Mein Buch - Kapitel 1
von Hedi Weber (errish)

 

Kapitel 1 - Ein ganz normales Wochenende

Ein ganz normales Wochenende

Juhuu... Endlich Wochenende. Schnell noch meine sieben Sachen auf der Arbeit zusammen packen und nach 7 Stunden nach Hause fahren. Ja, ich habe mir heute eine Stunde eher freigenommen. Hab ja schließlich schon 42 Überstunden. Auf die Frage, ob ich morgen am Samstag arbeiten könne, schüttelte ich traurig den Kopf. Mein Abteilungsleiter hats gefressen grins. Nein im Ernst. Ich brauch mal dringend ein Wochenende für mich zum entspannen. Nächsten Samstag arbeite ich ja "gerne" wieder, wie so oft. Aber dieses mal habe ich mir wirklich vorgenommen mal Zeit für mich zu nehmen. Bin ja mal gespannt, was daraus wird. Jedenfalls war ich heute den ganzen Tag über richtig gut gelaunt und energiegeladen. Nur komisch.... eine halbe Stunde zu Hause am PC genügt mir voll und ganz um wieder hundemüde zu werden. Ist das die Ruhephase die der Körper schamlos ausnutzt? Hm. Ich werde erstmal mein Vorhaben in die Tat umsetzen, etwas essen und dann meinen wohlgeformten etwas rundlichen Körper auf die Couch legen. Warum rundlich? Ja, das hat auch einen Hintergrund. Aber wir wollen es ja nicht übertreiben und alles sofort herausposaunen. Ich denke, das wäre auf einen Schlag alles viel zu viel und Sie würden die Flucht ergreifen...
Oh man. Wo sind nur die Tage hin, in denen ich in Ruhe, ohne Geplauder und Babygemecker im Hintergrund, ein Nickerchen auf der Couch machen konnte? Ich hatte jetzt zwar meine wohlverdiente Ruhephase, aber unter einem entspannendem Schläfchen verstehe ich zumindest etwas anderes.
Vor gut zwei Monaten dachte ich noch, es kann nur besser werden. Jetzt gehts bestimmt bergauf. Aber eines habe ich mittlerweilen gelernt. Wenn man denkt - schlimmer gehts nimmer - dann belehrt einen das Schicksal immer wieder eines Besseren. Zuerst streikte mein Auto, welches mir dann als Geschenk auch knapp 1000 Euro Reparaturkosten bescherte und dann bekam ich noch einen Anruf meines ältesten Sohnes, der mich aus den Socken haute und wiedermal mein Leben auf den Kopf stellte.
Im August letzten Jahres zog jener von heute auf morgen zu seiner Freundin - Entschuldigung, mittlerweilen Verlobten - und ihrer kleinen Tochter nach München. Es sollte eigentlich nur ein einwöchiger Besuch werden. Doch daraus wurde ein Einzug in die Wohnung ihrer Eltern. Davon erfahren habe ich - dank der heutigen ach so modernen Zeit - per SMS. Toll, nicht wahr?
Vier Monate später bekam ich eine Nachricht von ihm, mit der Bitte um Rückruf. Ich dachte mir schon, dass da etwas faul sein müsse. Meine Ahnung wurde kurz darauf bestätigt. Er bat mich, ob ich ihn wieder bei mir aufnehmen könne. Argwöhnisch fragte ich "alleine" ? Er verneinte und meinte mit Freundin und Kind. Ihre Mutter wäre handgreiflich geworden und sie könnten nicht mehr dort wohnen bleiben. Nun bin ich ja so ein Mensch, der nicht "nein" sagen kann bei Familie in Not und willigte ein - als Notlösung und nur vorübergehend. Also zog er wieder bei mir ein, mit Kind und Kegel und jeder Menge Schulden im Gepäck. Daraus sind jetzt mittlerweilen schon zwei Monate geworden. Meinen vor kurzem entdeckten paar weißen Haaren auf dem Kopf gefällt das, sie vermehren sich eifrig.
Der Samstag war auch nicht besser. Ich würde ja gerne mal ausschlafen, aber irgendwie erlaubt mir das mein innerer Schweinehund nicht. Spätestens um halb 6 meint er meinem Hirn suggerieren zu müssen, dass ich fit wäre und es Zeit zum aufstehen wäre. Woher nimmt er nur so idiotische Ideen?
Na gut, hilft ja nix. Dann raus aus den Federn und wie abgemacht mit Tochter und Schwiegertochter in Spe auf Einkaufsbeutezug gehen. Paar Stunden später wohlgemerkt. Man ey, ich werd schon wieder müde....
Der Vormittag verlief dann ja ganz gut. (Timea) Loreen war richtig gut gelaunt und (Selina) Julia, klein Töchterlein auch. Doch dann kam wieder so ein grauenhafter Nachmittag. Wissen Sie, wenn man Hartz4-Aufstockung bezieht, ist das Leben nicht so leicht wie man es gerne möchte und das Geld natürlich um so knapper. Daher versuche ich jede Möglichkeit zu nutzen um jenes nicht vorhandene zu sparen. Also hieß es mal wieder ab zur örtlichen Tafel um Lebensmittel für Bedürftige zu holen. ich bin zwar wirklich dankbar dafür, dass es so etwas gibt, aber dennoch sind solche Tage immer mit Streß für mich verbunden. Die Sachen die man dort erhält sind halt nunmal nicht mehr die frischesten und bedürfen einer schnellen Verarbeitung. Und nun raten Sie mal, wer das machen darf... Bingo! ...
Und wieder ist ein Samstag im Affentempo an mir vorbeigerauscht, bevor ich ihn richtig realisieren konnte. Vom Sonntag möcht ich nunmal gar nicht reden. Irgendwann fordert der Haushalt nunmal auch seinen Tribut.
Soviel zu einem entspannendem Wochenende...

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