Neues Leben, neues Spiel
von sepia

 

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> So häng ich denn auf krummem Aste
> und schaukle meine Müdigkeit.
> Ein Vogel lud mich her zu Gaste,
> ein Vogelnest ist's, drin ich raste.
> Wo bin ich doch ? Ach, weit ! Ach weit !
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> Das weiße Meer liegt eingeschlafen,
> und purpurn steht ein Segel drauf.
> Fels, Feigenbäume, Turm und Hafen,
> Idylle rings, Geblök von Schafen, -
> Unschuld des Südens, nimm mich auf !
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> Nur Schritt für Schritt - das ist kein Leben,
> stets Bein vor Bein macht deutsch und schwer.
> Ich hieß den Wind mich aufwärts heben,
> ich lernte mit den Vügeln schweben, -
> nach Süden flog ich übers Meer.
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> Vernunft ? Verdrießliches Geschäfte !
> Das bringt uns allzubald ans Ziel !
> Im Fliegen lernt ich, was mich äffte, -
> schon fühl ich Mut und Blut und Säfte
> zu neuem Leben, neuem Spiel ..
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> Einsam zu denken nenn ich weise,
> doch einsam singen - wäre dumm !
> So hört ein Lied zu eurem Preise
> und setzt euch still um mich im Kreise,
> ihr schlimmen Vögelchen, herum !
>
> So jung, so falsch, so umgetrieben
> scheint ganz ihr mir gemacht zum Lieben
> und jedem schönen Zeitvertreib !
> Im Norden - ich gesteh's mit Zaudern -
> liebt ich ein Weibchen, alt zum Schaudern:
> "die Wahrheit" hieß dies alte Weib .
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