Schygulatz Röthgenstraal hat keinen Bock mehr III
von Roman Biewer

 

Aufprall auf Zitatia

Nun war Schygulatz aber wieder so was von wach, dass sich seinen Sinnen nichts, aber auch gar nichts verbergen konnte. Wo war er? Wieder ein kurioser Planet? Oh ja, und ob, wie sonst wäre seine Geschichte wohl zu einer derartigen Berühmtheit gelangt?

Zitatia hieß der Planet, auf dem er sich nun befand. Er war ein flimmerndes, völlig unbeständiges Etwas. Zitatia war ebenfalls kein richtiger Planet, sondern eine Ansammlung von kosmischer Energie, die über die Fähigkeit verfügte, eine Verbinung zu egal was im Universum herzustellen, es aus dem Zusammenhang zu reißen und auf Zitatia zusammen mit anderen, aus ganz anderen Galaxien oder Zusammenhängen stammenden Gegenständen oder Personen zu verknüpfen.

So begegnete Schygulatz erst einmal Sesemi Weichbrodt, die auch gleich auf ihn zugestürzt kam,„du glöckliches Känd“ ausrief, sich bückte und ihm seine Knödelteigeier abbiß. Schygulatz merkte es gar nicht so richtig, denn Kaalüaner haben keine Nerven. Dann sagte Sesemi zu ihm: „Gäb’ mir deine Hand. Äch weiß, wo du hinwällst.“ Meinte sie etwa die Party? Schygulatz wurde durch eine gegend geführt, die exakt wie Tatooine aus Star Wars aussah, was Schygulatz natürlich nicht wissen konnte. Bald tat sich ein Höhleneingang auf. Sesemi nickte ihm aufmunternd zu, sagte wieder „du glöckliches Känd!“, biss ein großes Stück aus seinem Schädel raus, setzte sich vor die Höhle, spuckte den Brocken wieder aus und begann, ihn in einem kleinen Pfännchen zu braten. Zu Schygulatz sagte sie noch: „Geh nur rein, alles wartet auf dich!“. Er gehorchte und ging rein.

In der Höhle war es stockdunkel, aber das war Schygulatz egal, denn er orientierte sich ja durch von ihm ausgestoßenen Schall. Da „sah“ er folgende Wesenheit: Es besaß den Kopf von Klaus Kinski, der Rest war der Leib einer ca. 12m langen Python. Unter dem Leib besaß es mehrere Kuheuter, und auf den Zitzen lief es wie ein Tausendfüßler umher. Der Kinski-Kopf hatte keine Zähne mehr, stattdessen hatte man eine Bärenfalle reingeschraubt, die das Wesen durch Aufreißen spannen und mit lauten Krachen wieder zuschnappen lassen konnte. Mit diesem Mechanismus riss es große Fleischstücke aus dem Aas, das vor ihm lag. Es handelte sich um den Altkanzler der irdischen Bundesrepublik Deutschland. Die rausgerissenen Stücke warf es auf einen Haufen. „Fick da rein!“, sagte die Kinski-Euter-Schlange plötzlich zu Schygulatz. Erst jetzt merkte er, dass er seiner Männlichkeit beraubt ward. In der Hoffnung, dass das Wesen nichts merken würde, riss er sich einen seiner Finger ab und steckte ihn sich in die Lendengegend. Dass er gehorchen musste, war klar. Dieses Ding würde gar nichts dulden, und schon gar nicht Ungehorsam! Das Ding sah zwar, dass Schygulatz es betrügen wollte, aber es lachte nur und sagte: „Geil geil geil!“. Schygulatz fickte nun den Berg mit den Fleischfetzen, und im Augenblick der Befruchtung fing der Berg zu qualmen an und verwandelte sich: Das Fleisch schmolz wie glühendes Eisen und manifestierte sich in einem neuen Ungeheuer: Es hatte kein Gesicht, sondern ein Kruzifix, an dessen seitlichen Auslegern die rausgerissenen Augen einschließlich Tränensäcken von Angela Merkel festgetackert waren, oben eine extrem runzliges Skalp einer Stirn, vielleicht von Edmund Stoiber. Unten kein Mund, sondern das Arschloch von Thomas Hermanns, auch etwa mundgroß. Das war der „Kopf“, oder das, was stattdessen an seinem Körper saß. Dann der Körper: Ein mit Styroporkügelchen gefüllter Sitzsack, als Arme und Beine je ein Ringel Fleischwurst. Es zischte etwa fünf Minuten wie wild durch die Gegend, bis sich das Vieh ausreichend manifestiert hatte. Das Arschloch von Thomas Hermanns begann zu sprechen: „du sollst eine Broschüre erhalten, ein wichtiges Dokument, und zwar der letzte von der Regierung der Erde herausgegebene interstellare Partyführer. Bevor wir beschlossen, so etwas nicht mehr zu machen.“ Es griff in eine Tasche, die an seinem Körper angenäht war, und zog eine kleine Broschüre mit einem Adlerwappen heraus. Das Ganze war etwas mühsam, denn an den Fleischwürsten waren ja keine Finger dran, aber schließlich klappte es. Schygulatz freute sich riesig, denn das war ja genau das, was er brauchte. Einen Führer zu den besten Partys der Galaxie. Trotzdem sagte er „Hättet ihr das nicht auch ein bisschen weniger dramatisch machen können? Ich hätte ja fast einen Knödelherzinfarkt bekommen!“ Er wurde jetzt sogar richtig wütend. Er riss dem Ding vor sich eine Fleischwurst ab und steckte sie sich anstelle seines Fingers in die Lendengegend. Er blickte neben sich. Dort stand eine Harley Davidson mit zwar noch zusammengeklappten, doch schon leicht zu flattern ausholenden Engelsflügeln und einem Pferdekopf dran. Er setzte sich auf das Gefährt, gab die Broschüre in einen laufwerkartigen Schlitz und sagte zu dem ihn treu anblicken Pferdekopf: „Party eins bitte!“ Ein Wiehern, ein Nicken, ein Aufbrüllen des Motors. Die riesigen Flügel breiteten sich aus und setzten zum Start an. Das Gefährt hob ab. Sofort fielen die Kinski-Euter-Schlange und der Merkel-Hermanns-Sack in sich zusammen und waren nur noch die Teile, aus denen sie zuvor ein Lebewesen gebildet hatten.

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