. Sie ist bei uns und wir passen auf. Wenn sich etwas ergibt, rufe ich an". Aus Nataschas Stimme war alle Fröhlichkeit gewichen. Man hörte ihr ihre Sorgen direkt an. "Du hast Recht", entgegnete ich Natascha und verabschiedete mich mit einem kleinen Kuss von der Russin.

*

"Hallo, Stefan, hier Hannah", hörte ich die Stimme aus edem Telefonhörer. "Mir geht es wieder gut. Ich weiß auch nicht, was in den letzten Tagen war. Kommst du zu Nadine? Ich möchte dir einen Vorschlag machen".

Ich ließ alles liegen und stehen. Mit quietschenden Reifenb hielt ich in der Lessingstraße und läutete. Hannah öffnete selbst.
"Ich weiß", eröffnete sie, als wir uns im Wohnzimmer befanden, "dass du dir große Sorgen machst. Das ist lieb von dir. Um dir deine Sorgen zu nehmen, habe ich beschlossen, Nadines Drängen nachzugeben und hier einzuziehen. Eines der Zimmer für Terminmädchen ist freigrworden. Nadine wird sich um mich kümmern und dir Bescheid Geben, wenn etwas nicht stimmt. Ich will, dass du wieder besser schlafen kannst". Überrascht von ihrem Angebot küsste ich sie zärtlich auf eden Mund und sagtr nur:"Danke, Feenkönigin, dass du doch noch zur Einsicht kommst".

Kapitel 5

Es tat Hannah sichtlich gut, das
zimmer bei Nadine genommen zu haben. Fast schien sie ein neuer Mensch gewoeden zu sein, sie blühte wieder auf, ihre alte Fröhlichkeit kehrte zurück und sie schien wieder das unbeschwerte, etwas naiv wirkende Mädchen zu sein, das ich vor einem halben Jahr kennengelernt hatte. Nadine schien einen guten Einfluss auf Hannah auszuüben; auch erzhlte sie mir erfreiu, dass Hannah, seit sie oben wohne, mitteilungsfreudiger geworden ist und nicht mehr so verstockt, so verschlossen sei. Auch der Drogenkonsum sei wohl zurückgegangen, jedenfalls finde sie keine Spritzen in der Wohnung.
Hannah arbeitete nun wieder jeden Tagb und sie lebe ihren Beruf geradezu, bedeudete mir Nadine. Klar, meinte Nadine, das Mädchen brauche Geld; wer Geld hat, hat keine Sorgen und könne so leicht dem Teufelskreis der Drogen widerstehen. Doch so ganz traute ich dieser Ansicht, dieser leichtfertigen Blauäugigkeit nicht. Gerade wer Geld hat, ist in der Lage, sich leicht mit allem zu versorgen, was er braucht, und was Hannah braucht, liegt schliesslich offen auf der Hand. Dennoch war auch bei mir eine gewisse Beruhigung unverkennbar. Nicht Nadines Blauäugigkeit, aber das Wissen, dass Hannah nicht auf irgebdeinen Dreck angewiesen ist, sondern sich aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten sauberen Stoff besorgenn könne. Auch war sie nicht darauf angewiesen, ihre Spritzen mehrmals zu benutzen oder zu teilen. Dennoch fragte ich mich öfter, wer denn nun blauäugiger war, Nadine oder ich mit meiner Hoffnung auf sauberen Stoff, ist es doch schliesslich klar, dass jemand, derv keinen sauberen Stoff hat aber dringend etwas brsucht, alles spritzt, was man ihm vorsetzt, egal, womit das Gift versetzt ist. Dennoch hatte ich eine Hoffnung an die ich mich klammern konnte. Dass diese Hoffnung nur einRettungsfallschirm ohne Reißleine war, würde sich bald beweisen.
Trotz dass Hannah bei Nadine zumindest gut aufgehoben war, gwöhnte ich ,mir an, auf das geringste Anzeichen zu reagieren. Ich ließ mich von Nadines Ansichten nicht beruhigen. Hatte Hannahz schließlich ihren Drogenkonsum immer von ihren Einkünften als Edelcallgirl bezahlt, so hatte sie es auch heute nicht nötig, sich mit anderen Dingen als der Prostitution Geld zu beschaffen; Hannah kannte bei einem Tagesverdienst mehrerer hundert Euro keine Geldsorgen. Diese waren es nicht, die sie in die Drogen trieben, eher war es Experimentierlust, das orgasmische Gefühl, der Kick, der Flash. Wenn Hannah nun wieder extrem viel arbeitete, so bestätige dies nicht Nadines Ansicht, sondern im Umkehrschluss die Ansicht, dass sie sich eher extrem viel von ihrem Gift besorgen möchte oder sogar muss, dass ihre Abhängigkeit also eher weiter fortgeschritten ist. Gut, Nadine findet keine Spritzen, aber auch dies beweist nichts. Sie setzt sich ihren Schuss irgendwo anders. Ich hatte keine Wahl, ich musste, um Gewissheit zu erlangen, versuchen, Hannah ohne ihr Jäckchen zu sehen, erkennen, ob neue Hämatome oder vernarbte Einstichstellen hinzugekommenn sind. Dann erst hatte ich Gewissheit,n in der einen oder anderen Variante.

*

"Nadine", fragte ich, "ist Hannah gerade frei? Ich habe schon langr nicht mehr mit ihr geschlafen und du weisst ja, wir waren früher im Bett eine richtige Einheit. Jeder wussteb zum richtigen Zeitpunkt, was der andere will oder braucht. Ich würde gerne mit Hannah aufs Zimmer gehen und ausprobieren, ob es wieder so wird wie früher." "Du weisst doch", entgegnete sie, "für dich würde Hannah jeden anderen Termin sausen lassen. Sie liebt dich, genau so, wie du sie liebst. Ich denke schon, dass sie gleich für dich frei sein wird".

"Hallo, Stefan", begrüsste mich Hannah, "für dich habe ich immer Zeit. Hörst du endlich auf, dir ständig Sorgen zu machen um mich? Du siehst doch, es ist alles in Ordnung. Nadine hat dir sicher berichtet, dass ich in der Wohnung kaum Drogen nehme. Du siehst also, ich brauche das Zeug nicht. Ich kann aufhören, wann ich will. Komm, lass uns Spaß haben, so wie früher".

*

Dennoch, ich traute dem Frieden nicht. Das mit aufhören, wann immer man will, das habe ich mir früher auch eingeredet, als Alkoholiker und Benzodiazepin-Abhängiger. Am Ende landete ich wegen der Benzos doch auf der P40. Machte Hannah nur uns oder auch sich selbst etwas vor? Spielt sie für uns ein perfektes Theaterstück oder glaubt sie selbst daran, was sie vorträgt?b Vielleicht schaffe ich in der folgenden Stunde, etwas genauers herauszubringen, beruhigend oder beunruhigend, völlig egal, nur eines möchte ich-Klarheit. Da jedoch Hannah derzeit Männer hat wie Sand am Meer und man fast nur mit festem Termin zu ihr kommt, muss ich ihr in dieser Stunde etwas Besonderes bieten; auf einen normalen Höhepunkt wird sie heute kaum sngewiesen sein, den kann sie sich irgendwo anders holen. Nein, ich musste meine Feenkönigin sehr glücklich machen, ihr zeigen, dass ich immer noch der Beste bin.
Schon beimüblichen Waschritual aber demonstrierte Hannah mir ihre immer noch unübertroffene Fingerfertigkeit. Sie schaffte´es, mich schon durch einfache BGerührungen dermaßen in Hochstimmung zu versetzen, wie ich es von ihr schon lange nicht mehr gewohnt war. Sie war nicht die verschlossene, verstockte Hannah, asuch nicht mehr die aggressive Furie, wie ich sie im Krankenhaus erleben musste. Sie war wieder ganz die Hannah, die ich hier vor etwa einem halben Jahr kennen gelernt hatte, diev es verstand, Männer zu erregen, um den Verstand zu bringen, mit ihrer Lust und Leidenschaft zu spielen, mit ihnen umzugehen, wie sie es für richtig hielt. Ich küsste Hannah auf das zu einem Pferdeschwanz gebundene Blondhaar, worauf sie, ohne ihr geschäftiges Treiben zu unterbrechen, mit ihren freundlich blickenden Augen zu nir aufsah, den Kopf erhob und mich auf den Mund küsste. IKch war überaus ertaunt, auch ihre Zunge in meinem Mund zu spüren, etwas, das sie seit langem nicht mehr getan hatte.
Als Hannah mit dem Waschritual fertig war, nahm sie mich bei der Hand und sagte: "Gehenn wir". Es war mehr eine Aufforderung denn eine Frage. Auf dem Flur kam uns Franziska entgegen und fragte süffisant:"Na, ihr Turteltäubchen, seid ihr wieder zusammen?" Um Franziska die Antwort auch praktisch zu demonstrieren, uog ich Hannah an mich und gab ihr einen langen, zärtlichen Kuss. "Wahre Liebe im Puff. Wo gibts denn sowas?", wunderte Franziska sich.
Im Zimmer zog ich Hannah, das Wenige, was sie an Kleidern anhatte, aus, nur das Jäckchen wollte sie anbehalten, mit der Begründung, ihr sei kalt. Dagegen sträuben konnte ich mich nicht, wollte ich Hannah nicht misstrauisch machen. Als Hannah, so wie früher, nackt vor mir stand, ließ ich jegliche Hemmungen und Vorbehalte fallen. Fast hzätte ich vergessen, wie schön meine Feenkönigin ist, welch wundervollen Körper sie hat. Ich wollte sie besitzen, ich wollte sie haben, hier, jetzt und sofort. Erfüllt von heißer Lust begann ich, ihren Mund, ihr Gesicht, ihren Körper mit heißen, verlangenden, aber doch zärtlichen Küssen zu bedecken und es dauerte nicht lange, sie in Stimmung zu versetzen. "Komm", sagte sie, "lass uns ins Bett gehen. Lass es so sein, wie früher. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Als wir ineinander verschlungen beisammen lagen, verschmolzen unsere Körper so sehr zu einer Einheit, dass niemand mit Bestimmtheit hätte sagen können, Wo Hannahs Körper endete und meiner anfing. Wir waren ein einziger Körper, unsereHannah lag bei mir, in mich verschlungen wie ein Königspython, die Augen geschlossen, aus dem halbgeöffneten Mund drang erregtes Stöhnen. Ich wusste, heute würde ich der Beste sein, Hannah so sehr in Ekstase versetzen, dass sie alles um sich vergisst. Heute würde ich ihre Arme sehen können. Ich war nicht darauf aus, meinen eigenen Trieb zu befriedigen, nein, Hannah stand im Mittelpunkt. Nie war sie für mich ein einfaches Callgirl, eine Prostituierte, die man benutzt und dann wegwirft. Nein, Hannah war anders, sie war für mich vom ersten Augenblick an eine Geliebte, eine wunderschöne, begehrenswerte Frau mit eigenen Wünschen und Ansprücken, mit eigenen erotischen Vorszellungen. Sie war nicht Barbie, sie war keine Gummipupe, sie hat eine Seele, diese gilt es, zu beglücken und erobern. Ich war derjenige, der auf Hannahs SWünsche einging, sie erfüllte. Stöhnend vor Lust lag Hannah vor mir, die Augen gesvhlossen, ein glückliches Lächeln auf denn Lippen. Hannah war völlig innihrem Element; sie war ganz Frau und Geliebte. Ihr Körper bäumte sich auf; längst war ihr rchtes Bein nicht mehr angewinkelt, sondern ruhte auf meinem Rücken, ein unschwer zu deutendes Signal. Sie befand sich in einer Stimmung, in der sie Körperb und Kopf trennt, in der sie nur eines will und bekommt. Nun konnte ich es versuchen. Ich wollte die Ärmel ihres Jäckchens etwas höher schieben, weas sie mir aufgrund ihrer eigenen Willenlosigkeit auch gestattete. Ich wusste, in der momentanen Phase hätte ich alles, was ich von ihr verlangte, auch bekommen.

Ich erschrak. Was Hannah unter den Ärmeln ihres Jäckchens versteckte, raubte mir den Atem. Ihre Arme waren keine Arme mehr, sie waren eine einzige Kraterlandschaft. Vernarbte Einstichstellen längst vergessener Injektionen lagen zwischen frischen Stellen, die noch zum Teil rotgerandet waren, meist von frischen, blauen Hämatomen verunziert, die vom unfachgemäßem Gebrauch der Spritze zeugten. Hannah muss in letzter Zeit exzessiv zur Spritze gegriffenn haben, es war alles viel schlimmer, als ich angenommen hatte.
Doch trotz des großen Schocks, der mich befallen hate, ich musste Hannah bis zum Ende lieben, durftevjetzt nhicht aufhören, musste ihr ihre Befriedigung verschaffen, ohne mir etwas anmerken zu lassen.
Im Bettb konnte Hannah vor mir keine Geheimnisse haben, ich wusste immer genau, was sie fühlte und ob ihre Gefühlsausbrüche real waren. Und das, was gerade mit Hannah vor sich ging, das war real, sehr real sogar. Hannah war Wachs in meinen Händen. Jede meiner Berührungen stimulierte Hannah extrem, jede meinerv Handlungen war nur darauf abgestimmt, Hannah die Befriedigung zu verschaffen, die sie sich wünschte; alles was ich jetzt brauchte, war eine Hannah, die zumindest für den Augenblick glücklich war, die Welt um sich herum zumindest für diesen Augenbliuck vergaß. Es war nicht notwendig, dass Hannah sich um mich kümmerte, obwohl sie das konnte, wie keine Zweite, Natascha einmal ausgenommen. Neinh, heute musste Hannah der Mittelpunkt des Universums sein.

*

Ich hatte nicht vor, mein Wissen über Hannahs neuen, extremen Drogengebrauch mit Nadine zu teilen, ich wollte ihr nicht das Gefühl geben, versagt zu haben. Nein, Hannahs neues Geheimnis war bei mir bestens aufgehoben, aber so langsam wurde mir die Zeit knapp. Ivh wusste, ichzb hätte nur eine Gelegenheit, mit Hannah über das Thema Entzug zu sprechen; nachb diesem Gespräch müsse sie sich von sich aus für den Entzug entscheiden. Es war gewissermaßen wie ein Elfmeter kurz vor Spielschluss , dessenh Treffen die Fussball-WM entscheiden würde. Ein Schuss-ein Treffer oder vorbei. Keine zweite Chance. Wohl oder Wehe hängt an einer einzigen Aktion.
Und eines ist klar. Die Entscheidung zum Entzug kann nur von ihr ausgehen. Sie muss zustimmen, zwingen kann man sie nicht. Sie muss den Entzug wollen. Versage ich und schieße vorbei, verliere ich alles und die Drogen siegen. Wie aber sollte ich den passenden Zeitpunhkt herausfinden, wie sollte ich wissen, dass Hannah bereit ist? Doch dieser Zeitpunkt kommt oft schneller, als man es sich denkt.

*

Ich war wieder einmal zu Hause. Hannah arbeitete undv trotz meiner grauenhaften Entdeckung war für sie derzeit keine Gefahr zu erkennen. Endlich einmal wollte ich mir wieder den Luxus leisten, im eigenen Bett zu schlafen, etwas, das ich mir lange nicht mehr gegönnt hatte. Nun erst merkte ich, wie müde ich war. Ich brauchte dringend Schlaf-was nützte es Hannah, wenn ich vor Übermüdung zusammenbrach?Nein, ich musste diese Gelegenheit nutzen, Schlaf zu finden, mich vorzubereiten auf Zeiten knappen Schlafes.
Mitten in der Nacht schrillte meun Handy, das ich immer neben mir liegen hatte. Sofort war ich hellwach; ich wusste, das kann nur Nadine oder Hannah sein. Es war Nadine. "Stefan, komm schnell. Mit Hannah geht etwas seltsames vor sich. Sie liegt im Bett und sieht so aus, als ob sie schlafe. Sie schreit herum, als ob sie Alpträume habe, ist aber nicht wach zu bekommen. Ich weiß nicht, was ich tun soll." "Mache vorerst gar nichts", riet uch Nadine. "Ich schaue mir das an. Wenn meine Vermutung eintrifft, ist das die gelegenheit, an Hannah heranzukommen. Es wäre ein Zufall, aber ein hilfreicher Zufall".
Wieder einmal hielt ich mit quietschenden Reifen in der Lessingstraße. Die Vermutung stimmte. Hannah hatte etwas, das sie eigentlich nicht haben könnte, nicht haben dürfte-einen Horrortrip. Dieser nun konnte der Ansatzpunkt sein, Hannah zur Therapie zu bewegen. Aber wie ikonnte Hannah einen Horrortrip haben? Nur vom Heroin war das unmöglich. Irgend jemand in der Verkaufs-und streckungshistorie muss dem braunen Gift etwas seltsames beigemischt haben. Normalerweise streckt man mit braunem Zucker oder Edleweiß. Hier aber muss irgendein bgilliges chemisches Zeug genommen worden sein, irgend etwas aus der Acid-Ecke; jedenfalls mit Heroin unverträgliches. Hannah war es nicht. Sie kannte sdich mit Heroin und Beimengungen aus. Eine Blut-oder Urinanalyse könnte AufschlussNach einigerv Zeit des Wartens war es aoweit. Ich nahm sie wortlos in den Arm und sagte vorerst kein Wort. Ich wollte die Situation wirken lassen. Ich streichelte über ihr Haar, um ihr zu zeigen, sie sei in Sicherheit. Erst nachdem sie aufgehörtb hatte zu zittern, ihr bebender Körper sich gänzlich beruhigt hatte, sprech ich sie amn:" Keine Angs, Feenkönigin, hier bist du in Sicherheit. Das, was du gesehen hast, gehört zu einer anderen Welt, die mit dieser nichts zu tun hat. Sie ist hier nicht existent, weil sie keine Grundlage hat. Nurb in der anderen Welt, aus der du entflohen bist, dort warten sie auf dich, bis du wiederkommst. Sag, was hast du gesehen?"
Stockend begann sie:" Es waren irgend welche Wesen. Schemenhaft aber doch wirklich. Es waren keine realen Wesen, schemenhaft aber doch wirklich. Sie waren furchtbar agressiv. Es war, wie wenn der Hass von irgend jemandem auf mich in diesem Schatten lebt, sich zu einer Macht zusammenballt, die mich zu zerstören droht. Ich habe Angst, diesem Hass noch einmal zu begegnen, denn, wer weiß, vielleicht war das heute nur eine Warnung, nie mehr dort hin zu kommen, ihre Welt erneut zu betreten. Wer weiß, was passiert, wenn ich dort noch einmal hinkomme."

Ich sah meine Chance. Der Ball lag auf dem Elfmeterpunkt. Und ich war der Schütze. der Ball lag weit weg, aber ich nahm Anlauf:"Keine Angst, Feenkönigin. Hier hbist du in sicherheit. Diese Wesen haben ihre Weltb und wir unsere. Beide Welten sind nicht füreinqander geschaffen. Was in der einen Welt existent ist, hatb in der anderen keine unbedingte Existenzgrundlage. Nur einem können diese Wesen schaden, dem, der sie in ihrer Welt aufsucht. Dort sind sie mächtig. Du weisst nicht, wann du wieder dort sein wirst, es ist nicht planbar. Du bist einfach dort, ohne es zu wollen und ohnev etwas dagegen tun zu können. Was sie wollen, ist dein Geist, deine Seele. Du weisst, es gibt nur eine Möglivchkeit, diesen Wesen auf immer zu entkommen. Du kennst sie. Dann bist du sicher. Sag ja und ich werde dir helfen, den Entzug durchzustehen. Du weisst, ich kenne den Weg. Es ist ein langerund steiniger Weg, aber du weisst, was ich über diesen Weg schon gesagt habe. Ihn habe ich damals gemeint. Gib mir deine Hand, Feenkönigin und wir gehen den weg gemeinsam. Bis zum Ende. Ich verspreche dir, du wirst auf diesem Weg nie allein sein.

"Gib mir Zeit bis morgen", bat Hannah, "dann sage ich dir Bescheid". "Hannah, Feenkönigin, ich gebe dir alle Zeit der Welt", beruhigte ich sie, "aber nimm dir nicht zuviel davon. Jetzt leg dich hin und versuche zu schlafen. Ich bleibe bei dir und bewache deinen Schlaf. Der Horror sollte wohl vorüber sein, aber beim ersten Anzeichen, dass sie wiederkommen, werde ich dich wecken und in unsere Welt zurückholen". Hannah schlief einen tiefen und wahrscheinlich traumlosen Schlaf, ich blieb aber, wie versprochen, an ihrem Bett sitzen und bewachte ihren Schlaf.
Als Hannah am fräühen Morgen erwachte, blickte sie mich lächelnd an und fragte:"Was ist, ich denke, wir haben einen Weg vor uns?"
Überglücklich nahm ich sie in den Arm, küsste sie und flüsterte:" Danke, Feenkönigin. Ich werde dich nie mehr
allein lassen". Dieses Versprechen war es, was noch eine sehr große Problematik in unser gemeinsames Leben bringen würde.

*

Erneut nahm ich Hannah bei der Hand, legte schützend einen Arm um sie, als wir uns zum zweiten Mal auf den Weg in die Psychiatrie machten. Wir hatten Glück, durch einen Abbrecher wurde ein Platz frei, der noch nicht wieder besetzt wurde. Doch zunächst standen die Formalitäten im Stationszimmer an. Da ich Hannah hiervon verschonen wollte, vereinbarten wir, dass sie zunächst ihr Zimmer bezieht und ich zu ihr komme, sobald die Formalitäten erledigt wären. Doch gleich kam ein erstes, ernstes Problem auf uns zu. Hannah war nicht allein krankenversichert. Sie war immer noch bei ihrem Vater mitversichert. Dass dies nichts werden würde, was klar, sonnenklar. Dennoch mussten wir, genauergesagt ich, eneut ihre Eltern aufsuchen, schließlich hatte Hannah einen Rechtsanspruch auf Übernahme der Behandlungskosten.
Doch dies sollte erst morgen geschehen, zunächst wollte ich wissen, ob Hannah sich wohl fühlt und gut untergebracht ist.

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Ein Tag später. Hannah hatte ihre Eingangsuntersuchung und Arztgespräch. Hier war ich überflüssig, also wollte ich ihre Eltern aufsuchen. Der Fairness halber kündigte ich meinen Besuch vorher an. Besonders begeistert war man nicht, als ich den Grund meines Besuchs nannte.
Der Besuch war ein Schlag ins Wasser. Hannahs Vater polterte herum, war unversöhnlich und bekräftigte seinen Entschluss, keine Tochter haben zu wollen, die an der Nadel hängt. Sie sein ohne sein Zutun an das Gift gekommen, nun solle sie selbst sehen, wie sie es los wird. Wer Geld hat, sich zu vergiften, solle auch Geld haben, sich zu entgiften, so seine Meinung, von derv er nicht abzubringen war. Wenn seine Tochter aber drogenfrei wäre und angekrochen komme, dann würde er sie unter gewissen Bedingungen wieder aufnehmen.

Also zum Sozialamt. Hier durfte Hannah aber nur als Arbeitsloseb abgegebeb werden, sonst ist es nichts mit der Kostenübernahme. Also verkaufte ich dem Sachbearbeiter Hannah als Bekannte, die ich im Unverschämt, einem Rockschuppen in der Nähe aufgegabelt hatte und mit zu mir nahm. Überraschenderweise nahm mir der Beamte die Story ab. Da er aber Hannah zunächst noch persönlich sehen und sprechen wollte, musste sie in der Klinik einen Tag Urlaub nehmen. Kostenhübernahme geschafft.

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Zunächst stand für Hannah die Entgiftung an. Diese würde bis zu einer Woche dauern. Danach eine 2-3-wöchige hausinterne Therapie, die die Vorbereitung auf eine 6-12-monatige Therapie darstellen sollte, diese Therapie hatte Hannah aber nicht. Wichtig war die Entgiftung. Man ört viel Unsinn von der Entgiftung. Niemand wird jedoch, wie man es gerne hört, mehrere Tage im dunklen Keller festgeschnallt und liegen gelassen. Der Entzug geht zumeist warm vor sich, mit entsprechenden Medikamenten. Hannah wurde auf Remestan eingestellt, da sie mit diesem Mittel schon Erfahrungen hatte. Ihre Urinprobe ergab eine noch immer hohe Konzentration an Heroin. Klar, Hannah hatte sich ja vor ihrem Horrortrip diesen verhängnisvollen Schuss gesetzt. Und noch etwas wurde analysiert. In Hannahs Probe befand sich ein irrsinniger Cocktail verwschiedenster Wirklstoffe, anscheinend das Mittel, mit dem Hannahs Heroin gestreckt wurde. Dennovh muss man diesem Anfänger dankbar sein. OLhne diese fatale Mixtur wäre Hannah heute nicht da, wo sie ist.
Die Entgiftung würde heute noch beginnen. Ich musste die Station verlassen, freundlicherweise durfte ich mich in der Ambulanz aufhalten, man stellte mr sogar ein Bett zur Verfügung. Gerade in dieser Phase würde Hannah einen Freund sehr gut brauchen und auch warv es an mir, Hannah dieb Einlösung meiner Versprechen zu demonstrieren.
Da Hannah sich kurz vor der Entgiftung noch etwsas gespritzt hatte, wurde sie sehr hoch eingestellt, das heisst, die Entgiftung würde, geht man von täglicher Halbierung des Substitutionsmittels aus lange dauern. Zu lange, als dass ich mich in der Ambulanz aufhalten könne. So gestattete man mir ausnahmsweise, auf der Station zu bleiben.
Hannah lag im Bett und blickte mich aus ihren blauen Augen fragend an. Ich wusste, in einigen Tagen würden Schmerzen kommen und diese trafen Hannah hart, wie ein Keulenschlag. Nach vier Tagen war es so weit.

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Hannah sollte auf dr P40 nur entgiften und das kurze, hauseigene Therapieprogramm, das nichts mit den Volltherapien in Gaggenau oder Landau zu tun hat, durchlaufen. Diesmal sollte die Entgiftung komplett sein, um Hannah danach die ersten Schritte in ein drogenfreies Leben zu zeigen. Ganz problemlos, völlig schmerzfrei, das war uns klar, würde es nicht ablaufen. Man solle es sich vorstellen, wie einen permanenten Muskelkrampf. Ein kalter Entzug, wie auf manchen anderen Stationen üblich, würde jedoch nicht durchgeführt, die P40 entgiftet warm oder zumindest lauwarm.
Hannahs Urinprobe zeigte tatsächlich einen seltsamen Cocktail. Heroin war vermischt mit irgendwelchen nicht näher zu bestimmenden Substanzen. Diese waren die Überreste der Pillen, die irgend ein Anfänger als Streckungsmittel benutzt hatte und die diese für Hannah fatale Nebenwirkung hatte. Im Endeffekt aber musste ich dankbar dafür sein, denn nur durch diese Nebenwirkungen und das von Hannah erlebte hatte ich sie soweit, dass sie dem Entzug zustimmte.

Hannah wurde sehr hoch eingestellt. Somit war abzusehen, dass die Entgiftung mindestens eine Woche dauern würde und an die erwarteten drei Wochen wohl noch einige Tage angehängt werden würden. Sie erhielt wieder Remestan, da sie letztes Mal auf dieses Mittel sehr gut angesprochen hatte. Die Entgiftung würde heute noch beginnen, nachdem alle Formalitäten abgeschlossen wären. Ich musste unbedingt bei Hannah sein undv wenn ich nicht zu ihr ins Zimmer dürfte, wovonn ich eigentlich auch ausging, so würde ich mich auf einen Stuhl davor setzen oder zumindest vor die Stationstür. Gerade in dieser Phase würde Hannah einen Freund brauchen, den einzigen, der ihr noch geblieben ist. Nun endlich kam der Augenblick, Hannah zu beweisen, dass meine ganzen Versprechen real waren und keine Windeier. Auch das, was mir bei der Post bevorstehen würde, schließlich war ich schon seit vielen Wochen überfällig, war mir vollkommen egal-was war schon der Verlust meines Arbeitsplatzes zum Erhalt meiner Liebe?
Man gestattete mir tatsächlich, auf der Station zu bleiben, es wurde sogar ein Bett auf dem Flur vforbereitet, neben edem Stationszimmer. Jedoch müsse ich mich jedesmal, wenn ich die Station verlasse, bei der Rückkehr gründlich durchsuchen lassen.

Hannah lag in ihrem Bett und sah mich aus ihren wunderschönen Augen fragend an. Wenn auch ihr Körper und Ihre Seele von einem heimtückischen Gift angegriffen wurden, ihre Augen hatten immer noch diesen magischen Glanz, der mich beim ersten Treffen sofort faszinierte. Auch die Angst und Unsicherheit, die aus ihrem Blick sprachen und die ich fast als gegenständig vorhanden wahrnehmrn konnte, waren nicht imstande, das Magische aus Hannahs Blick zu verwischen. Sie war immer noch eine underschöne, begehrenswerte Frau; auch ihre Krankheit konnte sie mir nicht entfremden. Sie war und ist die Frau meiner Träume und sie wird es immer sein. "Hannah, mein Liebes", sagte ich mit belegter Stimme, "jetzt wirst du einen schweren und ungewissen Weg gehen. Aber du gehst ihn nicht allein, ich gehe ihn neben dir, werde dirv helfen und beistehen. Ich kann dir nicht den Entzugsschmerz nehmen, werde aber versuchen, alles so erträglich wie möglich zu machen. Denke immer daran, am Ende der Tortur steht das Leben, ein drogenfreies Leben, weg von der Sklaverei." Hannah blickte mich an, stumm lächelnd und verstehend. In ihren Augenwinkeln entdeckte ich einige versteckte Tränen, dieb ich ihr behutsam wegwischte. Nun musste ich das Zimmer verlassen.

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Hannah stand die ersten Tage der Entgiftung tapfer durch. Doch ich merkte, dass bei ihr langsam diev Entzugserscheinungen stärker wurden. Hannah begann zu schwitzen und zu frieren zugleich. Ihre Bewgungen wurden fahrig und ab und zu unkontrolliert. Ihre Gelassenheit fiel vonihr ab. Oftmals brüllte sie ich mitten im Gespräch grundlos an, machte mich verantwortlich für die Situation, in der sie sich derzeit befand. Sie verlangte Heroin von mir, damit es ihr besser gehe, manchmal bittend, manchmal fordernd. Ich wusste, nun kommt der wichtigste Zeitpunkt. Wenn Hannah stark genug wäre. diese Zeit durchzustehen, dann ist sie erfolgreich. Dann hat sie die Entgiftung in kurzerv Zeit, vielleicht noch ein bis zwei Tage, geschafft. Gibt sie der Sucht nach, will sie ihre Schmezen und Entzugserscheinungen betäuben, so muss sie nur aufstehen und die Station verlassen-niemand würde sie hindern, wäre alles umsonst gewesen. N un muss sie bei der Stange bleiben. "Feenkönigin, "sagte ich zu ihr, "nun kommt der wichtigste Zeitraum. Du hast Entzugserscheinngen, das heisst, dein Körper ist fast sauber. Das ist der letzte Versuch, an Drogen zu kommen, dein Körperbist nunwie ein kleines Kond, das nach seiner Milch brüllt. Bitte, gebe dem Brüllen nicht nach. Jetzt kommt der Zeitpunkt, an dem du es schaffenn kannst". "Du hast recht", erwiederte sie, "Wenn doch nur nicht diese Schmerzen wären. Aber wir schaffen es, o.k.? Ich breche nicht ab". Hannah fiel in einen leichten Schlaf; Zeit auch für mich, so die Anordnung der Schwester, etwas Schlaf zu suchen.

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Mein Schlaf war tief und traumlos, nach der langen Zeit der Schlafsbstinenz holte sich mein Körper zurück, was ich ihm gezwungen war, zu nehmen. Es war früher Mittag, als ich aufwachte. Meine ersten Gedanken waren die an Hannah. Als ich ihr Zimmer betrat, traute ich meinen Augen nicht. Hannah saß aufrechtbim Bett und lächelte mir zu:"Stefan, die Schmerzen sind fast völlig weg. Heute morgen weckte mich ein Sonnenstrahl auf, der meine Nase kitzelte. Ich habe die Vögel singen hören, das erste Mal seit langem". Tränen der Erleichterung rannenn meine Wangenn hinunter. Sie hatte es geschafft. Das Giftb hat den Körper restlos verlassen. Sie würde nunnoch einige Tage Medikamente bekommen, Aponal oder Remergil, vor allem gegen die Schlaflosigkeit, mit der sie zu kämpfen hat, doch sie wird kein Remestan mehr brauchen, keine Drogen und kein Drogenersatzmittel. Hannah war clean, zumindest körperlich. Ihr Körper weiß, erv bekommt nichts mehr und er hat sich daran gewöhnt.

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Die Ärzte und der Stationspsychologe waren sehr zufrieden mit Hannah. Die Therapiesitzungen waren ein voller Erfolg, Hannah arbeitete fleißig mit, wurde sogar erst zur Gruppen-dann zur Statioonssprecherin gewählt.
Auch für mich stellte sich ein kleiner Erfolg ein. Die Post wollte gegen mich kein Disziplinarverfahren wegen unentschuldigtem Fehlens anstrengen, es wurde nur ein Beförderungsverbot über fünf Jahre ausgesprochen. Nur ein ganz leicht blaues Auge. Ich hatte also noch einen Arbeitsplatz.

Hannah war sehr beschäftigt mitb ihren Therapiesitzungen. Auch war ich der Meinung, dass sie derzeit auf der Station bestens geschützt ist, daher fing ich wieder an, zu arbeiten. Ich bekam die Frühschicht, so konnte ich jeden Mittag bei Hannah sein. Täglich erwartete sie mich an der Stationstür. Allein hinauszugehen, wäre Abbruch gewesen. Zusammen mit mir, es war eine Sonderregelung, durfte sie die Station verlassen und< sogar in den Park gehen. Ich hatte das
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Obwohl es noch einige Tage bis zu Hannahs Entlassungstermin waren, begann sie schon früh, Pläne zu schmieden für ihr neues Leben fernab von den Drogen. Sie wollte vorerst wieder, mein Einverständnis vorausgesetzt, bei Nadine arbeiten. Dies hatte sie, schließlich wusste ich, dass Hannah mich genau so liebt wie ich sie und ich auch wusste, Hannah könne Beruf und Privatleben genau unterscheiden. So würde sie es auch verstehen, zwischen Kunden und mir zu unterscheiden; so konte ich davon ausgehen, dass Hannah mich liebt und sonst niemqanden, würde sie es mir sonst nicht jeden Tag auf solch eindrucksvolle Weise demonstrieren? Auch andere Mädchen, das wusste ich, stehen in festen Beziehungen oder sind sogar verheiratet, so zum Beispiel Franzisksa. Und oft sogar weiß der Mann davon.

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"Stefan, ich habe eine Bitte an dich", empfing mich Hannah zwei Tage vforb ihrer Entlassung. "Lehne bitte nicht ab". "Habe ich dir jemals eine Bitte abgeschlagen?", entgegneteb ich. "Was soll ich tun? Die Medusa enthaupten? Troja vor den Griechen retten?". Obwohl es ihr sehr ernst zu sein schien, musste Hannah laut lachen. "Nein, es ist nicht ganz so schwierig. Du weist doch, meine Eltern haben dich schon einmal hinausgeworfen, als du bei ihnen warst. Aber kannst du noch einmal versuchen, zwischen uns zu vermitteln? Ich bin ja jetzt clean und ihr werdetb euch in Zukunft öfter sehen". Der letzte Satz ließ mein Herz vor Freude springten. Wollte mir Hannah hier durch die Blume zu verstehen geben, dass ihre Eltern bald meine Schwiegereltern sein werden. Ist sie soweit, jetzt, würde ich sie fragen, ´ja´ zu sagen? Ich spürte keinen Boden mehr unter den Füßen, schwebte vor Glück. Habe ich es geschafft? Habe ich nur die Frau gerettet, die ich liebe, sondern die Frau, die mich liebt? Gerade sah es so aus. "Wann soll ich fahren?". "Am Besten sofort. Kannst du morgen? Ich kann es kaum erwarten, das Ergebnis zu erfahren. Ich weiß, sie haben sich losgesagt von mir, aber ich möchtewieder Eltern haben, wenn ich hier heraus darf. Und wem soll ich denn zuerst den Mann vorstellen, den ich heiraten möchte, wenn nicht ihnen?" Ich begann, den Verstand zu verlieren. Nicht ich machte Hannah einenn Heiratsantrag, sondern sie mir. "Heißt das, du willst für immer und ewig, für alle bZweiten meine Feenkönigin sein?" "Ja, du Dummkopf. Hast du es endlich kapiert? Ichn liebe dich schon lange. Du hast mich nie als Callgirl, als Prostituierte behandelt. Als wir im Bett lagen, fühlte ich mich immer geborgen. Nichts konnte mir etwas anhaben. Du warst so zärtlich, so einfühlssam, so oliebevoll. Deine Briefe strahlten so viel Liebe aus. Ich habe sie oft gelesen, gerade wer auf Drogen ist, braucht so etwas. Sie gaben mir den Halt, den ich brauchte. Immer wusste ich, da draußen ist jemand, der mich liebt. So sehr, wie niemand zuvor. Er liebt mich, so, wie ich bin, er benutzt mich nicht nur und wirft mich dann weg. Ja, ich habe mich schon lange in dich verliebt. Nur die Drogen waren gegen unser Glück. Jrtzt fahre morgen zu meinen Eltern und erzähle ihnen, dass wir heiraten werden."

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Es war beser, bei Hannahs Eltern unangemeldet hereinzuplatzen, als ihnen zuvor Brscheid zu geben, dass ich komme. Sie hätten mich nicht in die Wohnung gebeten; stünde ich aber schon vor der Tür, wäre die Chance größer. Sichtlich erstaunt, mich so schnell wiederzusehen, fragte Hannahs Vater:" Ich hoffe, Sie sind gekommen, um das Gerümpel dieser Drogenabhängigen, die hier wohnte, abzuholen?" "Nicht direkt", antwortete ich, "zumal ich nicht weiß, von was für einer Drogenabhängigen Sie eigentlich sprechen. Ich kenne nur eine ehemalige Drogenabhängige, die hier wohnte. Es ist ihre Tochter, sie können Sie verleugnen, so viel Sie wollen. Und sie ist nicht drogenabhängig, sie ist clean". "Was soll das heißen, clean?", fragte ihr Vater. "Gut, kommen Sie herein. Ich gebe Ihnen zehn Minuten. Dann schmeiße ich Sie raus. Und den Krempel hinterher. Ich will eine saubere Wohnung".
Aus den zehn Minuten wurden zwei Stunden. Hannahs Eltern erfuhren alles von mir, was sie erfahren durftenn und sollten. Sie merkten langsam, dass sie ihter Tochter Unrecht taten. Dass sie sich mehr hätten um sie kümmern sollen, gerade dann, als sie erfuhren, dass Hannah an der Spritze hängt. Nicht ihre Tochter hatte sie verraten, sondern sie ihre Tochter. Ihr Vater verstand alsv erster:" Dann müssen wir uns wohl für unser Verhalten Ihnen gegenüber emntschuldigen. Anscheinened waren Sie der einzige, der zu Hannah gehalten hat, der treu zu ihr stand, ald wir hätten zu ihr stehen sollen. Sie haben uns unsere Tochter wiedergegeben".
"Ich glaube", erwiederte ich, es ist nicht zu spät. Schließlich hat Ihre Tochter Ihnen die Hand hingehalten und Sie haben sie ergriffen. Kommen Sie nach Karlsruhe und bringen einiges bins Reine. Sie ist ein phantastisches Mädchen, sie hat es verdient, nach allem, was sie durchgemacht hat." Mit dem Versprechen ihrer Eltern, baldmöglichst zu Hannah zu kommen, verabschiedeten wir uns.

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Hocherfreut über das Gelingen meiner Aktion fuhr ich die paar Kilometer von Rastatt nach Karlsruhe unter Missachtung jeglicher Geschwindigkeitsvorschriften. Ich wollte nur noch zu Hannah in die Klinik, ihr die frohe Botschaft bringen. Der Kies auf dem Klinikparkplatz spritzte hoch, als ich auf ihn einbog und abbremste. Ich wollte nur eines-ich wollte zu Hannah auf ihr Krankenzimmer, sie im Arm halten, sie glücklich sehen.
Als ich ihre Zimmertür öffnete, fand ich ihr Bett abgezogen und den Kleiderschrank leer. "Darf sie schon nach Hause?", fragte ich die Ärztin, die wie aus dem Nichts hinter mir auftauchte. "Nein", entgegnete die Medizinerin, "Sie darf nicht, sie muss. Es gab einen Rückfall. Es tut mir leid, aber als Sie nicht da waren, hat Ihre Freundin Heroin genommen. Niemand weiß, wie sie in den Besitz der Droge gekommen ist, aber es gibt nach ihrer Aussage eine Vermutung. Danach ist sie nicht schuld an ihrem Rückfall, die Polizei ermittelt in diese Richtung. Wenn die Vermutungen stimmen, kann sie wiederkommen, aber zunächst muss sie die Station verlassen.

Hannah saß im Dienstzimmer, ihre gepackte Tasche neben ihr. Tränen rannen wie Sturzbäche ihre Wangen hinunter. Als sie mjich erblickte, sprang sie auf und fiel mir um den Hals:" Ich bin nicht schwach geworden. Ich war doch clean. Ich wollte ein neues Leben beginnen, mit dir. Zwei meiner ehemaligen Freunde aus der Drogenclique haben sich hierv eingeschlichen. Die Stationstür ist schließlich offen, keiner hat sie gesehen. Mein Name steht ja auch an der Stationstür. So fanden sie mich. Sie meinten, sie hättenn etwas dabei, von Achmed. Zum Abschied. Achmeed war mein Dealer. Der einzige, derv es mit den Russen auf dem Haidach aufnehmen kann. Es war eine Spritze. Sie sagten, eine Spritze schade nicht. Ich habe abgelehnt. Ich wollte dicht. Dann hat mir der eine die Arme festgehalten, der andere den Mund und mir die Spritze gesetzt. Der mit der Spritze sagte noch:´Schönen Gruß von Achmed. Er verliert ungern gute Kunden. Du weißt ja, wo du ihn findest´. Plötzlich waren sie weg. Ich war doch clean. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, noch einmal von vorne anzufangen. Hilf mir". Hemmungslos begann Hannah zu schluchzen.
Ich nahm sie in den Arm, streichelte ihre blonden Haare, die sich heute anfühlten wie Stroh und küsste sie zärtlich auf die bleichen Lippen. Ehe ich weiterredete, griff ich nach ihrer Hand und sagte:" Feenkönigin, ich bin da, stehe zu dirb und halte zu dir. Du bist nicht5 schuld. Das ganze ist eine Straftat, du bistv nur das Opfer. Wir werden eine neue Therapie vorbereiten, diesmal in Wiesloch. Da ist eine geschlossene Station, ich komme da zwar auch nicht rein, aber diese Verbrecher auch nicht". Sie nickte zustimmend, die Tränen rannten ihr nach wie vor über die Wangen.

Kapitel 6

Noch am selben Tag musste Hannah die Klinik verlassen. Sie war rückfällig geworden; zwar war sie an ihrem Rückfall nicht selbst schuld, doch die Regeln waren hart-Kontakt mit Drogen ist gleich Klinikverweis. Ihr Platz würde gebraucht, es warten hunderte auf Therapie-und Entgiftungsplätze. Jedoch wurde Hannah sofort auf die Warteliste für eine zweite Entgiftung gesetzt. Es fehle nur noch der positive Bescheid des Kostenträgers.
Strafanzeigen gegen ihre sogenannten Freunde und Achmed wurden gestellt, aber gerade bei Achmed würde diese imns Leere laufen, da niemand gen au wusste, wer Achmed eigentlich war. So nahm ich mir vor, die Rechnung mit Achmed selbst zu b egleichen und ich wollte in bar bezahlen, an Ort und Stelle. Hannah wurde in der Klinik soweit stabilisiert; sie würde in den kommenden Tagen nichts brauchen; ich konnte gleich los.

*

Hannah klärte mich über Achmeds brvorzugte Plätze in Pforzheim auf und warnte mich zugleich-Achmed ist der einzige, der es mit den Russen aufgenommen hatte und überlebte. Er ist brandgefährlich und niemand weiß genau, welche Organisation hinter ihm steckt. Doch war es mir egal, mit wem Achmed zusammenarbeitet.Niemand hat das Recht, mir das
Seit langem hatte ich keine szenetypische Kleidung mehr getragen, aber heute schlüpfte ich wieder in Kampfhose, die ich locker über den Stiefeln trug, dazu eine nicht mehr neu aussehende Bomberjacke. Zur Sicherheit steckte ich lediglich mein Butterfly und eine Dose CS ein.

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In Pforzheim stellte ich mich auf eine lange Suche ein. Auch würde ich mir Achmeds Vertrauen zuerst verdienen müssen, Dealer sind misstrauisch. Jeder Kunde, den er nicht kennt, könnte von der Ermittlungsgruppe sein. Ich mietete mich in eine,m billigen Hotel Nähe des Stadtzentrums ein. Hier würde meine Ausgangsbasis sein, wenn ich nachts auf Pirsch ging.

