Flut
von Rutz Rische

 

Wippend und gluckernd zieht eine Bierflasche vorbei.
Den Kahn mit der explosiven Ladung überholt sie nicht.
Wie sehr sie sich auch bemüht.
Eine Möwe mit gleichmäßigem Flügelschlag
streift sie sanft.

Starre Brücken versperren den Blick.
Eine dunkle Wolkenwand
ummauert ein Gefängnis
aus Stagnation.

Ein ratternder Zug durchdonnert die Stille.
Trägt fossile Brennstoffe von A nach B.
Ein Feuer flackert am anderen Ufer.
Entfacht von Jägern und Sammlern.
Ihr Blick starr auf die Flammen gerichtet.

Die Bierflasche kommt stetig voran,
während der aufgespießte Schwimmflügel
nach wie vor an der gleichen Stelle prangt.
Das Kind hat schwimmen gelernt.

Woher kommt der schwarze Schwan,
der kläglich nach seinem Weibchen ruft,
das in einem Fangnetz hängenblieb?

In den Zelten träumen Angler.
In der Stadt gehen still die Lichter an.
Dort hört niemand das unentwegte Konzert der Grillen.

Der Stein, den ein Junge in den Fluss wirft,
teilt für einen Moment die Fluten.
Alles wie immer und wieder ein Jahr vorbei,
in dem sich nichts bewegt,
bis die Dunkelheit kommt.

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