Blutsaugernetz
von Kati Pourri

Kapitel
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Ich sitze in einem Netz, mein Körper verdrahtet mit Telefonhörern und gierigen Fingern und Händen, die sich in mich bohren, mir einen Schluck schlechten Gewissens einflößen.

Ich zappele in ihrem Netz und sie ziehen und reißen an mir.
Ich muss es wagen und schreien; ein „Nein“ herauspressen und alle lähmen, beißen, mein Denken auf mich lenken, mein Ego raus lassen, mein eingefrorenes Selbst.

Ich brauche meine Ruhe vor euch, ihr Teufelskrallen, ihr Blutsauger, ihr nervtötenden Grenzüberschreiter!

Wie ich euch alle hasse für das, was ihr mir nehmt und wie ich mich hasse, dass ich mein Leben für euch geopfert habe aus schlechtem Gewissen! Ich habe mich euch zum Opfer dargeboten.
Mein Fleisch habt ihr untereinander zerrissen! Gierig! Gierig, wie die Geier und noch schlimmer! Auf eurem Altar lag ich, die Arme ausgebreitet und ihr habt mich ausgesogen, meine Gliedmaßen auseinandergezogen, denn jeder wollte einen großen Teil von mir. Gestritten habt ihr euch um das beste Stück Fleisch.

Und jetzt sitze ich in diesem Netz und erbreche eure Vorwürfe!

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