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Ich hatte Glück. Nach kurzer Suche schon am dritten Platz. Er stand vor mir. Nach der Beschreibung, die Hannah mir gegeben hatte, würde ich Achmed selbst in einem ausverkauften Fussballstadion wiedererkennen. Kein Zweifel, er war es. Achmed stand nur wenige Meter, vielleicht hundert-bis hundertfünfzig, von mir entfernt. Mein Adrenalinspiegel schnellte in die Höhe. Dort stand der Verbrecher, der Hannah das alles angetan hatte. Wenn auch die erste Phase Hannahs Abhängigkeit ihre freie Entscheidung war, so ist ihre zweite Phase ausschließlich auf Achmeds Mitwirkung zurückzuführen. Ich wollte nicht die Hintermänner, ich wollte Achmed, auch, wenn er nur einer war, der das Gift selbst nur für einpaar Gramm verkauft. Ich zog die Rollmütze tiefer ins Gesicht. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als ich zu ihm hinüber ging. "Wer bist du?", fragte Achmed. "Ich soll dir Grüße bestellen. Von Hannah. Sie kann selbst nicht kommen, sie ist affig. Deshalb schickt sie mich. Ich soll einkaufen gehen". "Ah, Hannah. Wie geht es ihr? Lange nichts von ihr gehört. Und wer bist du? Ein Freund vgon Hannah. Ihr geht es schlecht. Habs dir eben gesagt. Ich soll ihr was leckeres mitbringen. Und du sollst ja gut sortiert sein". "Will meine kleine Hannah also wieder auf die Reise gehen", stellte Achmed fest. "Wohl erster Klasse, so wie immer". Achmed spuckte in seine Hände und mit der Spucke kam eine kleine Plombe zum Vorschein. Das Gift. "Hanmnah hat dir das Geld für ihr Reiseticket mitgegeben?" Ich bejahte und der Deal ging über die Bühne. Anscheinend ließ Achmed, allein durch Hannahs Namen alle Vorsicht fallen. Wie es aussah, hatte ich mich als Hannahs Vertrauter auch in sein Vertrauen eingeschlichen und er betrachtete mich als potentiellen Kunden. Teil eins des Plans klappte reibungslos. Ich wollte mit Achmed noch etwas spielen, bis ich bereit war zu Teil 2.

*

Zurück in meiner Absteige, in der oft die Kakerlaken die einzigen Gäste waren, warf ich den Inhalt der Plombe sofort in die Toilette und spülte ihn angewiedert hinunter. Diese wenigen Gramm Gift zumindest würden keinnLeben mehr zerstören. Ich versuchte, mich etwas hinzulegen und auszruhen. An Schlaf war nhicht zu denken, dazu war die Matratze viel zu durchgelegen. Aber zumindest etwas ausruhen mjusste ich mich, da ich am Abend, wenn ich Achmed aufsuche, fit sein sollte. Ich wollte alles über Achmed herausbekommen, seine Gewohnheiten, seinen Tagesablauf. Ich wollte vor allem wissen, ob Achmed bei seinen Verkäufen allein arbeitet oder ob er auf irgend eine Weise abgesichert wird. Ich wollte ihn besser kennenlernen als ich mich kannte. Ich musste es sogar, wollte ich keine unangenehme Überraschung erleben, wenn ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen wollte. So verbrachte ich die folgenden Tage dsmit, bei Achmed "in Hannahs Auftrag" zum Großabnehmer zu werden, mich in sein Vertrsuen einzuschleichen, nicht ohne Achmed 7und die nähere Umgebung genauestens zu studieren.
Achmed war stets pünktlich. Man konnte die Uhr nach ihm stellen. Fast hätte ihn dieser Wesenszug bei mir sympatisch gemacht. Jeeden Tag, an dem ich ihn studierte, fielen mir neue Wesenszüge an ihm auf. Er war keinn Junkie, der Drogenverkaufte, um seinen Eigenbedarf zu decken. Er war der eiskalte Checker, der nur aus Gewinnsucht arbeitete. Das war Achmeds einzige Sucht. Und Achmed war sich seiner Sache so sicher, dass er auf jegliche Absicherung verzichtete. Er schien sich seiner Sache sehr sicher. Er vertraute seinen Kunden, wie mir, oder er vertraute ihnen nicht. Dann waren sie nicht seine Kunden. Dass er mir vertraute, erleichterte mir mein Vorhaben. Mitunter führten wir ein kleines Gespräch. Meist über Hannah. Dann wurde er unvorsichtig. Seine mangelnde Vorsicht mir gegenüber und sein Vertrauen, das waren die Ansatzpunkte. Sie sollten ihm zum Verhängnis werden. Heute!!!

*

Wieder stand er vor mir-Achmed. Wieder waren wir allein, das Schicksal meinte es gut mit mir. "Hallo, Freund von Hannah. Wie geht es ihr? Wenn schlecht, dann bestimmt bald gut, wenn sie ihre Medizin genommenn hat. Wieviel willst du?" Ich musste ihn aus der Reserve locken, angesichts eines sehr guten Geschäfts unvorsichtig mir gegenüber werden lassen, aber auch so vorsichtig, dass er das Geschäft nicht unter freiem Himmel durchziehen wollte. "10 Gramm. Aber sauberes Zeug". "10 Gramm", echote Achmed fragend. Was ist los? Will Hannah eine Party machen? Soviel habe ich nicht hier, kann es aber besorgen. Siehst du dort dr´üben den Rohbau? Dort stört uns niemand. In einer Stunde bist du dort. Ich werde dich sehen. Du kennst den Preis. Bringe das Geld mit. Kein Rabatt für Großkunden", witzelte Achmed.
Eime Stunde verging. Ich befand mich an der angegebenen Stelle. Schon von weitem sah ich ihn kommen. Achmed schien mir voll zu vertrauen. Offen, ohne jegliche Deckung kam er auf mich zu. Der Rohbau war übersichtlich. Keine verdecdkten Ecken und Nischen. Achmed kam allein. Ohne Deckung, ohne Begleitschutz. Er kam auf mich zu. "Hast du das Geld?" Ich zeigte ihm ein kleines Bündel Zwanziger. "Hast du die Ware?" Er übergab mir zei Plomben. Anscheinend zu jeweils 5 Gramm. "Los jetzt, das Geld". Das Bündel Zwanziger wechselte den Besitzer. Gierig begann Achmed, nachzuzählen. Angesichts des gelungenen Deals ließ er jegliche Vorsicht beiseite. Das war meine Chance. Meine Hand glitt in die Hosentasche. Dort war es. Ich fühlte den kalten Stahl des Butterfly-Messers. Der Stahl machte mich mächtig. Zum Herrn über Leben und Tod. Zum Herrn über Achmeds Leben oder Tod. Und die Entscheidung war gefallen. Gegen Achmed. Wie eine Kobra ihr Opfer fixiert, so fixierte ich ihn. Ich sah nur noch Achmed, nichts rings um ihn herum. Und präzise, wie der Todesbiss einer KIobra fuhr mein linker Unterarm aus. Einmal, Zweimal. Verblüfft sah Achmed mich an. Das Gesicht schmerzverzerrt. Er versuchte, sich an meiner Jacke festzuhalten. Ich stieß ihn von mir. Auf dem Boden liegend gurgelte der schwer, aber nicht tödlich Verletzte:"Was soll das? Du bist doch ein Freund von Hannah?" "Ja", schrie ich ihn an. "Ich bin ein Freund von Hannah. Aber du nicht. Du bist ihr Feind. Ihr größter Feind". Wutentbrannt trat ich mit dem linken Fuß gegen seinen Kopf. Das Blut spritzte aus seinen aufgeplatzten Lippen als sein Kopf, schwer getroffen, nach hinten fiel. "So, herrschte ich ihn an, als ich ihnn am Kragen packte. Gib mir all dein Zeug. Wieviel hast du noch dabei?" Weitere drei Plomben kamen zumVorschein. Insgesamt, meine hinzugerechnet etwas weniger als 25 Gramm Heroin. "So, und jetzt wird brav gegessen", befahl ich ihm. "Wenn das Tellechen nicht leer ist, wird der Onkel böse. Also: Ein Löffelchen für Stefan. Nicht ausspucken, wirst du wohl? Also, noch einmal: Ein Löffelchen für Stefan, ein Löffelchen für Hannah, ein Löffelchen für Nadine... und so weiter". Schaum trat dem Dealer vor den Mund. Er versuchte, sichz zu übergeben, aber ich hielt ihm geistesgegenwärtig den Mund zu. Das Gift tat seine Wirkung. Achmed war nicht mehr zu helfen. Ich spuckte den Sterbenden an und überließ ihn seinem Schicksal. Schnell weg vom Ort des Geschehens, weg von dem Dealer, dem sein eigenes Gift zu Schicksal wurde.

*

In meiner billigen Absteige angekommen, bezahlte ich eilends meine Rechnung, löste mein Zimmer auf und beeilte mich, Pforzheim so schnell wie möglich zu verlassen. Ich wollte nicht mit den Geschehnissen dieser Nacht in Verbindung gebracht werden, der Nacht der Gerechtigkeit. Außerdem wollte ich Hannah wiedersehen, so schnell wie möglich, um ihr mitzuteilen, dass von Achmed keine Gefahr mehr besteht.

*

Zurük in der Lessingstraße empfing michb Nadine völlig aufgelöst. Sie eklärte mir, dass Hannahs Bett am Morgen leer war, Hanah unauffindbar. Sie zeigte mir einen Zetel von Hannah:"Ihr habt sehr viel für mich getan, dafür dsnke ich euch. Aber nach meinem Rückfall wäre ich nurv eine Belastung für euch. EinEntzug kommt für mich dezeit nicht in Frage, ich habe Angst vor den Schmerzen.Ich geheb irgendwo hin, wo mich niemand kennt und werde weiter spritzen.n Irgendwann kann vielleicht die tödliche Dosis dabei sein. Ich weoß es nicht. Behaltet mich inguter Erinnerung.Hannah." Hatte Achmed zum Schluß doch noch gesiegt? Triumphiert er über seinen Tod hinaus über mich, über Hannah, unser Liebe? Ichz konnte, ich wollte es nicht fassen. Icdh würde Hannah suchen uned fineden, sei es am Ende der Welt. "Hast du alles gelesen?", fragte Nadine. "Es ist schrecklich, ich dachte, als sie bei mir einzog, wäre sie auf dem Weg der Besserung. Für den Rückfall kann sie nichts. Auch Natasvcha ist anscheinend weg. Siev hatte ein paar Tage Urlaub genommen und kam danach nicht mehr. Angeblich sei sie schwer krank. Es wird langsam leer hier". Dies war fast ein ebenso schwerer Schlag für mich, wie Hannahs Verschwinden. Natascha, die süße Russin, der erotische Vulkan, das Mädchen, mit dem ich mich so gut verstand, nicht nur im Bett, ist schwer krank. Ich versuchte, mich nicht dazub hinreißen zu lassen, eine Parallele zu Hannahs damaligem Verschwinden zu ziehen. Ich wusste, Nadine mochte Natascha sehr, ebenso wie sie Hannah oder auch die anderen Mädchen ihres Hauses mochte, und es ging ihr sehr nahe, was mit den Mädels passiert. Nun wusste ich, warum Nadine per Annonce im Kurier dringend neue Mädels suchte. Sie musste ihr Etablissement am Laufen halten und die paar verbliebenenMädels brauchen auch einmal einen freien Tag. Wenn Mädels fehlen, müssen ander ihre Schicht machen und es ist zu wenig Auswahl da. Das wiederum vertreibt die potentiellen Gäste.
Nataschas Schicksal gingb mir persönlich sehrvnahe, war es doch ihre Stimme, die mich erst auf Nadines Laden hat aufmerksam gemacht. Es st ungewiss, ob ich ohne ihre Stimme überhaupt auf Hanah gestoßen wäre. Nun solle sie schwer krank sein, Natascha, dieses fröhliche und lebenslustige Mädchen solle nie mehr zu Nadine zurückkehren, nie mehrbin dem Beruf arbeiten, den sie so liebte, so sehr mit Leben ausfüllte. Nebenn Hannah war Natascha immer die Nummer zwei gewesen, wenngleich sie an Hannah nie herankam.

Nadine war es, die mich aus meiner Verzweiflung wieder zurückholte in die reale Welt. "Hannah muss wieder aufgefunden werden. Und zwar, ehe sie den Weg nach unten, den sie gerade eingeschlagen hat, antritt. Klar ist, sie braucht Geld. Bei mir hat sie lange nicht gearbeitet, also auch lange nichts verdient. Der Drogenhunger ist aber wieder da, durch die Schuld dieser Verbrecher.bSie muss an Geld kommen. Gelernt hat sie nichts, da sie, kaum dass sie achtzehn war, bei mir angefangen hat. Sie mussSie muss also wieder in eine Gruppe kommen, die dichthält nach außen. Oder sie arbeitet auswärts. Dann müsste sie aber ihren Kundenstamm frisch aufbauen. Das dauert, so viel Zeit hat sie nicht. We3nn es nicht so absurd wäre, würde ich behaupten, sie arbeitet imm Laufhaus oder auf der Straße".

*

Wir wollten uns die Arbeit teilen. Nadine würde sich, trotzb geringer Chancen ans Telefonn klemmen und in den anderen Wohnungsbordellen nachfragen, ob irgendwo ein Mädchen, auf das Hannahs Beschreibung passt, arbeitet. Ich würde die Straßenstrichs und Laufhäuser übernehmen. Hier sah ich größere Chancen. Die Hoffnung was, dass Hannah aufgrund ihrer Einstichstellen nirgends einen Job bekäme; in der Anonymität des Fließbandsex im Laufhaus oder auf der Straße hingegen, frägt sicher keiner danach. Einen Versuch wäre es wert.

Ich wollte sofort die Suche auf der Stra0e übernehmen, Nadine würde später ihren Teil am Telefon beisteuern, von dem ich m8ir aber keine allzugroße Hoffnung machte.
Aber auch mein Part würde sich als äußerst problematisch erweisen. Zwar wäre leicht, ein deutsches Mädchen aus der Flut asiatischer, afrikanischer und osteuropäischrer Prostizuierter hzerauszuifinden, das Problem hingegen war, wie ich mich verständlich machen sollte. Die meisten dieser Mädchen kennen drei Worte Deutsch uned werden auch nicht besonders auskunftsam sein. Auch gibt es, neben der Sprachbarriere noch etwas anederes zu überwinden: Auskünfte an Fremde, und ich war schließlich ein Fremder, würden nicht erteilt, eine Art ungeschriebenes Gesetz, Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Mädchen Dennoch versuchte ich es geschlagene fünf Tage, ich hatte einen Plan entworfen, um auch wirklich jedes Zimmer zu sehen, fragen konnteb ich nicht. Nicht nur die bekannten Probleme waren es; auch die Vorsicht, aufzufallen und Ärger mit denen zu beklommen, die die Straße beherrschen. Nachz diesen fünf Tagen konnte ich mit Gewissheit sagen-hier war Hannah nicht untergekommen.
Nadines Bemühungen veröiefen ebenso im Sande, wir waren wieder bei unserer Ausgangssituation angelangt. Nur eine Chance blieb uns< noch. Am Stadtrand etablierte sich in letzter Zeit ein Straßenstrich, dieser stellte auch die letzte Hoffnung vor Abhängige Mädchen dar, ohne großen finanziellen Einsatz an Geld zur Befriedigung der Sucht zu gelangen. Aber es ist die Hölle. Manche Freier drehen Rundeb um Runde, bis die Mädchen auf Entzug sind und die Preise sinken. Und wenn die Preise sinken, müssen zugleich die Leistungen steigen, hauptsache die Mädchen können sich den nächsten Schuss setzen. Dies wird gnadenlos ausgenutzt. Kein Mädchen steht hier lange Zeit, viele setzen sich irgendwann den goldenen Schuss, viele gehen körperlich und psychisch einfach vor die Hunde. Wer es schafft, hier ein Jahr zu überleben, gehört schon zu den ganz alten Hasen.
Die Freier bestimmenn den Preis und den dafür zu erbringenden Service. Lehnt ein Mädchen ab, so geht man eben zu der nächsten, die schon so weit gesunken ist, alles zu tun für die tägliche Drogenration. Erniedrigung gegen einen weiteren Tag ohne Schmerzen; für viele schon ein akzeptabler Tausch. Und das Mädchen, das heute noch stolz solch einen Tausch ablehnt, wird morgen wieder hier stehen und bereit sein, alles zu tun.
Vielen der Mädchen, die sich hier verkaufen, dieht man schon alles an. Ihre Drogrngeschichte; Krankheiten wie HIV oeder Hepatitis C sind an der Tagesordnung; viele, die hier stehen und versuchen, das Geld für die nächsten entzugsfreien Stunden zusammen zu bgekommen, haben innihrem kurzen Leben mehr erlebt als mancher in Ehren ergraute Rentner und zumeist haben sie auch eine kürzere Lebenserwartung. Den Kick erleben sie schon lange nicht mehr, die Droge, die sie anfänglich glaubten, imGriff zu haben, übernahm irgendwann die Macht, besiegte die Mädchen in einem ungleichen Kampf, der nur einen Sieger kennt, machte sie zu willenlosen Sklavinnen, zu Opfern ihrer damaligen Neugier.n
Und hier, inmitten all diesen Elends, inmitten dutzender persönlicher Leidensgeschichten, sollte ich nach Hannah sucdhrn; hier sollte meine letzte Chance liegen. Hannah, die in Nadines Etablissement den Männern reihenweise den Kopf verdrehte, ich eingeschlossen, soll hier stehen, das Geld für ihren nächsten Schuss anschaffen, ein Teil dieser am Leben Gestradeter? Aber wo sonst, wenn sie überhaupt noch in der Stadt ist, sollte ich somnst nach ihr suchen? In der Brunnenstraße ist sie unauffindbar, Nadines Telefonate waren bislang auch
ohne zählbaren Erfolg. Ich hoffte, sie hier zu fimnden, wünschte mir aber eine andere Lösung. Doch wie diese sein sollte, ich wusste es nicht.

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Etwa zwanzig Mädchen standen heute Nacht auf ihren angestammten Plätzen, hofften auf Freier, das< schnelle Geld, um diesen Ort bald wieder verlassen zu können. Ich fuhr betont lanhgsam die Stellplätze ab, hoffend, Hannah zu erblicken, ehe sie mjich erkennt, da mein Mondeo ihr schließlich bestens bekannt war. Inn meiner Komnzentration hätte ich fast das Mädchen übersehen, das vor meinen Wagen sprang, in der Absicht, mich anzuhalten. Im Scheinwerferlicht erkannte ich, dass das Mädchen nicht einmal volljährig zu sein schien, ich schätzte sie auf höchstens siebzehn. Ihre bestimmt einmal vorhandene Schönheit und ihre Jugendlichkeit sind einem maskenhaft bleichemGesicht gewichen; ihre halblangen brünettenn Haare waren zu einer Art Rasta-Frisur verfilzt und hatten bestimmt schon seit Wochen kein Wasser mehr gesehen. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, öffnete sie die tür und stieg ein:"Fahr los", befahl sie mir, "Etwas Besseres als mich findest du hier nicht". Vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht hatteb das Schicksal mir tatsächlich das Beste in die Finger gespielt, eine Informantin, die sich hier auskannte, die schon längere Zeit hier ihren Körper verkaufte, die bestens über Kommen und Gehen hier am Stadtrandv informiertb war und bereit war, ihr Wissen zu verkaufen. Wir fuhren weiter an den nahegelegenen Waldrand. Unterwegs klärte ich sie über mein Anliegenn auf; zunächst bot ich ihr für eine positiveb Information 200 Euro, viel Geld für einn Mädchen, das hier steht. Hierfür erklärte sie sich zur Zusammenarbeit bereit; nicht um mir helfen zu wollen; es war leicht verdientes Geld und auch Eigennutz; jedes weitere Mädchen, das hier auftaucht, bedeutet Konkurrenz und wenigerv Einnahmen. Sie versprach, die Augen offen zu halten.

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"Nein", sagte Nadine am Telefon, "ichb habe jetzt alle Telefonnummern durch, aber immer noch keimne Spur. Innder Brunnenstraße hast du nichts gefunden, bleibt uns also nur der Drogenstrich. Was muss das Mädchen treiben, sich so zu verschleudern, sich für ein paar Euro an Hinz und Kunz zu verkaufen? Das Mädchen mjuss ganz unten sein, ganz am Ende. Ich will nicht, dass das alles so endet. Stefan, bitte, wenn sie auf dem Straßenstrich ist, bringe sie zurück". "Das versuche ich. Ich habe dort schon einen Fuß imn der Tür durch eine bezahlte Informantin. Wenn sie dort ist, bekomme ich es heraus. Irgendein Weg wird sich schon finden".

An den folgenden Abenden besuchte ich ständig meine Informantin, aber jeweils ohne Erfolg. Dort also konnte Hannah sich auch nicht aufhalten. Durch ihre Beziehungen kam Nadine an die Rufnummern illegaler Bordelle, aber auch dort waren keine Informationen über Hannah zu erhalten. So langsam mutete das ganze an wie eine Schnitzeljagd, die in einer Sackgasse endete. Beruhigend allerdings war, dass Hannah wie es derzeit aussah, in keinem Bordell der Stadt arbeitet, auch nicht auf dem Strassenstrich. Was aber, wenn sie die Stadt gewechselt hatte. Nach Stuttgart oder Mannheim ist es zwsar nur je eine Stunde Fahrzeit, jedoch sind die Szenen dort anonym für uns. Wir hätten keine Chance. Eizige Hoffnung für uns
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"Ich weiß nicht, was wir jetzt noch tun können", sagte Nadine resignierend, "es ist unmöglich, sie zu finden. Aber sie hatte
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Etwa drei Tage saß ich am Rechner. Zehn Studios waren das Ergebnis< meiner Bemühungen. Die ersten fünf, kleineren, konnte ich schnell abhaken. Hier arbeitete jeweils nur eine Domina, ohne Zofe oder Sklavin. Und auf diese waren wir schließlich fixiert. Das sechste Studio sah sehr vielversprechend aus. Große Internetpräsenz mit hervorragender Website. Das könnte Hannahs Kagenweite sein, die Nummer 1 in Karlsruhe. Ich wusste es nicht, aber dieses Studio war nicht einmal zehn Gehminuten vonn mir entfernt.
An der Tür öffnete mir eine ältere Dame, der man ansah, dass sie gewohntwar, zu befehlen. Die Herrin des Hauses. Wir kamen recht schnell über Neigungen und Vorlieben ins Gespräch.
Da im SM viele Neigungenn aufeinanedertreffen, war sie nicht erstaunt, mir alle Zofen und Sklavinnen des Hauses mit verbundenenn Augen vorzuführen. Die Hausherrinn ließ mich hierzu in einen halbdunklen Raum führen, dessen Kerzen das gesamte Studio in ein diffuses Halbdunkel hüllte, das der Szene das Ambiente eines Horrorfilms der Hammer-Serie verlieh.

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Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Tatsächlich wurde Hannah hereingeführt. "Unser Küken", wurde mir erklärt. "Mit ihr sind nur Termine möglich", frühestens morgen". Typisch Hannah. Nur Termine. So kenne ich sie. Aber ich musste sie selbst, ohne Dritte sprechen. Und sie musste mir zuhören. Ich unterbrach die Vorführung sofortbund buchte einen Termin bei Hannah auf den nächsten Tag, gab es aber als meine Neigung aus, dass meine "Gespielin" gefesselt, mit verbundenenn Augen und leicht geknebelt auf mich warten solle. Dies wurde zugesichert. Ichb musste das Spiel mitspielen.

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Die Hausherrin öffnete die Tür persönlich. "Die Sklavin wird in 15 Minuten gemäß deinen Wünschen auf dich warten", eröffnete sie mir. 400 Euro wechselten den Besitzer. 400 Euro dafür, dass ich meine große liebe wiedergefunden habe. Gut angelegtes Geld.
Die Sklavin "empfing" mich zitternd im Studio, nicht wissrnd, was derjenige, der sie gebucht hatte, mit ihr vorhat. Um ihr die Angst und Unsicherheit zu nehmen, entfernte ich ihr sofort die Augenbinde. Sie schloss sofort die Augen, um den Lichtwechsel von dunkel auf halbdunkel auszugleichen. Als sie nach und nach die Augen öffnete und mich erblickte, begann sie sofort, in ihren Fesseln zu strampeln und ich bemerkte, sie wollte schreien. Ihrem Augenfunkeln nach zu schließen, handelte es sich um keineIch machte Hannah klar, dass wir, Nadine, ich und die Mädchen ihr helfen wollen. Sie könne bald zurück indie Klinik, nur die Formalien seien boch zu erfüllen. Und wenn sie gut mitarbeite und bald gehen könne, wären die Schmerzen nicht so groß wie beim ersten Mal. Ich redete mit Engelszungen auf Hannah ein. Ich merkte, wie sie sich entspannte, wie das Augenfunkeln verschwand, wie sie gelöster wurde. Sie schien meinen Argumenten zu folgen. Nun konnte ich es wagen, Knebel und Fesseln zu lösen. "Hat man vor dir nirgends seine Ruhe?", fragte sie mehr belustigt als verärgert. §Musst du mich überall aufspüren?". Ihr Lächeln hätte selbst Pole gescholzen. "Sag, wie lange hast du mich geucht? Ich bin auf Drogen. Was nur findest du an mir?" Aus ihren Augenwinkeln erschien eine verstohlene
Träne. Als ich sie ihr wegwischte, fiel Hannah mir um den Hals."Ich habe dir einmal etwas gesagt", begann ich, "und das gilt immer noch. Deshalb habe ich dich überall gesucht. Du-als Sklavin in einem Studio. Ist Geld wirklich so ein gutes Schmerzmittel? Du kannst wieder bei Nadine arbeiten, wenn du willst. Du kannst auch wieeder bei ihr einziehen".

Madame war nicht sehr erbaut von dem, was sie zu hören bekam, als Hannah und ich Hand in Hand vor ihr standen. "Ich verliere nicht gerne eine Sklavin. Uned eine wie Hannah zweimal nicht. Sie hat es sehr schnell gelernt, devot zu sein. Sie war nur auf Termin buchbar. Aber gut, ich sehe ja, was mit euch los ist. Aber mache doch bitte die heutign Termine noch. Morgen sage ich ab". Hannah sagte Madame zu und wir verabredeten uns auf morgen.

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Wie verabredet rief Hannah mich am nächsten morgen an,ich könne sie abholen, sie würde ihre Zelte bei Madame abbrechen. Ich beschloss, Nadine nichts zu erzählen, um sie zu überraschen, wenn ich plötzlich zusammen mit Hannah vor ihr stehe.
Hannah fiel mir mit einem langen Kuss um denn Hals. Madame zog sich diskret zurück, widmete sich ihrem Tagesgeschäft, blickte aber einige Male zuuns herüber, so, als hätte sie noch nie zwei Verliebte gesehen. Hannah schmiegte sich eng an mich, ich spürte ihren Körper, roch den betörenden Duft ihrer blonden Haare, spürte ihren Atem an der Wange. Am liebstenn hätte ich sie überhaupt nicht mehr losgel assen, wollte für ewig so mit ihr zusammen sein. Doch Hannah drängte zum Aufbruch, sie wollte Nadine, die ihr eine weitere Chance geben wollte, zurückkehren.

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"Hannah", Nadine war völlig überrascht, sie zusammen mit mir in der Tür stehen zu sehen, "Mädchen, du bist zurück.
Was haben wir aufgestellt, um dich zu finden. Stefan und ich haben Nächte nicht geschlafen. Kommt herein". Sie öffnete die Tür so weit, dass wir zusammen eintreten konnten. Engumschlungen betraten wir Nadines Privatwohnung. Nadine betrachtete Hannah von oben bis unten, glüvklich, ihr bestes Mädchen zurückzuhaben. "Sagt", meinte sie, ihr beide habt euch doch lange nicht gesehen. Wollt ihrnicht Wiedersehen feiern? Ich lasse den Laden heute morgen zu, er gehört euch allein und ich erledige einige Dinge. Fühlt euch völlig frei und lasst euch alle Zeit der Welt, lächelte sie uns an.

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Hannah setzte sich mit einem verführerischen Lächeln auf meinen Schoß und schlang ihre Arme um mich: "Na, kannst du einer solchen Aufforderung widerstehen?" Sie stand auf, nahm meine Hand und zog mich vom Sessel. Wir verschwanden ineines der Zimmer und ließen demonstrstrativ die Tür ins< Schloss fallen. "Endlich allein", bemerkte Hannah, "lass uns reden, es ist so vieles vorgefallen". Wir legten uns in das große, einladende Bett und ich bemerkte, wie sehr ich unter Schlafentzug litt. Hannah erzählte viel über Madames Studio und dass sie doch froh war, dass sie nicht mehr dort arbeiten musste. Nachb langer Zeit des Erzählens
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Lange Zeit lagen wir so da, bis Nadine ins Zimmer trat und uns darauf aufmerksam machte, wie lange unsere Wiedersehensfeier nun schon daure. Geschlagene drei Stunden hatten wir das Zimmer belegt. Sie bräuchte das Zimmer nun, da die anderenn Mädchen da sind und der geschäftliche Teil des Tages beginne.
Wir begleiteten Nadine in ihre Privatwohnung, schließlich galt es noch, Hannahs Wiedereinstieg zu besprechen.

Nadine war der Ansicht, Hannah solle sich aufgrund des Erlebten erstnoch etwas schonen. Wir kamen überein, dass sie zunächst nur an vier Tagen arbeitet und dann, wenn sie den Zeitpunkt füe gekommen erachtet, wieder auf fünf ausdehnt. Die Entscheidung jedoch läge bei ihr. Nadine wollte Hannah nichts aufzwingen, jeder Scgrit solle von ihr ausgehen. Ich war voler Hoffnung, sie meinte auch diesen so wichtigen Schritt, um den ich so kämpfte. Ich wäre glücklich, käme sie nur einmal mit zur Drogenberatung. Sie sollte sich nur einmal alles, was auch ich ihr schon sagte, von geschulten Experten anhören. Eine Entscheidung über weitere Schritte läge bei ihr, niemand würde sie zu irgend etwas zwingen.


Kapitel 7

Hannah war schnell wieder zurück im Geschäft, baute ihren alten Kundenstamm wieder aufb und erfreute sich großer Beliebtheit. Schon bald reichte es nicht mehr aus, dass sie an vier Tagen die Woche arbeitete; je mehr sie sich von den Strapazen der vergangenen Wochen erholte, umm so länger und intensiver arbeitete sie. Es schien, als ob sie ihre Arbeit als Therapie benutzte, um ihre Drogenkrankheit in den Griff zu bekommen. Hannah schien gelöst, locker und zufrieden. Nadine freute sich sehr darüber, dass Hannah wieder so zu werden schien, wie sie vor ihrer Drogenerkrankung war. Hocherfreut erzählte Nadine mir, welche Fortschritte Hannah machte und dass sie wieder fat ihren gesamten alten Kundenstamm wieder beisammen hat und diesen sogar noch vergrößerte. Hannah war die Attraktion bei Nadine, das stand völig außer Zweifel und es schien nur noch eine Frage dr Zeit, bis ein Zimmer in Nadines Etabliussement exklusiv für Hannah reserviert werden würde.
Dennoch, auch oder gerade weil ich Hannah über alles liebte, fühlte ich mich manchmal etwas zurückgesetzt, wenn für mich während Hannahs Arbeitszeit kein Platz übrig blieb. Schon überlegte ich, einen Termin mit Hannah auszumachen, und dafür zu bezahlen, um mit Hannah zusammen zu sein. Natürlich lehnte sie das entrüstet ab und erklärte, dass sie derzeit eben alles daransetzen müsse, ihre Kunden zurückzugewinnen. Wir hätten schließlich noch ein ganzes Leben Zeit füreinander.
Das musste ich, wenn auch etwas missmutig, akzeptieren. Nie wollte ich Hannah zu etwas zwingen oder sie bedrängen. Aber denoch, irgendwohin wollte ich heute. Wenn es nicht mit Hannah möglich wäre, so würde ich eben in einemLaden dafür bezahlen. Mir fiel hierzu eine neue Adresse ein, ganz inmeiner Nähe. Ich gab vor, dort spionieren zu wollen und verabschiedete mich von Hannah und Nadine, die mir noch einen Bericht abverlangte, da sie das neue Etablissement selbst noch nicht kannte.

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Das Mädchen, das mir die Tür öffnete, war nicht gerade der Bringer, wenn man den Maßstab anlegt, der bei Nadine gilt. Dennoch ließ ich mich erst einmalin die Wohnung hereinbitten, da ich ja noch meinen Spionageauftrag hatte. Als ich eines der Zimmer betrat, kam ich ausZurück in Nadines Etablissement war ich gerade dabei, ihr von der niveauarmen Konkurrenz zu berichten, als Hannah freudenstrahlend auf mich zukam: "Jetzt habe ich endlich Zeit für dich", begrüßte sie mich zwischen zwei Küssen, "komm mit, ich möchte dir jemanden vorstellen. Das ist Lena, ein neues Mädchen, das hier gerade angefangen hat. Wir sind sehr schnell Freundinnen geworden". Mit zwei Küsschen begrüßte ich Lena, eine schlanke Schönheit mit schulterlangem, schwarzgewelltem Haar. Sie trag einen schwarzen, halbdurchsichtigen BH, das dazu passende Höschen und hatte ein Tuch leicht umihre Hüften geschwungen. Ihre Stimme hatte das gewisse Etwas. Es lag soviel Seax-Appeal darin, wie ich ihn seit Hannah und Natascha nikcht mehr wahrgenommen hatte. Sie war aufregender als ein ganzer Harem. "Das also ist dein Freund", stellte sie mehr fest als dass sie fragte "von dem du mir so viel erzählt hast. Willst du ihn mir nicht etwas näher vorstellen?" Lena zwinkerte mir und Hannah vielsagend zu. "Ich habe auch Feierabend und Nadine stéllt uns sicher ein Zimmer zur Verfügung. Heute ist eh nicht viel los." Hannah lächelte uns an und ging voraus in unser Lieblingszimmer. "Du hast lange auf mich warten müssen, jetzt wirst du dafür von zwei Mädchen entschädigt".

Als wir uns ins Bett legten, zeigten mir die Mädels wie gut sie sich schon verstanden und aufeinander eingespielt waren. Hannah forederte mich auf, mich zunächst Lena zuzuwenden. Diese Aufforderung musste sie nicht zweimal tätigen und ich bewies lena, warum Hannah mich so sehr schätzt. Danach wandte ich mich Hamnnah zu, um sie ebenfalls zu erfreuen. Schon nach kurzer Zeit war auch meine Feenkönigin im Olymp der Genüsse angelangt. Anschließend wandten sich beide Mädchen mir zu, um sich zu revanchieren. Es dauerte nicht lange und ich hatte beide Mädchen eingeholt. Hannah allein war schon eine Künstlerin im Bett, aber mit Lena bildete sie ein unschlagbares Team.

*

Tags darauf wollte ich das Erlebte wiederholen, auch auf die Gefahr hin, diesmal dafür zu bezahlen, da beide Mädchen Schicht haben müssten. Laut Franziska würden beide Mädchen erwartet; ich bat sie einen Termin auszumachen, aber nicht zu verraten, dass ich der Termin sei. Ich wollte die beiden Mädchen mit meinem Besuch überraschen. Hannah sollte wie immer um halb vier kommen und Len sei schon da.

Nadine öffnete die Türund begrüßte mich freuenstrahlend, wie immer:"Stefan, bist du Lenas Termin?", fragte sie. "Ich schicke sie dir sofort." "...und Hannah", ergänzte ich. "Hannah ist noch nicht da". enttäuschte Nadine mich, "aber sie wird wohl bald kommen." dieser letzte Satz beruhigte mich einigermaßen, dennoch wurde ich gespannt nervös, da ich bei jeder Verspätung meiner Feenkönigin, auch, wenn es sich später als unbegründet herausstellt, Angst um sie bekomme, es könne etwas passiert sein.

Lena, in einem schwarzen Spitzen-BH und dazu passendem Höschen, schwarzen, halterlosen Nylons und High-heels betrat das Zimmer. Sie sah verboten schön aus, und wäre nicht Hannah meine große Liebe gewesen, hätte ich mich heute in Lena verguckt. In Ermangelung einer zweiten Sitzgelegenheit setzte sich Hannah direkt auf meinen Schoß und begann mit einem Gespräch, in dem Hannah und unsere doch etwas ungewöhnliche Liebe das Hauptthema bildeten. Bereitwillig gab ich Lena alle Auskünfte über Hannah, fast alle, denn da sie ja Hannahs Freundin ist, wollte ich so 9offen wie möglich und nötig zu ihr sein, um später keine Ungereimtheiten aufkommen zu lassen. Was jedoch verschwiegen werden musste, verschwieg ich gteflissentlich. Ich bemerkte, wie Lena im Gesprächsverlauf immer mehr Vertrauen und Zuneigung zu mir entwickelte.

*

Hannah war immer noch nicht da und so beschlossen wir, schon einmal anzufangen und Hannah würde später zu uns stoßen. Doch so richtig bei der Sache war ich nicht. In meinem Hinterkopf spukten nach wie vor Fragen und Gedanken um Hannah herum. Warum war sie nicht da? Warum meldete sie sich nicht? Gut, Nadine sagte, sie sei kurz nach Hause gefahren, einige Dinge zu erledigen, die sie von hier aus nicht machen konnte, aber um was drehte es sich? Warum meldete sie sich nicht? Warum rief sie nicht an? Eher halbherzig nahm ich mich Lenas an und hoffte, sie würde nichts merken.
Plötzlich ging die Tür auf. Die Mädchen wussten, dass ich mich davon nicht stören ließ. "Svenja stand im Zimmer:" Ich wollte nur sagen, dass Hannah nicht mehr kommt." Meine Angst schien sich zu bestätigen. Sie ist weg. einfach so. "Es reicht ihr einfach nicht. Es blieb so viel liegen, was zu er.ledigen war. Sie ist müde und macht einen Tag frei." Meine Ängste zerstoben wie Wolken im Sturm. Es ging ihr also gut. Meine Sorgen waren unbegründet. "Wenn ihr wollt, nehmt doch ein anderes Mädchen dazu. Ich bin frei und Carmen auch". "Nein, das bringt nichts mehr", widersprach ich. "Wir sind zeitlich schon so weit fortgeschritten, dass es unsinnig wäre, noch einzusteigen". Das akzeptierte Svenja, wenn auch enttäuscht, da sie durch Hannahs Fernbleiben ihre Verdienstchance gesehen hatte. Nun endlich konnte ich mich Lena entspannt zuwenden und es wurde doch noch zu einen unvergleichlichen Erlebnis.

Als wir uns anzogen, erzählte mir Lena, sie stehe auf Sex an ungewöhnlichen Orten, z.B. im Restaurat unterm Tisch. Leider fände sie keinen Partner, der bereit wäre, das Risiko mitzutragen. Das faszinierte mich und ich versprech Lena, wenn sie es wolle, ich sei dabei. Gernev sagte sie zu.
Da ich mich nun mit Lena so gut verstand, wollte ich einen Frontalangriff starten. "Lena", begann ich, "du bist doch Hannahs beste Freundin. Und du weisst, ich bin ihr Freund. Aufgrund ihrer Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten mache ich mir immer Sorgen um Hannah. Du bist doch immer mit ihr zusammen. Daher würde es mich sehr beruhigen, wenn du meine Handynummer nimmst und mich benachrichtigst, wenn etwas auß3ergewöhnliches passiert. Rufst du nicht an, ist alles o.k. . Wenn du einwilligst, wäre ich dir sehr dankbar". Spontan sagte Lena zu. "Übrigens", fragte ich "kennst du ein Mädchen namens Natascha? Sie ist hier verschwunden. Von heute auf morgen". "Ja, Natascha war meine Vorgängerin. Ich bin für sie da. Sie wurde krank, soll jetzt aber wieder gesund sein. Sie arbeitet angeblich woanders. Sie soll wiederkommen, das dauert aber noch." Auch das
Mit dem Versprechen, eine geeignete Örtlichkeit für unser Vorhaben zu finden, verabschiedete ich mich von Lena. Was aber war mit Hannah? Warum immer von allen nur Ausreden, die mich beruhigen sollten aber es nicht taten? Warum sagt mir niemand, was derzeit mit meiner Feenkönigin los ist? Sie hat ihre Wohnung bei Nadine. Was macht sie in ihrer alten Wohnung, dort, wo auch ihre Szene war. Oder ist? Würde sie dieWohnung auflösen, hätte sie es mir gesagt. Fragen über Fragen quälen mein Gehirn. Voller Hoffnung, Franzi zu erreichen, wählteb ich Nadines Geschäftsnummer. Und ich hatte Glück-Franzi. Sie war immer ehrlich zu mir;ihrer Aussage kann ich trauen. "Nein, Stefan, mach dir keine Sorgen", begann Franziska. "Hannah hat gerade angerufen, sie sei müde von gestern und nimmt noch einen Tag frei. Mach dir keine Sorgen, sie ist zu Hause. Nein, nicht bei Nadine, sondern in ihrer alten Wohnung. Schlaf gut". Schlaf gut. So langsam scheint es sich herum zu sprechen, dass ich nur dann schlafen kann, wenn es Hannah gut geht, dass ihr Befinden mein seelisches Ruhekissen ist. Ich liebe Hannah so sehr, dass ich mir um sie mehr Sorgen mache, als um mich selbst. Aber ist sie nicht jede Sorge wert? Jede Falte, jedes graue Haar?
Ich wae Franzi dankbar, dennihr konte ich vertrauen. Vielleicht aber wollte ich ihr auch nur vertrauen, um einen Grund zu finden, um abends wieder ruhig schlafen zu können. Dennoch: am nächsten Tag würde ich mich erkundigen, ob Hannah da ist, erst dann wäre ich so oder so auf der richtigen Seite. Da ich mit Hannah bislang kein neues Date ausgemacht hatte, konnte ich dies als Grund vorschieben.
Da aber heute sowieso nichts mehr zu erwarten war trieb es mich in die Bibliothek, mich mit neuem Lesestoff zu versorgen. Eines de Bücher klang recht vielversprechend-Wege aus der Heroinabhängigkeit.

Einen Tsg, der sich zäh wie ein gebrauchtes Kaugummi dahinzog, später, war es soweit, ich konnte in Nadines Etablissement anrufen. Tatsächlich war Hannah am Apparat. "Hallo, Feenkönigin, eingentlich wollten wir ein Date ausmachen, aber du warst zu müde. Ich war dann eben nur mit Lena zusammen, aber was ist das im Gegensatz zu dir?" §Ja, schade, aber ich war doch zu müde. Es galt, viel zu erledigen. Aber am Rest der Woche bin ich da. Wann wollen wir uns treffen?" "Naja", warf ich ein, das hängtb nicht nur von dir ab. IKch hätte gerne Lena wieder dabei. Du hast doch nichts dagegen?" "Was soll ich dagegen haben?", antwortete sie. "Es war doch der reine Wahnsinn, so zu dritt.Lena mag dich auch sehr. Moment... Lena, wann kommst du wieder zurück? Stefan will uns beide haben....Also, Stefan, Mittwoch wäre sie wiederv da." "Mittwoch?", echote ich. "Gut, dann sagen wir Donnerstag. Um die selbe Zeit". Noch wusste ich nicht, dass dieses Date nie würde stattfinden, dass ich von Lena nie mehr etwas hören würde. "Ach, Hannah", fiel es mir ein, "was macht eigentlich Natascha? Sie war lange krank, das weiß ich. Aber sie wollte doch wieederkommen. Macht sie jetzt die Nachtschicht?" "Nein, Natascha ist nicht mehr da. Aber ihre Sachen stehen noch herum. Keiner weiß, was mit ihr ist. So kenne ich sie kaum.
Normalerweise ruft sie an. Von der Website runter ist sie schon. Ich komme drauf für sie. Kurt macht demnächst Bilder". "Toll, Feenkönigin, da freue ich mich für dich. Grüße Lena. Bis donnerstag". "Ja, bis dann".
Mit gemischten Gefühlen legte ich den Hörer auf. Hannah ging es zwar gut, aber was ist mit Natascha? Warum vrschwinden hier ab und zu urplötzlich MÄdchen? Dass Teminmädchen wechseln, ist klar. Aber doch keine vom Stamm, die hierb ihre festen Kunden aufgebaut haben. Hängt es vielleicht mit dem Studio im Erdgeschoss zusammen? Irgendwie schien mir das alte Haus in der Lessingstraße unheimlich zu werden. Irgendwie schien es, ein eigenes Geheimnis zu verbergen.

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Auf irgend eine Weise konnte ich mich nicht beruhigen. In den Tagen, die vergingen, wurde meine Anspannung zu Nervosität, diese wuchs fast zur Panik. Es schien, als ahnte ich etwas, etwas, das vor wenigen Tagen noch undenkbar gewesen wäre.

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In den nächsten Tagen war ich ungewöhnlich nervös, meine Anspannung steigerte sich, je näher der Tag kam, an dem ich mit Hannah und Lena zusammen sein wollte. An Hannah konnte es nicht liegen: ich rief jeden zweiten Tag bei Nadines Etablissement an und hatte Hannah stets am Telefon. Aber irgendetwas unerklärliches lag in der Luft und ich schien es zu spüren. Um mich zu beruhigen, schrieb ich meine Nervosität der freudigen Erwartung zu, mit beiden Mädchen zusammen zu sein, der Erwartung auf ein Erlebnis ganz besonderer Art. Doch irgendwie schien es nicht so zu klappen, wie ich es mir wünschte, wusste ich doch, dass es sich nur um eine Verdrängung handelte, denn es war, je näher der Termin kam, Angst, keine Nervosität.

