Der Dichter
von sepia

 

Verrückt bin ich! Und ihr seid weise!
Unsterblichkeit auf Erden glaubt
Der Narr und hofft, daß man ihn preise,
Wo ihr doch glücklich seid im Staub.
Der an der Kette ich gerissen
Der Vorurteile - Torheit, die
Den Wundbrand von Gewissensbissen
Hielt für die Glut der Poesie!
Nein, freilich gleich ich keinem Dichter.
Ich täuschte mich, ich seh es ein.
Wie er bin ich zwar fremd der lichten
Welt - doch auch dem Himmelsschein.
Ich weiß, daß ich nichts Schönes sage,
Doch ihr versteht den Sinn ja nicht.
Entreiß dem Herzen ich die Klage,
Entreiße ich ihm, was es bricht.
Nein, soll ich Herrscher sein der Seelen
Und wend mein Leben auf dafür?
Ich kann mich über euch erheben,
Doch kann ich fortgehen auch von mir?
Und künftig selbstherrlich vergessen
Der ausgebrannten Liebe Leid,
All das, was ich geglaubt vermessen
Und nicht zu glauben wag erneut?

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