diverse Kosmen, heute: Schlamm
von Roman Biewer

 

Ich mag ja Kosmen. Also so in sich geschlossene Dinger, die man auch als „Welt für sich“ bezeichnen könnte. Fündig wurde ich kürzlich an einem Kanal, der gerade kein Wasser führte. Was erblickte ich? Mit noch halbnassem Schlamm getränkten Abfall, Damenbinden, Kleidungsfetzen, den Arm einer Playmobilfigur, eine verrostete Chappidose, eine halbe Ratte und vieles mehr. So verschieden, und doch innig umschlungen in diesem Kosmos aus „Da will kein Menschlein seinen Piephahn baden drin“. Was macht, dass es keiner mag? Seine Umbestimmtheit? Ich finde es sehr definiert, in Farbe und Form, nein das ist es nicht! Die Keime, die ihm innewohnen mögen? Ich weiß nicht, ob tatsächlich so viele in ihm sind. Ich glaube, mein Nachbar hat mehr. Ich betrachte es. Es gefällt mir. Es ist rein. Nicht an Reinheit, aber in seiner Art. Es lockt. Ich taste mich vor. Ich werde nackt. Es berührt meinen Fuss. Zaghaft küsst es kurz. Es schlängelt sich hoch. Jetzt kühlt es schon. Ja, genau dort. Das mag ich. Es setzt an. Zur Umarmung. Wie es kühlt! Es ist gar nicht dreckig. Es glitscht. Doch es zeigt, wie wenig das negativ ist. Jetzt hat es mich. Ganz. Ich versinke. Es versenkt. Mich. Jetzt ganz drin. Uah. Gut. Kalt. Ratte. Arm. Stoff. Schlamm. Ich hab’s gemacht. Es war gut. Ich hab’s gemacht. Oder hat es was mit mir gemacht? Keiner erfährt, was passiert ist. Wäre ja noch schöner. Dort. Ein Bach. Ich wasche mich. So hab’ ich noch nie gewaschen. Bin ja Städter. Da! Wieder Haut. Wieder ich. Schade. Doch was sonst. Immer bei ihm bleiben? Würde das gehen? Vielleicht. Muss nachdenken. Ein ander Mal. Villeicht. Kann ja nicht einfach so. Was unüberlegtes machen. Wäre ja noch schöner. Das geht doch nicht. Nein, wirklich nicht! Also bitte.

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