*

Endlich war es soweit, heute wollten wir uns treffen. Schon früh um elf, Franziska, die die Frühschicht machte, hatte wohl gerade geöffnet, rief ich in der Lessingstraße an. Franziska meldete sich:"Wenn du einen Termin hast und Lena zurückkommt, stünde der Sache nichts im Wege.An Hannah liegt es nicht, sie hält ihre Termine wieder ein". Ich bemerkte der leicht süffisanten Unterton in ihrer Stimme nicht, der mir neues Unheil hätte ankündigen können. Auch den Konjunktiv in ihrer Ankündigung überhörte ich geflissentlich, da ich ihn überhören wollte.

*

Um vierzehn Uhr hielt ich es nicht mehr aus. Ich rief erneut an, wieder sprach ich mit Franzi:"Stefan, ich habe schlechte Nachzrichten. Lena kommt nicht mehr. Anscheinend hat sie bei Nadine privat angerufen. Sie hatte am Wochenende wohl einen Segeltörn mit einem reichen Typen für 5000. Und sie hat ihn anscheinend so begeistert, dass er sie gleich behalten hat. Ich weiß es ur von Nadine. Ob das alles stimmt, ist ungewiss. Wenn aber ja, dann hat sie das große Los gezogen. Aber wegen nachher habe ich eine Idee", fuhr Fanzi fort. "Carmen ist noch da, sie hat es mit Hannah schon oft gemacht und die beiden mögen sich. Der Vorschlag kommt übrigens
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Auch wenn ich mir wegen Lena Gedanken machte, ich freute mich auf Carmen. Schließlich wusste ich, dass die Brünette einen guten Service macht und da sie mit Hannah befreundet ist, wird es auch hier keine PÖrobleme geben. 20 Minuten vor unserem Termin war ich schon da, ich wollte mit Carmen noch etwas besprechen. Sie war noch beschäftigt, so bot mir Nadine an, mit zu den Mädels in die Küche zu sitzen. Dankbar nahm ich an. Irgendwie kam das Thema beim Smalltalk aufs Heiraten. "Wieso bist du eigentlich nicht verheiratet, Stefan?" fragte Nadine. "Naja, es war wohl noch nicht die Richtige dabei", entgegnete ich etwas ausweichend. "Hannah wäre wohl die Richtige?" Als Antwort erhielt Nadine lediglich ein Lächeln, das aber mehr zu sagen hatte als tausend Worte. "Wie ist es", hakte Nadine nach, "wenn Hannah mit dir verheiratet ist, kann sie dann hier weiterarbeiten?" "Wenn Hannah will, jederzeit", bestätigte ich. "Ich stehe ihr in nichts im Weg". "Bei euch beiden würde ich gerne einmal zusehen", meinte Franziska, "ihr seid ja immer ewig zusammen. Vielleicht kann man ja noch etwas lernen?" "Gerne, du bist herzlich eingeladen", lachte ich.
Dieb Tür ging auf und Carmen stand in der Küche. "Wir müssen verlängern", sagte sie zu Nadine und überreichte ihr drei Fünfziger. Also eine Stunde. Und zu mir gewandt: "Sorry, aber wenn ihr wollt, könnt ihr warten. Sonst tut es mir leid". Carmen verschwand aus der Küche, da sie ihren Gast nicht warten lassen wollte. "Dann kannst du nur zwischen Christina und mir auswählen", grinste Franziska. "Ich entscheide mit Hannah zusammen", entgegnete ich. Wie auf Kommando läutete es an der Tür und Hannahs Gesicht erschien auf dem kleinen Überwachungsmonitor.

Nach einem kurzen Gespräch mit Hannah meinte ich scherzhaft zu Franzi:" Du wolltest doch zusehen, richtig? Wenn du willst, dardst du heute sogar mitspielen". Das ließ sich Franzi nicht zweimal sagen. In der folgenden Stunde erlebte ich eindrucksvoll, warum Franzi so oft gebucht ist. Zwar ist sie gute zwanzig Jahre älter als Hannah, aber gerade deshalb konnte Franzi eine gehörige Portion Erfahrung in die Waagschale werfen.

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Mittagsschicht. Eine Woche ohne Hannah, eine grausame, schreckliche Woche. Doch auch, wenn sich diese Woche anscheinend endlos, träge dahinzog, sie ging zu Ende, es wurde Freitag. Über Nadine buchte ich einen Termin bei Hannah, sie durfte ihr jedoch nicht sagen, wer gebucht hatte. Als Hannah mich sah, fiel sie mir sofortb um den Hals, um mich mit einem langen, zärtlichen Kuss zu begrüßen, den ich nur allzugern erwiederte. Besonders freute es mich, dass Hannah meine Kette trug, obwohl sie nicht wussre, dass ich komme. Es musste also doch etwas dran sein an unserer Beziehung. Schnell waren wir Zimmer verschwunden, zogen uns aus und fielen übereinander her wie zwei Raubtiere. Hannah schien sichtlich zu genießen, was ich ihr gab und mir erging es nicht anders.
Es folgten zwei wunderschöne Wochen mit Hannah. Trotz hoher beruflicher Anstrengungen ließ ich es mir nicht nehmen, sooft es ging mit meiner Feenkönigin zusammen zu sein. Jeder Besuch endete früher oder später im Bett und wir wurden nicht müde, uns gegenseitig zu zeigen, wie séhr wir uns liebten. Hannah meinte, ich sei ein Könner im Bett und nicht anders war meine Meinung über sie. Es war eine wunderschöne Zeit und dennoch hing das Schwert des Damokles ständig über uns. Denn so schön unsere gemeinsame Zeit war, es ließ sich einfach nicht verleugnen, nicht verdrängen, Hannah war nun einmal drogenabhängig, sehr abhängig. Das Gift hatte schon lange von ihr Besitz ergriffen, beherrschte sie, auch, wenn sie es nicht wahrhaben wollte, drohte sie, zu zerstören, zu vernichten. Gerade an einem solch wunderschönen Tag erinnerte ich mich an einen meiner Leitsprüche-wir sindv nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun. Die Erinnerung an dieses Leitsatz ließ mich sofort zurückkehrenn in diev Realität. Hatte ich Hannahs Krankheit nicht auch schon verdrängt, begonnen, ihre Zukunft für die Gegenwart zu opfern? Zulange hatte ich, der ich nie wegsehen wollte, weggesehen, hatte Hannahs Drogenabhängigkeit verdrängt, versteckt hinter der Fassade der Glücksseeligkeit. Doch was nützt es, eine schöne Zeit zu verleben mit dem Mädchen, das man liebt, wenn man, ob man will oder nicht, dabei zusehen muss, wie sich das MÄdchen selbst vergiftet, mit jedem Schuss dem Tod näherkommt. Es kam der Tag, an dem ich nicht mehr den Kopf in den Sand stecken wollte; es musste eine Entscheidung fallen. So lud ich Hannah auf einen Spaziergang ein, nahm sie bei der Hand und schweigend gingen wir ein Stück des Weges, bis ich begann:"Hannah, ich habev etwas Schweres mit dir zu besprechen. Du weisst, ich lasse dir alle Zeit der Welt, aber hast du dir schon einmal überlegt, den Entzug wieder aufzunehmen? Ich möchte dich nicht verlieren, nicht an deinem Grab stehen, keine Blumen auf einen frisch aufgeschütteten Sandhaufen legen müssen. Bitte, Hannah, du warst schon einmal fast clean, hattest es geschafft, bis diese Verbrecher dich wieder angefixt haben. Diesmal musst du davorv keine Angst haben. Der Dealer, der den Auftrag gab, ist tot und deine sogenannten Freunde sind inhaftiert. Diesmal klappt alles. Das verspreche ich dir". Hannah sagte mir zu, es sich zu überlegen, ich solle sie aber in nächster Zeit nicht bedränbgen. Diese Zeit zum Überlegen wollte ich ihr geben, da ich merkte, dass siev es ehrlich meinte.

*

Irgendwie ahnte ich, dass diese Woche, die Woche vor Valentinstag, eine extreme Wende in unwserer Beziehung, in unserem Leben mit sich bringen sollte.b Doch sie begann wunderschön. Ich wollte Hannah ein kleines Geschenk bereiten, nichts berühmtes, einfach etwas vom üblichen Kitsch dieses Tages. Da ich jedoch am Valentinstag selbst arbeiten musste, und nicht bei Hannah sein konnte, deponierte ich das Geschenk bei Franziska. Sie wollte es Hannah gerne überreichen. Auch bat ich Franzi, mir Bescheid zu sagen, falls sich irgend etwas unvorhergesehenes ereignete. Noch lange nicht hatte ich Nataschas und Lenas plötzliches Verschwinden vergessen. Franzi sagte zu.
Zwei Tage später rief ich bei Hannah an um unseren nächsten Termin zu vereinbaren. Ich war völlig überrascht, dass siev sich jetzt schon für mein Geschenk bedankte. "Oh, du hast esv schon", war ich sichtlich enttuscht über
Franzis Vorpreschen. "Du solltest es erst am Freitag erhalten". Das macht nichts", meinte Hannah, "ich mache es erst dann auf". "Ok, dann bis nächste Woche".
Trotz dass wir wieder keinen Termin hatten, am Freitag, Valentinstag, zog es mich nach Feierabend magisch hin zu meiner Feenkönigin. Ich wusste, gerade jetzt musste ich bei ihr sein, irgendwie ahnte ich, sie würde mich brauchen. Kurzentschlossen terminierte ich für den Abend.Im Schreibwarenladen gegenüber war mit Kissen in Herzform dekoriert, zwar nicht für den Verkauf, aber irgendwie schaffte ich es, der Verkäuferin eines abzuschwatzen, einnideales Geschenk für Hannah.
Mit einem langen Kuss begrüßte mich Hannah; ich machte wegen des Kissens einen kleinen Scherz als ich ihr sagte, sie solle hierauf ihr müdes Haupt betten, wenn es wieder einmal spät würde. Doch irgendwie schien sie mir heute nicht ganz bei der Sache zu sein. Sie erschien irgendwie abwesend, nur körperlich vorhanden. Wie weit abwesend sie war, das würde ich heute noch erfahren.
Als ich mit Hannah im Bett landete, kuschelten wir zunächst ausgiebig und wünschten uns einen schönen Valentinstag. Bald nahm ich meine Lieblingsposition ein und begann, sie zärtlich und einfühlsam zu verwöhnen. Hannah jedoch zeigte keinerlei Reaktion. Sie lag einfach nur da, nahm gar nichtb teil an dem erotischen Spiel, mit dem ich sie doch sonst immer in Hochstimmung versetzen konnte. Fast schien es, sie schlafe, so teilnahmslos lag Hannah da. Doch plötzlich schien sie hellwach zu sein, sie fragte, ob sie nun mich verwöhnen solle. Das hattev siev sonst nie gefragt, sie tat es einfach; sie wusste immer, wann die Zeit gekommen war.
Irgendwie war es aber heute alles anders als sonst, mir kam es vor, alsHannah war nicht von ihrem Entschluss abzubringen. Ich zog mich an und küsste sie zum Abschied, vor Sorgen geplagt. Nora, die Nadine ab und zu als Aushilfe am Telefon und der Tür vertrat-sie hatte übrigens
*

Es war Samstag und ich musste arbeiten. Aber den ganzen Tag über ging mir eine neue Annonce im Kurier nicht aus dem Kopf. Eine Russin, deren Beschreibung frappierende Ähnlichkeit mitb Natascha hatte. Sollte ich die süße Russin gefunden haben? War meine Angst unbegründet? Hat sie wirklich nur die Adresse gewechselt? Das wollte ich herausbekommen. Heute.
Um 16 Uhr hatte ich keinen Bock mehr. Da ich heute sowieso allein war, schloss ich meinen Arbeitsplatz ab, fuhr jedoch noch nicht nach Hause, sondern zu der Adresse in der Innenstadt, wo die Russin arbeiten sollte. Ein Mädchen, etwa 20-22, Tschechin, wie ich herausfinden sollte, öffnete die Tür. Ich fragte nach der Russin und erfuhr, sie sei da und würde sich gleich vorstellen. Ich bereitete mich schon darauf vor, Tanja zu begrüßen und ihr überraschtes Gesicht zu sehen, da stand sie vor mir. Die Beschreibung stimte, aber es war nicht Tanja, wäre aber nahezu als deren Doppelgängerin durchgegangen. Ich war von der Russin so fasziniert, dass ich blieb. Sie führte mich in eines derb Zimer, in dem ein schneeweißes Himmelbett stand. Die Tür zu diesem Zimmer bestand aus nicht völlig blickdichtem Glas, so dass man zumindest schemenhaft erkennen konnte, was dahinter so vor sich ging.

Ludmilla, so hieß das Mädchen, war nicht nur vom Aussehen her eine, wenn auch jüngere, Doppelgängerin Nataschas, sie war genauso empfindsam und experimentierfreudig imerotischen Bereich.Solch ein Mädchen hatte ich wirklich vermisst nach der gestrigen Enttäuschung mit Hannah. Endlich konnte ich, wenn auch nur für eine Stunde, etwas abschalten, eine Stunde mit einem Mädchen verleben, ohne in ständiger Angst um Hannah zu sein. Doch kaum aus der Tür, kroch erneut Unbehagen in mir herauf. Ich wählte die bekannte Nummer, Franzi war dran. "Nein, Hannah sei noch nicht da. Da sie normalerweise samstags nicht arbeitet und heute nur aushilft, ist sie noch etwas oben geblieben und schläft. Um acht fängt sie an".

Um acht nervte ich erneut mit meinem Anruf. "Gut, dass du anrufst", keifte Nadine in die Muschel. "Was war los gestern?Hannah ist eingeschlafen!" Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Woher wusste sie es? Von mir nicht. Von Hannah zweimal nicht. Hatte sie etwa Kameras in den Zimmern? Zuzutrauen wäre es ihr. Ich versuchte, mich herauszureden, doch Nadine fuhrvmich an:"Sag die wahrheit. Ich weiß alles". Da ich diesev Sache niht am Telefon klären wollte, schlugb ich vor, kurz vorbeizukommen. Kurz darauf stand ich vor dem bekannten Haus. Nadine selbst empfing mich, führte mich in ein leeres Zimmer. "Also", begann Nadine, "Hannah ist wieder eingeschlafen. Ich schmeiße sie raus". "Das machst du nicht. Du sagst immer, dir geht es nur darum, dass bezahlt wird. Was in den Zimmern passiert, imnteressiert dich nicht. Also-wenn ich dir sage, es ist nichts passiert, dann ist nichts passiert". "Na gut, ich weiß es zwar anders, ein Gast hat sich beschwert, dass sie gestern einen müden Eindruck machte, aber du ist mir als Gast wertvoller als der. Du kommst regelmäßig, deshalb will ich dich als Gast nicht verlieren. Aber sag mir, was soll ich tun?Ich habe ein Haus zu leiten. Und Hannah macht immer nur Mist. Ich liebe sie wie eine Tochter. Ich würde sie nur ungern rausschmeißen. Allerdings, ich muss auch an mich denken..." Ich schnittb ihr das Wort ab:"Eine Tochter schmeißt man nicht raus. Du lässt sie da, sorgst aber dafür, dass Hannah sauber zur Arbeit erscheint. Sie wohnt ja bei dir". "Gut, weil du es bist. Aber beim nächsten Mal fliegt sie. Ende." "Danke, Nadine, du wirst es nicht bereuhen". An den Schritten vom oberen Stockwerk merkte ich, Hannah kommt zur Arbeit. Da sie mich nicht sehen sollte, beeilte ich mich, das
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Einige Tage später war ich bei Hannah. Alles war wie immer, also hatte Nadine Wort gehalten. Nach dem Flop vom Valentinstag erlebten wir eine glückliche, harmonische Stunde zu zweit, nichtwissend, dass dies für lange Zeit das letzte glückliche Zusammensein für uns beide gewesen ist.

Kapitel 8

Eigentlich wollte ich heute nur etwas im Internet recherchieren, landete aber irgendwie auf Nadines Seite. Sofort fiel mir das Update bei Hannahs Bildern auf, die ich sofort herunterlud. Lenas Bilder waren bereits entfernt, dafür erschien ein neues Mädchen. Julia, eine Bulgarin, wie sich später herausstellte. Die hübsche Brünette faszinierte mich sofort, sie hatte etwas von Carmen an sich, die für einpaar Tage nach Hause gefahren ist, aber danach wiederkommen möchte. Angesichts meines schwindsüchtigen Kontos wollte ich aber darauf verzichten, Julia etwas näher kennenzulernen, bis ich ein Sonderangebot Nadines entdeckte: 80 Euro ohne Zeitbegrenzung. DasJuli war wirklich sehr hübsch und auch live hatte sie etwas von Carmen an sich. Anfangs wirkte sie etwas schüchtern, doch schon bald wurde mir klar, dass dies nur ihre Masche war. Sie war ein erotischer schneller Brüter und es dauerte nicht lange, bis sie alle Hemmungen fallen ließ. Nur die Frage nach einem Date zu dritt beantwortete sie noch zurückhaltend, da dies absolutes Neuland für sie bedeute.

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Manche Tage sind dszu geeignet, einem die Petersilie vollständig zu verhageln. Aufgrund dienstplanmäßiger Umstellungen muss ich einige Wochen nur Spätschicht machen. Das heißt auchn zugleich, mehrere Wochen werde ich nicht zu Hannah können, vielleicht habe ich Freiztags eine geringe Chance. Da ich aber wusste, dass Hannah Sonntag ausnahmsweise arbeitet, wollte ich zumindest diese Gelegenheit nutzen, ihr und Franzi einige Cds zu bringen.

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Dieser Sonntagmorgen war einer dieser Tage, die ich extrem hasse. Er zog sich einfach träge dahin, die Zeit verrann zäh wie Sirup. Ich wusste, dass Hannah um 15 Uhr anfängt, früher kommen wollte ich nicht, da gerade Faschingszeit war und in diesen Tagen sind die Mädels voll ausgebucht. Aolso saß ich wartend zu Hause, bis es endlich an der Zeit war, aufzubrechen.
Um 15 Uhr läutete ich bei Nadine. Sie öffnete persönlich und empfing mich mit einem Lächeln "Stefan, hast du heute einen Termin mit Hannah?" "Leider nein", entgegnete ich, "und in den nächsten Wochen auch nicht. Spöätschicht. Ich wollte nur den Mädels eiige CDs bringen.n Kannst du sie ihnen geben?" "Gerne, Stefan. Aber Hannah ist noch nicht da. Sie war über Nacht bei sich zu Hause, und du kennst sie ja. Einige Minuten Verspätung ist eben ihre Pünktlichkeit". "Danke, Nadine, aber ich rufe dann nachher noch kurz an. Sie muss ja wissenm, warum ich einige Zeit nicht komme.

30n Minuten später sollte sie eigentlich da sein. Nadine war am Telefon. "Nein, Stefan, sie ist noch nicht da", enttäuschte sie mich. "Mir reicht´s. IKch schmeiße sie rsus. Diesmal wirklich". "Nein", beüllte ich in die Sprechmuschel. "Das darft du nicht. Du bringst sie um dadurch. Du weisst, Hannah findet nichts anderes aiuf die Schnelle. Und du weisst, wieviel Stoff sie im Moment braucht. Sauberen Stoff. Ich komme zu dir und wir reden. Bis gleich". Ohne eine Antwort abzuwarten, legte ich auf, rannte nach unten und startete den Mondeo. Dass diev Straßen rund um Nadines Etablissement Tempo 30-Zonen waren, interessierte mich nicht im geringsten.

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"Nadine, gib Hannah eine weitere Chance. Wen du sie rausschmeisst, wird ein Unglück geschehen, das weiß ich", überfiel ich sie noch in der Tür. "Nein", keifte sieb zurück, "Hannah hat genug Chancen gehabt. Es bleibt dabei, sie ist raus".
Mir stieg die Zornesröte ins Gesicht. Ich brüllte sie an:"Du weisst, Hannah ist wieder voll auf Drogen. Siev hat außer dem, was siev hier verdient, kein Geld. Niemand kann ihr helfen. Du schmeisst sie raus? OK, dann bringe ich mich auch um". "Ach was, wie wilst du das machen", lachte Nadine. "Mit Benzos. Ich habe wieder welche. Die, die ich habe, reichen. Überlegs dir. Ich rufe an. In einer halben Stunde". Ich stürmte die wenigen Stufen nach unten, setzte mich in meinen Wagen und fuhr die kurze Strecke bis nach Hause.
Sofort eilte ich ans Telefon und rief bei Nadine an:"Und, hast du es dir überlegt?" "Ja, sie ist draußen", antwortete sie kalt. "Gut", antwortete ich, "eine Chance noch. Ich habe dir vor kurzem einen Brief geschrieben, ihn dir aber nie gegeben, weil erv Hannah belasten könne. Ich bringe ihn dir, lies ihn durch und entscheide. Ich komme in zehn Minuten". Ich druckte den Brief aus, der sich hauptsächlich mit Hannahs Drogenproblematik beschäftigte und Wege aufzeigte, wie Nadine und ich ihr helfen können, rannte zu meinem Wagen und fur mit durchdrehehenden Reifen los. "Hier`ist der Brief. Lies ihn durch. Ich rufe an". Wortlos nahm sie das Schreiben an.

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Eine halbe Stunde verging, eine sich endlos, träge dahinziehende halbe Stunde. Nun musste siev den Brief gelesen haben. Am Telefon meldete sich Nadine. "Also", überfiel ich sie, "bleibt sie?" Ein gequältes "J-a-a-a" war die Antwort."Aber nicht wegen dir. Ich lasse mich nicht erpressen. Den Brief habe ich nicht gelesen. Hannah hat angerufen. Sie hat Haolsschmerzen und ´kommt morgen wieder. Wenn siev morgen kommt, bleibt sie.Abernur auf Bewährung". "OK, Nadine, ich sehe, mit dir kann man reden". Erleichtert legte ich den Hörer auf. Halsschmerzen, Aha. Mir war sofort klar, was geschehen ist. Sie setzte sich gestern einen Schuss und die Nachwirkungen sind noch nicht verklungen. Immerhin, sie hat sich gemeldet. Dennoch...die Intervalle werden immer kürzer.

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Einigermaßen entspannt verlebte ich den Tag und auch nachts konnte ich einigermaßen schlafen. Doch schon morgens, es war Rosenmontag kamen Angst und Nervosität zurück. Punkt zehn, ich hielt die Anspannung nicht mehr aus, rief ich an. Franzi war am Apparat, Nadine war noch nicht anwesend. Ich erzählte ihr, was gestern geschehen ist; Franzi war logischerweise nicht auf dem Laufenden, da sie nur die Frühschicht macht. "Ich dachte mir so etwas", antwortete sie, Kurt war gerade da und brachte die Einteilung der Mädchen. Hannah war nicht darunter und gerade heute brauchen wir jedes Mädchen. Ich fragte nach Hannah und Kurt antwortete, er wisse nicht, ob sie noch einmal komme. Es würde sich heute zeigen". Somit konnte ich wiederv einmal nur warten. Endlos, träge und zäh verrann die Zeit, so als hätte man Honig in ein Stundenglas gefüllt. Schon mittags rief ich bei Nadine an, ich hatte Glück, da ich erneut Franzi erreichte:"Ich muss mich kurz fassen, ich habe einen Gast im Bag. Sie hat sich gemeldet. Um halb vier ist sie da".
Es war fast hörbar, als mir ein großer Steinn vom Herzen plumpste. Es ist alles in Ordnung. Hannah hat sich gemeldet und sie kommt. Nun muss auch Nadine zu ihrem Wort stehen und ihr eine weitere Chance geben. Kaum konnte ich es erwarten, bis es halb vier wurde. Pünktlich nahm ich den Hörer ab und wählte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich-Hannah. Die Erleichterung war mir ins Gesicht geschrieben. "Hannah, wie geht es dir?", fragte ich, "ist alles klar? Mädchen, was machst du für Sachen? Weisst du, dass du in den letzten Tagen zweimal deinen Job verloren hattest? Ich bin vor Nadine auf die Knie gefallen, damit sie dich behält. Bitte, pass auf. Ich weiß nicht, ob ich das ein drittes Mal wiederholen kann". "Stefan", warf Hannah ein, "das brauchst du nicht zu machen. Wenn Nadine mich rausschmeisst, ich finde gleich wieder etwas. Lolitas mit meinem Angebot sind gesucht. Lange muss ich garantiert nicht suchen. Und wenn es soweit ist, rufe ich dich an und nehme dich mit, ok.?" "JA aber deine Arme? Bedeuten sie nicht ein Hindernis? Wer nimmt dich da?" "Das lasse meine Sorge sein. Es gibt viele Callgirls, die an der Nadel hängen. Oder denkst du dir, wir machen den Job, weil es uns Spass macht? Ein Drittel hat Zuhälter, ein Drittel Geldsorgen und ein Drittel hängt eben an der Nadel oder kokst. So ist das im Geschäft". "Nein, das wusste ich nicht. Pass auf dich auf. Donnerstag rufe ich wieder an, um nächste Woche zu termimnieren. Ich bin aus der Spätschicht raus". §Bis dann, Stefan", hörte ich Hannah. "Ich freue mich". Es war mir nicht bewusst, dass diese Worte Hannahs für lange HZweit die letzten sein sollten, die ich von ihr hörte.

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Zu wissen, dass es Hannah gut geht, ist für mich das< besgte Scglafmittel. Und Hannah ging es gut. Franzisika passte auf sie auf, auch das war sehr beruhigend. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, an Nadine einen Brief zu schreiben. Ich wollte michg bedanken und sie an ihr gegebenes Wort erinnern. Als Zusteller hatte ich Franzi ausgesucht. Sie hatte immer, außer Donnerstag, die Frühschicht ab zehn Uhr und ich wusste, dass sie ein pünkttliches Mädchen war. Da ich sie unten abpassen wollte, stellte ich mich schon kurz vor zehn in die Hofeinfahrt gegenüber, von derb ich alles im Blickfeld hatte, ohne selbst gesehen zu werden. Es klappte. Punktb zehn fuhr einbTaxi vor und Franziska stieg aus. Sie war allein. Ich ging direkt auf mich zu, als sie mich sah, lächelte Franzi mir zu. "Hallo, Franzi", begann ich, "sei bitte so lieb und gib Nadine diesen Brief. Er Ist sehr dringend". "Geht klar. Mache ich". "Danke. Ach so, Franzi, soll ich dir einmal zeigen, was ich Hannah zum Geburtstag schenke?" Ohne eine Antwort abzuwarten, kramte ich ein kleines Schmucketui heraus, in dem eine Kette aus Gelbgold und ein diamantenbesetzter Anhänger in Herzform lagen. "Das ist süß. Da wird sie sich freuen. Wann hat sie denn Geburtstag?", fragte sie. Im April. Drei Tage vor mir",. antwortete ich. "Du, ich muss hoch", drängte sie. Mach´s gut". "Du auch", wünschte ich ihr. "Und Danke".

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Endlich einmal klappte alles so, wie ich es mir orstellte. Franzi gibt NJadine den Brief, der ungemeinwichtig nicht nur für dir Gegenwart ist, Hannah war gestern da, also sollte sie auch heute kommen: Endlich einmal war ich in der Lage, wieder meiner arbeit nachzugehen wie gewohnt, ohne dieses Magenkribbreln, das Angst und Nervosität signalisiert. Dennoch, irgendwann heute würde ich bei ihr anrufen, nur zur Sicherheit.
Dieses Irgendwann war um 15b Uhr. Das Magenkribbeln kam doch wieder, Unsicherheit beschlich mich, die durchz ein mulmiges Gefühl verstärkt wurde, ein Gefühl, welches mich noch nie getrogen hatte. EinMädchen mit russisch klingender Stimme, anscheinend neu bei Nadine, bedauerte, Hannah komme frühestens in einer halben Stunde. Dav ich mit dieser Auskunft eigentlich schon gerechnet hatte, Hannah fängt ohne Termin nie vor halb vier an, musste ich mich mit der Situation, bis zu Hannahs eigentlichem Arbeitsbeginn warten zu müssen, anfreunden, ob ich wollte oder nicht. Hätteb Hannah aber abgesagt, so hätte mich diese neue Stimme garantiert nicht vertröstet. Es wurde halb vier, aber Hannah war, entgegen ihrerv Gewohnheit, nicht da. Anscheinend hätte sie den Zug verpasst. Beim nhächsten Anruf hatte ich Franzi am Apparat. Von ihr konnte ich eine ehrliche Antwort erwarten: Ihre Antwort war es auch-ehrlich und niederschmetternd.
"Stefan", begann Franzi, "Hannah kommt nicht mehr. Nicht nur heute, nie mehr. Sie haben alles kaputtgemacht. Weisst du, wenn Hannah kein Geld fürv Heroin hat, fälscht sie sich ein Rezept für Methadon. Von einem Einbruch in einer Arztpraxis hat sie Rezeptblöcke. Vorhin rief sie an. Sie steht vor der Apotheke, sie ist aber geschlossen wegen Faschingsdienstag. Kurt kam dazu, riss mir den Hörer aus der Hand. Kurz darauf brüllte er hinein:´Na gut, wenn du heute so gut auf Schmerzen reagierst, dann kommst du ins Studio. Die Meister werden sich freuen, wenn eine Sklavin echte Schmerzen hat. Ich kenne eionige, die hauen dich grün und blau. Ich will dich oben nicht mehr sehen´. Nach kurzer Zeit, Hannah hat diesem Wahnsinnigen wohl abgelehnt, brüllte er weiter:´Dann lass dich hier bloß nie wieder blicken´ und schmiss den Hörer auf die Gabel. Stefan, mach jetzt bloßn nichts Unüberlegtes. Hannah hat ihren Rausschmiss selbst provoziert. Es tut mir leid, es ist alles kaputt, aber sie ist selbst schuld". Jetzt warves an mir, inden Hörer zu brüllen:"Dann bringe ich mich jetzt um. Ich habe 100 Benzos, das reicht", und warf den Hörerv ebenso auf die Gabel. Mein Schmerz war unendlich. Ich hatte das Mädchen verloren, das mir alles bedeudete, das ich über alles liebte. Doch hatte ich sie wirklich verloren, sie wollte mich doch mitnehmen. Würde sie nicht gersde jetzt vonmir wollen, stark zu sein, zu warten, was geschieht?

Aschermittwoch. Plötzlich kam mir eine durchfßührbare Idee. Nadine mochte meinen Stil und meine Briefe. Das< wusste ich. Es war nur ein kleinervHoffnungsschimmer, Nadine auf meine Seite zu ziehen, zwar war Kurt der starke Mann, aber Nadine gehörte der Laden. Ich musste es schaffen, in meinem Beief Hannahs Schicksal mit dem Rauswurf bei Nadine zu verbinden. Darauf müsste siev reagieren, wenn sie nur einen Funken Anstand im Leib hätte. Sie reagierte, doch nicht in der von mir angestrebten, gewünschten Form.

Als ich mit meinem Schreiben bei Nadines Etanblissement läutete, öffnete ein Mädchen, das ich nicht kannte. Die Fluktuation bei Nadine ist anscheinend gigantisch. Die Mädchen wechseln wöchentlich, nur der Stamm bleibt. Dieser jedoch besteht zur Zeit nur aus Franzi. Das unbekannte Mädchen, etwa 22, brünettes, gelocktesv Haar, trug nichts außer einem Hauch an Stoff, den man eher als Faden, denn Höschen und BH bezeichnenn konnte. Sie hatte die längsten Beine, die man sich vorstellen kann, verführerisch in schwarzen Nylons. Nein, Nadine sei nicht da, aber sie denke, ich treffe sie oben an. Die Schönheit wollte mich begleiten. Als Nadine mich vor der Tür stehen sah, brüllte sie nur hysterisch `Nein, nein, nein´ und schlug mir die Tür vor der Nase zu. Ihr schlechtes Gewissen hatte sie wohl eingeholt, sie wusste, sie sei mitschuld, würde Hannah irgendetwas passieren, käme sie nicht schnell genzg zu Geld. Von den Rezepten wusste sie nichts, bislang hattev nicht einmal ich Ahnung. Doch auf dieser Basis ließe sich später sicher noch aufbauen.

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Es wurede Donnerstag und nach einer harten, Alptraumschwangeren Nacht beschloss ich, zu kämpfen. Ich wollte sie erneut suchen. Da Hannah wieder voll auf der Droge war, aber aufgrund der letzten Tage, an denen sie voll ausgebucht war, über genügend Geld verfügen musste, wäre es unsinnig gewesen, sie irgendwo in der Prostitutionsszene zu suchen. Vielmehr vermutete ich, dass sie dorthin ging, wo sie sicher sein konnte, an Heroin zu kommen, man musste sie dort kennen. Ihr Dealer war tot, grausam verreckt, anders konnte man es nicht ausdrücken, an seinem eigegen Gift. Dennoch dürfte esfür Hannah nicht schwer sein, neue Connections aufzubauen. Also war mir klar, sie musste in Pforzheim sein. Viele Plätze, an denen sich die Drogenszene trifft, konnte es dort nicht geben. Warum sollte es
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Zunächst hatte ich in Karlsruhe einige Dinge zu erledigen, die mir mit viel Glück Pforzheim erspart hätten. Ich wusste nicht, wie sehr ich Franziska einschüchtern könne, aber sie schien mir das schwächste Glied zu sein. Wie üblich begann sie am Freitag um zehn Uhr. Franzi war pünktlich. Ich auch. "Franziska", pöbelte ich sie an, nachdem das Taxi weggefahren war, "du hast mir Hannahs Handynummer verweigert". Ichz ließ sie nicht zu Wort kommen. "Heute will ich sie. Ohne Wenn und Aber. Ansonsten macheb ich Vermisstenanzeige bei den Bullen. Bei euch habe ich sie zuletzt gesehen. Das riecht nach nettem Besuch. Aber nicht zum Kaffeetrinken. Tolle Werbung, und sei sicher, die Presse kommt auch. Den Laden könntbihr dann zumachen. Also: Zeit 30 Minuten. Danach gehe ich zur Staatsanwaltschaft. Und wagt es nicht, mir in die Quere zu ko,mmen. Ich bin bewaffnet und schieße sofort. Wie zufälig streifte ich meine Jacke zurück und ließ den Griff der Walther sichtbar werden. Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete ich das Gespräch.

Tatsächlich. Nach wenigen Minutenn läutete das Handy:"Hier Nadine. Du hast gewonnen. Ich gebe dirv jetztv Hannahs Nummer. Ab dann haben wir beide nichts mehr miteinander zu tun". "Das ist mir gerade Recht", antwortete ich. "Mit dir und deinem Saftladen bin ich sowieso fertig. Also-meine Auskunft, bitte. Und zwar etwas plötzlich".
Der Bluff wirkte. Ich war einen Schritt weiter. Ich traute Nadine viel zu, aber nicht, dass sie mir eine falsche Nummer gibt. Schließlich geht es um ihren Laden. Wäre die Nummer falsch, ich würde keine Sekunde zögern, zur Staatsanwaltschaft zu marschieren. Ihr Laden wäre zu. Nein, Nadine musste kooperieren. Die Asse waren gut verteilt. Alle auf meiner Hand.
Ich rief umgehend Hannahs Nummer an. Doch sooft ich es versuchte-Fehlanzeige. Das Handy war dauerabgeschaltet. Wem immer das Handy gehörte, an Kontakt zur Außenweltb istb ihm nicht gelegen. Ich sandte SMS um SMS, aber keine Antwort. Wenn es Hannahs Handy war, solangsam kamen mir Zweifel, warum antwortete sie nicht. Schließlich hatte sie es versprochen. So langsam begann ich mir Sorgen zu machen.

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Pforzheim kam wieder in Betracht. Die dortige Drogenszene konzentriert sich auf vierb Plätze: Marktplatz,m Leopoldplatz, Bahnhof und der Haidach. Eine überschaubare Szene, aber unüberschaubar, wenn man alleine ist.
Ehe ich mich auf den Weg machte, kam mir der Zufall zu Hilfe. Im Kurier erhielt ich einen ersten Anhaltspunkt, wie in einer Schnitzeljagd. Eine Hannah inserierte unter Pforzheimer Festnetznummer.Es gibt nicht viele Mädchen namens Hannah. Und in Pforzheim sowieso nicht. Aber der Termin war zu knapp, dass es schon im Kurier steht. Trotzdem: Sollte Hannah schon gewusst haben, dass es bei Nadine nicht mehr weiter geht? Hatte sie ihren Wechsel schon geplant? Und warum inseriert sie mit Pforzheimer Adresse im Karlsruher Kurier? Wollte sie mir eine Fährte legen, wie bei einer Schnitzeljagd? Rief sie deshalb nicht an, um zu wissen, ob ich eins und eins zusammenzählen kann? Fragen über Fragen und keine einzige Antwort. Jedenfalls eines ist klar. Der Kurier m7uss die Annahmefristen wegen Faschings vershoben haben. Von Nadine war keine Annonce mit Hannah geschaltet. Nur wieder ihr Dominastudio. Eine neue Domina. Aber Morgana war Dienstagt noch da. Also müssen die Annoncen Mittwoch aufgegeben worden sein. Mit diesem Wissen wurde die Spurv heiß, so heiß, dass ich sofort nach Pforzheim aufbrach.
Eine Trupmkarte wollte ich aber noch mitnehmen: Einige Bilder Hannahs aus dem Internet. Man sah zwar kein Gesicht, aber ich wollte die dortigen Streetworker kontaktieren, ginge das mit dem Mädchen aus der Annonce in die Hose. Sie kennen ihre Leute und würden mir helfen. Einen Versuchz wert wa es allemal. Erneut legte ich meine Waffen an, bereit, sie zu nutzen, wenn es sein musste.

*

Ich musste umplanen. Streetworks hatte nur wenig Zeit, so musste ich deren Büro zuerst ansteuern. Ich wurde bereits erwartet. Große Hoffnungenn machte man mir nich; es sei das Beste, ich würde auf ihre Kontaktaufnahme warten. Wenn sie sich aber inPforzheim befinde, würde man Hannah darüber informieren, dass ich sie suche. Der Rest läge bei ihr.
Mehr Hoffnung setzte ich in die zweite Adresse. Jedoch wurde auch dieseb Hoffnung zerstoben, wie Sand im Wüstenwind. Das Mädchen, das ich zu Gesicht bekam hatte mit Hannah tatsächlich etwas Ähnlichkeit, aber sie war es nicht. Meine anfängliche Euphorie wich der Enttäuschung und sie der Depression.

*

Erneut wählte ich die Nummer, die mir Nadine gab. Zu meiner Überraschung warv das Handy nicht abgeschaltet. Eine Frauenstimme meldete sich. "Kann ich bitte Hannah sprechen?" fragte ich. "Eine Hannah gibt es hier nicht", erhielt ich zur Antwort. Aber es muss die richtige Nummer sein, ich hatte mich nicht verwählt. Ein Vergleich der Nummern ergab, sie sind identisch. Ich hatte mich nicht verwählt. Nadine hat mich gelinkt. Welch teuflisches Spiel trieb sie mit mir? Ich war da, wo ich vor einigen Tagen angefangen hatte, drehte michim Kreis und hatte mich keinen Schritt nach vorn bewegt. Nur war ich um einige Hoffnungen ärmer.

Kapitel 9

"Nadine, ich habe gerade die Nummer gewählt, die du mir gegeben hast. Du weisst schon, diejenige, die Hannahs Nummer sein soll. Und was denkst du, wer sich gemeldet hat? Du kannst es dir nicht denken? Ich weiß es auch nicht, jedenfalls war es nicht Hannah. Du hast mich gelinkt. Jetzt mache ich dich fertig. Ich melde Hannah als vrerletzt; das letzte Mal gesehen habe ich sie in deinem Puff. Die Bullen werden kommen und Fragen stellen. Und du weisst ja, wenn es sich rumspricht, dass sich die Bullen bei dir die Klinke in die Hand geben, dann kannst du an die Tür ein Schild hängen. Und darauf steht ´Geschlossen´.Du weisst, dass ich dazu imstande bin. DeinnLaden interessiert mich nicht mehr. Du hast einev Stunde. Dsnn habeb ich alles von Hannah, was du weisst. Und wenn ich meine eine Stunde, dann sind das 3600 Sekuneden und keine einzige mehr.

Die Stunde verging und noch viel mehr. Keine Rückmeldung von Nadine. War ihr ihr Laden so wenig wert? Eigentlich hätte ich meiner Drohung längst nachkommen müssen. Würde ich das aber tun, hätte nicht nur Nadine Probleme, nein, auch und vor allem Hannah. Das erste, was die Bullen machen würden, wäre, in Hannahs WSohnung nach ihr suchen. Und das hieß, sie würden Ermittlungen in einer Fixerwohnung durchführen. Das nächste, es liegt auf der Hand, wäre ein Ermittlungsverfahren gegen Hannah wegen vielfachem BTMG-Verstoß. Das könnten wir momentan gerade noch brauchen. Wir würden beide verlieren, Hannah und ich. Ich würde Hannah verlieren, fürb immer. Und das wusste Nadine. Deswegen meldet sie sich nicht. Nein, es müsste eine andere Möglichkeit geben. Wenn Hannah nicht von sich aus einen neuen Job bekommt, danhn müsste ich ihr einen beschaffen. Aber ich konnte sie nicht anrufen. Das müsste Franzi übernehmen. Das einzige Mädchen aus Nadines Laden, das uns noch gewogen war. Mein Plan stand und Franzi war zunächst der einzige Aktivposten.

Samstags arbeitet Franzi normalerweise, also muß sie um zehn mit dem Taxi ankommen. Franziska ist pünktlich. Das mag ich so an ihr. Ich müsste also weder lange vor zehn in der Lessingstraße sein, noch lange warten. Das verringert mein Risiko. Ich mag Menschen, nach denen man die Uhr stellen kann. Franziska ist so einer. Ich mag Franziska,
Fünf vor zehn hatte ich eine ideale Stelle ausgemacht, von der ich alles einsehen konnte, selbst aber kaum wahrgenommen werden konnte. Etwas versetzt über die Kriegsstraße hinaus. Ich hatte den Kopfhörer auf, aber es lief keine Musik. Gelangweilt blickte ich in eine bestimmte Richtung, geradev so, als ob ich auf jemanden warte.n Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete ich das für mich wichtige Szenario. Zur Sicherheit hatte ich die Hand in der Jackentasche. Die Walther fühlte sich gut an. Der kalte Stahl verlieh mir Sicherheit. Ich wusste nicht, wie tief Kurt in der Sache steckte, abr ohne Waffe wollte ich nicht vor ihm stehen. Franziska bildete keine Gefahr für mich, aber ich wusste nicht, ob ihr Ankomnmen beobachtet werden würde. Doch-die Walther gab mir ein Gefühl der Sicherheit, ohne aber mich leichtsinnig werden zu lassen.
Schlag HZehn-ein Taxi fuhr vor. Respekt, Franzi, du bist wirklich pünktlich. Sie stirg aus, bezahlte den Fahrer und ging auf den Zigarettenautomaten zu, der an der Hauswand hing, warf etwas Kleingeld hinein, das wohl stecken blieb, und begann, gegen den Automaten zu klopfen. Unbemerkt schritt ich auf sie zu. "So brutal am frühen Morgen?" Sie blickte auf und sah mir ins Gesicht:"Nein, es geht schon. Wo kommst du her?" "Hab auf dich gewartet. Geh nicht rein, ich habe Hausverbot", batb ich sie. Sie wollte mit mir reden, blieb auf der Straße. "Hast du Kontakt zu Hannah?", fragte ich sie. "Derzeit nicht". Ich ahnte es. "Gib mir ihre Telefonnumer", forderte ich. "Es ist Gefahr im Verzug, Hannah hat sich seit fünf Tagen nicht gemeldet. Ich habe Angst um sie. Wahrscheinlich ist sie auf kaltem Entzug und brsucht Hilfe. Dringende Hilfe". Dass Hannah Geld hatte, verschwieg ich. "Du musst keine Angst haben, sie hat doch ihr Methadon, versuchte Franzi mich zu beruhigen. "Gut, aber rufe sie amn. Sie soll sich bei mir melden. Bis morgen um zehn. Dann melde ich sie als vermisst. Danke, Franzi. Ich musste mich kurz fassen, wenn Nadine mich hier sieht, kann ich Ärger bekommen, z.B. eine Bannmeile ums Haus. Das
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Es wurde Mittag und nichts geschah. Kein Anruf, weder von Hannah noch von Franziska. Ich musste einfach etwas tun. Für Hannah. Nur Herumzusitzen, auf etwas, das man sich erhofft oder erwünscht, dasDas kann es sein. Ichz wusste gar nicht, dass Nastassia eine so hohe Meinung von Hannah hatte. Ich setzte zum Angriff an und fragte dirkt, ob Hannah hier arbeiten k9onnte. Erfreut blickte sie mich an:"Ich habev hier zwar ein paar gute Mädels, kein Zweifel, aber irgendwie läuft der Laden nicht an. Natürlich wäre ein Mädchen wie Hannah ein Traum. Ich könnte den Laden hochkriegen. Also: wenn sie wieder auftaucht, her mit ihr. Die anderenn Mädels werden zwar motzen, aber schließlich fallen für sie auch ein paar Gäste ab".
Zurück auf der Straße wählte ich sofort Nadines Nummer. Wieeder hatte ich glück: Franzi war am Apparat. "Hier Stefan, bitte benachrichtige sofort Hannah. Ich habe einen neuenn Job für sie. Weisst du wo? Bei Nastassia". "Ach was, hat sich der laufende Öltank selbstständig gemacht?", spottete sie. "Ok, mache ich"

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Es wurde Abend, es wurde Sonntag. Hanah meldete sich nicht. Was nur war los? Lebt sie überhaupt noch? Wenn nicht meh, ich weiß, wer sie auf dem Gewissen hat. Und wenn ich Gewissheitb habe-das bringeb ich vor Gericht. Derjenige bzw. diejenige wird dafür bezahlen. Und wenn es das letzte ist, was ich mache.
Es wurde Montag. Nichts geschah. Kein Anruf, nichts von Hannah. Oforzheimn hatte ichn inzwischen aufgegeben. Wie sollte ich die dorige Drogenszeneb imnfiltrieren. Nein, der Schlüssel lag hier in Karlsruhe. Und ich wusste, wer ihn mir geben würde. Franziska. Natürlich nicht freiwillig. Ich würde sie bedrohen müssen. Sie war verheiratet. Das wusste ich. Und ich wusste auch, dass ihr Mann von ihrem Treiben keine Ahnung hatte. Polizeiliche Ermittlungen würden ihr Probleme bereiten. Es tat mir leid, Franzi zu bedrohen, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Erneut wählte ich Nadines Nummer. Erneut hatte ich glück. Franzi. "Sofort überfiel ich sie: "Franzi", fragte ich barsch, "hast du Hannah benachrichtigt. Weiß sie Bescheid wegen des Jobs?" "Ja und nein. Sie nimmt nicht ab. Das Handy ist aus. Ich habe ihr eine SMS geschickt. Sie wird sich bei dir melden". "Niemand wird sich mwlden. Weder bei mir noch sonstwo. Sie ist tot. Und die sind schuld. Sag mir alles, was du weisst. Sonst mache ich Vermisstenanzeige. Sie ist schon fertig. Und du stehst auch drin. Zwing mich nicht dazu. Ich weiß, dass du Probleme bekommst. Du kannst selbst entscheiden". "Na gut", resignierte Franzi. "Bislang habe ich gar nichts gemacht. Nadine hat es verboten. Aber o.k. Du hast die Trümpfe in der Hand. Ich helfe dir. Aber sie soll nie mehr hierherkommen".

