Mitte des Lebens
von Rossi van Steen

 

Mitte des Lebens
Variation auf ein Thema von Dante

Nel mezzo del cammin di nostra vita
mi ritrovai per una selva scura
(Dante, Inferno I. Canto)



Da ich nun in meines Lebens Mitte stehe
Und mein Augenweiß wie Schnee mir schmilzt
Die Dinge nun so sind wie ich sie sehe
Und jeder neue Tag mir sagt: Jetzt gilts!

Überschaubar im Rückblick – so schrumpft
Nun zusammen auf ein graues es war
die Tage, die Stunden und tot trumpft
nun auf jedes vergangene Jahr

Die Mitte des Lebens – behauptest du kühn –
Sei das, wo du stehst – doch willkürliche Zahl
Denn wer kennt sich schon selbst und sein inneres Glühn
Die Verfallzeit des Brennstabs – da ist keine Wahl

Man weiß nur vom Wald und vom Dunkel darin
Der Brennstab wird kalt und mit ihm der Sinn
Der dir half diese Strecke in Anstand zu gehen
- indem du ihn legtest ins Denken ins Tun

Geh von hier aus ruhig weiter, du wirst dann schon sehn
Ob fern oder bald
Und in welchem der Kreise
Du einstmals wirst ruhn


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