Menschenkunde
von sepia

 

Ich hatte lange Zeit mit dem Studium der abstrakten Wissenschaften verbracht, und der geringe Austausch, den man dabei mit anderen haben kann, hatte es mir verleidet. Als ich das Studium des Menschen begonnen habe, erkannte ich, daß diese abstrakten Wissenschaften nicht dem Menschen angemessen sind und daß ich von meiner Lage weiter abirrte, wenn ich mich in sie vertiefte, als die anderen, wenn sie nichts von ihnen kannten. Ich habe den anderen verziehen, daß sie wenig von ihnen wissen, doch ich habe geglaubt, daß ich zumindest beim Studium des Menschen viele Gefährten fände und daß dies das wahre, ihm angemessene Studium sei. Ich habe mich täuschen lassen. Es gibt noch weniger Menschen, die sich diesem Studium widmen als dem der Geometrie. Nur weil man es nicht vermag, das zu studieren, bemüht man sich um das überige. Aber bedeutet das nicht, daß dies immer noch nicht diejenige Wissenschaft ist, die der Mensch braucht, und daß es besser für ihn ist, sich selbst nicht zu kennen, um glücklich zu sein?

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