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Weitere zwei Tage vergingen. Eines Nachts, ich konnte wieder nicht schlafen, schlug das Telefon an. Eine schwache, kaum zu verstehende Stimme, stöhnte:"Stefan, hier Hannah". Sie lebte, es musste ihr schlecht gehen, aber sie lebte". "Hannah, wo bistv du?" "Zu Hause. Ich habe nichts mehr. Kein Geld, keinen Stoff. Mein Rezeptblock ist leer. Metha bekomme ich so auch keines mehr. Hol mich ab.Komme bitte in die Kallhardtstraße 12. Kein Nqame qan der Klingel. Ich gehe mit. Es ist soweit. Bring mich in die Klinik". "Hannah", rief ich in den Hörer "in einer Stunde bin ich da.

*

Ich zog an, was ich gerade finden konnte, rannte nach unten, startete den Mondeo und raste los. Tempo 30-Zonen, Verkehrsregeln, das alles interessierte mich nicht. Endlich auf der Autobahn. Pforzheim, sie war tatsächlich in Pforzheim. Ich machte mir Vorwürfe. Hätte ich sie gefunden, wenn ich sie in Pforzheim gesucht hätte? Bin ich mitschuld an der Situation? Ich trat das Gaspedal durch bis zum Bodenblech. Gottseidank war freie Fahrt. In nicht einmal 15 Minuten war ich in der Goldstadt, weitere 20 brauchte ich, um Hannahs Wohnung zu finden. Sie Wohnungstür war offen und als ich eintrat, bot sich mir ein schreckliches Bild. Hanah lag auf einer Matratze auf dem Boden; es war das einzige Einrichtungsstück des Zimmers; sie war bleich wie der Tod, das ehemals goldblonde Haar war verfilzt, ihre strahlenden Augen, die ich so sehr liebte, hatten allen Glanz verloren. "Hannah", rief ich und nahm sie in den Arm. Sie begann zu schluchzen, aber keine Tränen kamen. Sie war völlig apathisch, anscheinend befand sie sich seit langem auf kaltem Entzug. Sie zitterte am ganzen Körper, obwohl in der Wohnung eine Bullenhitze war; die Heizung war voll aufgedreht. "Feenkönigin", beruhigte ich sie, "ich bin da und helfe dir". Doch zunächst musste sie etwas bekommen. Sie brauchte einen Schuss. Das Gift musste sie aus diesem ZUstand retten. "Hannah, du brauchst einen Schuss. Ich habe Geld dabei. Wo bekommst du edein Zeug? Los, bring mich hin". Hannah nickte, ich stützte sie und brachte sie in den Wagen. Sie führte mich auf den Haidach, dort standv ihr Dealer. Ich nahm Hannah mit, er musste sie sehen, sonst hätte ich nichts bekommen außer Prügel; ich verhandelte nicht, sondern zahlte ihm, was er wollte und fuhr Hannah zurück in ihre Wohnung. Nach ihren Angaben bereitete ich das GIft vor, zog eine Spritze auf und suchte eine unvernarbte Stelle. Gleich, nachdem ichn ihr den Schuss gesetzt hatte, ging es ihr besser. Der Körper hatte bekommen, was er brauchte.

Ich konnte es nicht fassen, was ich getan hatte. Ich habe Hannah Heroin gekauft und den Schuss gesetzt. Aber es war notwendig, um sie zu stabilisieren, sie hatte Schmerzen, diese wollte ich ihr nehmen. Ich legte meinen Arm um sie, streichelte über ihr verfilztes Haar und sagte:"Komm, Feenlönigin, wir gehen. Es liegt noch ein steiler und steiniger Weg vob uns". Sie nickte bestätigend.
Zurück nach karlsruhe konnte ich mir Zeit lassen, überschritt kaum die 100er-Grenze, aus Angst, jede Erschütterung könne ihr Schmerzen bereiten. Endlich waren wir in der kaiserallee.

*

Der sofort herbeigerufene Arzt erkannte sofort, in welchem Zustand Hannah sich befand. "Wir nehmen sie vorerst nicht auf, Sie muss zunächst auf der Intensivstation des Städtischen stabilisiert werden. Außerdem ist ihr Drogenpegel zu hoch. Wir müssen gleich dort anfangen, sie zu substituieren. Sie können aber mitkommen". Hannah lag drei Tage Intensiv, dann war an eine Verlegung in die Psychiatrie zu denken. "Diesmal schaffe ich es", lächelte Hannah im Arztgespräch siegessicher". Ich lächelte zurück und

*

Eine Woche auerte ihre Entgiftung. Dann war sie erstmals wieder auf Null. Weitere zwei Wochen hatte sie Drogengruppe und eine Reihe von Gruppentherapien. Aufgrund ihrer großen Fortschritte wurde Hannah Gruppensprecherin. Nur die Klinik verlassen, außer in der Gruppe, durfte Hannah nicht; dies war Heroinkranken ohne Ausnahme verweigert. Mittlerweile hatte ich mich mit Nastassia zusammengesetzt und ihr Hannahs Situation erklärt. Erst war sie geschockt, als ich ihr erklärte, wie sie bei Nadine behandelt wurde und als sie von ihrem endgültigen Rauswurf erfuhr, war Nastassia sogar bereit, Hannah, wenn sie es bräuchte, Geld vorzuschießen, um MIete etc. bezahlen zu können. "Bei Hannah habe ich keine Probleme damit", erklärte sie, "ich weiß, wie sie arbeitet und dass sie den Vorschuss bald wieder hereingeholt hat".
Wohlweislich ließ ich Hannahs Drogenproblem außen vor. So sehr traute ich Nastassia nun doch nicht.

*

Nach und nach kam Hannah wieder voll ins< Geschäft. Nastassia zeigte sich sehr zufrieden, kein Wunder, kannte man sich doch aus der gemeinsamen Zeit bei Nadine. Hannah schafte es, nach und nach wieder, ihren alten Kundenstamm an sich heranzuziehen. Sie hatte ihre eigene Preisgestaltung und so mancher Service, der bei den anderen Mädchen nur gegen Aufpreis möglich war, war bei Hannah inbegriffen. Deswegen, aber nicht nur deswegen, schaffte Hannah es noch, ihren Kundenstamm noch zu erweitern. Sie war wieder voll da. Hannah war Callgirl aus Passion und manchmal schien es gerade so, als sei dieser Beruf geradezu für sie erfunden worden.

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Der Tag kam, ich dachte an nichts Negatives, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt, bat mich Nastassia zu sich.
"Setz dich", bat sie mich, nachdem sie die Tür schloss., "ich habe mit dir zu reden". Ein Gast hat mich darauf aufmerksam gemacht. Er hat ihre Arme gesehen. Du hast mir nicht erzählt, dass Hannah an der Nadel hängt. Ichbhabev euch, insbesondere dir, vertraut. Du warst nicht ehrlich zu mir, ich dachte, ich bekäme die Hannah, die ich von früher her kannte. Und du schleppst mir eine Drogennutte an". "Nastassia", versuchte ich, sie zu korrigieren, " du hast eine völlig falsche Einschätzung der Sachlage. Es ist richtig, Hannah war auf Drogen. Aber sie hat ihren Entzug durch, ist weg von dem Zeugs. Es ist schon komisch. Jedem Mörder und Kinderschänder gibt man eine zweite Chance. Nur junkies sind gebrandmarkt und als solche abgestempelt bis zum Lebensende. Ich weiß schon, was jetzt kommt. Du würdest sie gerne behalten, aber deine Gäste, nicht wahr. Und jetzt kommt der Rausschmiss. Richtig?" "Stefan, bitte verstehe mich doch auch. Gut, Hannah ist nicht mehr auf Heroin. Das weisst du und ich weiß es jetzt auch. Aber meine Gäste wissen es nicht und Hannahs Arme sprechen eine sehr deutliche Sprache. Leider...mein Laden ist neu, ich muß auf seinen Ruf achten, sonst bin ich gleich als Drogenpuff abgestempelt. Stefan, es tut mir leid. Ich mag Hannah und dich sehr. Aber es geht nicht anders. Bitte, sag Hannah, dass sie mir verzeihen soll, aber ich kann in der momentanen Situation nur so entscheiden".

Resigniert verließ ich Nastassias Etablissement, ich kam mir vor, wie ein Aussätziger. Wie würde Hannah den Rausschmiss bei Nastassia verkraften?
Ich hoffte nur, sie sei wieder so stark, um diesen erneuten Niederschlag zu verkraften.

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Hannah zeigte sich sehr gefasst. "Es ist doch klar, Stefan", erklärte sie mir, "dass Gäste nicht wissen, dass ein Mädchen zu dem sie gehen, entzogen hat. Sie sehen nur die Einstichnatben und denken dann natürlich, das Mädchen hängt an der Nadel. Überlege es dir doch so: Du kommst das erste Mal zu mir, siehst die Einstiche; na, was denkst du? Siehst du? Und viele Einstichnarben werde ich nun einmal lebenslang haben. Gewissermaßen als Mahnmal einer grausigen Zeit. Ich verstehe Nastassia. Ihr Laden ist neu und die konkurrenz groß. Sie muss um jeden Gast kämpfen und wenn publik wird, dass bei ihr ein Drogenmädchen arbeitet dann wars das. Dann muss sie zunachen, es käme keiner mehr. Oder nur noch solche Typen, die den Preis drücken wollen. Das Dummeb ist nur, dass Nastassia jetztb ihre Zahlungen einstellt für meine fixe Kosten. Ich kann es ihr ja nicht zurückzahlen. Das ist dumm, ich kommeb in Probleme dadurch".

"Nicht unbedingt", entgegnete ich, ein paar Läden gibt es noch. Und wenn alle Stränge reißen, kannst du deinen eigenen Laden aufmachen". "Und das Geld dafür?" fragte sie. "Auch wieder wahr", resignierte ich und verwarf meine Idee.

*

"Die Schillerstraße", schoß es mir durch den Kopf. Dort gab es ein Haus, die Nummer 34, in dem sich ausschließlich Hostessenwohnungen befanden. Weit hoch hinaus kam ich dort nie, ich blieb immer bei den Ladies im Erdgeschoss. Chantal, die Chefin, eine Halbfranzösin, musste mich noch kennen. "Stefan", begrüßte sie mich, "hast du dich verlaufen, oder was treibt dich mal wieder zu uns? Du warst lange nicht mehr hier". "Ja, und jetzt komme ich auch nicht als Gast. Eher als eine Art Geschäftspartner". "Geschäftspartner?" Süffisant ließ Chantal jeden einzelnen Buchstaben über ihre Lippen gleiten. "interessant. Und welche Art von Geschäft betreibst du denn so?", fragte sie neugierig. "Das Geschäft, in dem du dich bestens auskennst", antwortete ich. Ich habe ein Mädchen, eine Freundin, die in ihrem alten Job rausgeflogen ist. Momentan steht sie völlig im Regen. Naja, ich dachte, sie könne bei dir einsteigen, wenigstens vorerst. Du weisst doch, frisches Blut belebt das Geschäft. Sie war gut, wo sie früher war und ich bin sicher, sie bringt einige Gäste mit". "Stefan, Stefan", tadelte Chantal, "bist du jetzt unter die Zuhälter gegangen?" "Du weisst, die Zuhälterei war noch nie mein Ding. Nein, sie ist wirklich nur eine Freundin. Und ich will ihr helfen". "Das weiß ich doch", beschwichtigte Chantal, "du und Zuhälterei, das passt nicht zusammen. Sag, würde sie auch Lesbo-Show machen? Da ist mir gerade ein Mädchen abgesprungen". "Das ist eine ihrer Spezialitäten", antwortete ich. "OK", jubelte Chantal, "bring sie her und wir machen alles klar. Sie ist doch hübsch?" "Mach dir doch selber ein Bild. Sie steht draußen".

Als
Hannah war wsofort wiederbin ihrem Element. Als dann Freitags die Annonce im Kurier stamnd, gab es kein Halten. Ein Großteil ihrer alten Gäste zog sofort mit. Hannah war in den nächsten Wochen dermaßen ausgebucht, dass Chantal ihr ein eigenes Zimmer gab und für Hannah nur noch feste Termine annahm. Schnell war sie in der Lage, Nastassia ihr Geld zurückzugeben und von da an arbeitete sie auf eigene Rechnung. Zu ihrem Leidwesen hatte Chantal mit Hannah Tagesmiete vereinbart, so konnte Hannah ab dem zweiten Gast ihrenb gesamten Liebeslohn selbst einstecken. Nicht nur, dass Hannah erstmals wirklich auf eigene Rechnung arbeiten konnte, erstmals musste sie ihr Geld nicht an den Dealer weitergeben. Sie musste nicht mehr arbeiten, um ihren Schuss zu finanzieren, sondern um ihren Kontostand wachsen sehen.

Doch auch hier musste Hannah bald gehen. Die Dusche der Mädchen war in der Küche. Dort hielt Chantal sich meistens auf. Und dort sah sie, als Hannah einmal unvorsichtig war, ihre Narben...

*

Hannah fand nichts mehr. Es machte die Runde, dass ein Drogenmädchen Arbeit suchte. Alle Wohnungsbetreiber untersuchten zuerst die Arme. Selbst bei bekannten Callgirls wurden die Arme auf Einstichstellen kontrolliert. Die Szene war in Aufruhr. Hannah konnte beteuern, wie siw wollte, entzogen zu haben. Sie war derzeit einfach zu heiß. In ihrer Not erinnerte sich Hannah an Nadine: "Stefan, lass es uns bei ihr verduchen. Sie hat mich noch nie hängen lassen. OK, du biszt momentan bei ihr unten durch, aber sie weiß von dir, dass du ein Gentleman bist. Entschuldige dich bei ihr in aller Form, du weisst, sie ist nicht nachtragend. Bei dir sowieso nicht".

*

Nadine ist wirklich eine Frau, die auf Etikette sehr großen Wert legt, schließlich ist sie Französin. Und bei mir lobte sie immer meine guten Umgangsformen. Gut, ich habe Mist gebaut, Nadine bedroht, aber es gibt eigentlich nichts, was sich wieder hinbiegen lässt. Meine Entschuldigung sollte formvollendet sein. Genau das richtige Maß, nicht zu seicht, aber auch nicht zu dick aufgetragen. So sollten es schon Blumen sein, aber die richtige Menge. Rosen auf jeden Fall, aber kein gigantischer Strauß. Das war es-eine Rose, aber mit dem längsten Stiel, den es in Karlsruhe gab. Das war die Idee. Mit einer einzelnen Rose bewaffnet,. klingelte ich an der bekannten Rür.Nadine öffnete selbst. An ihrem Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass sie eher den US-Präsidenten als mich erwartet hätte. "Du", fragte sie überrascht, um aber gleich wieder ihre Form zu wahren, "du hast mir ja gerade noch gefehlt. Was willst du?" "Nadine", begann ich und drückte ihr , solange sie noch überrascht war über soviel Dreistigkeit, die Rose in die Hand, " ich weiß, ich habe Bockmist gebaut. Ich hätte dich nicht bedrohen sollen, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich wollte dir nicht schaden, Aber versteh doch, ohne die Drohungen, hättest du da klein bei gegeben?" "Hab ich auch so nicht", triumphierte sie, "aber an deiner Stelle hätte ich genauso gehandelt. Ihre Stimme wurde versöhnlicher. "Ws war ja nur für deine Hannah. Los, kommt schon rein, ihr beiden. Wo ist sie denn? Ihr seid doch sonst so unzertrennlich". Als Hannah dies hörte, kam sie die wenigen Stufen vom Zwischengeschoss, wo sie sich versteckt hatte, herauf. "Hierv bin ich, oder glaubst du, ich lasse Stefan allein losziehen? Nachher kommt er nicht mehr zurück". Nadine hielt die Tür offen, ieß uns herein und führte uns ins Wognzimmer. "Setzt euch, keine Angst, ihr stört nicht. Ist nicht viel los in letzter Zeit. Man munkelt, ein Drogenmädchen suche Arbeit. Hannah, bist du das etwa?" "Im Prinzip ja, Nadine. Du weisst, ich habe entzogen, bin clean, aber wenn jemand die Einstiche sieht, denkt er sofort an aktiven Drogenmissbrauch. Überall, wo ich war, bin ich rausgeflogen. Anscheinend gibt es nur aktive Fixer, aber keine ehemaligen, könnte man meinen. Mit dem Entzug verschwinden doch nicht gleich die Narben. Jedem wird verziehen. Nur der Junkie bleibt immer Junkie". "Verstehe, und jetzt, da Hannah nichts findet, erinnert ihr euch amn Nadine und wollt einen Job. Kein Problem, Hannah habe ich immer gern gehabt. Aber es gibt Bedimgungen: Dein alter Kundenstamm kommt zurück. Das ist sicher. Aber die Laufkundschadt macht mir Sorgen. Hannah, du bringst mir monatlich einen HIV-und Hepa-C Test. Unaufgefordert. Nicht weil ich dir nicht traue. Ich weiß, dass fdu sauber bist. Aber wir können die Laufkunden nur dann beruhigen wenn alles schwarz auf weiß vorliegt. Außerdem brauche ich deine Klinikentlassung. Wenn ich diese drei Sachen habe, kannst du anfangen. Ich bin sicher, du vringst den Laden wiederb in Schwung.

*

Hannahs Stammkunden enhtwickelten sich so langsam zu einem Nomadenstamm. Von Nadine wanderten sie über Nastassia und Chantal wieder zurück. Sie waren Hannah wirklich treu undv ich glaube, würde sie ihre Dienste auf dem Mond anbieten, auch dahin würden sie ihr folgen.

Nadine hatte recht. Hannah brachte den Laden wieder in Schwung. Nicht nur Hannahs alte Gäste kamen wieder, nein, Hannah aquirierte zudem eine Unmenge neuer Gäste und da Hannah nicht zugleich bei jedem sein konnte, fiel auch ab und an ein Brosamen von Hannahs reich gedecktem Tisch für die anderen ab. Nadine war glücklich, dass Hannah zurück war, war sie doch in erster Linie an Geld interessiert und dass der Geldhahn reichlich floss, dashannah spo plötzlich ins
zimmer zog, ließ ich mich von ihr führen. Es ist wahr, ich habe schon so lange mit meiner Feenkönigin nicht mehr geschlafen, dass ich gar nicht mehr wusste, wie sie unbekleidet aussieht. Doch das sollte sich ändern. Kaum im Zimmer, sprang Hannah aus ihren Kleidern und forderte mich auf, es ihr gleichzutun. Schnell hatte sie mich in Stimmung gebracht und ich begann, sie eben mit diesem erotischen Spiel zu stimulieren, das sie so sehr schätzte.

Hannah war wie immer eine Stange sexuellen Dynamits, die kurz vor der Explosion stand. Und die Explosion sollte schnell erfolgen; trotz der Kundenmassen, die heute bei ihr waren, schien es, als hätte Hannah diesen Höhepunkt gerade für mich aufgehoben. Doch Hannahs Gier war noch nichzt gestoppt. Genüsslich begann sie mich in den Wahnsinn zu treiben, doch eine Enspannung gewährte sie mir nicht. Sie wusste, wie sie mich um den VerstandNoch lang lagen wir, zeitvergessend, engumschlungen im Bett, streichelten unsere bebenden Körper gegenseitig und küssten uns so lange und intensiv, dass ein unbedarfter Zuschauer Angst um die Konstitution unserer Lippen gehabt haben müsste.

*

Hannah kam immer besser zurück ins< Geschäft. Auch ihre ambulante Therapie zeigte Wirkung; sie war vollkommen weg von den Drogen, nicht nur körperlich, sondern, und das war entscheidender, im Kopf. Sie hatte eingesehen, dass Drogen nicht der Ausweg sind, als den sie das Gift immer betrachtet hatte. Hannah wusste nun, dass Drogen nicht das Bewusstsein erweitern, sondern es einengen, das gesamte Tun und Handeln nur darauf abstellend, neue Drogen zu erwerben und zu konsumieren, dass die Flucht aus einem Teufelskreis nur in einem weiteren , einem extremeren, gefählicheren und beherrschenden, endet. Am Ende stände der Tod. Aber sie war weg von den Drogen, das konnte man schon in dieser Phase erkennen und sie würde auch nie wieder etwas mit irgend einem Gift anfangen. Sie hatte ihren Kampf gewonnen, sich nicht unterkriegen lassen und gekämpft. Sie war frei, frei von einem fremdbestimmten Leben, konnte ihrb Tun und Handeln nun wieder selbst bestimmen und war nicht mehr dr Illusion verfallen, das Leben nur mit Drogen aushaltenn zu können. "Stefan", meinte sie eines Morgens, als wir engumschlungen im Bett aufwachten, "es ist so wunderschön, morgens aufzuwachen, nach einer durchschlafenen Nacht, keine Schmerzen wegen des Entzugs zub haben, nicht zu zittern, bis die Spritze aufgezogen, der Schuss gesetzt ist. Einfach aufzuwachen, weil dich ein Sonnenstrahl in der Nase kitzelt, weil man ausgeschlafen und fit für den Tag ist. Es ist völlig anders als das Leben, das ich bislang geführt habe. Wenn man bedenkt, dass ich mit offenen Augen in mein Verderben gerannt ware, in den sicheren Tod. Mit Drogen möchte ich mein Leben lang nichts mehr zu tun haben.

*
Hannah arbeitete wie eine Besessene bei Nadine. Es gab Tage, da bekam ich sie überhaupt nicht zu sehen. Doch eines Tages kam sie zu nir und berichtete stolz: "Ab heute arbeite ich nur noch für mich. Ich habe gerade die letzten Schuldenmeiner Drogenzeit bezahlt. Ab jetzt bin ich frei. Ach übrigens: Heute ist meine letzte ambulante Sitzung. Ab heutev bin ich geheilt. Das ist der Tag, auf den ich so lange
*

Nie,mand bemerkte die dunklen Wolken am Horizont. Niemand bemerkte das Donnergrollen, welches immer näher kam. Doch den Blitz, der einschlug, den bemerkte Nadine. Sie bat uns zu sich. Mit sorgenvoller Mine eröffnete sie uns:"Wir haben Riesenärger. Hier ist ein Schreiben vom Gesundheitsamt. Bei mir soll eime heroinabhängige Prostituierte arbeiten, die Gefahr der Übertragung von Krankheiten sei gegeben. Hier ist ab sofort zu, alle Mädchen werden amtsärztlich untersucht. Ihr wisst, was das heißt?" Hannah senkte den Kopf, einige Tränen waren in ihren Augenwinkeln zu sehen. "Nadine, es tut mir sehr leid, dir diese Probleme zu bereiten. Klar, die meinen mich. Ich verstehe es nicht, ich bin clean, werde aber immer noch behandelt wie eine Verbrecherin. Nadine, ich steige sofort aus, ich will niocht, dass du wegen mir Probleme bekommst. Du hast mirv geholfen, als ich am Boden war und sollst jetzt dafür bestraft werden. Das will ich nicht. Ich gehe weg und damit ist die Problematik Hannah nicht gegeben. Ich bemerkte nicht das Entschlossene und Endgültige in ihrer Aussage. Unsere Probleme, gerade als endgültig beendet angesehen, sollten uns einholen und erneut treffen wie ein Keulenschlag.

*

"Lasst mich bitte einfach in Ruhe", sagte sie, stand auf und< verließ das Zimmer. Die Tür fiel leise ins Schloss. Ich hätte ihr nachgegen sollen, sie in den Arm nehmen und trösten, doch diese Idee kam mir nicht. Ich saß nur da und blickte ihr stumm nach.

Am Abend kam Hannah nicht. Gut, es war nicht das erste Mal, dass sie allein ausging und länger fortblieb, oft kam sie erst zurück, wenn ich schon schlief, aber heute schien es anders zu sein. Ein seltsames Gefühl beschlich mich, irgend etwas lag in der Luft, ich konnte es nicht ausdrücken, nicht beschreiben. Ich fühlte mivch nicht wohl. Irgend etwas war anders als sonst.

Da ich keinen Schlaf finden konnte, fuhr ich zu Nadine. Sie war unten in der Wohnung, die bis zum Morgen noch ihr Bordell war. Nun saß sie stumm in ihtrem Etablissement, ihrem Lebenswerk und starrte die Wände an. "Jetzt um diese Zeit war hier immer Hochbetrieb", sagte sie t5raurig, "die Mädchen hatten gut zu tun, Männer ginen ein und aus und der Rubel rollte. Und nun, schau dir das an, Stille, Totenstille. So euhig war es hierv noch nie. Und warum? Nein, du musst dir keine Vorwürfe machen. Nicht wegen Hannah. Sie hat sich richtig verhalten. Hannah war kein Gesundheitsrisiko. Sie hat entzogen, war sauber. Sie ist auch nicht krank. Nein, nur weil so eine srme Beamtenseele plötzlich dachte, etwas arbeiten zu müssen. Der Laden war sauber, ist sauber und wird immer sauber sein. Kein Problem. Die Mädchen gehen morgen zum Arzt und übermorgen, vielleicht drei Tagen ist wieder offen. Aber wer zahlt mir und eden Mädchen den Verdienstausfall? Wer weiß, wieviele Gäste abspringen? So etwas spricht sich herum. Wer weiß, wie es weitergeht. Übrigens, Hannah. Ist sie zurück?" "Nein, ich warte auch auf sie. Sie blieb zwar schon oft länger weg, aber heute habe ich ein ganz komisches Gefühl. Wie wennn irgend etwas auf uns zukommt, etwas Schreckliches". "Lasse dich bloß nicht unterkriegen von deiner Vorahnung", mahnte sie mich. "Aber du hast
Recht, auch ich fühle mich seltsam.
Hoffentlich renkt sich alles wieder ein
".



Hannah kam auch an diesem Abend nicht nach Hause, ebenso nicht an den beiden folgenden. Unsere düsteren Ahnungen hatten Nadine und mich also nicht getrogen. Hannah war verschwunden. Doch wo sollte sie hin. Sie wohnte jetzt bei mir, hatte die Wohnung bei Nadine aufgegeben. Und ich wollte immer bei ihr sein, für sie da sein, wann sie mich bräuchte. Und nun kann ich nicht bei ihr sein, weil ich einfach sitzengeblieben bin, als sie ging und mich brauchte. Ich könnte mir sonstwohin beißen, dass ich sie nicht aufgehalten habe. Sie war niedergeschlagen, deprimiert, enttäuscht, als sie ging. Das fiel mir jetzt erst auf. Und was hatte sie gesagt: "Morgen werde ich nicht mehr hier sein und dann gibt es kein Problem Hannah mehr". Das fiel mir erst jetzt richtigt auf. Zunächst hatte ich es mit der Schließung des Bordells in Vernbindung gebracht. Jrtzt erst fiel mir das Endgültige auf. Wie elektrisiert sprang ich auf:"Nadine, wir haben Mist gebaut. Hannah betrachtet sich als Problem und möchte uns vor dem Problem bewahren. Vor sich bewahren. Es ist etwas passiert. Das ist sicher. Wir müssen sie suchen. Ich weiß, wo. Ihre alte Pforzheimer Wohnung war immer eine Art Zufluchtsort für sie. Ich habe die Adresse. Los!" Wir rannten die Treppen hinunter, wo der Mondeo stand. Ich kam nicht oft mit dem Wagen, heute war es so. Zum Glück. Und die Walther lag im Handschuhfach. Es war nicht auszuschließen, dass ich sie heute brauchen würde.

Es war kein weiter Weg nach Pforzheim, gerade nachts ohne Baustelle. Ich trat das Gaspedal durch bis zum Bodenblech, der Mondeo gab, was er geben konnte. Nach gut 20 Minuten waren wir da-hier war Hannahs Zuflucht. Nadine läutete, rüttelte an der Tür:"Hannah, mach auf. Ich bins, Nadine. Mach auf, bitte. Es ist alles in Ordnung, du mjusst dir keine Sorgen machen". Nichts tat sich. Totenstille. Ich warf mich gegen dieb Tür-nutzlos. Sie war massiv, gab keinen Zentimeter nach. Das Scholoß tat weiter seine Pflicht. "Nadine, geh zur Seite", forderte ich sie auf, zog die Walther und drückte ab. Dreimal. Die Waffe spie drei Feuerzungen aus. Normalerweise hätten jetzt die Nachbarn auf dem Flur versammelt seinn müssen, neugierig, was denn los sei. Doch nichts tat sich. In dieser Bruchbude wsren Scgüsse und Krawall wohl an der Tagesordnung. Gut so. Das Schloss war offen. Quietschend öffnete sich die Tür. Was wir sahen, ließ uns den Atem stocken.

*

Hannah lag im Bett. Sie war tot, Wir sind zu spät gekommen. Die Spritze steckte noch im Arm, der Tod muss schnell eingetreten sein. Hatte siev wieder angefangen und die Dosis unterschätzt? Wollte sie sterben, um uns von dem Problem Hannah zu befreien, wie sie sagte? Von dem Problem, als das sie sich ansah, es aber nicht war. Hatte sie aus Falscheinschätzungb unserer aller Lage den größten, unwiderruflichen Fehler gemacht, den sie machen konnte. Plötzlich stieß Nadine mich an:"Sie hat sich bewegt". Sollte sie doch och leben? Ich stürzte auf Hannah zu, nahm aus dem Bett, legte meine Arme um sie und begann mitb ihr, im Zimmer herumzulaufen. So hatte ich gelernt, mit Benzo-Überdosen umzugehen. Doch ich hatte keine Ahnung bei Heroin-Überdosen; warv das was ich hier tat,eher nützlich oder schädlich? Aber ich musste etwas tun, ich konnte nicht nur herumsitzen und auf die Rettung warten. Nadine rief gerade den Wagen an. Er sollte gleich kommen, doch die Zeit verlief zähflüssig, so wie Teer im Sommer. Die wenigen Minuten bis zum Eintreffen des Rettungswagens schienen Stunden zu sein. Endlich hzielt er vor dem Haus, das Team kam durch die zerstörte Tür herein. "Sie haben recht", bestätigte der Notarzt, Überdosis Heroin, wahrscheinlich Suizidverduch. Sie wäre gestorben, hat aber anscheinend eine sehr hohe Herointoleranz. Bei anderenn wären wir zu spät. Wir nehmen sie mjitb ins Klinikum, Sie können nachkommen. Aber beachten Sie die Verkehrsregeln, nicht dass Sie auch noch ein Fall für uns werden.

*

Es dauerte drei Tage, bis die Ärzte Hannah soweit stabilisiert hatten, dass sie die Klinik verlassen konnte. Nadine und ich saßen während dieser Zeit abwechselnd an ihrem Bett, zwar war Hannah nicht aunahmefähig, aber es war zu hoffen, dass sie unterbewusst mitbekam, dass jemand da war. Endlich, nach drei Tagen konnte ich wieder mit ihr reden. "Feenkönigin, mach doch keine solchen Sachen. Du hast überreagiert. Du betrachtest dich als Belastung für uns. Das bist du nicht. Niemals, HannahDu bist sehr wichtig für uns, uns alle. Und was Nadines Laden betrifft: Die Mädchen gehen momentan alle zum Amtsarzt und lassen sich bescheinigen, keine Krankheiten zu haben. Hätte man dir nachgewiesen, dass du kein Heroin im Blut hast, wärst du durch gewesen. Du hättest problemfrei arbeiten können, stattdessen müssen wir uns um deinen Entzug kümmern. Erstmal aber bringen wir dich ins Methadon-Programm." Die Enttäuschung war meiner Stimme klar anzuhören. "Hannah antwortete mit leiser, schwacher Stimme:"Ich hatte Panik bekommen. Bitte, verzeiht mir. Ich wollte euch nicht belasten, dich und Nadine. Es ist schlimm, dass in unserer Gesellschaft therapierte Junkies immer noch mit aktiven gleichgesetzt werden. Keiner gibt ihnen eine Chance. Wer einmal nicht funktioniert hat, wird von unserer Gesellschaft abgelehnt, ausgestoßen. Nadines Laden ist zu, weil ich dort war. Ich hätte nicht wieder anfangen sollen. Das mit dem amtsärztlichen OK wusste ich nicht. Ich sah keinen Ausweg mehr. Aber jetzt will ich leben, nicht steben. Helft mir, ich will wieder in die Klinik. Und dann zur Therapie. Langzeit. Ich will dort möglichst schnell hin und durch". "Ich kümmere mich darum.", versprach ich ihr, wissend, dass es lange dauern würde. Der entscheidende Faktor war die Kostenübernahme. "Werde du nur schnell wieder gesund. Den Rest überlasse uns".

In der Klinik wurden meine Ahnungen bestätigt. Hannah musste mit einer langen Wartezeit rechnen. Dass Hannah nicht primär rückfällig wurde, änderte nichts an der Sachlage. Da Hannah in Therapie gehen wollte, muss vpor der Entgiftung der Therapiebeginn festlegen, da beide unmittelbar ineinander übergehen müssen. Und Hannah wollte ausschließlich ins Murgtal, dort gab es mindestenws sechs Monate Wartezeit. Einen Hoffnungsschimmer jedoch gab es. Die Klinik vermittelte Hannah einen Platz im Substitutionsprogramm. Methadon statt Heroin. Ich hörte förmlich den Stein der Erleichterung von meinem Herzen fallen.

*

Nach ihrer Entlassung trafen wir uns wieder bei Nadine. Hannah erhielt ihren Termin beim Amtsarzt und ihre ersten Methadontermine. Hannah war sauber, keine Krankheiten und kein nachweisbars Heroin im Blut. Das einzige war ihre Ersatzdroge. Wir kamen zu dem Entschluß, Hannah ihr eigenes Zimmer zu geben und ihr Attest dort auszuhängen. Gleichzeitig wollten wir in die Offensive gehenn und alle Gäste über Hannah informieren. Schließlich war sie nun drogenfrei.

"Das müssen wir feiern", forderte Hannah mich auf. "Ab heute bin ich offiziell drogenfrei, mit Brief und Siegel, obwohl ichim Grunde noch abhängig bin. Und wir müssen noch mein Zimmerv einweihen". Sie nahm meine Hand und zog mich vom Sessel. im Zimmer angrkommen, fragte sie schnippisch:"Was ist? Du bist doch nicht etwa schüchtern geworden?" Wortlos zog ich sie zu mir, blickte ihr in die Augen und merkte erst jetzt, wie sehr Hannah mirv gefehlt hatte, wie ich es geniese, wieder einmal mit der Frau, die ich so sehr liebe, zusammen zu sein. Unsere Lippen verschmolzen zu einem langen, innigen Kuss. Ich spürten ihre Zungeb in meinem Mund, wiev lange musste ich darauf verzichten. Wirv rissen uns die Kleider förmlich vom Leib, bgerade so, als wären wir zehn Jahre allein auf einer einsamen Insel gefangen. Ohne unsere Umarmung zu lösen, fielen wir aufs Bett und begannen gegenseitig, unsere bedenden Körper zu erforschen. Es war das erste Mal, dass ich mit einer Hannah schlief, die clean war, nur noch auf Methadon, und fast konnte ich der Ansicht sein, eine neue

Hanmnah war wirklich ein Phänomen. Kaum war sie wiederb im Geschäft, bildeten sich sprichwörtlich lange Schlangen vor ihrer Tür. Sie hatte mehr zu tun denn je und auch mehr als jedes der anderen Mädchen. Das Telefon stand nicht still und jeder fragte nach Hannah. Die erste Zeit konnte sie nur mit Termin empfangen. Doch Hannah war es recht, brauchte sie doch dringend Geld für die erste Zeit, in der sie clean war. Clean, wirklich clean, hätte sie schon lange seinn jönnen, doch ihr Suizidverduch warf erneut alles über den Haufen und machte erneutenn Kontakt zu Kliniken und Therapiezentren nötig. Doch trotz des Rückschritts waren auch Positiva zu erkennen. Hannah wollte selbst den Emntzug. Und endlich auch die Therapie. Auch befand sie sich voll im Methadonprogramm, war nicht mehr auf die Spritze angewiesen. Zu glauben, sie hätte keinen Beigebrauch, das wäre blauäugig, doch er war sehr gering und außerdem nicht mehr mit der Spritze. Hannah lebte schmerzfrei und weitgehend drogenfrei, so daß sich ein Lichtstreif am Horizont zeigte, Hannah war auf dem richtigen Weg. Ich war sicher, diesmal würden Entzug und Therapie klappen, diesmal für immer.


*

Wenige Wochen später, Hannah war wieder so in die Arbeit eingespannt, dass sie wieder bei Nadine wohnte, wollte ich sie besuchen. Franzi öffnete die Tür, begrßüßte mich und führte mich in die Küche. Dort stand ein Mädchen mit dem Rücken zu mir, das mir mein Blut stocken ließ. Lena. Lena, Hannahs Freundin war zurück. "Hallo, Stefan", strahlte mich Hannah an, ich sehe, du denkstv das Gleiche wie ich. Sie sieht Lena von hinten sehr ähnlich, aber sie ist es nicht." Auch als sie sich umdrehte, sie konnte Lenas Zwillingsschwester sein, sie hatte auch d3en leichtemn eurasischen Einschlag, der mich bei Lena so rasend machte. Hannah stellte mir die Neue als Nina vor, sie komme aus Stuttgart und mache hier nur einige Tage Station. Eigentlich ist Hamburg ihr Ziel.

Hannahs Fortschritte waren unverkennbar. Anscheinend war sie in den letztennJahren nie weiter weg vom Heroin als momentan. Es gab auch keine Anzeichen für weiteren Beikonsum; es schien, hannah reichr das Methadon völlig aus. Bis-bis die Realität, die wir, Nadine und ich-blauäugig beiseitev geräumt hatten. Wohl war Hannah vollmim Methadon-Programm intefriert, wohl fuhr ich sie jeden Morgen zum Substizutionsarzt, dennoch kam die Realität zurück. in einem der Zimmer fand ich eine Spritze. Dieser Fund sprach eine sehr deutliche Sprache. Hannah reichte die Ersatzdroge nicht mehr. Und vom Beikonsum durch die Nase ist sie zum Beikonsum über die Spritze zurück. Es könnte der erste Schuss gewesn sein, densie sich mit der Spritze setzte. Oder nur ein Zufallsfund, es war nivjt klar, wieviele Injektionen Hannah sich schon gesetztbhatte und es schaffte, die Spritzen zu entsdorgen. Dass aber die Spritze in einem derbZimmer lag, wo sie von jedem entdeckt werdenkonnte, das spricht eine deutliche Sprache. Hannah war nicht nur wieder drauf, nein, sie war auch nachlässig geworden in der
Beseitigung der Beweismittel. Nun merkte ich auch, dass Hannah wieder ihre Arme verbarg. Hannah nahm wieder Heroin.

*

Eine Nachfrage inder Klinik verlief erfolglos. Hannah warb im Methadonprogrsmm, somit nicht akut gefährdet und Beigebrach sei im Programm üblich. Eine weitere Entgiftung würde nur durchgeführt weden bei Vorliegen einer Therapiezusage oder aber bei akuter Gefahr.

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"Nadine, ich weiß nicht, ob du es schon bemerkt hast, Hannah ist wieder an der Droge", erklärte ich ihrer Chefin und Freundin, die mir am Tisch gegenüber saß. "Ich fand heute eine benutzte Spritze und seit ein paar Tagenverbirgt sie auch wieder ihre Arme. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich sie direkt darauf anspreche, könnte sie abblocken. Ein Therapieplatz ist noch nicht in Sicht, frühestens drei bis sechs Monate, ich habe Angst, dass es wieder weitergeht". Sie zeigte sich gefasst, aber ich sah Nadine an, dass der Schock tief saß. "Ich kann meinen Laden nicht gefährden. Ich habe Verantwortung für die anderen Mädels und schließlich will ich auch leben. Jetzt fliegt sie raus", erklärte Nadine mit versteinerterb Mine. "Das kannst du nicht machen", herrschte ich sie an. Hannah war lange genug da, um für dich Geld zu verdienen. Jrzt wird sie problematisch und du wirfst sie raus. Dann wird sie endgültig am Drogenstrich landen, andere Läden nehmen sie nicht mehr. Das wäre ihr Ende. Sie stehjt auf der Warteliste für die Therapie und es kann sich nur noch um Wochen hjandeln, bis sie ihre Kostenzusage hat. Gib ihr die Chance bis dahin". "Chance, Chance, wieviele Chancen denn noch. Ok, dass ich meine Ruhe habe. Noch dieses eine Mal, aber dann ist Ende der Fahnenstange. Sie weiß doch, dass in meinem Haus Drogen verboten sind. Ich dachte, sie sei sauber-von wegen. Ich mache es nicht für sie, sondern für dich. Hast eben deine Hannah nochmal gerettet. Ich werde es ihr mitteilen.b Jetzt sofort. Darauf kannst du dich verlassen". Ohne anzuklopfen riss Nadine Hannahs Zimmertür auf, ging hinein und warf die Tür ins Schloss. Sofort trat aus dem Zimmer ein grauenhaftes Gekeife. Nadine war voll in ihrem Element. Wenige Minuten später kam sie heraus, den Kopf zornesgerötet. "Sie kann ftroh sein, dass ich dir schon versprochen habe, dass sie ihre Chance bekommt. Sie brüllte mich an, sie sei clean. Die Spritze sei nicht ihre. Ok, sie kann bleiben, versprochen, aber nur noch dieses eine Mal. Und nur dir zuliebe". Nachdem ich Nadines Monolog ertragen hatte, und Hannahs Zimmer betrazt, fand ich sie in Tränen aufgelöst. Ich nahm sie in den Arm und Hannah legte ihren Kopf auf meine Schulter. Sie weinte hemmungslos:"Ich habe nichts genommen, ich bin clean", schluchzte sie in meinen Armen. "Ich bin sauber und will sauber bleiben. Warum glaubt Nadine mir nicht?" "Hannah, die Indizien sprechen gegenn dich", erkärte ich ihr. "Es wurden im Haus Spritzen gefunden. Natürlich trifft der Erstverdacht dich. Ich mache dir einen Vorschlag: Wenn du wirklich clean bist, lass uns eine Urinprobe nehmen und ins Labor bringen. IKch kenne eines, da dauert der Test einen Tah. Wenn du nichts zu verbergen hast, dann mache es". "Gut", meinte Hannah, "ich muss eh grade pinkeln, dann ist es ein Aufwaschen. Holst du ein Gefäß?"

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In drei Tagen wollte das Labor den Befund vorlegen. Ich hoffte sehr, dass dieses Ergebnis Hannahs Unschuld beweisen würde. Trotzb Hannahs klarer Aussage blieb ich skeptisch. Daher beschloss ich, Nadine zunächst nichts vonn meinem Vorhaben zu erzählen. Erst brauchte ich das Resultat. Und bis ich dieses hatte, wollte ich Hannah nichtb mehr aus eden Augen lassen. Also musstenn wir mit Nadine spielen. Hannah verließ tränenüberströmt das Zimmer, rannte zur Tür hinaus und warf sie ins Schloss. Sie hätte einen Oscar verdient. Fast tat mit Nadine leid, als sie erkennen musste, was sie angerichtet hatte. Ich rannte hinteherb und war froh, als wir endlich im Wagen saßen und Hanah ihre echten, aber gespielten Tränen trocknen konnte.
Hannah nutzte die Tage, um einmal richtig auszuschlafen und zu erholen. Ichn ließ ihr das ganze Bett und kramte für mich Luftmatratze und Schlafsack aus dem Wandschrank. Zu den Zeiten, an denen sie wach war, führten wirb intensive Gespräche, insbesondere über ihre Therapie. Hannah hatte gute Vorstellungen von dieser Zeit und versicherte mir immer wieder, drogenfrei zu sein und zu bleiben. Sie wisse nichts von der Pumpe in Nadines Laden. Und komisch...ich glsaubte ihr.

