ERNTE
von Peter Tilmann (sissi_fuss)

 

Wenn uns erst wieder silbrig glänzt das Tal
vom Tau nach warmem Tag und kühler Nacht,
wenn man der Sonnenblicke kleinere Zahl
dankbarer grüßt als jene Übermacht
der heißen Stunden, die uns Angst und Eile
doch nicht ersparten, da der Ernte Maß
man mehren könnte, wenn der Sommer weile
und man sich mühte ohne Unterlaß,
wenn also Nacht und Schatten wieder dauern,
dann erst kann endlich Friede uns gehören.

Was hülf es auch, dem lange nachzutrauern,
was wir versäumt, was hülf es, zu beschwören
und zu verfluchen jene kurze Zeit
unseres Sommers, die arg eingeengte,
die kaum von einer Sorge uns befreit,
stattdessen uns zu mehr und noch mehr drängte.

Wir können an der Ernte, die wir haben,
sei sie nun voll erbracht oder nur kaum,
uns ohnehin nicht allzulange laben,
denn des ganz Andern Ernte greift schon Raum.

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