*`

Nach drei Tagen kam der Befund. Negativ, außer dem Nachweis von Methadon. Hannahb hatte ihr Versprechen gehalten, nicht einmal geringer Beikonsum. Dies musste ich Nadine sofortb mitteilen. "Das deckt sich mit einer Beobachtung, die ich gemacht habe", eröffnete sie mir. "Gestern habe ich eine Spritze im Bad gefunden. Hannah aber war seit drei Tagen nicht da, kann es also nicht gewesen sein. Für die Stammädels, eigentlich nur noch Franzi, lege ich meine Hände ins Feuer. Es muss also eines der neuen Mädchen sein. Hannah, bitte entschuldige die Verdächtigung. Willst du wieder anfangen?" "Klar, und zwar sofort. Aber es gibt noch was zu klären. Hier hängen Mädchen mit Drogen rum. Das war ich früher auch, o.k. Aberb ich habe niemanden gefährdet, meine Pumpen selbst entsorgt. Wenn ein Gsast die Pumpe gefunden hätte, hätte er die Bulen geholt. Hausdurchsuchung, schlechte Presse. Dann hättest du fürn immer schließen können. Es muss ein Teminmädchen sein, das, wenn hier zu ist, woanders hingeht. Franzi und ich sind mit dem Laden verwachsen. Ich habe meinen Befund und Franzi ist deine rchte Hand. Lass uns die neuen Mädels beobachten. Installiere Kameras in den Zimern". "Geht nicht, Kameras, wenn das ein Gast herausfindet. Es muss anders gehen. Ich finde eine Lösung. Ach so, was ich dir noch sagen wollte. Ich habe besvhlossen, dass alle Mädchen im Wechsel imns Studio müssen. Und diesev Woche bist du dran. Esb gibt keine Aiusnahme und keineb Widerrede.

Kapitel 10

"Nadine, du spinnst", entrüstete sich Hannah. "Was soll ich denn im Studio?b Du weisst, dass ch dort unten nichts zu suchen habe. Ich mache normale erotik, Sex und alles, das ist klar. Gut, ich mache Natursekt und bearbeite den Typen die Brustwarzen. Aber das wars. Mit SM habe ich nichts am Hut. Das weißt du ganz genau". "Mädchen", beschwichtigte Nadine, "denkst du, ich mache etwas, das gegen deine Interessen gerichtet ist? Aber trotzdem, du musst runter, sonst rebellieren die anderen Mädchen. Was du da unten letztlich treibst, bleibt dir überlassen. Du musst nichts tun, was dir widerstrebt. Im Prinzip machst du da unten das selbe wie oben, nur eben in Lack und Leder. Du musst niemanden quälen und vor allem, dich nicht quälen lassen. Versprochen. So und nun zurück zu unserem Problem. Wie bekommen wir heraus, wer hier im Hause mit Spritzen hantiert? Egal, was drin ist-.

"Also", fiel ich ihr ins Wort, "keiner von uns< dreien, Franziska eingeschlossen, wird es sein. Es kann nur eines der neuen Mädchen sein. Es bleiben nur zwei Möglichkeiten: die Kameraüberwachung und die Durchsuchung der Sachen der Mädels. Das zweite aber ist zu auffällig und wird die Täterin warnen. Es bleiben also nur die Kameras."
"Wenn das herauskommt", jammerte Nadine, "dann kann ich draußen das ´Geschlossen´-Schild anbringen. Na gut, ihr sollt eure Kameras haben. Aber Hannah geht dafür runter ins Studio. Dann habe ich keine Einwände gegen die Kameras.

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Bereits zwei Tage< später installierte Kurt die Kameras. Jeweils eine in die drei Zimmer, eine ins Wohnzimmer, eine in die Küche sowie jewels eine in die beiden Badezimmer. Sämtliche Kameras wurden auf Kurts Rechner geleitet, so dass es einer einzigen Person möglich war, den gesamten Laden zu überblicken. Nadine jammerte erneut, wie unangenehm ihr das ganze sei und wenn das herauskommt...

*

Doch Nadine hatte für Hannah noch eine sandere Überraschung bereit. "Hannah", eröffnete sie ihr, nachdem Nadine uns< beide einbestellt hatte, "ich muss< dir noch eine Neuerung mitteilen. Ab sofort muss jedes Mädchen dem Gsst Aufnahme anbieten. Wir müssen mehr anbieten als die Konkurrenz, der AufpreisSie wollte im Moment nur eines, raus hier. Irgendwohin, aber weg von hier. Es zog uns in ein kleines Straßencafe, dessen Gemütlichkeit für uns sekundär war. Wichtiger war es, mit Hannah allein zu seinmit ihr zu reden und die Notwendigkeit des Einverständnisses zu erörtern. Hanmnah wollte zusagen, auch, wenn sie sichdavor ekelte.

Schon am gleichen Abend sollte Hannah mit ihrem neuen Angebot beginnen. Franziska sollte ihr noch einige Tipps geben, doch gerade heute kam sie zu spät, so dass Hannah eben ins kalte Wasser springen musste. Heute erschien der Kurier mit der neuen Annonce. Die Männer würden Schlange stehen.

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Am Abend glaubte ich Hannah nicht wiederzuerkennen. Sie präsentierte sichn in enger Lederkorsage, knappem, schwarzen Ledermini, schwarzen, halterlosen Strümpfen und hochhackigen, schwarzen Schaftstiefeln. So hatte ich sie noch nie erlebt. Sie tauchte in eine Welt ein, die nicht ihre war. Hannahs Welt, ihr Metier war die Liebe, die Zärtlichkeit. Aber weder für die Rolle als devote Lustsklavin warsie geschaffen, noch als herrische Lady. Ich merkte, wie sie sich unsicher fühlte, wie sie sich auf ungewohntem Terrain bewegte. "Stefan, bitte, lass mich allein da hinunter gehen", bat sie mich. "Ich muss
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"Stefan, komm bitte sofort zu mir", rief Nadine vom oberen Stockwerk. "Ich muss dir etwas zeigen". Die Überwachungsanlage war fertig. Ab jetzt konnte jedes Zimmer überwacht werden. "Wenn ab nun eines der Mädchen mit Spritzen hantiert, sehrn wir das. Und Hannah ist unten im Studio. Das ist abgeschlossen; die Domina-Lady Natalia, hat klare Anweisungen, sie nicht rauszulassen. So wissen wir, wenn neue Spritzen auftauchen, dass Hannah unschuldig ist. Deshalb musste sie dort runter. Ich hoffe, du verstehst mich jetzt. Sobald nämlich oben eine Spritze autaucht, ist Hannah rehabilitiert". Was aber, wenn im Umkehrschluss keine Spritzen auftauchen? Wäre das nicht ein Beweis für ihre Schuld?
Und estauchten keine Spritzen mehr auf. Hannah war nun schon eine Woche unten und wuchs langsam in ihre Rolle hinein. Sie lernte, Härte zu zeigen und Männer zu quälen, aber sie musste auch lernen, wie Männer spielerisch über sie Macht ausübten. Doch irgendwiev war auch das fröhliche, unbekümmerte aus Hannahs Wesen gewichen. Es tat mir weh, mein Mädchen so zu erleben. Doch ich durfte sie nicht einweihen. Hannah musste ihre Rolle unbewusst bis zum Endev spielen. Und dies konnte sie wiederum nur dann, wenn sie alles für Realität hielt.
Noch zwei Tage
Als Franziska aus dem Zimmer trat, waren wir sofort bei ihr. Während ich sie festhielt, ihren lautstarken Protest ignorierend, betrat Nadine das Zimmer und kam tatsächlich mit einer Einwegspritze in der Hand zurück. Stumm hielt sie Franziska die Spritze unter die Augen, Unverständnis und Trauer im Blick. Nach kurzer Zeit des Schweigens blickte sie Franziska an und fragte nur: "Warum?", drehte sich um und ließ uns stehen. Mit gesenktem Blick stand Franziska neben mir, es war ihr bewusst, ertappt worden zu sein. Ausflüchte würden ihr nicht helfen, zu erdrückend war das Beweismaterial. Ich mnahm sie mit in Nadines Privatzimmer, wo wir uns stumm gegenübersaßen. Nach einiger Zeit eisigen Schweigens ergriff Nadine das Wort:"Franziska", begann sie, "was hast du dir dabei gedacht? Warum wolltest du Hannah schaden, warum meinen Laden in Verruf bringen, die anderen Mädchen in den Verdacht des Drogenmissbrauchs führen? Franziska, ichb verstehe es nicht. Du bist am längsten hier. Warum hast du das getan?
Franziska saßn lange Zeit schweigend da, man merkte, sie ringt sich eine Antwort ab. Plötzlich kam es, mehr stockend als sprudelnd über ihre Lippen: "Hannah musste weg. Sie musste einfach weg. Ich hatte meinen festenKundenstamm. Dann kam sie mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit, ihrem lolitahaften, kindlichen Charme. Sie nahm mir meine Kunden weg. Sie sind in hellen Scharen zun ihr übergelaufen. Für mich blieben nur die Brosamen übrig, ich bin auch nicht mehr die jüngste. Ich musste sehen, wo ich bleibe. Da kam mir die Idee, Hannahs Heroinabhängigkeit zu instrumentalisieren. Ein paar Spritzen, hierb und dort verteilt, hätten allen die Augen öffnen sollen. Du hättest sie sicher rsusgeschmissen. Danach wäre ich wieder die Nummer eins gewesen. Deinem Laden habe ich nicht schaden wollen. Wir hätten ihn auch ohne Hannah wieder hochgebracht. Es war ein phantastischer Plan. Nur dieser verliebte Gockel hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Endlich war es heraus, der Beweggrund genannt: Neid. Aus NBeid auf Hannahs Erfolg war franziska nahe daran, zugleich Hannahs und Nadines Leben zu zerstören und auch die Zukunft der snderen Mädchen in Frage zu stellen.
Enttäuscht blickte Nadine in Richtung Franziskas, aber sie blickte sie nicht an, sondern durch sie hindurch. "Hole Hannah", bat sie mich, "bringe sie her, egal, wo sie ist. Wenn sie gerade einen Gast hat, ziehe ihn von ihr runtergib ihm sein Geld und ein anderes Mädchen gratis. Aber bringe sie her. Hannah wird sich am meisten dafür interessieren, wer fast ihr Leben zerstört hätte".

H
annah hatte derzeit keinen
Gast, so war es relativ einfach, sie aus
Franziska erzählte Hannah das gleiche, was sie uns erzählt hatte. Langsam begann Hannah zu vertehen´, zu begreifen, dass Hass und Neid die"Hannah", wqandt3e sie sich meiner Geliebten zu, "edu kommst aus edem Studio wieder heraus, wieder nach oben, wo du hingehörst: Ich habe dich nur deswegen nach unten verstetzt, um beim erneuten Auftauchen von Spritzen deine Unschuld klar festzustellen. Es gab keinen Verdacht gegen dich. Gut, beim ersten Auftauchen der Spritzen hattev ich einen QAnfangsverdacht. Es waren Vorurteile, das tut mir leid. Aber der Urintest tat sein übriges. Aber es galt, deine Gesamtunschuld zu brweisen. Dazu musstest du hiervoben weg, runter ins Studio. Du siehst, es hatv geklappt. Aber ausgerechnet Franziska...dasb verstehe ich nie".

Glücklich, dass alles überstanden war,antwortete Hannah: "Nadine, ich bin sehr froh, dass alles so endet. Dass ich dav unten rsuskann. All die kaputten SM-Typen. Das ist nicht meine Welt, wird sie nie sein. Aberv eines wird weitergemacht: Französisch Total hat mir gefallen. Es bleibt Teil meines Programms. Komm, Stefan, ich möchte es dir beweisen".
Nach langer Entbehrung konnte ich diese Aufforderung nicht zurückweisen. Ich wollte Hannah für alles entschädibgen, was ihr, uns, in letzter Zeit entgangen war. Hannah und ich fielen übereinander her wie zwei wilde Tiere. Jede Berührung ihres Körpers beantwortete Hannah mit einem wohligen Stöhnen. Unsere Küsse schienen nicht enden zu wollen. Auch ich war ausgehungert, ausgehungert nsch ihren samtenen, zarten Lippen. Wie lange hatteb ich dieses Gefühl vermisst, das Gefühl, Hannahs Lippen auf meinenh zu spüren. Ich wartete auf das einladende "Lqass uns ins< Bett gehen" aus Hannahs Lipen, dem ich, kaum ausgesprochen, gerne folgte.

*

"Stefan", sagte Hannah, nachdemwir beide unwsere Befriedigung gefunden hatten, "lass uns über ein wichtiges Themav redemn. Heute kam ein Schreibenn von der Klinik. Meine Therapieb ist durch. Allerdings wird die Entgiftung diesmal unter ges hlossenen Bedingungen stattfinden. Du wirst mich also dreim Wochen nicht sehenn können, und ich weiß nicht, ob wir überhaupt brieflichen oder telefonischen Kontakt halten können.
Zwar erleichtert, dass Hannahs Therapie endlich genehmigt wurde, war ich doch enttäuscht, bei der Entgiftung diesmal nicht an Hannahs Seite sein zu dürfen. So viel hatten wir durchgestaneden und ich binn nie von ihrer Seite gewichen. Und nun sollten wir für eine lange Zeit Kontaktsperre haben? Aber es war klar, dieb offene Therapie war zu riskant, und schließlich ging es um Hannah. Und ihreb Rückfälle waren, wenn auch nicht direkt ihre Schuld, offensichtlich. Und jetzt zählte nur eine Tatsache: die Tatsache, dass Hannah eine weitere Therapie angehen durfte, eine weitere Chance erhielt, die sie diesmal nutzen musste. Hinzu kam, dass sie nicht von Heroin, sondern von Methadon entgiften musste und diese Entgiftung verkäuftb komplizierter als die Heroin-Entgiftung. "Wann ist es soweit?" fragte ich Hannah. "In drei Tagen schon. Es ging relativ schnell. Ich kann eigentlich nur noch packen und Abschied nehmen. Du weisstb ja, wieb ich Abschied nehmenn will", stellte sie eher fest als dass sie fragte.

*

Die ersten beiden Tage gingen scvhnell vorüber. Es war zu packen, es standen organisatorische Dinge an. Nadine mjusste auf die Schnelle ein neues Mädchenn anwerden; von ihrer Stammnbesetzung von früher war keines mehr da. Gut, Hannah kommtn zurück, aber das kann dauern. Mindestens ein halbes Jahr, von dem ich auch nichtb wusste, ob ich Nadines Etablissement überhauptb erneut aufsuchen würde. Nachn oben, zu Nadine privat würde ich gehen, kein Zweifel, aber zu keinem der Mädchen und schon gar nicht in das blaue Zimmer, das< schon lange Hannahs und meines war.
Tausende Gedanken rasten durch meinen Kopf. Einerseits war ich froh, dass HBannah ihren Theapieplatz hatte, andererseits aber wusste ich: Die Therapie dauerte mindestens einnhalbes Jahr, eher länger, es würde schwer sein, das zu verkraften. Aber es ging um Hannahs Interessen. Sie lag vorne, es ging nur um sie. Ich-ich war sekundär. Selbst, wenn ich wieder auf Benzos kommen würde, um alles zu überstehen, der Entzug davon ist zwar hart und gefährlich, aber er wüede nur drei Wochen dauern.Hannah hatte Vorrang. Nur sie zählte, sonst nichts und niemand. Ich nahm Hannah in den Arm und küsste sie zärtlich. "Hannah, ich freue mich sehr. Diesmal schaffst du es-endgültig. Und glaube mir, der geschlossene Entzug ist nichts
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Es war soweit, Hqannah musste bald ihren Weg antreten. Noch eine Stunde, die wir so nutzen wollten, wie es lange nicht mehr möglich sein würde. Engumchlungen lagenn wir im Bett. Hannah klammerte sich so fest an mich, als ob sie mir ohne Worte sagen wollte"Lass mich nie wieder los". Zärtlich berührten sich unsereb Zungen, sie führten einen Tanz auf, der an den Liebestanz zweierb Ringelnattern erinnerte; unsere Körper verschmolzen zu einer Einheit, einem einzigen körper. Stunden hätten wir so daliegenn können, zärtlich verschlungen, doch das Schicksal hatte anderes mit uns vor.

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Es war an der Zeit, Hannah in die Klinik zu bringen. Heute hatte das Gebäude, das wir schon so gut kannten, einen neuen Eindruck aufv uns. Es wirkte übermächtig, irgendwie bedrohlich. Hatte ich Hannah bei ihren früheren Entgiftungenn stets begleiten können, so war dies nun ausgeschlossen. Hannah durfte zur Außenweltb keinerlei Kontakt haben, durfte nur das Stationsprogramm absolvieren. Selbst der Aufenthalt der Gruppe im Park war gestrichen. Außenweltkontakte< bedeudeten den sofortigen, unwiderruflichen Abbruch. Doch das alles war uns< bekannt; zu Hannahs Wohl hatten wir eingewiligt. Docdh eines,ängstigte mich; Hannah sollte diesmal kalt entziehem, ohne Substizutionsmittel gleich auf Null kommen.Davor hatte ich Angst; schließlich war Hannah nicht mehr auf Heroin, sonedern Methadon und gerade der Metha-Entzug stellt sich im allgemeinen als schwieriger dar. Doch es sollte eben nur drei bis vier Tage dauern, bis der Körper sich von der Ersatzdroge gelöst hatte. Motiviert war Hannah, fraglich war nur, ob Motivation reicht, die Entzugsschmerzen auszuhalten, nur unterstützt von Antidespressiva, die Hannah in einem Nebel künstlicher Müdigkeit halten sollten, wie Aponal oder Remergil.

Die Statiuonstür, die so lange wie möglich offen gehalten wurde, wurde gleich nach Hannahs Eintreffen geschlossen. Ich durfte noch Hannahs Gepäck auf ihr Zimmer tragen, auf dem die übliche Durchsuchungsprozedur stattfand. Mit der Zeit aber kannten wir uns bestens aus und wussten sehr wohl, welche Gegenstände auf der Station erlaubt waren und welche nicht. Das aber war es für mich. Nun musste ich die Station verlassen, wissend, dass Hannah zwar gut aufgehoben war, aber für die nächsten drei Wochen in Timbuktu erreichbarer gewesen wäre als auf der Drogenstation, von der ich nur zwei Kilometer entfernt lebte. Mit gemischten Gefühlen verließ ich die Station. Natürlich überwog die Freude bei mir, wusste ich Hannah in guten Händen, würde die Entgiftung selbst wie immer nur drei Wochen dauern. Doch wie sollten wir das folgende haolbe Jahrb überstehen, Zwar kannte ich die Therapieklinik im Murgtal, doch auch hier warv der Kontakt zur Außenwelt größtenteils verboten. Über Besuchstermine entscheiden die Therapeuten. Hannah sollte sich dort nur mit ihrer Therapie beschäftigen. Doch danach wollten wir uns

Kapitel 11

Hannah betrat die Entgiftungsstation mit gemischten Gefühlen. Sie kannte sich hier aus, hatte schon zweimal die Entgiftung hier durchgestanden, wurde zweimal rückfällig, was aber breidemale nicht in ihrer direkten Verantwortung lag. Der erste Entzug wurde vonn ihrer Drogenclique vereitelt, die sie im Auftrag ihres ehemaligen Dealers wieder anfixten, nach der zweiten, gelungenen Entgiftung hatte sie ihren Suizidversuch, zu dem sie fatalerweise eine Überdosis Heroin benutzte. Wirv fanden sie zwar rechtzeitig, doch sie wurde erneut abhängig. Nun war sie zum dritten Mal hier, wollte erneut den Entzug wagen.
Natürlich traf Hannah einige Brkannte, Ärzte, Pfleger, aber auch eine Reihe Patienten. Viele Junkies suchen die Enzgiftungsstation in regelmäßigen Abständen auf, versuchen zum wasweißichwievielten Male clean zu werden, um es dich nicht zun schaffen, um doch wieder irgendwann an die Droge zu kommen. Aber Hannhah nahm sich diesmal vor, ihren Entzug zu schaffen, sie wollte ihn schaffen, für Stefan, für sich, für ihr gemeinsames Glück.
Nachdem Stefan Hannah verlassen musste, fühlte sie sich einsam, verlassen, auf sich allein gestellt. Sie wusste, was sie jetzt begonnen hate, musste sie nun allein durchstehen. Stefan würde ihr nicht, wie beim ihren vorherigen Entgiftungen beistehen können, davon ging sie aus. Nun war die Zür hinter ihr zugefallen, wurdev abgeschlossen und sie würde sich erst nach drei Wochen wieder für sie öffnen, wenn der Transport ins Murgtal bereit wäre. Und auch dann könnte ich nicht auf sie warten, nur der Fahrer, der sie zur Langzeittherapie bringen würde. Auch dort warteten zunächst geschlossene Bedingungemn auf sie, zumindest weitere sechs Wochen. Sie würde sich ganz ihrer Therapie widmen können, aber dann, das wusste Hannah, dann würde ich, Stefan, auf sie warten, ihr zukünftiger Ehemann. Der einzige, der an sie glaubte, der so viel Kraft aufwandte, sie von der Droge wegzubringen.

Hannah kannte die Station. Hier wurde ihr schon zweimal geholfen, aber heute wirkte sie bedrohlich. Diesmal würde sie Schmerzen haben, ihren Entzug wirklich spüren. Diesmal würde man sie nicht herabdosieren, sondern mit einem Mal auf Null setzen. Es gäbe kein Subutex, kein Polamydon. Man würde ihr einn Antidepressivum geben, das sie wegen der Schmerzen in einem Dämmerzustand hält, Aponal,aber die Schmerzenh, die würden sein. Hannah hatte Angst. Angst vor dem Schmerz, Angst vor dem Alleinsein. Weit von der Klinik entfernt wohnte ich wohl nicht, aber dennovh waren wir unerreichbar entfernt voneinander. Verstohlen wischte sie sich eine Träne aus den Augenwinkeln.

Nachdem Hannah ihr Zimmer bezogen hatte, zog sie sich etwas bequemes an, die Eingangsuntersuchung stand an. Siev kannte das Prozedere: Blutdruck, Puls, Blutentnahme, Urinprobe. Diese Tests würde sie täglich haben, Blutproben und Toxurin wöchentlich. Danach würde sie wieder auf ihr Zimmer gebracht, welches, zusammen mit dem langen Flur die nächsten drei Wochen ihr Zuhause wäre. Es war eine Art Hausarrest, aber Hannah wusste, warum sie hier war. Es war beileibe kein Hotelaufenthalt, den sie vorhatte. Sie wollte clean werden und dann zu mir zurückkehren, für immer. Nur das zählte. Sie wusste von dem schon sprichwörtlichen steilen und steinigen Weg, den sie nun aber alleine zu gehen hatte. Vom ersten Moment an wäre sie auf Null, würden die Schmerzen inn sie hineinkriechen, würden sie quälen. Doch nach einigen Tagen wäre es vorbei und was dann kommt, das zählt, für alle Ewigkeit.

*

Hannah kümmerte sich nicht sehr um ihre Mitpqatienten. Fast die gesamte Station war voller Alkoholiker, es gab nur einige Heroinjunkies und zwei Benzodiazepinabhängige. Diese beiden, die zeitgleich mit Hannah auf die Station kamen, sie würden noch ärmere Schweine als Hannah sein. Ihr Entzug dauert etwa dreimal so lange wie Hannahs, fast zehn Tage würden die beiden zu leiden haben, Angstzustände und Panikattacken durchleben, bis hin zu quälenden Suizidgedanken. Doch Hannah hatte genug mit sich selbst zu tun. Gedankenverloren nahm sie ihr Abendessen ein, um dann früh zu Bett zu gehen. Das Fernsehprogramm hatte sie noch nie besonders interessier und außer Fernsehen wurde nichts geboten im Gemeinschaftsraum.

Früh am Morgen wurde die Tür aufgerissen und jemand brülle ´halb sechs´ in den Raum. Der Weckdienst, den die Patienten selbst übernahmen, funktionierte immer noch. Hannah wusste, als erstes war Frühsport angesagt, was eine Art Hofgang war. Auf ihn wollte Hannah, wie auch auf Morgenrunde und Frühstßück, gerne verzichten.

Plötzlich warv es da. Ein Gef+ühl wie ein Muskelkrampf, dioeses aber im ganzen Körper. Der Entzugsschmerz war da. Don intensiv hatte ihn Hannah noch nie erlebt. Es war schrecklich, so sie ihn nicht vorgestellt. Sie legte sich aufs Bett und begann hemmungslos zu schluchzen. "Helft mir, bitte helft mir" schrie sie in den Raum hinein. Sie drückte die Notruftaste für die Schwester. Sie erschien zwar sofort, wollte ihr aber noch nicht helfen. "Es ist noch zu früh, Sie zu unterstützen", entschied sie. Sie müssen den Entzug körperlich spüren, S8ie müssen spüren, was Sie Ihrem Körper jahrelang angetan haben. Der Körper rächt sich nun dafür. Er möchte wieder Gift, er wird Sie quälen, tagelang. Diese Qualen müssen sein. Wenn Sie bei uns entgiftetb haben, wird Ihnen der Drogenhunger endgültig vergangen sein. Ihre Qualen sind die beste Therapie". Hannah konnte es nicht mehr hören. Sie sollte endlich still sein, sich nicht noch an Hannahs Qualen ergötzen. Sie tastete nach irgend einem Gegenstand, den sie mit letzter Kraftn in Richtung ihrer Peinigerin werfen wollte. Doch aufgrund ihrer großen Schmerzen war sie dazu nicht mehr in der Lage. Der Gegemnstand, den sie werfen wollte, entglitt ihrer Hand , legte nur einige HZentimeter zurßück. "Das werden Sie noch büßen" drohte die Schwester und verließ den Raum.

*

Der Tag verging, die Schmerzen blieben. Nur eine betrat an diesem Tag Hannahs Zimmer, die Schwester, die sich an Hannahs Schmerzen ergötzte. Hannah wurde schwächer und schwächer, ihr eigener Körper quälte sie, endlos, er verlangte immer mehr nach seinem Gift. Er benahm sich wie ein Kleinkind, das nach seinem Fläschchen schreit. Die Schmerzen, die Hannahs Körper ihr zufügte, waren seine Schreie. Endlich, am zweiten Tag, kam Hannahs Ärztin, sah sie sich nur kurz an und entschied: "So, ich glaube, wir können sie ab heute unterstützen. Wir geben Aponal, das wird ihr zwar nicht die Schmerzen nehmen, aber sie wird dahindämmern und den Schmerz nicht mehr so sehr körperlich spüren. So wird sie über die ärgsten Probleme hinwegkommen". Dankbar lächelte Hannah ihn an, wissend, dass ihr nun geholfen werden würde.

Die Schmerzen wurden Hannah nicht genommen, sie litt immer noch große Qualen unter ihrem Entzug, aber das verbreichte Antidepressivum half ihr zumindest, die Schmerzen im erträglichen Rahmen zu belassen. Das Mittel machte sie schläfrig, oft hatte sie das Gefühl, einfach betrunken zu sein. Zwar wusste Hannah, dass sich ein Großteil des Entzugs vor allem mental abspielte, aber diesen Aspekt verdrängte sie einfach. Hannah lag nur im Bett, ließ ihr Medikament wirken und dämmerte vor sich hin. Immer schläfrig, immer müde. Sie ließ sich einfach treiben, nahm nichts um sich herum wahr, wollte einfach, dass die Schmerzen aufhören. Hannah merkte nicht, dass die Dosis Aponal täglich verringert wurde, die Schmerzen blieben die gleichen; das Gift wich aus dem Körper und je weniger der Körper nach der Droge verlangte, je weniger Aponal war nötig. Im Grundsatz verringerte sich ihr Schmerz. Nach vier Tagen war die Aponal-Dosis auf Null, sie erhielt noch ein Placebo. Am fünften Tag erwachte sie völlig aus ihrem Dämmerzustand. Erstmals seit Tagen nahm Hannah wieder etwas um sich herum wahr, nur eines nahm sie nicht mehr wahr, ihre Schmerzen. Sie hate keine mehr. Ihr Entzug war nicht zur Gänze beendet, aber beinahe. "Raus aus den Federn", hörte sie die Ärztin anordnen, "sie sind lange genug herumgelegen. Sie sehen besser aus als an den letzten Tagen. Es war hart, richtig? Wie fühlen Sie sich? Haben Sie noch Schmerzen?" "Nein", antwortete Hannah, Seit heute geht es einigermaßen. Ja, ich glaube, Sie haben recht. Ich sollte aufstehen und mir etwas die Füße vertreten. Dürfte ich kurz auf den Flur?" "Nein, das geht nicht. Sie sind von allen isoliert. Es ist ihre letzte Chance, wir können und dürfen kein Risiko eingehen. Aber ziehen Sie sich ruhig an, wir beide gehen eine halbe Stunde in den Park; nur wir allein, ohne jeglichen Kontakt zu anderen Patienten. Das machen wir täglich, wenn Sie sich ansonsten an das Kontaktverbot halten. Ansonsten sind Sie auf dem Zimmer, auch zum Essen oder bei der Therapie. Ihren Therapieplan erhaltrn Sie später. Halten Sie sich daran. Aber bedenken Sie: Sie gehen n icht mit der Gruppe, sie werden als letzte gebracht und als erste abgeholt.

Endlich kam Bewegung in Hannahs Leben. Sie lag nicht nur untätig auf dem Zimmer, wie während des Entzugs. Zwar durfte sie keinen Kontakt zu niemandem pflegen, aber sie konnte in die Gruppen, die sie den ganzen Tag ausfüllte-Suchtgruppe, Bewegungs-und Ergotherapie. Hannah genoss die tägliche halbe Stunde im Park mit der Ärztin. Es waren lange drei Wochen, aber sie vergingen.
Es waren genau drei Wochen vergangen, als man sie anwies, zu packen, sie würde verlegt. Das Transferfahrzeug stand bereit, das idyllische Murgtal wartete. Der erste Schritt warv geschafft. Nun konnte es bergauf gehen.

*

Hannahs Therapieeinrichtung lag, wie die meisten dieser Häuser, fernab der Ballungszentren großer Städte. Es war ein kleines, freistehendes Haus mitten im Wald. "Als "Zierde" der gesamten Einrichtung diente ein völlig verwilderter Garten mit ungebändigt wucherndem Gestrüpp, der in seiner Srt auch gut der Bundeswehr als Übungsplatz dienen könnte. Doch nicht der verwilderte Garten war das wichtige an diesem Haus; nein, hier konnten die Therapiewilligen in völliger Abgeschiedenheit von der weiteren Welt zu sich finden und sich von ihrer jeweiligen Droge lösen. Das Haus, etwa eine Stunde von Karlsruhe entfernt hatte einen guten Ruf. Kaum Therapieabbrüche und die wenigsten Rückfälle im Bundesdurchschnitt. Hannah hatte Glück, so schnell einen Platz zu finden; irgendwie musste sie sich an der Warteliste vorbeigeschmuggelt haben.
Hierv fand Hannah die korrekte Einrichtung, die ihr helfen würde, ihr Drogenproblem endgültig zu besiegen. Alles war auf ihre Bedürfnisse hin zugeschnitten, psychologische Betreuung rund um die Uhr, Arbeits-und Bewegungstherapie. Und sie war wieder in der Gruppe, nicht mehr isoliert. Die Bedingungen waren idesl. Hannah schaffte es in der RFekordzeit von drei Monaten, ihre Therapie zu benden. Drei Monate, in denen ich sie nicht sehen durfte, nur überwachter Briefkontakt war erlaubt. Es gab Tage, an denen ich durchdrehen wollte, aberv es ging in dieser Zeit nicht um mich, nur um Hannah. Dennoch zog ich mich von der Welt sehr zurück, auch Nadines Haus besuchte ich nur dann, wenn sie mich brauchte.
Doch noch zu etwas anderem nutzte ich diese Zeit-ich ging zurück an meinen Arbeitsplatz, den es mittelfristig noch gab, wohl befand er sich schon in der Abwicklung, doch noch gab es ihn. Aber das Damoklesschwert der Zustellung hing noch über mit und ich merkte, der Faden, an welchem das Schwert hing, wurde immer schwächer.

*

Es läutete an der Tür-unverhofft, um diese Zeit erwartete ich niemanden. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Mit vielem hatte ich gerechnet, dem Postboten, dem Beitreibungsbesamten der Stadt wegen unbezahlter Strafzettel, der neugierigen Nachbarin, aber nicht mit ihr. Doch da stand sie, leibhaftig, mit einem Lächeln auf den Lippen, einem Strahlen in den Augen, es schien, als sei ein Engel vom Himmel herabgestiegen, so schön sah sie aus; Hannah war zurück, schöner und strahlender als je zuvor. Sie ließ ihren Koffer einfach fallen, rief "Überraschung" und wir fielen uns in die Arme. Unsere Lippen vereinigten sich zu einem endlosen, zärtlichen Kuss.

Hannah hatte viel zu erzählen, auch ich berichtete ihr von meinen Ängsten und sehnsüchten, bis ich dieses Lächeln auf ihren Lippen sah, dieses lautlose, aber doch verständliche "Komm". Ich wusste, was mir meine Geliebte Damit sagen wollte. Ich stand auf, nahm sie bei der Hand und führte Hannah ins Schlafzimmer. Zärtlich nahm ich sie in den Arm, überschüttete sie mit zärtlichen Küssen und flüsterte"Willkommen zu Hause, Feenkönigin. Ich habe lange auf dich gewartet, bin dir immer treu geblieben; nicht einmal bei einem von Nadines Mädchen war ich. IKch habe auf dich gewartet. Ich liebe dich so sehr. Lass mich noch einmal fragen:"Willst du meine Frau werden?" Mit Tränen in den Augen nickte sie mir zu, unfähig, einen Ton zu sagen. Es war soweit. Hannah, die Frau meines Lebens wollte meine Frau werden, den ´Rest unseres Lebens mit mir verbringen.

Wir rissen uns die Kleider gleichsam vom Körper umnd fielem übereinandrher wie zwei Raubkatzen. Als wir im Bett lagen, bedeckte ich ihr engelsgleiches Gesicht mit heißen, vrerlangenden, zärtlichen Küssen, die Hannah ungestüm erwiderte. Langsam bewge ich mich, keinen Quadratzentimeter ihres begehrenswerten Körpers auslassend, hinunter zu ihrer empfindsamsten Stelle. Wie immer wusste ich genau, wozu meine Lippen und Zunge gemacht waren. Hannahs Körper bäumte sich vor Erregung auf, als würde er von tausenden kleinen Stromschlägen durchzogen. Lustvoll stöhnte Hannah auf, gab sich ganz der Erfüllung dessen hin, was sie seit Monaten nicht mehr genießen konnte. Doch auch ich genoss es, der erotischen Erfüllung meiner Feenkönigin zu dienen und sie zu verwöhnen wie seitb Monaten nicht mehr. Gerade heute, am Tage unserer inoffiziellen Verlobung, dem Tag ihrer Rückkehr, wollte ich besonders zärtlich zu meiner Feenkönigin sein.
Trotz aller Einfühlsakeit kam der Moment, an dem sie ihren Höhepunkt nicht mehr weiter hinauszögern konnte. Meine Geliebte würde von einem Höhepunkt nie gewohnter Intensität geschüttelt und schrie ihre Erregung in einem geradezu animalischen Schrei hinaus. Ich merkte, wie sehr Hannah auf diesen Augenblick gewartet hatte, ihn seit Monaten herbeisehznte. Engumschlungen lagen wir noch beisammen, wollten uns nie wieder loslassen, für immer umschlungen wie zwei Schlangen, und am liebsten zu einer Salzsäule erstarrt, einem Denkmal der Liebe. Irgendwann schlief Hannah in meinen Armen ein, ein glückliches, erfülltes Lächeln auf den Lippen und bald übermannnte auch mich eine bleierne Müdigkeit.
So wie wir einschliefen, so wachten wir auch auf, Hannah lag immer noch in meinen armen. Ihr engelsgleiches blondes Haar verteilte sich auf meinem Gesicht und ihr heißer, verlangender Atem streifte mein Gesicht. Mir war klar, was Hannah jetzt, in diesem Moment von mir wollte, dass wir dort anfingen, wo wir gesztern aufhörten. Unser Glück war vollkommen, endlich waren wir zusammen, Hannah war drogenfrei und wir beide waren miteinander verlobt. Unsere Hochzeit stand ins Haus. Glücklich lächelte Hannah mich an und glücklich lächelte ich zurück, dankbar, dass diese schöne Frau mir ihr Jawort gegeben hatte.


Kapitel 12

Nach der Sichtung von Hanahs Kontoauszügen und der Erkenntnis, dass Hannahs Kosten während des Entzugs weiterliefen, genau, wie jetzt, kam ich zu der Erkenntnis: Hannah war verschuldet über beide Ohren. Ich selbst hatte auch keine Möglichkeit, ihr zu helfen, da ich in dieser Verbindlichkeitshöhe keine Liquidität besaß. Auch wurde mir die Frühpensionierung anheim gestellt, wollte ich nicht in die Zustellung. Weitere circa 400 Euro, die mir im Monat fehlen würden. Eines war klar: Das Geld reichte vorne und hinten nicht, schon gar nicht, um Hannah aus ihrem finanziellen Silemma zu helfen. So wurde klar, Hannah müsse kurzfristig wieder arbeiten. Zumindest so lange, bis die Schulden weg waren. Natürlich erinneten wir uns zunächst an Nadine, ihre frühere Chefin, doch Hannah zeigte sich von dieser Idee nicht allzu begeistert. Sie wollte es bei einer neuen Adresse versuchen, doch musste diese erst gefunden werden. Und hier saßen uns zwei Faktoren im Nacken: Die mangelnde Zeit und Hannahs Gläüubiger, die nun endlich Geld sehen wollten.

Ich wusste, es würde schwierig werden, Hannah irgendwo anders als bei Nadine unterzubringen. Zu sehr klangen die Erinnrerungen der vergeblichen Versuche bei Nastassia und den anderen Etablissements nach. Einige Kontakte, die ich versuchen wollte, hatte ich noch. Spontan fiel mir Nina ein. Das letzte Mal war ich vor fast einem Jehr bei ihr. Ich mochte sie nicht, da sich Nina nicht mit der Zeit auskennt. Buche 60 Minuten, bekomme 30. Und in ihrer Annonce ist sie schon seit fast zehn Jahren Schülerin und achtzehn. Aber eine Kontaktauffrischung musste sein. Für Hannah.
Nina arbeitete noch unter ihrer alten Adresse. Und sie hatte ein neues Angebot: Sex auf dem Balkon. Das konnte natürlich einen besonderen Reiz haben, besonders unter dem Aspekt, dabei beobachtet zu werden.
Nina war gleich am Telefon und erinnerte sich sofort an mich. Sie begrüßte mich wie einen alten Freund und war sehr erfreut, dass ich ihr Balkon-Angebot annehmen wollte. Hätte ich das Geld lieber gespart. Auf dem Balkon befand sich kein Bett, keine Matratze, lediglich eine alte Bankund einige Decken. Doch da musste ich irgendwie durch. Und heute war ich erstmals froh, dass Nina mit der Zeit beschiss. Danach kam ich zum eigentlichen Zweck meines Besuches, aber der verlief äußerst unzufriedenstellend. Es stimmt wohl, dass Nina in der Vergangenheit oftmals Kolleginen suchte; allerdings hatte sie in diesem Zusammenhang so oft schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie künftig allein arbeiten wolle. Ein Angebot aber unterbreitete sie mir doch: Sie wolle sich bald aus dem Geschäft zurückziehen und bot mir an, das gesamte AApartement zu mieten. DasDoch zunächst wollte ich wieder nach Hause, Hannah, meine Verlobte sehen und spüren. Hannah erwartete mich bereits.n Und wie sie mich erwartete. Lasziv räkelte sie sich auf dem Bett, unserer Spielwiese, Und das wenige, was sie trug, war dazu geeignet, mir die Sinne zu rauben. Hannah trug ein leopardengemustertes Höschen mit passendem BH, beide zeigten mehr als sie verbargen. "Gefällt es dir?", fragte sie mit unschuldig-laszivem Blick. "Ich hzabe es vorhin gekauft und du sollst der erste sein, der es an mir sieht". "Logisch gefällt es mir", antwortete ich, "Aber du weisst, noch lieber sehe ich dich ohne". "Dem Wunsche kann entsprochen werden", lächelte Hannah und schälte sich aus dem Wenigen, was sie trug. Ohne Vorwarnung fiel ich über sie her, nahm sie in die Arme, küsste sie und drückte meine Verlobte fest an mich. Es schien, als hätten wir uns seit Jahren nicht mehr gesehen. Unsere Küsse und gegenseitlichen Zärtlichkeiten schienen kein Ende zu nehmen und erst, als wir beide völlig erschöpft nebeneinander lagen, ließen wir voneinander ab, um uns der Realität zu widmen. Hannah war enttäuscht, dass es bei Nina nicht geklappt hatte, war aber bestrebt, mich ihre Enttäuschung nicht spüren zu lassen.

*

Am Morgen wachten wir auf, wie wir abends einschliefen, engumschlungen. Nachdem die Zeit schon weit fortgeschritten war, wollte ich mich beeilen, die nächste Adresse aufzusuchen. König in der Kriegsstraße. Die chefin kam aus Tschechien, ich hatte sie vor langem einmal besucht, hieß interessanterweise auch Hannah. Dies machte meiner Feenkönigin die meisten Sorgen, da sie unter ihrem Namen bekannt war und diesen unter keinen Umständen ändern wollte. Doch dies sollte für die Chefin kein Problem sei, sie wäre mehr an Hannahs tabulosem Service interessiert, denn seit Nadine, die ihren Laden nur einige hundert Meter entfernt hatte, diesen Service anbietet, laufen Hannah die Gäste scharenweise davon. Meine Hannah solle schnell vorbeikommen und alles besprechen.
Bereits am nächsten Tag war alles in trockenen Tüchern. Hannah war schnell wieder im Geschäft, man einigte sich schnell auf ihren Neueinstieg. Hannahs beide Bedingungen wurden erfüllt, die durfte tabulos arbeiten, was ja auch der Wunsch der Chefin war und sie durfte ihren Namen behalten. Doch eine Bedingung hatte Hannah, die Chefin noch: Sie wollte eine Arbeitsprobe. Natürlich war es klar, dass ich mich hierzu gerne zur Verfügung stellte. Genauso wie Hannah lasse ich mich gerne dabei beobachten.Wir wählten als Ort des Geschehens dsas Spiegelzimmer mit der samtüberzogenen Spielwiese. Da die Chefin weg musste, sollte Ofra, die Jordanierin, auf die ich schon lange ein Auge geworfen hatte, Hannahs Arbeitsprobe beobachten. Sie machte es sich im neben dem Bett stehenden Sessel gemütlich un d legte einen Vivrator bereit. Lächelnd meinte sie nur:"Es könnte ja sein, dass es mich anmacht, was ihr so treibt. Soll ich dann erst nach einem geeigneten Spielzeug suchen?"

Hannah ging auf mich zu, um mich auszuziehen und auf ihre ganz spezielle Art zu stimulieren. Nachdem sie mich vor Ofras geschultem Auge derart in Hochstimmung gebracht hatte, begann ich ihren Köeper mit Lippen undb Zunge zu erforschen, auf der Suche nach ihrer empfindsamsten Stelle. Endlich forderte mich Hannah auf, sie ins Bett zu begleiten und wir vereinigten uns zu einem langen, tiefen Kuss. Wir streichelten uns fast bis zurv Ekstase, bis ich da weitermachen wollte, wo mich Hannah unterbrochen hatte. Meine Zunge übte mit kreisenden Bewegungen einen Verschieden starken Druck auf ihre empfindsamste Stelle aus, was meine Geliebte mit wohligem, fast stakkatoartigem Stöhnen beantwortete. Aus Ofras Richtung hörte ich ein verdächtiges Geräusch und bemerkte, dass dr Vibrator bereits seinen Dienst verrichtete. Anscheinend musste unsere Vorführung für Ofra mehr sein als nur eine Arbeitsprobe.
Plötzlich spürte ich eine schlangenartige Bewegung an meiner Seite. Ofra hatte den Vibrator ausgeschaltet gesellte sich zu uns und fragte mit verführerischem Augaufschlag:"Ihr seid toll. Darf ich mitspielen?" Wer konte da schon nein sagen und auch Hannah hatte nichts dagegen. Wir platzierten Ofra, unseren Gast, in der Mitte des Bettes und fielen gemeinsam über sie her. Ofra, die so wtwas wohl noch nie erlebt hatte, ließ alles geshehen, was wir mit ihr vorhatten. Schon nach kurzer Zeit wurde ihr Körper von einem sehr heftigen Höhepunkt geschüttelt, der sie noch vollig außer Atem zu der Bewertung kommen ließ:" Ihr beide seid absolute Spitze. Es war, als hätte man kleine Stromstöße durch mich hindurchgejagt. So etwas habe ich noch nie erlebt".
Ofra war so von uns eingenommen, dass die Chefin Hannah nur einstellen konnte. "Auch dich würde ich gerne einstellen, aber für mich alleine", sagte sie zu mir. Aber da würde ich wohlÄrger mit Hannah bekommen", stellte sie fest. Hannah nickte zustimmend. "Aber wie wäre es, wir setzen euch als Vojeur-Show in die Zeitung. Das ist eine Marktlücke; wird oft gefrsgt aber selten angeboten". Da stimmte ich gerne zu, jedoch nur gegen Terminabsprache.

*

Endlich hatte Hannah wieder einen Laden gefunden, in dem sie arbeiten konnte. Bei Nadine wäre es wohlauch möglich gewesen, aber deren Etablissement war heruntergewirtschaftet worden. Kurt, Nadines Lebensgefährte und Geschäftspartner hatte es geschafft, innerhalb dreier Wochen, die Nadine im Urlaub war, fast alle Mädels zu vergraulen und die verbliebenen besaßen höchstens Laufhausniveau. Würde sich kein Wuneder ereignen, würde Nadine schließen können. Hannah säße wieder auf der Straße. So gesehen war es schon besser, Hannahs Weg zu Hannah, die eigentlich Mara hieß, zu befürworten. Bei Mara verdiente sie wohl weniger aber sie verdiente. Doch Mara schuf Hannah etwas, das sie bei Nadine nie hatte: Eine eigene Zeitungsannonce, in der sie äußerst liebevoll beschrieben wurde und nicht wie bei Nadine als ordinäre F..kstute oder S....aschlampe, herabgewürdigt wurde. Mara betrachtete Hannah zunächst als Mensch, sie nahm sie auch in ihre Bandansage äußerst liebevoll auf. Hanah hatte gefunden, was sie gesucht hatte, ein Etablissement, in dem sie Mensch sein durfte und nicht ein namenloses Objekt zur Befriedigung der perversen Gelüste der Gäste. Sie wurde zum Juwel in einem Schmuckkästchen. Mara gab ihr einen Namen, den hatte sie wohl schon, doch wurde er bei Nadine durch den Schmutz der Perversionen gezogen. Doch diese Zeit war vorbei, würde auch nie mehr kommen.

Nachdem am Freitag Hannahs Annonce im Kurier erschien, stand das Telefon nicht mehr still. Mara selbst nahm für sich keine GTäste mehr an, sie machte nur noch Termine für Hannah. Es schien, alws hätte in diesen Tagen eine Völkerwanederung eingesetzt; Hannahs alte Kunden ksmen in hellen Scharen zu der neuen Adresse. Auch dieje´nigen, die mehr oder weniger abwartend, ob Hannah wieder komme, bei Nadine aufgehalten hatten, kehrten der Lessingstraße endgültig den Rücken und stürzten das ehemalige Edelbordell, das mehr und mehr zu einem biligen Bums verkam, in nolch größere Schwierigkeiten. Schwierigkeiten, die Hannah nicht mehr kannte.n Ihre Gäste gaben sich fast die Klinke in die Hand, froh darüber, dass Hannah wieder da war und aktiv, so, wie in ihrer besten Zeit. Hannah konnte nur nach Termin empfangen, aollerdings achtete sie diesmal darauf, dass ich nicht zu kurz kam, zwar musste ich mit ihrem Terminplan abstimmen, aber immerhin, sie war frei für mich und schenkte mir Stunden, die nur uns gehörten.

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Es warv jedesmal phantastisch. Hanah war die Zärtlichkeit in Person; Ihre zarte Wildheit, ihre geheimnisvolle Leidenschaft, sie waren es, was mich immer aufs Neue faszinierten. Und nicht nur mich faszinierte Hannah jedesmal aufs Neue, nein, ihr Kundenstamm wuchs ins Unermessliche. Mara war sehr zufrieden mit Hanah, war doch sie es, die das zuvor eher unscheinbare Etablissement so richtig ins Laufen brachte; auch die anderen Mädchen profitierten von ihr, so mancher Gast, der eigentlich zu Hannah wollte, aber ohne Termin kam, blieb dann doch bei einem der anderen Mädchen hängen. Natürlich gab es Auch Leidtragende an Maras Aufschwung. Nadines Etablissement, nur wenige hundert Meter entfernt, hatte, nach dem Wechsel des unbestrittenen Stars, große Probleme, die Kunden zu halten. Hannahs Gäste wechselten sowieso komplett, auch die Laufkundschaft blieb aus. Laufkunden kommen zumeist nach Empfehlung der Stammkunden oder auf Werbung hin, wo es aber keine Kundshaft gibt, fehlt das Geld für Werbung; die Annoncen im Kurier wurden spärlicher, immer kleiner und kleiner, am Schluß blieb nur noch die Hauptanzeige und es schien nur eine Frage der Zeit, bis Nadine sich diese auch nicht mehr würde leisten können. Nadine schien aus dem Geschäft.

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Ich merkte, Hannah war nicht besonders wohl zumute, Naedines Etablissement so verkommen zu sehen, dermaßen in die Pleite zu rutschen. Gerne hätte sie ihrer früheren Chefin geholfen, wieder zumindest ein Bein auf den Boden zu bringen, wäre gerne wieder dort eingestiegen.Hannah wusste, Nadines Erfolg hing nur mit ihr zusammen. Doch zu sehr quälten sie die Erinnerungen der vergangenen Zeit. Das Studio, das sie hasste, der anfängliche Zwang, aufzunehmen, die Erinnerung an Frsinziska, die sie für ihre Freundin hielt, von der Hannah aber dermaßen hintergangen wurde. Nein, es ging nicht mehr, zu Nadine würde Hannah nie mehr zurückgehen. Das Tischtuch war zerschniten, für alle Zeiten. Bei Nadine wäre wohl immer einPlatz für sie frei, doch es war ein Ort, an dem sie niemals unbekümmert arbeiten könne, ein Ort, an dem sie sich nie,mals mehr wohlfühlen würde. Wohl fühlte sie sich hier, bei Mara, nihrer neuen Chefin, sie behandelte Hannah als das, was sie
Täglich besuchte ich meine geliebte Hannah an ihrem neuen Arbeitsplatz. Mara, die diesen Besuchen zunächst mit gemischten Gefühlen gegenbüberstand, hatte sich mittlerweile
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"Es war phantastisch mit euch", lobte uns Mara, "so hatte ich es noch nie erlebt." Mara machte einen völlig glücklichen Eindruck, wohl war es für sie das erste Mal, gleichzeitig von einem Mann und einer Frau geliebt zu werden. Hannah hatte sich, davon gingb ich aus, mit diesem Überfall ihren Arbeitsplatz auf lange Zeit hin gesichert zu haben. Doch sollte auch hier wieder der Wunsch Vater des Gedankens gewesen sein.

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DerTag kam, an dem Hannah mit etwas nachdenklichem Gesicht zu mir kam. "Stefan", begann sie, "ich höre hier auf. Nadine hat mich telefonisch errreicht, ich solle wieder zu ihr kommen. Sie machte mir ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann. Das dreifache wie hier. "Hannah, nein", fiel ich ihr ins Wort. "Mache das nicht. Gehe überall hin aber zu Nadine nicht mehr. Du weißt, wie sie veranlagt ist. Ein Fehler und sie schmeißt dich raus. Dann stehst du wieder auf der Straße. Außerdem gibt es dort ein Studio. Du weißt, dass Nadine für Geld alles macht. Du siehst aus
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Noch am selben GTag brach Hannah ihre Zelte bei Mara ab. Sie bedauerte sehr, verliert sie doch ihr bestes Mädchen. Und sie wusste auch, dass unser erotisches Abenteuer zu dritt eine einmalige Sache bleiben würde.
Nadine begrüßte uns schon an der Tür. "Aha", meinte sie süffisant, "die Unzertrennlichen. "Na, Stefan, begluckst du Hannah immer noch unentwegt? Lässtv du sie immer noch keinen Schritt alleine gehen? Na gut, auch wenn ich dich hier nicht so gerne sehe, kommt erstmal rein. Alle beide".

"Also, Hannah", begann Nadine, nachdem wirb un´s gesetzt hatten, "ich will dich wegen folgendem zurückholen: Kurt will mehr auf das Studio setzen. Das wollen wir nun pushen. Da unten läuft gar nichts. Wir haben zwar eine Domina, was aber fehlt, sind Zofen und Sklavinnen. Vor allem Extremsklavinnen. Wir müssen auf die Wünsche der Männer eingehen. Du hast mir schon am GTelefon zugesichert, dass du mitmachst, es ist nur eine Geldfrage. Stehst du noch dazu, auch jetzt, wenn Stefan neben dir sitzt und zugegegeben etwas belämmert aus der Wäsche guckt. Gehst du runter? Ohne Diskussion? Lässt du alles mit dir machen? Alles, was man verlangt. Du kennst die Wochengarantie. 3000 Ezro sind kein Pappenstiel. Soviel hast u noch nie verdient. Du weisst selbst, in was für einer Siotuation du dich befindest".
"Alles klar, Nadine", bestätigte Hannah,"ich gehe runter und arbeite dort als Teenie-Sklavin. Hauptsache, das< Geld stimmt.
Geld ist ein gutes Schmerzmittel. Aber ich will Vorauszahlung. Jedenn Montag liegt die Knete auf dem Tisch. 30 grüne Scheine. Dann bleibe ich. Sonst kannst du selber runter gehen". Gerade als ob sie darauf gewartet hatte, griff Nadine in ihre Aktentasche und holte ein Bündel Scheine heraus. 3000 Euro. "Für die erste Woche", herrschte sie Hannah an. Und jetzt gehst du runter, ziehst dich um und stehst zur Verfügung, Sklavin. Und du,Stefan, siehst gefälligst zu, dass du Land gewinnst. Du störst hier nur. Wenn du als Gast kommen willst, kein Problem. Gib einem der Mädchen Geld und hab Spaß. Und wenn du fertig bist, gehst du wieder. Aber hänge hier nicht rum. Hannah braucht keinen Aufpasserb und dich sowieso nicht. Hau ab". Ich hatte keine Wahl. Wollte ich kein Hausverbot riskieren, musste ich m8ich Nadines Befehl beugen.
Ich verließ das Haus mit gemischten Gefühlen. Ich hatte Angstb um Hannah, 3000 Euro Garantie gab es nicht für normalen Sex. Da musste etwas anderes dahinterstecken. Harte SM. Doch jeden Abend schaffte es Hannah, meine Bedenken zu zerstreuen. Sie erzählte viel von ihrer Arbeit. Eine Extremsklavin sei sie nicht, eher Sexsklavin. Sie musste sich auf Anordnung der Domina den Wünschen der Männer beugen. Doch mehr als Fesselnn oder leichtes Auspeitschen sei bislang noch nicht vorgekommen. Es sei im Studio zwar härter als oben, aber es bliebe im normalen Rahmen. Hannah verstand es, mich zu beruhigen, bis ich eines Tages frische Striemen auf ihrem Rücken bemerkte. Striemen, die nur von unfachgemäßrm Gebrauch der Peitsche stammen können. Ich hielt es nicht aus, bislang achtete Hannah stets darauf, dass Ihre Haut stets makallos blieb. Sie war ihr Kapital. Wohl hattesie ihre
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"Aber nein, Stefan", meinte Nadine, "die Mädels haben nur gespielt. Unsere neue Domina hat etwas ausprobieren wollen und Hannah wollte etwas lernen. War aber dann doch nicht so toll, denn du siehst ja, es gab Striemen. Wenn sie bei Hannah abgeklungen sind, kräht kein Hahn mehr danach". "Na gut", entgegnete ich skeptisch "und ich dachte schon, du würdest Hannah verprügeln lassen. Das ist hoffentlich nicht der Fall. Trotzdem bin ich skeptisch. 3000 Garantie pro Woche, das hat Hannah noch nie verdient. Geht das mit normalem Sex?" "Bei Hannah geht das", keifte Nadine mich an. "Bei ihr geht sogar noch mehr. Sie ist sehr beliebt und seit sie im Studio arbeitet, hat sie noch mehr feste Kunden-spezielle Kunden. Bizarr-Erotik mit einem Teenie steht hoch im Kurs. Es wird gut bezahlt, der Laden brummt wieder. Mach dir keine Sorgen, Hannah passiert nichts. Und jetzt raus hier".

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An den folgenden Tagen beobachtete ich Hannah noch intensiver als bislang. Es schien, so meinteb ich, die Striemen wollten gar nicht mehr verschwinden. Irgend etwas stimmte nichtb im Studio. Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch selbst war ich dazu nicht in der Lage. Ich brauchte Hilfe. Wenn Nadine bemerkt, dass ich wieder als Sherlock Holmes unterwegs bin, schmeisst sie mich raus und erteilt Hausverbot. Da kam mir eine Idee. "Sag mal", meinte ich zu Hakan, meinem Kollegen des Pizza-Services, für den ich ab und an arbeite, "kannst du mir einen Gefallen tun? Ich bräuchte jemanden, der in der Lessingstraße anruft und ein paar Fragen stellt. Direkt aber unverfänglich. Ich habe Angst um Hannah. Dort stimmt etwas nicht". "OK, mache ich gerne", meinte Hakan. "Gib mir dein Handy und unterdrücke deine Nummer. Was soll ich fragen?"
"Hakan gab sich als Meister aus und stellte direkte Fragen. Ausstattungt des Studios, Möglichkeiten mit den Sklavinnen und weiteres. Was er erfuhr, raubte mir die Sinne. Es wurde ihm genau Hannah beschrieben, als Extremsklavin, die wirklich alles mitmacht, die jede Perversion dulde. Meine schlimmsten Ängste bewahrheiteten sich. Hannah erhielt das"Komm endlich herunter von deiner Blauäugigkeit", schrie mich Nadine an, als ich ihr das Ergebnis meiner Nachforschungen mitteilte. "SEx ist nicht das, was du mit Hannah im Bett machst. Sex, das istv Geschäft. Ein knallhartes und sehr einträgliches. Und wiev ein Geschäft wird Sex bestimmt von den Gesetzen des Marktes. Angebotb und Nachfrage. Und so läuft es. Teenies zu quälen, richtigb zu quälen, wird nachgefragt. Und ich bgiete es an. Hannah wird hier gequält. Stundelnang. Sie könnte doppelt so lange arbeiten, wenn der Tag länger wäre. Vergiss nicht, zwölftausend im Monat. Ist ne Menge Holz. Ja, deine süße Hannah arbeitet hier als Extrem-Sklavin. Kurt hat sie eingearbeitet. Und es hat ihm Spaß gemacht. Er hat sie zur besten Extrem-Sklavin gemacht, die man sich nur vorstellen kann. Sie ist jung und sieht noch jünger aus als sie ist. Es werden Spitzenpreise gezahlt. Wir verdienen beide daran. Hannah und ich". Raus hier, ich musste raus, sonst hätte ich gekotzt. Madine versklavte Hannah. Sie musste sich für Geld, viel Geld, im Studio quälen lassen. Nadine hatte den Bogen überspannt.

*

Als ich die Treppen hinunterrannte, kam ich direkt am Studio vorbei. Normalerweise hört man hier keinen Laut herausdringen; es war bestens schallisoliert. Doch jetzt, gerade eben, hörte ich einen markerschütternden Schrei herausdringen, den Schrei einer weiblichen Stimme. Irgend etwas in mir zwang mich, sofort stehen zu bleiben. Ich hielt inne und stand vor der Studiotür. Ich hörte einen weiteren Schrei, schrecklicher, lauter und angserfüllter als der erste. Hier ging irgend etwas über das normale Spiel hinaus. Hier wár Ernst mit im Spiel. Hier hatte jemand sehr große Schmerzen und sehr große Angst-Todesangst. Und diese Stimme, ich glaubte, sie zu kennen. Nein, ich glaubte nicht, sie zu kennen, ich kannte sie. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Hannah, das Mädchen, das die Schteie ausstieß, das Mädchen, das hier Schmerzen und Todesangst litt, es war Hannah.
Ich rüttelte an der Tür. "Hannah", schrie ich, "Hannah, mach auf". Ich versuchte, die Tür einzutreten, doch das schwere Holz gab keinen Milimeter nach. Doch plözlich war es still im Studio, verräterisch still. "Nadine", dachte ich, "Nadine müsse einen Schlüssel haben". Mit einigen schnellen Schritten war ich oben im zweiten Stock vor ihrer Tür. Ohne lang zu überlegen
*

Nachdem der Perversling wieder zu sich kam, fesselten Hannah und ich ihn genau in der Art, wie er Hannah gefesselt hatte. Hilflos hing er an der Wand. Doch ich hatte-zunächst-nichts weiteres mitb ihm vor. Er sollte nur Fragen beantworten. Und dazu war das Studio genau der richtige Ort. Nirgends gab es-an einem Ort-soviele Gerätschaften, die, richtig eingesetzt, dazu geschaffen waren, Zungen zu lockern. Der Jammrerlappen an der Wand schien die Drohung kapiert zu haben. Die Worte sprudelten aus ihm heraus wie ein Wasserfall. "Ich bin das dritte Mal hier", begann er. "Ich habe dem Typ von Nadine eine Menge Geld geboten und das Studio für sieben Tage gemietet. Diesmal wollte ich das jüngste und zerbrechlichste Mädchen dazuhaben. Ich hatte schon zwei Mädchen hier unten. Eine blonde Russin und eine etwa fünfundzwanzigjährige brünette Deutsche". Als er dies sagte, glaubte ich, keine Luftb mehr zu bekommen. Lara und Natascha, die beiden Mädchen, die so schnell verschwanden. Er redete weiter: "Derv Typ ließ mich alles machen. Ich brauche die Schmerzen der Mädchen, ihren erschreckten Gesichtsausdruck, wenn sie merken, dass aus dem Spiel Ernst wird, wenn sie merken, dass sie hier unten nicht mehr lebend herauskommen. Ich brauche ihre Schmerzensschreie, wenn ich das< Brandeisen ansetze, den Elektroschocker, ihnen die Gliedmaßen breche. Ich brauche ihre Todesschreie, wenn ich sie anschneide und ausbluten lasse. Der Typ von Nadine half mir jedesmal, das Müllproblem zu bewältigen. Er schafft sie ins Ausland und verbrennt sie dort. Ich glaube, die Frsu weiß nichts davon".

Ich sah ihn nur an, es war unglsaublich, einmal so einem Monster gegenüberzustehen. Kurt hatte den Bogen überspannt, Morde im Studio. Doch es gab keine Beweise. Unsere Aussagen wären da gewesen, doch jeder gute Anwalt hätte sie in der Luft zerrissen. Wir mussten den Typ laufen lassen, wissend, dass wir eine Zeitbombe frei setzen. Irgendwann würde er wieder töten. Kurts gab es überall. Es gibtb immer einen, der, getrieben von Geldgier, einen Mord unterstützt. Irgendwann würde ein Mädchen getötet werden, ein Mädchen, das keiner vermisst und irgendwo aufgefunden, schrecklich zugerichtet. Und irgendein Kurt wäre um ein paar tausend Euro reicher. Irgend ein Verbrecher hätte seinev perverse Lust an einem unbekannten Mädchen befriedigt. Es war zum Kotzen, aber es war so. Uns waren die Hände gebunden.

"Stefan, du hattest Recht, von Anfang an", weinte Hannah in meinen Armen. "Die hohe Monatsgarantie, die war nicht für normalen Sex.Das Geld kam von Kurt, er wollte mich gegen Geld töten lassen. Es warvgeplant. Er betreibt das Studio, nicht Nadine. Aber ich will nach oben. Bitte verstehe, ich brauche das Geld". Auch Nadine wear geschockt. Anscheinend wusste sie nichts
Besonders zufrieden war Hannah nichtb im ersten Stock, der Konkurrenzdruck war estrem und Stutenbissigkeit war auf der Tagesordnung. Nicht selten flogen die Fäuste und die Fluktuation warv gewaltig. Manche der Mädchen blieben nur einige Tage. Wenige hielten es länger aus.
Im Studio wurde komplett umverteilt. Schon nach wenigen Wochen war keinesv der Mädchen da, das sich an die Vorfälle um Hannah erinnern konnte. Doch Kurtb gab nicht auf, hoffte immer noch auf den Zustrom extrem perverser. Die Annoncen im Kurier wurden von Woche zu Woche abartiger, neue Mädchen wurden als Frischfleisch angeboten, auch im Studio trat eine Trendwende ein.n EDs wurden nur noch Extremsklavinnen eingestellt, ihr Angebot vertrsglich geregelt. Doch trotz steigender Abartigkeit schien alles in geregelten Bahnen zu verlaufen. Keine Vorkommnisse im Studion und gerade dort unten war die Fluktuation am geringsten. Alles schien sich einzuspielen.
Hannah machte ihre Arbeit oben wie immer. Sie war das geborene Callgirl. Nadinev wäre froh gewesen, noch über einige Mädchen mit Hannahs Qualitäten zu verfügen. Eine Hannah war an manchen Tagen einfach zu wenig. Es gab Tage, da war sie nicht einmal in der Lage, ihre Warteliste abzuarbeiten, sie war ausgebucht bis unters Dach, arbeitete nur auf Termin. Hannah war der Star, sie wäre überall der Star gewesen.

Doch lange dauerte es nicht, bis die angeblich so heile Welt ins Wanken geriet. Eine neue Extremsklavin wurde eingestellt, 19 Jahre, sehr schlank, lange, blonde Haare. Das Mädchen, Desiree schuf sich schnell einen großen Kundenstamm. Es wurde bekannt, dass sie alles mit sich machen ließe, hauptsache, die Kasse stimme. An manchen Tagen hörte man ihre Schmerzensschreie bis
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Das Studio wurde durch richterlichen Erlass geschlossen und Polizeilich versiegelt. Endlich hatte die Staatsanwaltschaft eine Handhabe; Perversionen allein war kein Grund, ein Bordell zu schließen. Aber endlich, nach dem Mord, konnte man eingreifen, den Laden schließen und die Verdächtigen dingfest machen. Die Mädchen mussten ihre Personalien angeben, sich zur Verfügungb halten und sich melden, wenn sie in eine abdere Stadt ziehen. Da auch Nadines Privatbereich versiegelt wurde, mussten die Mäüdchen, die oben wohnten, zunächst in ein Hotel ziehen. Die entsprechenden Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet, Nadine und Kurt kamen in U-Haft. Es war noch nichtb klar, ob man beiden Mittäterschaft oder nur Begünstigung vorwerfen würde.


Kapitel 13

Hannahs Laune verschlechterte sich von Tag zu Tag. Sie lag nur im Bett herum, provozierte wegen Kleinigkeiten den größten Streit. Den Grund hzierfür herauszufinden war mir nicht vergönhnt, bis sie eines Tages, völlig überraschend, damit herauskam. Während einer unserer üblichen Streitereinen warf sie mir an den Kopf:"Hättest du dich bei Nadine etwas abders verhalten, hätte ich meine Arbeit noch. Gut, das Mädchen wurde ermordet aber Kurt war neben dem Mörder der Schuldige. Du hättest Nadine herauslassen können. Sie wusste von alldem nichts; klar, der Laden gehörte ihr, sie ist für ihn verantwortlich, aber der Mord geht allein auf Kurts Konto. Kurt wäre auch eingefahren, wenn Nadine nicht involviert gewesen wäre, er hätte auch so seine Strafe bekommen. Und ich hätte meine Arbeit noch. Da ich von Nadine komme und mein Name in der Affäre gefallen ist, gelte ich als schwarzes Schaf in der Szene, kein Laden nimmt mich mehr. Undb für einen eigenen fehlt mir das Kapital". Jetzt endlich war es heraus. Hannah beschuldigte mich, sie aus dem Geschäft gebracht zu haben, nach ihrer Meinung war ich an ihrer finanziellen Misere hauptschuldig, da ich die Machenschaften im Studio aufgedeckt hatte. Doch was hätte ich tun sollen? Nach dem Mord einfach zur Tagesordnung übergehen? Zusehen, wie Kurt einfach weitermachte, Mädchen zum Abschlachten holte, zusehen, wie weiter Blut bei Nadine floss, einem Etablissement, das eines der besten der Stadt war, bis Kurt seine Spiele trieb. Nein, ich war mir keiner Schuld bewusst. Irgendwann hätte man auch Hannah gefunden, ein namenloses Opfer einer Wahnsinnstat. Nein, eine Schuld wollte ich nicht anerkennen. Und ich wusste, Hannah würde es früher oder später akzeptieren. Doch dazu sollte es nie mehr kommen.

*

Hannah und ich lebten zwar noch in der gleichen Wohnung und schliefen im selben Bett, aber es war nur noch ein Nebeneinander, schon lange kein Miteinander mehr. Sie vermied es, mit mir in Kontakt zu treten, wir kochten sogar getrennt und hatten getrennt3e Essenszeiten vereinbart. Von Hochzeit war schon lange nicht mehr die Rede. Hannah zog aus dem Schlafzimmer aus, sie schlief auf der Couch im Esszimmer. Es war eine explosive Situation, sie erinnertevan ein Fass Dynamit inmitten eines Großfeuers, auf das die Flammen immer mehr zukamen, stets bereit, das Fass zur Explosion zu bringen. Die Luft um uns knisterte; nicht wie früher vor Erotik, nein, es war ein geladenes Knistern, wartend auf den Funken, der das Ganze in ein Inferno verwandelte. Es war eine fatale Situation, doch vergleichbar mit dem, was noch kommen sollte, noch im Rahmen des Erträglichen.
Wochenlang schon lebten wir so nebeneinander, wir stritten nicht einmal mehr, ich war nur noch Luft für Hannah. Was hätte ich dafür gegeben, hätte Hannah wieder einmal einen Streit provoziert, mit Gegensztänden nach mir geworfen oder ähnliches. Denn so hätte sie mich zumindest wahrgenommen. Doch für sie einfach nur Luft zu sein, ein Gedanke, wie er unerträglicher nicht sein konnte. Heimlich griff ich wieder zu Benzodiazepin, allein, um die Situation unter Kontrolle zu halten. Doch es war eine trügerische Situation, da ich merkte, dass die Droge wieder begann, Besitz von mir zu ergreifen.

*

Dr Tag kam, an dem Hannah, wie üblich, die Post holte. Ihre Post, meine ließ sie im Briefkasten. Es war nur ein Brief für sie, doch er schien sie zu berühren, zu verwirren, zu erschrecken. Wie immer sagte sie kein Wort, doch die Stille um sie wirkte gespenstisch. Sie war beunruhigend, angsteinflößend. HZannahs Gesicht war zur Maske erstarrt, zur Totenmaske. Treffender konnte kein Begriff sein, ihre Züge waren dämonenhaft entstellt. Hannah schien zu keiner Regung fähig. Sie zischte nur:"Das ist deine Schuld" und deutete auf den Brief. Ich nahm den Brief vom Tisch und begann zu lesen:"Du elende Schlampe", konnte ich lesen und ich dachte zu wissen, wem die Handschrift zuzuornen war, "du dreckiges Miststück. Du hast mein Lebenswerk zerstört, mein Laden ist geschlossen. Die Mädchen sind in alle Richtungen zerstreut, Kurt ist in Untersuchungshaft, nur du bist fein raus. Du lässt dich von deinem feinen Liebhaber verwöhnen, lachst über mich und hältst dich für die allergrößte. Aber warte du nur, ich bin aus dem Knast raus, mein Arm reicht immer noch weitb und ich werde mich rächen. Ich kriege dich, so weit weg kannst du gar nicht sein. Und dann, wenn ich dich habe, wird das, was Kurt mit dir im Studio vorhatte, ein Sonntagsspaziergang gewesen sein, gegen das, was ich mit dir mache. Dein Flittchenleben ist keinen Pfifferling mehr wert und dein feiner Liebhaber wird dsbeisein, wenn ich mit dir abrechne". Der Brief trug keine Unterschrift, aber schon Stil und Wortwahl machten klar: Nadine war raus und sann auf Rache und sie glaubte natürlich, in Hannah den Grund allen Übels gefunden zu haben. Kurt, den wahren Grund, ihren Lebensgefährten und Liebhaber ließ sie aus verständlichen Gründen außen vor. Hannah war es, an der sie sich rächen wollte und ich sollte Augenzeugeb ihrer Rache werden. Zwar wusste ich nicht, wie weit Nadines Arm noch reichte, doch war sie im Rotlichtmilliueu eine feste Größe und wer sich in dieser Szene einen Namen gemacht hatte, hat nicht nur Feinde und Konkurrenten, sondern auch Freunde, einflussreiche und wichtige. Und ich wusste, wer bei Nadine aus-und einging, Freitags ab 16 Uhr, mjit Schlips und Kragen, stets bedacht, nicht gesehen uned erklannt zu werden. Klar, bei einem Mordvorwurf konnten Nadinev ihre Freunde aus Politik und Wirtschaft nhicht helfen, aber mächtig genug, um das Problem Hsannah für immer aus der Welt zu schaffen, das< sind sie allemal.
Hannah hatte Angst, das merkte man ihr an. Panische Angst. Hemmungslos begann sie zu weinen. Ich nahm sie in den Arm, wogegen sie sich erdtmals seit langem nicht mehr wehrte. Ich merkte, aufgrund der sehr realen Bedrohung suchte Hannah Geborgenheit, die sie bei mir zu finden sicher war. Plötzlich kam sie mir vor wie ausgewchselt. Ihre ablehnende Haltung mir gegen+über hatte sie fallen gelassen. Erstmals seit langem aßen wir wieder am selben Tisch. Und ich war sicher, dass sie am Abend auch zurückkommennwürde ins Schlafzimmer.

Wohl war es so. Doch am folgenden Morgen schien Hannah wie verstört, als hätte sie in der Nacht kein Auge zubekommen. Wohl grübelte sie die ganze Nacht über den Inhalt des Briefes, von dem der Absender nicht feststand, doch offemnsichtlich konnte er nur von Nadine sein.

"Stefan, was glaubst du?", fragte Hannah mit leiser Stimme. "Was wird Nadine unternehmen? Denkst du, sie wird ihre Drohung wahr machen? Wird sie mir etwas Schreckliches antun wollen? Will sie mich umbringen, Weil ich es war, die mit dir zusammen ihren Laden hat auffliegen lassen? Stefan, ich habe Angst, brutale Angst. Bitte, lass mich nie mehr allein. Nicht für eine Sekunde. Lass mich immer bei dir sein, egal, wohin du gehst. Und dort, wo ich hingehe, bitte, komm mit mir". Zärtlich nahm ich sie in den Arm; ich bemerkte, dass einigev Tränen meinen Hemdkragen benetzten. Ich nahm ihren Kopf in meine Hände, küsste ihre bleichen, zitternden Lippen und wischte mit dem Zeigefinger ihre Tränen aus den Augenwinkeln. "Feenkönigin, mach dir keine Gedanken. Gerade das ist es doch, Was Nadine will. Sie will dir Angst einjagen, dass du vor lauter Angst nicht schlafen kannst. Sie hat ihren Einfluss, den sie früher hatte, verloren, glaub mir. Niemand, derb im öffentlichen Leben steht, wird sich mit ihr abgeben. Sie war in U-Haft, hat bald ihren Prozess. Niemand wird sie decken und sie wird, genauso wie Kurt, für einige Jahre von der Bildfläche verschwinden. Sie kann dir nichts antun; jegliche Aktion gegen dich wirdv sofort mit ihr in Verbindung gebracht. Das weiß sie. Alles würde ihre Lage noch verwschlechtern, das ist klar. Nein, Hannah, sie will dir nur Angst einjagen, das ist klar. Bitte, verschwende an Nadine keine Gedanken, sie ist es nicht wert. Ich hoffte, zumindest Hannah zu beruhigen, ich war es nicht. Die Uhren im Rotlichtmillieu gingen anders, es war ein leichtes, jemanden verschwinden zu lassen, wenn man die richtigen Leute kannte und das richtige Angebot machte. Selbst in Erscheinung treten musste man nicht. Eines wusste ich: Hannah war höchstgefährdet. Doch was sollte ich tun? Würde ich Hannah auf Schrit und Tritt begleiten, würde sie misstrsauisch, wissend, dass ich meinen eigenen Worten keinen Glauben schenkte. Lasse ich sie jedoch an der langen Leine laufen, wäre Hannah höchstgefährdet, einem Anschlag zum Opfer zu fallen. Was ich tun würde, es wäre das falsche.
Ich entschloss mich daher für einen Mittelweg; dazu, Hannah so selten wie möglich unbeobachtet zu lassen, andererseits ihr nie
*

Nadine war nicht sehr erbaut, mjich zu sehen. Als sie die Tür öffnetev und in meine zu allem entschlossenen Augen blickte, schien es, als sei ihr der Schreck in alle Glieder gefahren; sie stand da, wie vom Donner gerührt. Ihre Gesichtsfarbe wechselte in schneller Folge von schreckhaftem Blass zur Zornesröte und zurück. "Du?", keifte sie mich an und wollte die Tür zurück ins Schloss werfen. Doch damit hatte ich in weiser Voraussicht gerechnet und unbemerkt den Fuß in den Türspalt geseckt. Ich schob Nadine zur Seite und
"Liebe Nadine", begann ich ironisch, "hat man dich also laufen lassen. Und kaum raus aus dem Knast bist du schon wieder so fit, dass< du gleich nette Briefe an liebe Freunde schreibst?" Was wie eine Frage klang, hatte eher fststellenden Charakter, sollte das sattsam bekannte nur noch untermauern. Nadine sah mich fragend an. "Ich weiß nicht, wovon du redest"; anscheinend hatte sie ihre Fassung wiedergewonnen. Jetzt war sie gefährlich, so gefährlich wie ein angezählter Boxer. Ich musste etwas unternehmen, um sie wieder in eine Ecke zu drängen, einige Schläge austeilen, die Wirkung zeigen mussten. Ich durfte den Erfolg meines kleinen Freundschaftsbesuchs nicht gefährden. Langsam hob ich die Walther hoch und lud sie demonstrativ durch. Nun, nachdem das Stück metall und Plastik zu einem mörderischen Instrument geworden war, nur die Sicherung hinderte sie daran, Löcher in Nadine zu stanzen, legte ich sie nicht mehr auf dem Oberschenkel ab. Demonstrativ hielt ich die Waffe in der Hand und zielte zwischen ihre Augen. "Peng", sagte ich nur. Nadine brach der kalte Schweiß aus. "Nimm die Knarre runter, das Ding könnte losgehen", jammerte sie. Also hatte mein kleiner Bluff seine Wirkung nicht verfehlt. Ich hatte Nadine wieder dort, wo ich sie haben wollte. "Das Ding kann nicht losgehen, es wird losgehen", korrigierte ich sie. "Und zwar genau dann, wenn du dich falsch bewegst oder falsch antwortest-nicht in dem Sinne, der mir so vorschwebt. Es liegt an dir, ob ich das Ding wieder wegstecke oder das Magazin in dich reinpumpe. Also nochmal. Warum schreibst du nette Briefe an liebe Freunde? Warum bedrohst du Hannah mit dem Tod. Ihr, Kurt und du, ihr wart es doch, die das GTerminmädchen haben ermorden lassen. Und Natascha. Und Lara. Euch war es doch egal, wäre auch Hannah im Studio ermordet worden. Hannah war nur das Opfer eurer Geldgier. Für nichts hättet ihr Hannah doch niemals diese hohe Garantiesumme geboten. Ihr wusstet, dass Hannah dringend Geld braucht, da sie finanziell recht naiv in den Tag lebt. Ihr Tod war vorgeplant. Nicht geplant war, dass ich zufällig vorbeikam. Dann musste Ersatz her, das Terminmädchen. Ihr seid schuld an der gesamten Entwicklung, ihr und eure Geldgier. Und jetzt bist du raus aus dem Knast und bedrohst Hannah. Ich will, dass< das aufhört. Wenn du Hannah noch irgendeinen Brief schreibst, in irgend einer Weise zun ihr Kontakt aufnimmst, dann komme ich wieeder und pumpe
Sollte ich es Nadine glauben, was sie an gesicht des kalten Stahls meiner Waffe von sich gab? Sie wusste, dass ich sie, wenn ich rs für Hannahs Wohl gerechtfertigt halten würde, eiskalt über den Haufen ballern würde. Wer aber sollte dann Interesse daran haben, Hannah mit dem Tode zub bedrohen? Franziska, das könnte man sich vforstellen. Aber woher sollte sie Hannahs Adrfesse haben. Und Franziska hätte mich sicherlich mitbedroht. Auch Nadine, so sah es plötzlich aus, müsste ausscheiden. Aber wer dann? Ich bemerkte, dass ich mit der entsicherten Waffe Nadine immer noch bedrohte. Doch ging von ihr tatsächlich eine potrentielle Gefahr aus? Ich senkte die Waffre, um die Situation zu entspannen; nicht aber ohne Nadine zu beobachten, bereit, auf jede Bewegung ihrerseits zu reagieren, notfalls zum tödlichen Biss der Kobrfa bereit. "Nehmen wir einmal an, es stimmt, was du sagst, Nadine", richtete ich meine WSorte an sie, "nehmen wir nur einmal an, es stimmt. Wer könnte dann ein Interesse haben, Hannah zu bedrohen und die Aktion so aussehen zu lassen, als sei sie auf deinem Mist gewachsen? Kurtbistb im Knast, ihm sind die Hände gebunden." "Kurtbist im Knast", echote sie, "aber sein Arm reicht weit. Er muss nicht selbst aktiv werden, um ein Ziel zu erreichen. Viele schulden ihm einen Gefallen. Ein Wort von ihm reicht und viele Helfershelfer werden aktiv. Und es wäre ihm sicher Recht, wenn ich in die Sache involviert würde. Ich habe mich von ihm getrennt. Mit Mord möchte ich nichts zu tun haben. Und du siehst, es hat fast geklappt. Hannah hat Todesängste und du hättest mich fast über den Haufen geballert. Seine Rache wäre aufgegangen". Ws war nicht unplausibel, was Nadine so von sich gab. Ich glaubte ihr-vorerst. Was ich aber verlangte, war Abstand zu Hannah, ihr nicht näher als 100 m nahezukommen, Ansonsten würde Nadines Gesundheitszudtand leiden. Auch verlangteb ich von ihr, mich ständig mit neuen Inf
ormationen zu versorgen, die sie über Kurt erhalten würde. Nachdem sie einwilligte, verließ ich sie. Zu lange hatte ich Hannah allein gelassen-schutzlos.

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Zu Hause angekommen, fiel mir gleich auf, wie ruhig alles war, zu ruhig. Es war nicht die geringste Anwesenheit eines Menschen zu spüren. Ich wusste sofort, Hannah war nicht da. Sie wollte da sin, auf mich warten, so war es ausgemacht. Wo war sie? Was ist mit Hannah geschehen?

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Die Antwort auf meine Frage ließ nichtb lange auf sich warten. Auf dem Küchentisch entdeckte ich einen Zettel mit einer Notiz. Sie bekräftigte meine Ahnungem:"WSTefan, ich gehe weg, hier bin ich zur Zeit nicht sicher. Nicht einmal du sollst wissen, wohin ich gehe, so bist du nicht gefährdet. Ich kann nicht mehr, ich will sicher leben, ohnev Angst um mein Leben. Ich fürchte Nadines Rache, sie kann furchtbar sein. Wir haben ihr Lebenswerk zerstört. Ichb habe Angst um uns. Bitte suche mich nicht. Ich habe dich damals belogen. Ich habe meine Therapie abgebrochen. Ich suche mir eine Klinik, wo ich sie abschließen kann. Eine geschlossene Einrichtung, die ist so sicher wie ein Gefängnis. Da bin ich sicher. Ich versuche, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich liebre dich, Hannah".

Es war kein Weglaufen vor der Situation, auch wenn es zunächst so aussah. Nein, Hannah wollte ihreb Therapie wieder aufnehmen, wie sie schrieb. Doch warum ließ sie mich außen vor, bislang machten wir alles zusammen. Hatte sie Angst, edass Nadines Helfer über mich ihren Aufenthaltsort ausfindig machen könnten? Dieser Angst fehlte nach meinen Erkenntbissen die Nahrung. Gut, Kurt war aktiv, aber ich vertraute immer noch auf den kalten Stil in meiner Hosentasche. Ich wollte wissen, wo sich Hannah befand und auch, ob der Brief echt ist. Allein hatte ich keine Chance, Kliniken geben keine Patientendaten heraus. Henry musste mir helfen, mein alter Drogenberater.

*

"Hallo, Henry", begrüßte ich ihn, nachdem ich das kleine, mit Aktionspostern ausstaffierte Zimmer betrat, "lange nicht gesehen". "Ja, genau", schmetterte mir der unverkennbare Baß entgegen, "das sehe ich auch so. Aber du weißt ja, Kunden, die nach dem Entzug nicht mehr kommen, sind mir die liebsten. Denn die sind clean geblieben. Und was ist mit dir? Im Umkehrschluß-wieder Benzos?" "AQch was", wehrte ich ab, "ich bin clean. Es geht um Hannah. Sie hat entgiftet und bemüht sich jetzt um einen Therapieplatz". Komische Reihemfolge", bemerkte Henry. "Normalerweise hat man den Therapieplatz fest und bemüht sich dann um die Entgiftung". Ich erzählte Henry alles. Er verstand beide Situationen, auch Hannahs Wunsch, allein zu sein. Doch er kannte mich. Er wusste, dass ich keine Ruhe geben würde. Er vresprach mir, sich umzuhören. "Geht aber erst in ein paar Wochen. Deine Nummer habe ich ja. Bau keinen Scheiß, klar. Ich melde mich".

Ich wusste nicht warum, aber während der von Henry verordneten Wartezeit nahm ich wieder Kontakt zu Nadine auf. Ich merkte, ihr Unrecht getan zu haben, aber es war der Anschein, der mich dazu brachte, Nadine zu verdächtigen und zu bedrohen. Nun, da sich zwischen uns die Wogen geglättet hatten, besprachen wir, wie win Hannah helfen konnten, wenn sie erst wiedr zurück ist. Auch mein Lauftraining nahm ich wieder auf-ich brauchte es, einfach für 2 Stunden abschalten zu können. Und der Tag kam, das Telefon läutete. Henry. Er hatte Wort gehalten. "Du, Stefan", begann er, "ich glaube, wir haben sie. Sie hatv es tatsächlich geschafft, unter falschem Namen in Gernsbach unterzukommen. Oder es ist ihr richtiger Name und der, den du kennst, ist falsch. Hast du dir darüber eigentlich schon einmal Gedanken gemacht?" "Nein", entgegnete ich. Eigentlich nicht. Wie heißt sie denn jetzt?" "Doris", berichtete Henry. "Doris Helmrich. Wenn sie aber, und davon gehe ich aus, nicht genügeng Geld verdient hat, um als Selbstzahler aufzutreten, kommt sie als Kassenpatient. Dann muss ihr Name stimmen. Dann heißt Hannah wirklich Doris".
Ich wollte sofort nach Gernsbach fahren, doch Henry stoppte meinen Tatendrang. "Nicht so eilig, Stefan, sie ist erst kurz in Gernsbach und müssgte noch Kntakatsperre haben. Du kannst dort nicht einfach hingegen wie in einem Hotel und an der Rezeption nach ihr fragen. Und wenn du nicht auf dem Kartex stehst, kommst du sowieso nur mit Sondergenehmigung rein. Die kommt von ihr und dem Therapeuten. Tja, es gibt halt Regeln, die einzuhalten sind. Aber ich kenne den Theraputen dort sehr gut, Wolfgang Kinshofer, so heißt er, hat mir bereits eine Beschreibung dieser Doris gefaxt. Hier, schau´s dir an.". Als ich die Beschreibung las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ja-das war Hannah. Kein Zweifel. Itgrendwie war ich beruhigt. In der Therapieklinik war sie sicher, da hatte selbst Kurt keine Chance.
Es hieß wieder einmal warten. Warten, bis ihre Kontaktsperre, sie dauerte sechs Wochen, beendet war. Also noch zwei Wochen. Henry allerdings vermittelte mir Kontakt zu ihrem Bezugstherapeuten, Karl-Heinz Geist. Er teilte mir wenigstens über Henry von Zeit zu Zeit mit, wie es ihr ging und ob Hannah Fortschritte mache. Es ging Hannah gut und ich war beruhigt.

Lannge zwei Wochen vergingen. Hannah´s oder sollte ich besser sagen Doris´ erste Phase der Kontaktsperre war beendet. Von nun an gab es die Möglichkeit, unter Therapeutenanwesenheit mit ihr zu telefonieren. Geist wollte einen Kontakt vermjitteln. Henry hatte gut gearbeitet. Gegen 18.00 hatte ich Geist am anderen Ende der Leitung. Neben ihm saß Doris. "Hallo Hannah", meldete ich mich. Dieser Name war für mich einfach geläufiger. "Hier ist Stefan". "Stefan" Das erstaunen in Hannahs Stimme war unverkennbar. "Wie hast du mich gefunden?" Ich erzählte ihr, wie sich alles zugetragen hat, auch, dass Nadine an allen Drohungen gegen sie unschuldig ist. Das ist ja Wahnsinn, was du alles unternommen hast", lobte Hannah, "obwohl ich in letzter Zeit nicht gerade sehr nett zu dir war. Sag, Stefan, verzeihst du mir? Und...bitte, nenne mich nicht mehr Hannah. So heiße ich nicht und so möchte ich nie mehr heißen. Das war nur mein Arbeitsname. Mein richtiger Name ist Doris. Das sollst du nun endlich efahren". Ohne auf Antwort zu wargten, redete Doris weikter. "Momentan darfst du noch nicht zu mir kommen. Ich habe noch Kontaktsperre. Das gilt auch für dich. Aber Karl-Heiz und Frank,m mein zweioter Therapeut, wollen versuchen, dass Wolfgang dich bald zu mir lässt. Aber wir können schreiben und in der Woche 5 Minuten telefonieren. Danke, Stefan, dass du mich gefunden hast. Ich hab dich lieb". "Ich liebe dich auch, Doris". Der neue Name, ihr richtiger, war für mich noch gewöhnungsbedürftig. Das Gespräch war beendet.

Ich hatte Hannah wiedergefunden, oder Doris, wie sie wirklichb heißt. Es gab wohl keinen Menschen auf der Welt, der glücklicher war. Ich wusste, Hannah würde auf ihrer Therapie kaum eigenes Geld haben, aber ihr Bedarf nach Zigaretten und Gummibärchen wäürde wohl kaum auf Null sinken. Ich schnürte ihr sofort ein Paket; auch Nadine sollte wissen, dass ich Hannah wiedergefunden hatte. Ohne daran zu denken, warum wohl Hannah ihren realen Namen wieder so in den Vordergrund stellte, berichtete ich Nadine. "Wann kommt sie zurück? Wann fängt sie wieder an?" Fragen über Fragen, in denen das Geschäft, nicht Hannah im Vordergrund stand. "Nadine, du spinnst. Zunächst muss sie ihre Therapie zu Ende bringen. Diesmal wird sie völlig gesund. Ich darf noch nicht hin, und dir sage ich auch nicht, wo sie ist. Niemand darf ihr hineinfuhrwerken. Und sie arbeitet erst dann wieder, wenn sie vollkommen gesund ist". Das saß. Betroffen sah mich Nadine an, machte einen Schmollmund wie ein kleines KInd und sagte mit fast weinerlicher Stimme:"Aber ich liebe sie doch und sie liebt mich auch". "Vergiss es, so bekommst du mich nicht herum. Ich kenne deine Masche. Hannah bleibt, wo sie ist und du hast keinen Kontakt zu ihr. Du kannst ihr schreiben, aber nur über mich. Morgen schicke ich ihr ein Paket. Da kannst du deinen Wisch reinlegen. Wütend warf ich die Tür ins Schloß. Nadines Geldgier kannte wirklich keine Grenzen, selbst Hannahs Gesundheit war sie bereit, zu opfern. Nadine war unglaublich dreist.

*

"Können Sie übermorgen zu uns kommen?", fragte die Stimme am Telefon. Es war Karl-Heinz Geist, Doris´ Bezugstherapeut. "Sie möchte mit Ihnen reden. Ich denke, es ist sehr wichtig".

Ich glaubte mich verhört zu haben. Doris hatte noch Kontaktsperre und ich durfte schon zu ihr. Man gestattete ihr, mit mirb zu reden-ein Privileg. "Natürlich, sofort, ich fahre gleich los". "Moment, Moment", beruhigte Geist mich. So schnell geht das. Sie hat Gruppe und Sitzungen. Wir haben Doris für übermorgen frei eingetragen. Seien Sie bitte um zehn da. Da habe ich Zeit und Doris auch". "Natürlich bin ich übermorgen da. Um Zehn. Bis dann", bestätigte ich.


Sie wollte mich sehen, verlangte nach mir, Hannah oder vielmehr Doris, lief nicht mehr vor mir davon. Ich war glücklich, nein, das ist nicht der richtige Ausdruck, ich war überglücklich, unbeschreiblich glücklich. In den folgenden beiden Nächten fand ich vor Glück kaum Schlaf, vor lauter Vorfreude auf das Wiedersehen. Endlich war es soweit, es war Mittwoch und ich durfte zu ihr fahren. Die Strecke ins Nurttal, nicht länger als 30 km, zog sich dahin wie ein endloser Lindwurm. Sie wollte kaum enden, doch irgendwann stand ich vor der Klinik. Ein Mann mittleren Alters erwartete mich schon. "Sie müssen Stefan sein, denke ich. Doris hat sie schon beschrieben. Bitte, kommen Sie mit. Wir gehen in mein Büro. Wolfgang Kinshofer und Frank Golem, mein Assistent sind schon oben. Doris< wird später zu uns stoßen. Ich war nervös und gespannt wie ein Pennäler vor dem Zeugnis. Ich durfte Hannah, der Name war mir immer noch gegenwärtiger als Doris, wiedersehen. Meine große Liebe ar nur einen Wimpernschlag, eine Tür von mir getrennt.
In Geists Büro wurden wir schon erwartet. Er stellte mich Kindleshofer und Golem vor. "Sie sind also Stefan", begrüßtev mich der therapeutische Leiter. Sie bemühen sich ja sehr um Doris". er wusste also schon von mir. Dann konnte das Gespräch ja nur positiv enden. Doch jäh wurde ich aus meinen Tagträumen gerissen. Es klopfte an der Tür. Die Tür öffnete sich und stand sie, Hannah, die mit richtigem Namen eigentlich Doris hieß. Sie trug einen weißen Jogginhganzug, das Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Doch irgend etwas stimmte nicht. Die Situation wurde eisig, kalt. Fast begann ich zu frösteln. Hannahs natürliche Fröhlichkeit war einer Maske gewichen. Sie wirkte nachdenklich, auf irgend etwas in weiter Ferne konzentriert. Man könnte es fast als geistesabwesend bezeichnen. Außer einem kurzen ´Hi´ kam kein Wort von ihren Lippen. Keine Umarmung, kein Kuss. Die situation wirkte, als hätte sie etwas einstudiert. Doris setzte sich auf einen Stuhl, so weit weg von mir wie möglich und versuchte, jeglichem Blickkontakt auszuweichen, ihn erst gar nicht entstehen zu lassen. Doch ich konnte meine Blicke nicht abwenden von ihr. Sie war so schön wie immer, die Frau, die ich mehr liebte als alles auf der Welt.
Kinshofer begann mit einem einführenden Vortrag über die Einrichtung und deren Erfolge, doch von alldem interessiete mich nichts. Ich hatte nur Augen für meinev Hannah, mein gesamter Verstand< war von ihrer atemberaubend schönen Erscheinung gefangen, fasziniert. Alws Kinshofer geendet hatte, ergriff Hannah das Wort:"Stefan, ich will es kurz machen. Du bist Bestandteil meinhes früheren Lebens. Mit diesem Leben möchte ich heute abschließen. Auch mit dir. Ich breche hiermit, jetzt und heute, den Kontakt ab. Unwiderruflich."


Kapitel 14

Ich glaubte, meinen Ohren nicht trauen zu können. Was hatte Hannah da gerade gesagt? Sie wollte sich von mir trennen? Das konnte, das durfte nicht ihr Ernst sein. Ich blickte sie nur an, unfähig, aucg nur ein Wort herauszubringen. Hannah, oder sollte ich sie ab jethzt nur noch Doris nennen, saß unbewegt da, richtete ihren Blick auf einen imaginären Punkt an der Wand; sie tat alles, um weder mich, noch sonst jemanden in der Runde anzusehen. "Doris", fragte ich, "Warum willst du dich von mir trennen? Hast du alles vergessen, all die schöne Zeit, in der wir zusammen glücklich waren? All den Schmerz und all das Schöne, das< wir zusammen verbrachten? Sag, dass das nicht dein Ernst ist. Warum, Doris, warum?" Ohne mich anzusehen und immer novh den imaginären unkt an der Wand anzustarren, antwortete sie:" Stefan, du bist für mich kein Freund mehr. Ich weiß auch nicht, ob du je einer warst. Du warst ein Freier, mit deinem Geld kaufte ich Drogen. Später warst du ein Zuhälter für mjich, obwohl du nie kassiert hast. Als ich bei Nadine rausflog, hast du mir Drogen gekauft und mich an andere Wohnungen vermittelt, obwohl ich durch den Rausschmiss< bei Nadine fast den Zwang hatte, mein Leben zu ändern. Durch dich blieb ich auf dr Droge, durch dich blieb ich im Millieu. Oder jetzt, der Brief von Nadine in deinem Paket. Man bietet mir hier die Chance, aufzuhören, mit allem. Mit den Drogen, mit der Prostitution und mit dir. Ich trenne mich von allem, was mich an die Vergangenheit erinnert. Und dazu gehörst du. Schluß, Aus, Ende". Ich sprang auf und schrie in die Runde: "Wenn das do ist, dann werde ich morgen nicht mehr leben", riss die Tür auf, wollte nur noch hinaus und schlug sie so heftig zu, dass die Wände wackelten. Ich stürmte die Treppe hinunter, verhartte jedoch auf halber Höhe und brach in Zränen aus. Einige Minuten brauchte ich, um meine Fassung wiederzugewinnen; nein, kampflos wollte ich auf Hannah nicht verzichten. Wie ich die Treppe hinunterstürmte, genauso stürmte ich honauf. Ich betrat den Raum ohne anzuklopfen, Hannah und ihre drei Therapeuten waren noch anwesend. Anscheinend war ich in ein Gespräch geplatzt. Ohne zu fragen oder auf eine Einladung zu warten, setzte ich mich auf den freien Stuhl und fragte Hannah direkt:" Doris, warum willst du dich von mir trennen? Ich war doch immer für dich da? Habe alles gemacht, was zu machen war." Seltsam ruhig, fast zu ruhig, antwortete sie: "Stefan, es sah tatsächlich so aus, als ob du immer für mich da warst. Aber du hast für alles eine Gegenleistung bekommen und wohl auch erwartet. Du warst mein Freier, hast mir Geld gegeben, dass ich mit dir schlafe. So hast du mich angestachelt, weiterzumachen, da ich so Geld für Drogen verdiente. Und du hast mich in der Prostitution gehalten. Immer hast du mir neue Hostessenwohnungen besorgt, wo ich weiterarbeiten kann, Nastassia, Mara, all die anderen. Du hast mich immer tiefer in die Prostitution getrieben. Du bist schuld, dass ich meinen Körper so lange verkaufte, um an Drogen zu gelangen und hatte ich manchmal doch kein Geld, hast du mir Stoff gekauft. Hättest du mir wirklich geholfen, dann hättest du mir raus aus der Prostitution geholfen und nicht hinein. Du hast mein Leben zerstört. Deswegen der Kontaktabbruch. Es ist endgültig. Gehe jetzt bitte". In einem letzten Versuch tat ich etwas, was ich noch nie tat. Ich fiel vor einem Menschen, vor Doris, auf die Knie. "Doris, wenn ich das getan habe, dann war es nicht wissentlich. Ich glaubte, dir zu helfen, es kam ja nie ein Signal von dir. Bitte verzeih mir und mache den Entschluß rückgängig. Gib mir das zurück, was mir das
*
kamplos aufgeben, das war nicht mein Ding. Ich bin immer stehengeblieben, nie gelaufen, egal, wie groß die Übermacht war. Und nunn stehe ich bleibe ich wieder stehen, werde nhicht kampflos aufgeben. Es durfte einfach nicht sein, dass Hannah sich von mir trennt. Ich musste herausfinden, was hier gespielt wird, was die Ursache für Hannahs Verhaltenswechsel war. "Kann ich Sie kurz sprechen?", fragte ich Geist, "allein, unter vier Augen?". Eigentlich nicht", antwortete dieser, "es ist schon alles gesagt, was gesagt werden muss. Doris hat sich sehr gut verhalten, die Therapie schlägt schon an. Aber gut, da Ihnen so viel daran lirgt, fünf Minuten in meinem Büro. Nicht länger." Ich erhob mich und folgte Geist. Sein Büro lag nur drei Türen entfernt, aber der Weg kam mir ewig vor. Es gab nur Hannah für mich. Ihr bild hatte ich immer vor Augen. Ich musste um sie kämpfen, sei es auch das Letzte, was ich mache in diesem Leben. Der Krieg hatte begonnen. Und die erste Schlacht, die würde ich mit Geist führen, dabei untergehen oder weiterkämpfen. Geist war ihr Bezugstherapeut, derjenige, der die meiste Macht über Doris hatte.b Ihn musste ich überzeugen, den über mich gebrochenen Stab wieder zu flicken. Ihn musste ich überzeugen, dass ich wichtig war für Doris, wichtig wie ein Therapeut. Und eines war es, was mich stark machte: Doris hatte den Kontakt zu mir abgebrochen, nicht aber Hannah. Was, wenn meine Geliebte aus zwei Persönlichkeiten bestand? Wenn sie wirklich als Doris gehandelt hat, die Hannah verdrängte. Zumindest zur Zeit. Wenn Hannah derzeit nicht existent ist? Wenn ihr die Therapeuten eine Gehirnwäsche vepasst haben, deren Resultat für Hannah keinen Platz lässt? Was ist, wenn sie Hannah ihre Vergangenheit nahmen sie so formten, wie sie es wollen, als ein Rad der Gesellschaft, das sich anpasst, einfach ja sagt und keine Vergangenheit hat? Endlich waren wir in Geists Büro angelangt. In seinem Büro setzte sich Geist in seinen bequemen Ledersessel, mir jedoch bot er keinen Platz an. "Fassen Sie sich kurz", begann er, "meine Zeit ist begrenzt. Was wollen Sie noch? Es ist alles gesagt, denke ich. Doris hat sich hervgorragend verhsalten, indem sie sich von Ihnen getrennt hat. Sie sind ihre Vergangenheit, die sie loswerden muss, um wieder in unsere Gesellschaft zu passen. Das wollte ich Ihnen noch sagen. Unsere Therapiev ist erfolgreich. Auch bei Doris< wird sie erfolgreich sein. Es wird keine Hannah mehr geben. Ich verhänge für Doris eine völlige Kontaktsperre zur Außenwelt. Es wird für sie nur die Klinik geben. Draußen ist nichts. Es werdennkeine Briefe, keine Pakete durchgelassen. Beidseitig. Ihre Pakete< waren es, die Unfrieden in die Klinik brachten. Viele haben hier nichts. Doris hatte alles. Zigarettren, Geld. Sie wurde abhängig davon. Nun hat sie nichts, muss lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie braucht Ihre Hilfe nicht. So, das war´s. Mehr ist nicht zu sagen. Gehen Sie nun".

*

Wie betrunken verließ ich die Klinik, schsffte ews irgendwie, den Mondeo zu finden, einzusteigen und loszufahren. Irgendwie gelang es mir, die kurvenreiche Landstraße nach Karlsruhe unfallfrei zu bewäktigen. Zu Hause angelangt, nahm ich seit langer Zeit wieder einmal ein Beruhigungsmittel und versuchte, etwas Schlaf zu fineden. Doch es gelang nicht, das
Als ich aufwqachte, war ich immer noch am Tisch, ich musste eingeschlafen sein. Es ging mir schlecht, den ekelerregenden Geschmack im Hals, den man hat, 3ehe man sich übergeben muss. Erst einige Kannenn schwarzen Kaffees brachten mich einhigermaßen auf die Beine. Fit genug, Bilanz zu ziehen. Diese sah schrecklich aus, eine klare Niederlage schien sich abzuzeichnen. Doch es war erst Halbzeit. Ein früher Elfmeter und ich war wieder im Spiel. Ich schwor mir, nicht mehr zu laufen, ich schwor mir anzugreifen, auch, wenn meine Farben klar in der Unterzahl seien. Und irgendetwas war es, das mir sagte, die Oper ist 3erst dann zu Ende, wenn die dicke Frau gesungen hat. Und die dicke Frau war noch nicht auf der Bühne.

*

"Henry", fiel es mir ein, "Henry kennt sich aus. Ihn frage ich um Rat". Ich hatte Glück, Henry hatte zufällig reinen Termin frei. Schon morgen. Den konnte ich haben. Nach einer erneuten Nacht, die von Alkohol und Benzos regiert wurde, kroch ich mehr schlecht als recht aus dem Bett. Instinktiv versuchte ich, den Wecker auszumachen, der mich so penetrant aus dem Schlaf riss. Doch es war nicht der Wecker, es war die Türklingel. Halb zehn. Der Postbote. Schlaftrunken torkelte ich nach unten, hoffend, einen Brief von Hannah zu erhalten. Als ich den Briefkasten aufschloss, flatterte mir tatsächlich ein Brief von ihr entgegen.
Noch im Hausflur riss ich ihnn auf und begann, Wort für Wort gierig zu verschlingen. Es war das
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Geduscht und einigermaßen fit machte ich mich sauf den Weg zu Henry, berichtete ihzm alles und zeigte ihm vor allem Hsannahs Brief. "Ja, das kenne ich alles", begann Henry, als er alle Informationen sondiert hatte. "Sie befindet sich in einer Extremsituation, der eohl extremsten, die sie bislang durchstehen musste. Gerade als Prostituierte, die die Prostitution zur Drogenbeschaffung ausübte, will sie sich von ihrem früheren Leben auf dem Strich trennen. Dazuv gehören die Drogen, die Prostitution und eben auch du. Lass ihr Zeit, lass sie zu sich selbst finden. Sie muss sich nurv um sich kümmern. Sie ist wichtig, sonst niemand. Was dir übrigbleibt ist zu warten; schreibe ihr einen Brief, wenn du Glück hast, darf sie ihn in Therapeutengegenwart lesen. Und bleib zubHause, du weisst, du hast Hausverbot.

*

Ich beherzigte Henrys Rat. Ich wollte Hannah, an Doris konnte ich mich nicht gewöhnen, nicht bedrängen. Ich wollte ihr Zeit geben, alle Zeitv der Welt. Doch den Brief, den wollte ich ihr schreiben, nicht wissend, ob sie ihn überhaupt erhält. Eine Chace hierzu sah ich. Ich rief Kinshofer an, stellte ihm einige Fragen über Hannahs Zustand und den Erfolg der Therapie. Da stqach ich ins richtige Wespennest. Völlig von sich eingenommen und überzeugt, schwadronierte Kinshofer drauflos. Vom überragenden Erfolg der Therapie und dass die Trennung von mir ein Meilenstein sei. Nun war es an mir, mein Gesvchütz in Stellung zu bringen und abzufeuern, der Feind war unaufmerksam. Ich bat Kinshofer dsaher um die Genehmigung, Hannah einen letzten Brief schreiben zu dürfen, was
*

Es folgten grausame Tage. Der Brief an Hannah war geschrieben, die Hoffnung jedoch, dass sie ihn erhielt, war gering. Meine Suizidgedanken, längst in Vergangenheit gewähnt, kamen zurück mit erschreckender Intensität. Ich suchte Ärzte auf, um mich mit benzos zu versorgen. Gerade das war nicht leicht, da ich wegen früheren Missbrauchs der Mittel auf einer Sperrliste stand. Doch esv gb junge Ärzte, die keine alten Sperrlisten besaßen und ältere Ärzte, die sich einen Dreck scherten. Bereits nach drei Tagen hatte ich die Ausbeute, die ich benötigte; etwa<100 Benzos konnte ich mein eigen nennen. Dolch dann kam mir eine Idee, wahnwitzig und geradezu verrückt. Ich wollte heroinabhängig werden, mutwillig, um dann über die Drogenberatung zur Therapie zu kommen. Ich wollte ins Murgtal, dorthin, wo sie gerade Hannah geradebogen, wollte wissen, was dort vor sich ging, welche Experimente dort getrieben wurden. Welche Experimente dafür verantwortlich waren, dass Hannah mir dermaßen entfremdet wurde. Ich erinnetre mich an Franziska. Wohl wollte sie Hannah damals mit den Spritzen schwer schaden, aber sie kannte die Kanäle, wusste, wie man an Heroin gelangen konnte. Und in meiner Not, um Hannah zurückzugewinnen, wäre ich selbst mit dem leibhaftigen Teufel einen Pakt eingegangen.

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"Gut, ich werde dir das Zeug besorgen", erklärte Franziska sich bereit, aber je Gramm, das du für dich kaufst, kaufst du eines für mich mit. Ich werde das Zeug weiterverkaufen, ist ein lukratives Geschäft heutzutage. Und dir rate ich eines: Nimm das Zeugb nicht mit der Pumpe, sonst bist du gleich drauf. Nimm es durch die Nase. Und noch etwas: Beim ersten Mal wirst du kotzen wiev ein Reiher. Dein Körper wird sich wehren gegen das, was< du ihm antust. Aber irgendwann wird es ihm gefallen. Dann lässt er dir keine Ruhe mehr".

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Franzi hatte Wort gehalten. In den nächsten Wochen verschaffte sie mir Kontakt zu einem ihr bekannten Dealer; ich kaufte zehngrammweise ein, fünf für mich, fünf für Franzi. Dreißig Gramm insgesamt hortete ich in meiner Wohnung, genhügend, um abhängig zu werden, genügend, um jeden Drogentest positiv verlaufen zu lassen.


Etwas weißes ragte aus dem Briefkasten. Doch anstelle der üblichen Mahnungen, ich glaubte es kaum, Post von Hannah. Doch meine Hoffnung wurde jäh getrübt. Hannah zementierte ihren Kontaktabbruch. Ich sei es, der nichts kapiert hätte. Nun, da sie wieder Doris sei und es eine Hannah nicht mehr gäbe, wolle sie mit ihrer Vergangenheit komplett abschließen. Es liegt eine Zukunft vor ihr, ein Neuanfang irgendwo, dort, wo man sie nicht kennt. Drogen, Prostitution und auch ich, all das hätte keinen Platz inn ihrem neuen Leben. Ich war es, der sie bezahlt hatte, der ihr Heroin gekauft hatte und der sie ermuntert hatte, weiterzumachen. Und für alles hätte ich schließlich eine Gegenleistung bekommen. Nur eines machte mir Hoffnung, dass nicht alles vom Tisch war. Als Anrede wählte Hannah ´Hallo, Stefan´ und als Schluß ´Mach´s gut´. So schreibt man niemandem, dem man einen letzten Brief schreibt. Ich wusste, Hannah braucht Zeit, diese Zeit wollte ich ihr geben, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden. Ich beschloss, bis zu ihrem Geburtstag keinerlei Kontaktversuche zu starten.

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Die Benzos, die ich für meinen Suizid zusammengetragen hatte, wurden meine Tagesration. Schon am frühen Morgen brauchte ich einige Tavor oder Diazepam.Auch die Idee mit der Heroinabhängigkeit nahm wieder klare Formen an. Zunächst jedoch regierte mich der Alkohol; mein Wodkakonsum wuchs ins Unermessliche.
Die Tage und< Wochen vergingen, kein Brief von Hannah, kein Lebenszeichen. Längst war ich wieder im alten Fahrwasser, alkohol-und benzoabhämgig. Jimmy, ein alter Kumpel, der sdich in der Disco-und Partyszene bewegte, besorgte mir Pillen, die mich wenigstens< ab und zu glücklich werden ließen, doch nach der Wirkung kam die Depressionn zurück. Ich mnahm was< es< gab und es gab viel.
Hannahs Therapioe musste< sich mittlerweile dem Ende zuneigen. Aber sie meldete sich nicht, ich wusste seit langem von nichts. Ich beauftragte einen Anwalt mit der Adressenfeststellung, das Resultat war ernüchternd: Adressat verzogen, keinerlei Anschriftenmitteilung. Das war das
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Erneut tat der Wodka seine Wirkung. Der Rausch stieg mir schnell zu Kopfe, die wirrsten Ideen schwirrten mir um den Schäedel. Ich fasste einen Plan. Hannah hatte ich verloren, das
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Mit einem heftigen Kater wachte ich auf. Die Folgen des Alkoholrausches bekämpfte ich mit Aspirin und Alka-Selzer. Ich musste schrecklich aussehen. Dennoch-je mehr ich mich an meinen gestrigen Plan erinnerte, je plausibler wurde er mir. Es war klar, die Therapeuten durften nicht überleben, sichz nicht in ihrem Erfolg sonnen. Sie mussten sterben, so, wie meine große Liebe gestorben war. Meine Rachegedanken hielten mich aufrecht. Sie waren es, die mich beseelten, mich davor zurückhielten, mich erneut der Flasche zu widmen. Ich müsste ins Murgtal. Ich verlangte nach Rache für das, was sie mir angetan hatten. Rache, das Wort, das mich beseelte.

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In das idyllische Fleckchen Baden war es nur eine halbe Autostunde. Wie gerne hätte ich Hannah hier besucht. Nun war ich hier, dem Teil Badens, in dem die Zeit stehenzubleiben scheint. Und ich wusste, dieses idyllische Fleckchen würde bald im MIttelpunktv desv öffentlichenn Interesses stehen. Ich würde eine Blutspur ziehen, die dieser Ort noch nie gesehen hat.
Relativ schnell hatte ich einen kleinen, idyllischen Gasthof gefunden, in den ich mich einmietete. Diese Kaschemme allerdings als Gasthof zu bezeichnen, wäre übertrieben. Es warv eine üble Absteige, das Essen, das mir am ersten Abenbd serviert wurde, bestand aus einer undefinierbaren Pampe, verunziert von einer zähflüssigen braunen Masse, die anscheinend eine Soße sein sollte. Die HZimmer waren ähnlich; ein Spartaner hätte seine helle
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Kapitel 15

Da kam er, Golem. Punktlich wie immer verließ er das Therapiezentrum. Man konnte die Uhr nach ihm stellen. Und heute sollte ihm seine Pünktlichkeit das Leben kosten. Er war der erste, der spüren sollte, welcher POreis zu zahlen ist, wenn man mir Hannah wegnimmt. Aber von hinten, das wäre zu billig gewewen. Nein, er sollte sehen, wer ihm das Leben nahm. Dafür, dass er mir das Liebste im Leben genommen hatte. Vonnmeinem ersten Besuch hier wusste ich, dass dr sogenannte Garten, der das gesamte Gelände umgab, eher aussah wie eine Wildnis. Hoch wucherten Gräser und Büsche um das< Areal, insbesondere im Eingangsbereich. Iedeal für jemanden, der sich verstecken will. Und ich wusste, mich zu verstcken. Der grüne Tarnanzug machte mich eins mit der Landschaft; selbst jemand, der wusste, dass sich in dem Gestrüpp jemand versteckt, hätte Schwierigkeiten gehabt, mich zu erkennen. Ich erinnerte mich genau an die Worte meines Feldwebels bei der Einzelkämpferausbildung. És ist früh genug, dass dich der Feind erkennt, wenn du vor ihzm stehst. Und Golem, er war mein Feind. Der erste von dreien.

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Golem stand genau nebenn mir. Der Unterschied war nur, er wusste nicht, dass ich nur einen Herzschlag, einen Atemzug nebenn ihm lag. Er schien zu warten. Ich wusste nicht, auf wen, aber garantiert nicht auf mich. Das Therapiezentrum, besonders der Eingangsbereich, war keine Bahnhofshalle. Es herrschte kein Kommen und Gehen; man konnte nur schlecht beobachtet werden. Auch dies kam mir und meinem Vorhaben entgegen. Unbeobachtet und urplötzlich wuchs ich vor Golem aus dem Boden. Seine Überraschung war nicht gespielt. "Sie?", stammelte er, "wqas wollen Sie von mir? Bitte, lassen Sie uns über alles reden". "Reden?", echotev ich, "jetzt, wo es um Ihr armseliges Leben hgeht, wollen Sie reden? Habt ihr mich mit Hannah reden lassen? Wart nicht ihr es, die sie abgeschottet haben, die ihr verboten haben, mit mirb Kontakt aufzunehmen? Wart njichtb ihr es, die mir Hannah weggenommen hatten?" Golem war zu keinem Wort mehr fähig. Der scharfe Stahl meines Stiletts fuhr durch seinen Hals. Der Schnitt war so tief, so gewaltig, dass das Blut herausschoss, als würde es in seiner Fließbewegung von gigantischen Turbinen angetrieben. Selbst sofortige Hilfe hätte Golem nhicht mehr gerettret. Er sank röchelnd, die Hände an seine Schnittverletzung gepresst, vor mir auf die Knie. Ich stemmte meine Stiefelsohle gegen sein Gesicht und trat ihn von mir weg. Golem lag in seinem Blut, ihmn war nicht mehr zu helfen. Ich blieb neben ihm stehen und als


Einige Tage verkroch ich mich in meiner Absteige, ließ mir das Essen vom Pizza-Deal liefern und orderte alle Tageszeitungen der umliegenden Orte. Natürlich war der Mord an dem allseits Therapeuten das Thema Nummer 1 aller Schlagzeilen der regionalen Zeitungen. Von unerklärlich über schrecklich bis hzin zu bestialisch reichte die Bandbreite der Überschriften. Natürlich konnte sich niemand erklären, weshalb der allseits beliebte Therapeut so bestialisch abgeschlachtet wurde, schließlich kannte ja niemand meine Beweggründe. Dass aber mit keinem Wort mein Name fiel, konnte nur einen Grund haben: Ich bin hier bereits in Vergessenheit geraten niemand erinnerte sich an mich. Das war natürlich ein unbezahlbarer Vorteil, denn ich war so in der Lage, weiterhin ungestört operieren zu können. Nun also sollte Geist meine Rache spüren. Doch es galt, nichts zu übereilen, jeden Schritt gut zu überlegen und zu taktieren. Zunächst hieß es warten, bis sich die Wogen geglättet haben, bis wieder die Tagespolitik die Schlagzeilen bis hinunter in die Lokalpresse beherrschte. Also verkroch ich mich weiter in meinem Zimmer des Dorfkrugs, sehr darauf bedacht, niemals aufzufallen, mich zwar gelegentlich sehen zu lassen, aber immer so, dass man zwar wusste, dass es mich gibt, jedoch niemals so lange, dass mein Gesicht in irgend einer Erinnerung haften blieb. Gesprächen versuchte ich, so gut es eben ging, aus dem Weg zu gehen. Es war zwar schwer, weil die Dorfbevölkerung Fremden gegenhüber von Natur aus ziemlich misstrauisch, einem Gespräch am Stammtisch dagegen sehr aufgeschlossen war, doch durchführbar, Da ich bei der Anmietung des Zimmers angab, Schriftsteller zu sein, der hier, in der Abgelegenheit des Murgtals die Ruhe suchte, um sein neuestes Werk fertigzustellen. Dies schien nicht nur dem Wirt, sondern auch der Dorfbevölkerung sehr plausibel. Jedenfalls ließ man mich nicht nur in Ruhe, nein, man betrachtete es sogar als Sakrileg,den gebildeten Schreiberling in seiner vergeistigten Konzentration zu stören. So konnte ich mich in aller Ruhe an Teil zwei meiner Rache wagen.

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Meine Nachforschungen hatten ergeben, dass Geist ledig war. Das erleichterte die Sache. Klar, vor dem Therapiezentrum war es unmöglich, , Geist zu töten; hier wurde sicher immer noch bewacht wie Fort Knox, außerdem würde das Gelände im Dunkeln sicher noch zusätzlich durch Lichtstrahler erleuchtet. Mittlerweile aber wusste ich, wo Geist wohnt, er nennt eine luxuriöse Villa am Ortsrand sein Eigen. Und genau hier sollte es geschehemn. Ich brauchte eine dunkle, mondlose Nacht für mein Vorhaben. Und auch hier musste es lautlos vonstatten gehen, ähnlich wie bei Golem. Mein Rückzug musste gesichert sein, schließlich war Geist nur der zweite auf meiner Liste, nicht aber der Wichtigste. Der endgültige Showdown bliebe Kinshofer vorbehalten.

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Ich zog meine Baseballmütze tiefer ins Gesicht. Der Regen prasselte auf meine Bomberjacke und durchweichte sie langsam aber sicher. Die unangenehme Nässe drang bereits durch mein T-Shirt, welches ich als einziges unter der Jacke trug und sorgte für ein unbehagliches Kältegefühl.Doch trotz aller Unbehaglichkeit-dies war dr geeignete Zeitpunkt zur Durchführung meines Vorhabens. Kein Mensch war auf der Straße, niemand sah michzu Geist gehen, aber noch wichtiger: niemand wird mich von Geist weggehen sehen, nachdem ich mein Vorgehen in die Tat umgesetzt hatte. Endlich erreichte ich sein Haus, es brannte noch Licht in einem der Zimmer.
Ich läutete an der Haustür, hoffend, er ist allein. Ihn wollteb ich töten, keine Unbeteiligten. Ich wollte nur meine Rache, kein Blutbad. Es vergingen einige Sekunden, bis sich die Türb öffnete. Geist stand vor mir. Er trug einen dunkelblauen Hausmantel und irgendwelche Latschen. Fast sah er lächerlich aus. Geist sah überhaupt nicht überrascht aus, mich hier zu sehen, fast hatte es den Anschein, er hätte mich erwartet. Nicht einmal der Anblick meiner Walther schien ihn zu überraschen. Wortlosb trat er einen Schritt zur Seite und ließ mich eintreten. "Ich dachte mir, dass Sie es sind. Der Mord an meinem Kollegen sprach eine zu deutliche Sprache", begann er. Ohne auch nur die geringste Angst erkennen zu lassen, ging er vor ins Wohnzimmer und bot mirb Platz an. "Ich denke, ich soll nunder nächste sein", fuhr er gelassenn for, "aber ich denke, zunächst schulde ich Ihnen eine Erklärung. Sie wollen garantiert wissen, was wir mit Doris gemacht haben; sie< war zunächst der erdte Erfolg einer neuen Therapiemethode. Nunn gut, Doris hatte den Fehler gemacht, sich bei uns als arbeitslos anzumelden. Das musste sie tun, wegen ihrer Krankenkasse. Aber Samstag vor Ihrem Treffen hatte Sie einen Brief geschrieben, in dem sie Sie bat, alle bei der Arbeit zu grüßen. Das machteb uns stutzig. Welcher Arbeit geht jemand nach, der keine Sozialversicherungsbeiträge bezahlt. Ich war es, der es aus ihr herauslockte. Ich drohte mit Therapieabbruch, wenn sie nicht mit einer plausiblen Erklärung herüberkam. Nach einiger Zeit wurde Doris sehr mitteilsam. Sie erzählte uns alles. Zunächst dachten wir noch, Sie seien ihr Zuhälter, sagte ihr es offen ins Gesicht. So bekam ich heraus, dass Sie zwar kein Zuhälter, aber ihr bester Kunde sind. Seltsame Verquickung. Sie mussten weg. All die Briefe, Pakete, das Geld auf dem Patientenkonto. Vieles traf schon ein, ehe Doris überhaupt da war. Niemand darf hier im Luxus leben. Nach der neuen Methode müssen die Patienten leiden, bestraft werden für das, was sie ihrem Körper angetan haben. Wäre Doris mit Ihnen zusammen geblieben, hätte ihre Therapie, die ihr ganzes Leben verändern soll, nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Ja, es war eine Gehirnwäsche, aber sie hat gegriffen. Doris hat sich von Ihnen getrennt, das war unser Erfolg. Dass Sie uns nun umbringen wollen, das war nicht geplant. Wir dahten eher an Suizid. Darin haben Sie ja Erfahrung; nach außen steht noch unsere konservative Heilmethode, daher wäre auf uns keinerlei Verdacht gefallen. Schade, Sie sind stark, das hatten wir nicht bedacht. Jetzt müssen wir wohl dafür bezahlen, das Los des Wissenschaftlers. Aber unsere Therapie wird weiterleben, wir haben alles niedergeschrieben. Wir werden für die Wissenschaft unsterblich". "Ihr Schweine habt mir Hannah weggenommen. Für immer", zischte ich ihnn an. Dafür nehme ich euch auch etwas weg, für immer. Euer billiges Leben". Ich zog mein Wurfmesser und schleuderte es wortlos in Geists Richtung. Es blieb federnd in seinem Hals stecken; röchelnd, die Hände vor die Wunde gepresst, sank er zu Boden. IKch beobachtete seinen Todeskampf, erst als er leblos dalag, legte ich einZettel mit der Zahl 2 neben seine Leiche.

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Nachdem ich mich in meine billige Absteige zurückgezogen hatte, fiel ich inn einen tiefen, traumlosen Schlaf. Die Anstrengungen der letzten Tage hatten mich doch sehr mitgenommen. Immerhin auf zehn Stunden Schlaf brachte ich es, eine Meisterleistung für jemanden, der bislang mit vier oder fünf Stunden auszukommen wusste.
Natürlich war der Mord an dem zweiten Therapeuten erneut Tagesgespräch in dem kleinen verschlafenen badischen Nest. Es war klar, man würde so langsam aber sicher die Zusammenhänge erkennen; es ließ sich so langsam eins und eins zusammenzählen und kommt sicherlich nicht auf drei. Klar war auch, dass die ZUsammenhänge beider Bluttaten Karlsruhe auf den Plan rufen würde; die Dorfpolizei, die vielleicht ab und an eine Wirtshausschlägerei zu schlichten hatte, war hier überfordert. Hier musste die Kripo qanrücken, wenn sie nicht schon lange da war. Auch war klar, dass die Reha-Klinik ab heute zum Hochsicherheitstrakt werden würde, dass alle dort arbeitenden Personen, insbesondere die Therapeuzten zu besonders gefährdeten Personen ernannt werden würden mit besonderem Hinblick auf die zu ergreifenden Sicherheitsmaßnahmen. Vor allem Kimnshofer würde in den Fokus der Behörden btreten. Somit konnte ich zunächst mein Vorhaben vergessen, mich um KIInshofer, das Hauptziel meines Rachedurstes , die Nummer drei, aber als therapeutischer Leiter Hauptziel meines Rachedurstes, der Haupttäter, zu kümmern.
Kinshofer war der Anführer, der Wegbereiter der Verschwörung gegen mich. Er war hauptverantwortlich, dass Hannah nicht mehr da war. Er war hauptverantwortlich, dass ich seit Wochen keioin Lebenszeichen von der Frau hatte, dieb ich so sehr liebe, wie seit Romeo und Julia nicht mehr geliebt wurde.
Nein, Kinshofer durfte nicht so einfach sterben. Er sollte seinen Tod hautnah erleben, jede Sekunde, er sollte leiden, wie ich litt. Er hatte mir das Wichtigste auf der Welt weggenommen, daher wollte ich ihm das für ihn Wichtigste auf der Welt wegnehmen. Doch zunächst musste viel Wasser den Rhein hinuntrerfließen, ich brauchte Bewegungsfreiheit, daher passte es mirb überhaupt nicht, dass hinter jedem Busch Ermittler der Karlsruher SOKO lauerten, doch erfahrungsgemäß lichteten sich deren Reihen nach zwei ereignislosen Wochen. Doch mit dieser Wartezeit hatte ich gerechnet, bis ich den Krug der Rache bis zur Neige leeren konnte. HBierbei war mir natürlich meine Legende, mit der ich mich im Dorfkrug eingemietet hatte, sehr hilfreich. Für den Wirt war ich Schriftsteller, der hier, in der Abgeschiedenheit des Murgtals, an der Fertigstellung seines Buches arbeitete, fernab vom Trubel der Großstadt. Natürlich durfte der Künstler nicht gestört werden, der Wirt verstand sich sehr gut darauf, jegliche Störung von mir fernzuhalten. Nur ab und zu ließ ich mich im Gastraum blicken, trank ein Glas mit der Bevölkerung und beantwortete neugierige Fragen, ohne jeweils direkt werden zu müssen. So vergingen die zwei Wochen, die ich stillhalten wollte, wie im Fluge und tatsächlich-die SOKO zog ab und übergab das Feld wieder der Dorfpolizei, deren Beamte sich freuten, auch einmal große Ermittler spielen zu dürfen und sich wichtig zu machen. Es war schon lustig anzusehen, wie sie hinter jedem Busch, jeder Häuserecke den Meuchelmörder vermuteten, sinnlose Fragen stellten und versuchten, die Methoden der Profis
zu kopieren, was jedoch mehr im Slapstick, denn im Erfolg endete.

Nun war es an der Zeit,meine Rache auf die Spitze zu treiben. Kinshofer sollte leiden, sehr leiden. Er sollte bezahlen, für jede Sekunde Leides, die er mir antat. Er war verheiratet, das wusste ich. Und das war der Ausgangspunkt meines Planes. Ich hatte bereits herausgefunden, dass seine Frau es mit der ehelichen Treue nicht sehr genau nahm, ihren Ehemann oft sogar im eigenen Ehebett hörnte. Er wusste nichts davon, doch das sollte sich bald ändern. Seine Frqau war desöfteren in der Dorfdisco auf Männerjagd, insbesondere an den Tsgen, an denen Kinshofer die Großgruppe zusammenkommen ließ, wenn es galt, Patienten, die gegen Therapieregeln verstoßen hatten, zu bestrafen. Diese wurden inmitten eines Kreises gesetzt, umgeben von allen Mitpatienten, die über den Bedauernswerten Zu Gericht sitzen mussten und drastische, oft grausame Strafen aussprachen. Die Therapeuten wuschen ihre Hände stets in Unschuld, denn die Strafen kamen ja aus den Reihen der Mitpatienten. Es könnte jeden treffen. An solch einem Tag sollte das Ende meines Rachefeldzuges beginnen.

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Hässlich war sie nicht, die Frau Kinshofer. Hochaufgeschlossen, mit nicht enden wollenden Beinen, langen, blonden Haaren und jedes Gramm ihres makellosen Körpers schien genauso hinmodelliert, wie ein Bildhauer des alten Hellas eine Göttin hätte modelliert. So sehrb ich IKinshofer hasste, so sehr war ich begeistert von seiner Frau. Langsam wurde mir klar, warum diese Frau so sehr auf amouröse Abenteuer aus war. Sie konnte nicht mit diesem Cordhosentyp zufrieden sein, der weahrscheinlich nur zweimal im Monat genau nach Plan mit seiner Frau insKinshofer wohnte nicht weit entfernt und er wohnte nicht schlecht. Das hatte ich diesem kraushaarigen 68´er, diesem Woodstock-Überbleibsel und Cordhosenträger nicht zugetraut. Seine CD-Sammlung schon eher. Der Herr sammelte Jazz, insbesondere Mangelsdorfer, Volker Kriegel und die ganzen alten Sachen. Aber schließlich war ich ja hier, um mit seiner Frau zu schlafen und nicht, um seinen missratenden Musikgeschmack zu kommentieren. Lachend fiel mir Sabine, nachdem ich mich von den CD-Ständern getrennt hatte, in die Arme:"Nun bin ich einmal gespannt, wie der große Schriftsteller denn so im Bett ist, ob der denn auch genügend Tinte auf seinem Füller hat". Unsere Kleiner bedeckten den Boden in Richtung Schlafzimmer, in dem ich sehr erstaunt war über die Größr der Spielwiese und den Spiegel darüber. Ich glaubte kaum, dass sich der Herr Therapeut darin sehr oft bei amourösen Eskapaden beobachtete. Der Spiegel war wohl eher Sabines Werk.

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Im Bett war Sabine der genießende Teil von uns beiden. Nie ergriff sie die Initiative. Schnurrend wie eine Katze lag sie da und ließ sich von vorn bis hinten verwöhnen. Sie schien nie genug zu bekommen, insbesondere meine Zungenfertigkeit, die Hannah, das erfahrene Callgirl so begeisterte, brachte Sabine fast um den Verstand. Schon nach kurzer Zeit schrie sie ihren ersten Höhepunkt hinaus. Er musste so intensiv gewesen sein, wie ich das
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Sabine war unersättlich. Täglich trafen wir uns in der Villa des Therapeuten, kein Zimmer, das wir ausließen, wenn es darum ging, Sabine ihr Sexleben auskosten zu lassen. Keine Spielart ließen wir aus, nichts sollte ein Tabu sein oder ein Geheimnis bleiben. Wenn der gestresste Therapeut früher nach Hause kam, nicht seine bedauernswerten Patienten quälte, wichen wir auf mein Zimmer im Dorfkrug aus. Dies jedoch musste nur fallweise geschehen, da der Herr Therapeut dankenswerterweise sein früheres Arbeitsende stets zuvor ankündigte, so dass wir uns immer noch rechtzeitig verdrücken konnten.

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Nahezu vier Wochen benötigte ich, um Sabine gabz auf meine Seite zu ziehen, sie völlig auf mich einzuschwören. Oftmals verdrängte ich den Grund, weshalb ich mich mit ihr einließ, vergessen aber hatte ich ihn nie. Doch nun war es so weit. Heute wollte ich die Früchte meines Hasses ernten. Heute würde Kinshofer dafür büßen, mir Hannah weggenommen zu haben. Heute würde er sterben.
Mein Vorhaben war von langer Hand geplant. Sabine stand darauf, dass ich sie fessle, da sie sich mir dann völlig willenlos ausgeliefert sah. Auch heute ließ sie sich widerspruchslos Handschellen und Seile anlegen. Als ich das Seil fester zog als bislang, Sabine sollte ebenfalls leiden, schien sie zu bemerken, dass dies kein Spiel mehr war, sondern blutiger Ernst. Sie wollte anfangen zu schreien, ihre Todesangst, die ihre Geilheit verdrängte, hinausbrüllen, doch dazu kam sie nicht mehr. Entschlossen hielt ich ihr den Mund zu, warf die Gefesselte auf das Bett und steckte ihr irgendetwas, was ich gerade in die HandEndlich ein Geräusch an der Tür. Ein Schlüssel wurde umgedreht, Kinshofer kam. Als er die Tür schloss und den langauslaufenden Flur betrat, stand ich ihm im Weg. Doch nicht nur mein Anblick war es, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ, auch meine schussbereite Walther machte ihm klar, dass ich nicht unbedingt zum Monopolyspielen gekommen war. Seine Gesichtsfarbe machte alle nur denkbaren Schattierungen durch, zu denen sie fähig war, blass aber war die häufigste. "Was wollen Sie hier?" stotterte er mehr als dass er fragte. Ich war nicht gewillt, ihm zu antworten, machte nur wortlos mit der Walther eine Bewegung in Richtung Schlafzimmer und er verstand. Er verstand noch mehr, als er seine Frau gefesselt und geknebelt daliegen sah. Ichbefahl ihm, sich auf das Bett zu setzen. "Überrascht?", fragte ich ihn. Keineswegs. Ich dachte mjir, dass Sie es sind , der meine Kollegen ermordet hatte. Ich teilte dies auch der Polizei mit, doch nahm man dort meine Informationen nicht ernst. Ich hatte sie auch nicht mit besonderem Nachdruck weitergegeben, denn so ganz sicher war ich mir eben nicht. Das war wohl mein Pech, wie?", resümierte Kinshofer. "Wqas haben Sie mit mir vor?" Anstelle einer Antwort holte ich einen weiteren Strick hervor, und deutete mit der Walther auf einen Stuhl, auf welchen er sich setzen sollte. Kinshofer kam der wortlosen Aufforderung nach, setzte sich auf den Stuhl und ich fesselte ihn ebenso wie seine Frau. "Was ich vorhabe?", entgegnete ich auf seine Frage. "Du sollst leiden, genauso, wie ich habe leifden müssen, als ihr mir Hannah wegnahmt. Ich leide heute noch. Ihr habt mir Hannah weggenommen, die Frau, die ich mehr liebe als alles auf der Welt. Ihr seid schuld, dass sie wg ist, irgendwpo und sicher wieder auf der Droge. Die Droge, von der ich sie wegbringen wollte. Eure Therapie, auf dioe ihr so stolz wart, wird Hannah töten. Und dafür töte ich euch". Für kinshofer hatte ich mir etwas ganz besonderes ausgedacht. Ich ging zu seiner Frau und nahm sie. Doch nun war ich nicht mehr der zärtliche, einfühlsame Liebhaber, den Sabine so sehr an mir schätzte. Ich nahm sie mit Gewalt, mit aller Brutalität, derer ich fähig war. Ich wusste, sie hatte Schmerzen, doch das war mir völlig egal. Er sollte Schmerzen haben, mitansehen, wie seine Frau brutal vergewaltigt wurde. Und er litt furchtbar. Seine stummen Schreie, Verzweiflung und Entsetzen, sie waren gegenständlich. Sie waren da, spürbar. Doch ich kannte keine Gnade. Sabine sollte leiden, damit er litt. Und sie litt lange, weit über eine Stunde. Tränen flossen über ihr Gesicht, als ich endlich von ihr abließ. Doch nun sollte meine Rache ihren Höhepunkt erleben. Ich schraubte den Schalldämpfer auf die Walther, schob sie in Sabines Mundv und drückte ab. Mit einer Blutfontäne schoss ihr das Gehirn aus dem Hinterkopf. Sie konnte von ihrem Tod nichts mitbekommen haben. Mein Blick scheifte hinüber zu Kinshofer. Seine Augen starrten angsterfüllt zu mir. Diese Brutalität hatte er nicht erwartet, aber er wusste nun sicher, was auf ihn zukommen würde. Wortlos ging ich zu dem Gefesselten, stellte mich hinterb ihn und riss ihm einen Ärmel auf. Mit einer Rasierklinge brachte ich ihm kleine Schnitte bei, groß genug, das Blut aus seinen Adern treten zu lassen, aber klein genug, um es lange dauern zu lassen. Der Therapeut würde verbluten, aber es würde lange qualvolle Stunden dauern. Er würde seinen Tod hautnah miterleben, jede Sekunde. Ich legte den Zettel mit der Zahl 3 neben ihn und ging wortlos hinaus.

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Es wäre ein fataler Fehler gewesen, das Murgtal Hals über Kopf zu verlassen. Nein, um nicht aufzufallen, musste ich meine Tarnung weiter leben, musste weiterhin die Rolle des Schriftstellers geben. Und ich spielte sie weiterhin gut, verbarrikadierte mich am Tag auf meinem Zimmer und trank abends mein Bierchen mit der Dorfbevölkerung, erzählte vom Fortschritt meines Buches versprach, das kleine Nest im Murgtal lobend bei meinen Danksagungen zu erwähnen und zeigte mich natürlich entsetzt über die Moedserie, die das malerische Fleckchen Erde so erschütterte. Doch mit der Zeit musste icdh daran denken, meine Zelte hier so unauffällig wie möglich abzubrechen. Was lag also näher als von der baldigen Fertigstellung des Buches zu berichten und meinen baldigen Abschied kundzutun. Mein Verleger hätte sich gemeldet, er wolle nunn endlich Erfolge sehen und das fertige Werk in seinen Händen halten. Doch mein Abschied war nicht so unauffällig wie mein Erscheinen hier. Anscheinend war das gesamte Dorf erschienen, den berühmten Schriftsteller zu verabschieden. Schließlich war das für das Dorf wieder ein erfreuliches Ereignis, erfreulicher jedenfalls als die Mordserie, die immer noch Tagesgespräch war und zu übelsten Vermutungen und Spekulationen Anlass gab.

Zurück in meiner Karlsruher Wohnung konnte ich nicht anders. Ich durchsuchte alle Schränke nach etwas trinkbarem und wurde endlich fündig. Eine Flasche Wodka, die ich für spezielle Gäste aufbewahrte, lag in meinen Händen. Sie sollte heute nicht verschont werden. Es war mir bewusst, was ich tat, aber egal. Ein richtiger Vollrausch und ich würde morgren wieder zu der Gruppe der Alkoholiker zählen. Doch es war mir egal, völlig egal. Zu sehr hatte mich alles mitgenommen. Hanhnah, niemand wusste, wo sie war, keine Spur führte zu ihr. Immer mehr realisierte ich, die Liebe meines Lebens für immer verloren zu haben. Ich öffnete die Flaschev und trank einen ersten Schluck. Mein alter Freund umarmte mich sofort. Ich war wieder zu Hause. Zu Hause bei jemandem, den ich schon seit langem nicht mehr gesehen hatte. Mein Freund, der Alkohol. Doch irgend etwas drängte mich, weiter zu suchen. Erneut durchwühlte ich alle Schränke, bis ich sie gefunden hatte. Diazepam, Restbestände, aber immerhin noch drei volle zwanziger-Päckchen. Das sollte reichen für einige Tage. W"ürde ich jeden Tag dreimal sechs Stück nehmen, so würden mir die Valiums fast über vier Tage helfen, genauergesagt drei und den heutigen Tag. Bis dahin müsste ich einige Ärtzte gefunfden haben, die mir wieder Benzos verschrieben. Irgend etwas in mir sagte ´tu´s nicht´, doch der Druck war zu groß. Dreimal sechs Diaz, meine alte Dosis, dazu der Wodka. Das war´s. Ich war zurück.


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Ich konnte nicht genau sagen, wie viel Uhr es war, als ich mit einem pelzigen Gefühl im Mund aufwachte. Doch eines merkte ich: Zittern und Angst. Unerklärliche Angst, ich wusste nicht, warum und weshalb, aber sie war da. Sofort suchte ich nach dem angefangenen Pävckchen Dias, wieder nahm ich sechs Stück, um den Affen zu bekämpfen. Ich wusste es, ich war wieder drauf. Bereits einige Benzos, dazu der Alkohol-es reichte, mjich wieder in die Fänge beider Drogen zu bringen. Und ich ahnte es schon-es würde schlimmer werden als damals.

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Die folgenden Tage verbrachte ich völlig unter ´dem Einfluss irgendwelcher Drogen, egal, was ich gerade einwarf. Nur Sonnenauf-und Untergang bestimmte meinen Tagesrhytmus. Abends waren es irgendwelche Benzos, egal, welche, immer einfach diejenigen, die mir irgendein Arzt verschrieb. Manchmal hatte ich auch dás Geld, mir Zeug vom Markt zu besorhgen, vorzüglich Diaz. dazu kam Wodka, wählerisch war ich nicht, irgendein Sonderangebot würde es schon geben. Am Morgen frühstückte ich Weckamine,b um einigermaßen in die Gänge zu kommen, doch schon das erste Zittern wurede erneut mit Benzos bekämpft.

Ein Blick auf meine Kontoauszüge und die bergeweise eintreffenden Mahnungenmachten mir klar, meine finanziellen Mittel sind erschöpft. Die Post hatte ihre Zahlungen eingestellt, wahrscheinlich würden mich DFisziplinarverfahrenb und Entfernung aus dem Dienst erwqarten. Aber ich brauchte Geld. Nicht immer vrerschrieben mur Ärzte Benzos, zu oft musstev ich sauf dem Markt zukaufen. Immer tiefer sanhk ich, esv war kein Abrutschen mehr, es war der freie Fall. Ich musste an Geld kommen. Ich erinnerte mich an Waldemar. Es war früher Schichtführer bei dem Pizzaservice wo ich gearbeitet hatte. Heute ist er bei Pizza-Deal, dort hatte ich schon einige Male bestellt. Gut, als Pizzafahrer verdient man keine Millionen, aber es reicht, leben zu können und ab und zu einige Benzos zuzukaufen. Pizza-Deal suchte tatsächlich noch Fahrer; zuum Glück hatte ich Führerschein und meinen Mondeao noch, in den letzten Tahgen hättev ich ihn am liebsten verkauft, jetzt aber sollte er meine Lebensgrundlage sein.

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Es bedeudete eine riesige Umstellung für mich, einer zumimndest einigermaßen gerelten Arbeit nachzugehen. Auch musste ich die Benzos so dosieren, dass ich zur Arbeit zwar sauber, aber nicht affig erschien. Also erhöhte ich die Weckamindosis, was jedoch zu einer ständigen Erhöhung der Benzodowsis am späten Abend führte. Aber endlich wieder hatte ich Geld. Endlich wieder konnte ich mich mit meinen Suchtmittelnh versorgen, wohl nichtbin dem Maße wie früher, da viele Ärzte absprangen. Fast alles musste ich privat zukaufen. Mein Gehalt als Pizzafahrer reichte hierfür nicht, auch Trinkgelder flossen nicht mehr so üppig wie früher. Ins Verbrchen abrutschen-Beschaffungskriminalität-dasb wollte ich nicht. Nach und nach verkaufte ich allesd, erst meine Synthesizer, dann meine geliebte CD-Sammlung.

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Doch nicht5s half. Was an Geld hereinkam, wurde zu Benzos. Rechnungen und Mahnungen häuften sich. Beim Pizza-Service kam und ging ich, wann ich wollte. Bald wurde dieses Verhalten dem Chef zu viel. Als ich wieder einmal zu spät kam, platzte ihm der Kragen-ich war gefeuert. Doch auch das war mir völlig egal. Mein Leben bestand nur noch aus Benzos, Alkohol und Weckaminen. Ich sank immer tiefer. Und gerade in dieser Situation kam mir ein Gedanke: Hannah erzählte oft von dem Glücksgefühl, dem Flash, den ihr Heroin zumindest in der Anfangszeit vermittelte. Und das brauchte ich jetzt. Ich wollte, ich musste es< versuchen. Gleich heute, es galt, keine Zeit zu verlieren. Heute hatte ich einen termin mit dem Typ, der mir Benzos verkaufte, das Wort ´Dealer´ vermied ich. Er hatte sich darauf vorbereitet, mir meine übliche Dosis zu bringen, dolch es stellte für ihn kein Problem dar, mir auch diesen Wunsch zu erfüllen. Zwei Stunden später hielt ich ein kleines Staniolkügelchen in der Hand, das wertvollste, was ich derzeit besaß. In diesem Kügelchen befand sich die Substanz, vor der ich Hannah versuchte zu befreien, und die sich jetzt anschickte, mein Lebensinhalt zu werden-Heroin.

Ich wusste von Hannah, wie man das Heroin aufbereitet und wie man sie nah,. Heroin musste auf einem Löffel aufgekocht werden, idealerweise mit Zitronenwasser verdünnt. Danach war es wichtig, die gewonnene Flüssigkeit zu sieben, ehe man sie spritzte, um Klümpchenbildung zu vermeiden. Zitternd band ich meinen Arm ab, suchte eine Blutbahnund setzte die Spritze an. Kaum war die Flüssigkeit nit meinem Blut vermischt, erlebte ich dieses Gefühl, das man in Junnkiekreisen als Kick oder Flash bezeichnete. Von nun an konnte ich mich dazuzählen. Es war gigantisch-ein Gefühl wie ein Orgasmus, oder war es mehr? Ja, ein sexueller Höhepunkt war nichts dagegen. Auch als dieses Gefühl vorüber war, ich war glücklich, nur glücklich. Zum erstenmal seit Monaten war ich glücklich. Ich lag nur da und genoss dieses unwahrscheinliche Gefühl. Wellen des Glücks und der Zufriedenheit durchflossen meinen Körper.

*

Zwei Tage war ich weg. Zwei Tage war ich glücklich, nur glücklich. Ein solchrs Gefühl kannte ich schon lange nicht mehr. Ich kostete dss Glück, das mir die Droge verschaffte bis zur Neige. Als aber der Rausch nachließ und ich zurückkehrte in die Realität-es war ein Schock. Alles war wieder da. Meine Angst um Hannah, meine Angst, das Leben zu meistern, zu bestehen, sie kehrte zurück. Fast könnte man meinen, der Titel eines alten Films mit Brigitte Mira wäre für mich geschrieben worden-Angst essen Seele auf. Ja, meine Angst, sie war so real, so gegenständlich, so brutal, sie nagte nicht nur an meine Seele, nein, sie biss mit Wollust hinein und riss große Stücke aus ihr. Es wurde mir klar, ich brauche etwas-schnell einen neuen Schuss. Nur so konnte ich überleben und meine Angst in den Griff bekommen. Glücklicherweise hatte ich noch etwas von dem Heroin übrig, wie som oft hatte ich mehr als benötigt eingekauft, mein Dealer, ja, ab heute nenne ich ihn so, meinte auch, es würde für mindestens zwei Portionen reichen. Schl8ießlich sei ich Einsteiger. Ich begann erneut das ganze Prozedere, kochte den Stoff, vermischte ihn mit Zitronensaft, filterete ihn und zog die Spritze auf. Dass mich jede Spritze derv Abhängigkeit, der Sucht näherbrachte, es war mir vollkommen egal, ich wollte nur eines-weg hier, weg aus derv Realität, hinübrer in eine andere Welt, eine Welt, die keine Angst kannte, nur Glück. Ein Glück, wohl zeitlich begrenzt, aber wenigstens etwas Glück, für einige Zeit der bitteren Realität zu entflüchten. Wieder kam es, dieses Wohlgefühl, das man nur im Heroinrausch erlebt, dieser verlogenen Scheinwelt, die einen nur betrog, noch mehr betrog als das Leben. Ich war dabei, mich zu zerstören, aber das war mir im Moment völlig egal.

*

Erneut war ich fast zwei Tage weg, zwei Tage glücklich. Erneut kostete ich das Wohlgefühl bis zur Neige, erneut stürzte ich brutal in die reale Welt zurück. Zurückgekehrt in die wirkliche Welt nahm ich das letzte bisschen Selbsterhaltungstrieb zusammen, versuchte, mirb klar zu werden, dass ich auf dem schnellsten Weg zum Junkie war. Nur eines konnte mir helfen, nicht in die Abhängigkeit eder Königsdroge zu rutschen-Hannah. Ich musste sie finden. Das Wissen, dass es ihr gut geht und dass sie womöglich clean ist, das könnte mir helfen, mein eigenes Drogenmproblem zu besiegen. Ich musste Hannah finden-doch wo? War Hannah noch in Deutschland? War sie in Österreich bei ihrem ex-Freund? Wenn das der Fall sei, dann ist alles´aus. Ich wusste keinen Ort, wo sie sich aufhalten könnten. Sie würden mir wohl kaum den Gefallen tun, direkt nach Wien zu ziehen und sich dort korrekt anzumelden. Nein, sie würden irgendwo untertauchen, sich der lokalen Drogenszene anschließen und erneut dem braunen Gift verfallen. Österreich, das wäre das Ende.

*

Meine ganze Hoffnung bezog sich somit auf die Annahme, Hanna ist noch in Deutschland. Doch wo sollte sie sich aufhalten? Gut, das Murgtal oliegt zwischen Karlsruhe und Baden-Baden, hier kennt sie sich aus und hat ihre Kunden, sollte sie wieder als Callgirl arbeiten wolen. Pforzheim ist auch nicht weit, scheidet aber aus. Hier ist sie zu bekannt, da sie jahrelang inder Goldstadt gewoht hatte. Rastatt, Baden-Baden, das wären Alternativen. Nadine müsste mir helfen. Sie hat Kontakte nach Baden-Baden. Dort geht im Bereich der käuflichen Liebe nichts ohne Hansi, der nicht so harmlos ist, wie sein Spitzname vermuten lässt. Er besitzt dort mehrere Wohnungen und ein Großbordell. Ein Mädchen mit Hannahs Aussehen und ihrem Service-das müsste Hansi auffalen. Das eben müsste Nadine herausbekommen. Doch ehe ich Hannah helfen könnte, müsste ich zunächst einmal mir helfen. Der Weg zum Dealer stand an, der nächste Schuss war fällig. Nicht dass ich schon wieder auf Entzug wäre, aber eines merkte ich schon, ohne das Gift fehlte es mir an der Kraft, die mich in früheren Zeiten auszeichnete.

Es dauerte lange, bis ich ijn fand, seine Telefonnummer hatte ich noch nicht. Und schließlich halten sich Leute wie er weder an feste Läden noch an Geschäftszeiten. Natürlich hatte er nichts dabei, das ist für ihn zu gefährlich, aber in einer Stunde würde er mir die begehrte Substanz bringen können.
Er war pünktlich. Und er hatte es dabei. Ich nahm ihm gleich fünf Gramm ab. So konnte ich den Preis etwas drücken und hätte einige Tage keinen Beschaffungsdruck. Zu Hause zurückgekehrt, bereitete ich sofort einen Teil desv Steines auf und jagte mir das Gebräu in die Blutbahn. Erneut stellte sich das euphorische Gefühl ein. Ich fühlte mich unbesiegbar.

*

Es war nicht gerade freundlich, wie Nadine mich empfing, aber es machte mir herzlich wenig aus. Durch das Heroin im Körper, an dessen Wirkung ich mich bereits gewöhnt hatte, fühlte ich mich unbesiegbar. Ich wollte nicht als Bittsteller vor Nadine treten, sondern mit einer klaren Forderung. Sie sollte mir helfemn, ohne eine solche Zusage würde ich ihren Puff, in dem sie ab und zu auch übernachtete, nicht verlassen. Das war mir klar. "Ich sollte dich eigentlich gleich wieder rausschmeißen", blaffte sie mich an, "du bist es schließlich gewesen, der mir Hannah weggenommen hat. Deine fixen Ideen von Therapieb und so. Hannah war mein bestes Mädchen, sie hat am Tag mehr gemacht als alle anderen zusammen. Das Heroin hatten wir im Griff. Kurt hätte gewusst, was man zur Not mit ihr tun kann. Heizungskeller und fünk Meter Laufkette. Nach drei, vier Tagen hätte sie wieder arbeiten können. Du sagst, sie ist weg, Therapieabbruch? Das geschieht dir recht. Am besten wäre es, du würdest sie nie mehr wiedersehen". "Halt die Klappe, Nadine", fuhr ich der Keife über den Mund, "halt einmal im Leben deine verdammte Klappe mit deiner Besserwisserei. Hannah wäre immer noch da, wenn du und Kurt nicht diesen verdammten Mist gebaut hättet. Vor wem ist sie denn davongelaufen? Doch vor euch. Kurt in erster Linie, aber auch vor dir. Was hast du getan, um Kurt zu bremsemn? Nichts. Du bist genauso schuldig. Deswegen verlange ich von dir, dass du mir hilfst. Wenn sie nach Österreich abgehauen ist zu ihrem ex-Freund, dann haben wir natürlich verloren. Dan ist sie weg. Ich hoffe, sie hat das nicht getan. Aber sie braucht Geld. Nachdem sie aus der Reha weg ist, hatte sie nichts.n Ich denke, wenn sie in Deutschland ist, wird sie zumindest kurzfristig wieder arbeiten. In Karlsruhe-das wäre ein Traum. Hier könnten wir sie leicht finden.
Wir haben das schon einmal geschafft, ich denke, du kannst dich erinnern. Hier ist sie bekannt, hat ihre Kunden, die ihr folgen, wie die Lemminge. Aber sie weiß auch, dass wir sie suchen. Das verringert die Chance, dass sie in Karlsruhe direkt arbeitet. Ich denke an Rastatt oder Baden-Baden. Und da brauche ich dich. Süedbaden wird von Hansi kontrolliert. Du kennst ihn. Er wird am ehesten wissen, ob ein so zolles Mädchen wie Hannah ihm Konkurrenz macht, egal unter welchem Namen. Es wäre ihm bestimmt recht, sie loszuwerden. Er ist die Konkurrenz los und hat keine drckigen Finger. Also, was ist, hilfst du mir?" Es war keine Frage, es war eine Forderung. Und zu ihrer Unterstützung griff ich in die Jackentasche. Genau an die Stelle, wo normalerweise die Walther sitzt. Sie war nicht drin, die Tasche war leer. Doch das hatte Nadine nicht zu interessieren. Sie begriff die Gestik. Glücklicherweise sah sie nicht, wie mir der Schweiß ausbrach und ich leicht zu zittern begann. Die Wirkung des Heroins ließ nach. Ich kam schneller auf eden Affen als bislang. "Du bist abhängig", schoss es mir durch den Kopf. "Du bist drauf. Mache jetzt keine Fehler. Spiele dein Spiel weiter. Du bist am Zug. Platziere deine Läufer so geschickt vorb ihrenn König, dass sie endgültig matt ist. Die anderen Figuren sind zu geschickt plaziert. Mache noch diesen Zug und sie kann nicht mehr ausweichen." Ich machte eine leichte, ruckartige Bewegung mit der Hand, gerade so, als wolle ich eine Waffe ziehen. Dies hatte Erfolg. Der Läufer saß. Er war richtig plaziert. Nadine warf ihren König um. Sie kapitulierte. "Halt", rief sie, "lass stecken." Die pure Angst sprach aus ihrem Blick. "Du bist ja verrückt. Lass die Knarre drin. Gut, ich rede mit Hansi. Aber such du in Karlsruhe weiter. Irgendwo werden wir sie finden. Das
Kapitel 16

Der Kick blieb aus. Ein sicheres Zeichen, dass ich das Heroin nicht mehr brauchte, um glücklich zu werden, sondern um den Affen zu bekämpfen. Immerhin, nach dem Schuss verschand das Zittern, meine Scheißausbrüche nahmen ab. Der neue Schuss, der mich noch tiefer in die Abhängigkeit treiben würde, half mir zumindest, den Affen zu bekämpfen, der mich, als ich bei Nadine war, noch fest umklammert hatte. Ich war wieder in der Lage, klar zu denken, eine Entscheidung zu fassen, die ich vor der Injektion nicht fassen konnte. Es wurde mir klar, ich müsste wieder selbst nach Hannah suchen, mjich auf andere zu verlassen, wäre ein Fehler. Nadine würde sie auch suchen, so wollte, dass sie wieder bei ihr arbeitetsich von so vielen Freiern wie möglich durchbumsen lässt um für Nadine Geld heranzuschaffen. Deshalb liebt sie Hannah so sehr, wie Nadine immer wieder beteuerte. Hannah war es gewesen, die Nqadines Laden am Laufen hielt, die dafür sorgte, dass Nadine Monat für Monat in Saus und Braus leben konnte. Die anederen Mädels waren für Karlsruher Verhältnisse wohl auch Spitze, sie profitierten auch von Hannah, aber sie, sie war der Superstar. Das wohlm sind auch Nadines Beweggründe, mir helfen zu wollen. Hannah wollte sie zurückhaben, um ihren Laden wieder hochzubringen-ich warb ihr egal. Hätte Nadine gewusst, dass ich seit kurzem auch am Heroin hänge, sie hätte triumphiert. Ausgerechnet der, der Hannah von dem Gift wegbringen wollte, der es in Kauf nahm, Nadines Laden dadurch zu zerstören, gerade der war nun selber drauf. Nadine würde schadenfroh lachen. Sie hatte mich nie besonders gemocht, ich war nur Mittel zum Zweck und nun machte sie mich vberantwortlich, Hannah verloren zu haben. Sie war in ihrer eigenen Vorstellung an nichts schuld, war unschuldig wie ein neugebnorenes Kind. Auch dann, wenn Hannah an der Droge zugrunde gegangen wäre, Nadine wäre nicht schuld gewesen. Eine drogenqabhängige Hannah, das war Nadine sogar Recht, sie ist leicht zu kontrollieren und kommt jeden Tag, da sie Geld braucht. Geld, das die Sucht befriedigt und die Schmerzen nimmt. Geld, das sie nicht zittern lässt, die Schweioßausbrüche bekämpft. Ja, eine drogenabhängige Hannah, das wäre Nadine sehr Recht gewesen. Und warum sie mit Hansi zusammenarbeiten will? Eben das sindv die Gründe. Hannah muss zurück, koste es, was es wolle. Um Hannah zu rettemn, wenn es nicht zu spätb war, müsste ich selbst initiativ werden.

*

Ich brauchte Bewegungsfreiheit. Ich dürfte meinen Tag nicht von der Droge abhängig machen. Ich müsste Heroin spritzen können, wann immer es nötig sei, müsste aber auch stets frisch und fit sein. Mein Dealer würde Rat wissen. Ich brauchte nicht nur Heroin. Das könnte ich über Nacht nehmen, doch am Tag wäre es keine Hilfe.n Ich brauchtev Substizutionsmittel. Zum Glück gibt es einen Markt für alles, was nachgefragt ist. Mein Dealer besorgte mir Methadon und Subutex für den Tag und Diazepam für den Notfall. Ich brauchte Vorrat für eine Woche. Ich wollte frei ein vom Beschaffungsdruck, eine trügerische Freiheit, da mich die Droge immer mehr kontrollierte, mirb immer mehr die Freiheit nahm.

*`

Immer kürzer wurden meine Intervalle. Immer schneller brauchte ich etwas. Immer schneller kamen die Entzugserwscheinungenh. Es warb unglaublich, in welcher Windeseile die Droge von mir Besitz ergriff. Das Glücksgefühl kannte ich schonn lange nicht mehr. Ich lernte aber etwas anderes kennen: Schmerzen und Entzugserscheinungen. Ich nahm die Droge nur noch, um vor dem Affen, der mich verfolgte, davonzulaufen. Ich war dtauf, total, ein Junkie, dessen Tagesablauf die Droge bestimmte.
Zitternd zog ich die Spritze auf, band mir den Arm ab und suchte eine Stelle, die noch nicht zestochen war. Endlich fand ich eine solche Stelle, setzte die Spritze an und jagte mir die Flüssigkeit in die Blutbahn. Es gimng mir wieder gut. Die Schmerzen waren weg, der Körper, der wegen des ausbleibenden Gifts rebellierte und mir schmerzhaft zu verstehen gab "He, ich brauche was", wurde befriedigt. Doch für wie lange würde es diesmal vorhalten? Ich brauchte ständig mehr in immer kürzeren Intervallen. Längst spritzte ich unkontrolliert, wusste nicht mehr, was ich mir gab. Hauptsache, es wirkte, verjagte den Affen für kurze Zeit. Totschlagen konnte ich ihn nicht, nur versuchen ihn zu bändigen, sei es mit Gift, wenn es anders nicht mehr ging, sei es mit Substitutionsmitteln.

Ich musste mich beeilen. Es war später Abend und die Mädchen der Nachtschicht warren bestimmt schon inder Brunnenstraße. An Autofahren warbin meinem Zustand nicht zu denken, glücklivcherweise hielt die Straßenbahn direkt vor der Bordellstraße. Schummriges Licht aus den etwa 20 Häusern empfing mich. Ich mochte die Brunnenstraße nicht, überwand aber meinen Ekel davor und betrat die Straße, versduchte irgendwie, wie ein Freier auszusehen, mich so zu verhalten und machte die Laufhäuser durch. Doch je mehr ich mich dem Ende der Straße näherte, um so mehr schwand meine Hoffnung, Hannah zu findemn. Hier war sie nicht, es wäre auch zu leicht gewesen, das wurde mir mit jedem Meter, den ich nahm, klar. Hier würde ich Hannahs Spur nicht finden, diese Chance war vertan. Enttäuscht trat ich den Heimweg an, wollte aber zunächst Nadine aufsuchen. Sie war nicht gerade erfreut über mein Kommen:"Glaubst du eigen tlich", giftete sie mich an, "dass Hannah dirb im Puff auf einem silbernen Tablett serviert wird? Dass du nur einmal hingehen musst, sie findest und unter den Arm klemmen und mitnehmen? Von welchem Planeten kommst du Spinner eigentlich? Du wirst wochen-und monatelang nach ihr suchen müssen, dir die Nächte um die Ohren schlagen, Rückschläge hinnehmen müssen, um am nächsten Tag weiterzusuchen. Du mjusst alle Wohnungen abklappern, die großen zuerst, bis hin zu der Dreizeilern im Euka. Also, was willst du noch hier. Hol dir nen Kurier und nen Euka und fang an. Ich habe morgen einen Termin mit Hansi. Mal schauen, was er herausgefunden hat". Wie ein geprügelterb Hund trollte ich m8ich davon. Doch mein Weg führte nicht zurück in die Brunnenstraße, in keines der 120 Karlsruher Bordelle, nein, es zog mich magisch in meine Wohnung, ich wollte nach Hause, etwas aus dem Staniolpaspier nehmen und aufbereiten. Mein nächster Schuss war fällig. DEie Intervalle lagen bereits bei weniger als einem Tag. Auch meine Dosis wuchs. Es war mir klar, dass ich irgendwann abhängig werden würde, aber dass es so rasend schnell gehenn würde, das war nicht zu erwarten.
Wieder hatte ich den Löffel in der Hand, in dem ich meine Droge aufbereitete. Ich war so gierig auf meinen nächsten Schuss, dass ich erstmals darauf derzichtete, die Aufbereitungt zu filtern. Ich zog die Flüssigkeit direkt aus dem Löffel auf die Spritze, gierig darauf, für einige, wenn auch nur kurze Zeit schmerzfrei zu sein. Krachend jagte ich mir die Pumpe inn eine freie Stelle am Arm, von denen es immer weniger gab. Kaum hatte mein Körper wonach er verlangte, stellte sich ein Gefühl der Leere ein, aber eine weohltuende Leere, die Schmerzen, mit denen mein Körper nach Heroin schrie, verschwanden ruckartig. Wernn sich auch das abfängliche Glücksgefühl nicht mehr einstellte, so war ich doch glücklich-glücklich darüber, für einige Stunden schmerzfrei zu sein, wenigstens versuchen zu können, etwas zu schlafen.

Ich fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Ich wusste nicht, wie lange ich der realen Welt entkommen war, aber es müssen viele Stunden gewesen sein. Ich erwachte aber nicht, weil ich ausgeschlafen hatte, sondern weil mein Körper sich meldete. Ich schwitzte, kalter klebriger und stinkender Svchweißb hing an mir und ich zitterte am ganzen Körper. Der Entzug begann erneut.b Bald würden sich die Schmerzen melden. Doch ich durfte jetzt keinen Stoffvnehmen. Zu sehr schwanden meine Vorräte. Ich warf drei Catapressan gegen die Schmerzen ein, das musste reichen. Heute musste ich bei einigen Wohnungen anfangen, drei der großen sollten den Aufang bilden: La Vita, Gerber und Best. Bei best, erzählte mir Hannah, begann sie ihre Rotlichtkarriere. Und Best, das war interessant, hatte seit gestern eine Werbung im Kurier, in dem Hannah fast haargenau beschrieben wurde. Vielleicht würde sie mir ja doch, im Gegensatz zu Nadines Ansicht, auf einem Silbertablett präsentiert, wenngleich es sich hzierbei nur um eine vage Hoffnung handelte. Die Chefin des Ladens, der nahe am Hafen lag, Ilonka, kannte ich vom Pizzafahrenh. Ich wusste nicht, ob es sich um einen Vor-oder Nachteil handelte, aber wohl eher ein Nachteil, denn ich glaube kaum, dass Ilonka Informationen über ein Mädchen, das ihr Geld bringen sollte, einfach so herausrückt, wenn sie eden Grund erfährt, warum ich Hannah suche. Ich musste es also mit einem Trick versuchen.
"Nanu", bwgrüßte mich Ilonka, die wie immer die Tür öffnete, "wir haben doch gar keine Pizza
*

Gerber war ein Top-Laden auf drei Etagen. Der einzige, der in diesen Zeiten noch einigermaßen über die Runden kam. Mit dem Aufzug fuhr ich hoch in die dritte Etage, wo mir ein blondes Mädchen von etwa 22 Jahren öffnete. Bei ihrem Anblick schwanden mir fast die Sinne, doch ich war nicht hier um mich zu amüsieren oder Geld auszugeben-es gab wichtigere Dinge, nein, ich war hier, um nach Hannah zu suchen. Die atemberaubende Schönheit führte mich in eines der Zimmer und stellte sich als erste vor; nach und nach kamen die anderen Mädchen. Wie Nadines Etabliussement war Gerber ein Top-Laden, wo man auf Qualität und Aussehen eder Mädchen sehr achtete. Zum Schluss kam eine Blondine, die sich Hannah nannte, aber auch sie war es nicht. Erneut hatte sich eine Hoffnung nicht erfüllt, ist eine Seifenblase geplatzt. Ich wolte nur noch eines, schnell nach Hause und etwas aus dem kleinen Staniolkügelchen verflüssigen. Ich zog mir eine Spritze auf, es war der Rest meines Vorrates. Geld, um an neuen Stoff zu kommen, hatte ich nicht, alles, was zu verkaufen oder versetzen war, befand sich nicht mehr in meiner Wohnung. Wenn ich aus dem Rausch aufwache, habe ich das Ende der Sachgasse erreicht, das war mir klar, aber im Moment auch egal. Ich lebte für den Augenblick, die wenigen Stunden im Rausch. Wohl vermittelte mir das Gift kein Gkücksgefühl mehr, sondern nur noch ein Gefühl der Leere, aber ich war frei von Schmerzen und Depressionen.

Da meine letzte Dosis sehr gering war, auch die Toleranz gegenüber der Droge sank, warv derv Rausch nur von kurzer Dauer. Es war nicht mehr so, wie zu Beginn, die Einnahme der Droge war nur noch reiner Selbsterhaltungstrieb. Doch gerade dieser Selbsterhaltungstrieb, so paradox es klang, er begann, mich zu zerstören, denn er war es, der mich in die Drogeb trieb und damit in die Selbstzerstörung. Ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt, begann sich zu schließen.

Geld hatte ich keines mehr. Doch der Drogenhunger war da. Ich erinnerte mich an ein SM-Studio in Bahnhofsnähe, das einen männlichen Extremsklaven suchte, einen, dem alles egal war, der für Geld alles mit sich machen, sich von sadistischen Frauen und homosexuellen Männern quälen ließ. Ich wusste, dies ist die einzige Möglichkeit, schnell an relativ viel Geld zu kommen und Geld ist ein gutes Schgmerzmittel. Ich bekam den Job, konnte sogar auf Fixum arbeiten. Dafür musste ich Tag und Nacht zur Verfügung stehen, aber nicht dort, sondern auf Abruf. Bei Handschlag erhielt ich ein Wochenfixum als Anzahlung. Ich war gerettet. Die nächsten Tage waren gesichert. Ich hatte wieder Heroin.

*

Nadine meldete sich. Hansi hatte keinerlei Erkenntnisse. Hannah beand sich nicht in Südbaden, jedenfalls nicht im von Hansi kontrollierten Bereich. Wie nach jeder Enttäuschung hatte ich auch jetzt wieder nur einen Wunsch, eine Sehnsucht-die nächste Pumpe. Zu Hause begann ich mit der üblichen Zeremonie: abkochen, filtern, Spritze aufziehen. Das Heroin jagte durch meinen Körper wie ein Ferrari, doch wie schon so oft, es stellte sich kein Glücksgefühl ein. Ich hatte es verlernt, glücklich zu sein. Schmerzfreiheit, das hatte oberste Priorität. Keine Schweißausbrüche, kein Zittern. Das Heroin wurde mein Freund, ein trügerischer Freund, half er mir im Moment noch, meine Probleme zu verdrängen, irgendwann würde dieser Freund mein Feind sein. Doch heute half mir mein Freund, alle Probleme zu vergessen.

*

Ich wusste nicht, wie lange ich mit meiner Droge unterwegs war, aber das Telefon musste lange geklingelt haben. "Sag mal, wo steckst du eigentlich die ganze Zeit", bellte mich die Chefin des Studios an. Du hast deinen Vorschuss nicht umsonst bekommen, du hast hier einen Job. Dein erster Termin ist heute um 15 Uhr. Sei pünktlich. Es ist eine Frau und sie bezahlt für drei Stunden. Sie ist bei uns sehr bekannt, Geschäftsfrau und nicht zimperlich. Es wird gewissermaßen deine Feuertaufe.
Um 14 Uhr gab ich mir noch einen kleinen Schuss, aber so dosiert, dass ich arbeitenn konnte. Pünktlich um drei betrat ich das Studio und wurde einer Dame mittleren Alters vorgestellt, deren Erscheinungsbild darauf schließen ließ, dass sie gewohnt war, Anordnungen zu erteilen und diese ausgeführt wurden. Ohne weitere Umschweife nahm sie mich mit ins Studio, befahl mir, mich auszuziehen und niederzuknien, bis sie zurück komm3e. Ich wusste nicht, wie lange ich nackt in dieser devoten Stellung verharrte, aber es würden wohl sicher 15 Minuten gewesen sein. Dann erschien sie und ich merkte, sie übte diese Praxis der Sexualität nicht zum ersten Mal aus. Sie erschien völlig in Leder gekleidet mit Stiefeln bis über die Knie. Die Gerätschaften des Studios wurden von ihr keinerlei ptüfung unterzogen, sie wusste genau, was sich wo befand und welchem Zweck es diente. "Du wirst mir volle drei Stunden zur Verfügung stehen, Sklave", herrscdhte sie mich an, "du wirst in dieser Zeit ales erdulden was ich will und alles tun, was ich befehle. Du wirst Schmerzen haben, sehr große Schmerzen und ich werde es sein, die dir diese Schmerzen zufügt. Ich werde entscheiden, wie lange und intensiv die Schmerzen sein werden. Ich werde dich bestrafen, aber auch belohnen. Jetzt steh auf und komm mit". Ich folgte ihrbund sie befahl mir, mich auf einen Foltertisch zu legen, auf den sie mich band. Sie ergriff eine brennende Kerze, von welcher brennendes Wachs auf meinen Körper triefte. Die Schmerzen waren unbeschreiblich, noch nie wurde ich mit heißem Kerzenwachs gefoltert. Zur Steigerung des Schmerzes klsammerte sie meine Brustwarzen. Ich schrie vor Schmerzen, doch meine Schreie stachelten sie nur noch mehr an. Volle drei Stunden dauerten meine unbeschreiblichen Qualen, endlich ließ sie von meinem malträtierten Körper ab. Sie verließ den Raum, mich gefesselt zurücklassend, wohl wissend, was ich mit ihr angestellt hätte, hätte sie mich losgebunden.
Nach einiger Zeit wurde man auf meine Schreie aufmerksam, fandv mich in meiner misslichen Lage und band mich los. Ich blutete aus mehreren Wundendoch nicht diese Wunden waren es, die mir zu schaffen machten. Es waren seelische Wunden, die aufgerissen wurden. Noch nie wurde ich dermaßen erniedrigt, gequält, meiner Selbstachtung beraubt. Gut, ich wurde bezahlt, hatte Geld zum Weitermachen, Geld, meine Droge zu besorgen, das Hetroin würde ein gutes Schmerzmittel sein.

*

Es war wie eine Erlösung, als das Metall der Spritze meinen Arm erreichte, an dem sich die Blutbahn klar unter der Haut abzeichnete. Krachend fuhr die Pumpe hinein, bereit, auf den ersten Druck ihre gesamte Ladung in kmich zu ergießen, sich mit meinem Blut zu vermengen, in mein Gehirn zu rasen, mich alles vergessen lassen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, so intensiv hatte ich das Heroin lange nicht mehr erlebt; dieses Gefühl war es wert, vorher drei Stunden brutal gefoltert geworden zu sein. Fast eine Woche konnte ich on meinem verdienten Geld leben, mir Heroin kaufen, um die Schmerzen zu lindern, die Wunden zu säubern, an denen meine Seele litt, dann war es aus. Das Geld war aufgebrauch, zum Glück hatte das Studio weitere Aufträge für mich, so daß mein Fixum weiter floss. Ich ließ mich quälen und machte bald keinen Unterschied mehr, ob es sich um sadistische Frauen oder homosexuelle Männer waren, die ihre Neigungen an mir ausließen. Die Adresse des Studios wurde sehr bald zum Geheimtip, mein Name von Hand zu Hand weitergegeben. Täglich wurden meine Dienste in Anspruch genommen, das heißt, täglich, wennn ich anwesend war. Das war ich allerdings nicht zu oft,b meine Ausfallzeiten häuften sich, insbesondere dann, wenn es Geld gab, konnte man damit rechnen. Hannah oder Doris, nur noch ein Schatten der Vergangenheit. Sie war für mich nicht mehr gegenständlich, es gab nur noch meine Sucht und mich. Bis...eines Tages, ich hatte wieder eine Auszeit genommen, ich leerte wiederv einmal meinen Briefkasten. Zwischen all der üblichen Werbung, den Rechnungen und Mahnungenstach etwas heraus, ein Brief wie viele, aber irgend etwas schien von dem Brief auszugehen, als ob er mir sagen wollte `öffne mich, ich bin wichtig. Ich bin so wichtig, dass du alles um uns herum vergessen wirst. Öffne mich und komm hinter mein Geheimnis´.

Der Brief trug keinen Absender, die Marke kannte ich nicht. Na gut, schon seit langem kenne ich keine Briefmarke mehr, mir sind seit meinem Abgang bei der Post diese kleinen Vierecke relativ egal geworden, redutiert auf ihren Zweck zur Frankatur. Nein, diesev Marke kannte ich nicht, weil sie aus Österreich stammte. Wer schreibt mir Briefe aus dem Ausland. Schulden dort habe ich keine, Urlaubsgrüße sind nicht zu erwarten, aber befürchtete ich nicht, dass Hannah...? Zitternd, nicht vor Entzugserscheinungen, sondern von grenzenloser Neugieröffnete ich den Brief, gespannt, welches Geheimnis er trug. War der Brief von Hannah, war er ein weiteres Steinchen zu dem großen Puzzle um Hannah?

Was aus dem Brief zum Vorschein kam, es war nichts Besonderes, aber es strahlte etwas eigenartiges aus, etwas mystisches, unheimliches. Es schien, als sei die Welt um mich herum nicht mehr existent, als gäbe es nur noch den Inhalt des Briefes und mich. Aber irrte ich m8ich oder wurde es kalt um mich herum? War es Einbildung oder ging diese Eiseskälte von dem Inhalt des Briefes aus? Mit zitternden Händen, frierend am ganzen Körper betrachtete ich die wenigen Dinge, die aus dem Brief ans Tageslicht traten. Es waren Zeitungsausschnitte einer österreichischen LokalzeitungDoch das war nebensächlich. Der Text der Schnipsel war es, der mich sofort hellwach machte, mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Unbekannte Drogentote aufgefunden" titelte die Lokalzeitung. "Mysteriöser Fund einer Drogentoten im Stadtpark. Polizei ermittelt". "Hannah", schoss es mir durch den Kopf, "das kann nur Hannah sein. Wer aber schickt mir diese Artikel? Wer kennt unsere Beziehung zueinander, auch, wenn es sie nicht mehr gab? Wer kannte meine Adresse. Gut, durch Hannah wurde sie bekannt im Millieu, aber in Österreich? In Deutschland kannte man mich, ich lobte Belohnungen aus für Hinweise, Hannah zu finden. Nun hatte ich einen Hinweis. Und nun sah es so aus, als sei es zu spät, wenn die Tote Hannah war".

*

Es schien, als hätte Hannah verloren, für immer verloren. Dann hätte auch ich verloren, alles verloren, was in meinem Leben von Bedeutung war. Das dritte Schnipselchen brachte die Wahrheit ans Licht. Es zeigte ein Bild-ihr Bild. Sie war es, wenn auch schrecklich abgemagert und gezeichnet vom Drogenkonsum, vom sehr hohen Drogenkonsum. Es war klar, in Österreich ging sieb zu ihrem ehemaligen Lebensgefährten, er war aktiver Junkie und zog sie mit hinunter.
Der Artikel beinhaltete ihren Beerdigungstermin. Es waren noch drei Tage Zeit, obwohl Hannah schon von einer Woche an ihrer Überdosis verstarb. Die Pathologie in Österreich arbeitet nicht so schnell wie die deutsche. Genug Zeit für mich, das letzte Geld zusammenzukratzen, um nhach Österreich zu fahren. Das zu tun, wogegen ich gekämpft hatte-an ihrem Grab zu stehen.

*

Hannah hatte eine schlichte Beerdigung. Ihr ex-Lebensgefährte war nicht anwesend, er saß in Untersuchungshaft. Das hatte ihm das Leben gerettet. Nur der Pfarrer war anwesend und Hannahs Familie. Ihnen wollte ich nicht zu nahe kommen, sie waren mitschuld an ihrem Tod. Hätten sie sich, zusammen mit mir, um sie gekümmert, es wäre nie so weit gekommen. Nun stehen sie da mit scheinheiligem Gesicht.

Nach Beendigung derv Trauerfeier konnte auch ich an das offene Grab herantreten, noch ein letztes Mal auf dieser Welt zusammen mit meiner Feenkönigin sein. Mit Tränen in den Augen warfb ich ihr Blumen auf den Sarg und sprach zu ihr:"Jetzt endlich habe ich dich gefunden, Feenkönigin, jetzt, wo es zu spät ist. Zu spätnin dieserv Welt, nichtb in der anderen. Ich bin bald bei dir. Schweren Herzensv entfernte ich mich von Hannahs Grab.

*

Das habe ich euch aufgeschrieben. Es ist meine Geschichte und ihre. Die Geschichte von Hannah und Stefan. Irgend jemand wird diese Seiten neben mir finden und vielleicht veröffentlichen. Vielleicht im Internet. Ich wäre ihm dankbar. Für mich gibt es jetzt nur eines noch zu tun. Die Spritze ist bereits aufgezogen. Eine Dosis, die für einen Elefanten reichen würde. Den Arm habe ich abgebunden. In drei Sekunden setze ich die Spritze an und drücke den Kolben durch. Ein letztes Glücksgefühl wirdv meinen Körper durchdtrömen, hier in einem schmuddeligen österreichischen Hotelzimmer. Jetzt werde ich gehen. Hannah wartet. Ich setze die Spritze an...


ENDE






























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