Der verbitterte Künstler
von Arnold Hohmann (myradias)

 

Warum macht man Kunst?

Der verbitterte Künstler hat sich grade selbst verstümmelt und sah mir direkt in die Augen. Er begann seinen Monolog:

"Die Leute sagen "In jedem Künstler steckt ein kleines Kind." Warum sagen die Leute so was? Weil die Künstler ihre Freude auch aus anderen Dingen ziehen als nur aus den langweiligen Freizeitaktivitäten der so genannten normalen Menschen? Weil in ihren Augen die Künstler Spass an Dingen haben, die man als Erwachsener einfach nicht wagt, oder nicht mehr wagt? Als Kind hätte man sie sich noch getraut, weil man ja noch klein war. "Ach, der kleine". Später ist nur doch der Sex wichtig. Wer hat mit wem wann ein Date, was ergibt sich daraus, wie wirke ich auf das andere Geschlecht...
Ich stehe dazu, es gibt Dinge, die sind schöner als Sex. Der Hörgenuss eines fertig produzierten Liedes, das man selbst geschrieben hat. Die flüssigen Bewegungen über die Tastatur, wenn mir leicht angeheitert wieder der dramatische Höhepunkt einer Geschichte aus den Fingern fährt. Die zwei Schritte, die ich zurückgehe um mein grade fertig gewordenes Gemälde aus der Distanz zu betrachten. Bin ich ein kleines Kind, nur weil es Dinge gibt, die ich schöner finde als Sex? Weil Kinder alles andere lieber machen als Sex. Das ist auch gut so. Aber wenn ich andere Dinge lieber mache als Sex, mache ich das nicht aus dem Grund, weil ich immer noch ein kleines Kind bin. Aber vielleicht aus dem Grund weil der Akt der Liebe nichts anderes als ein nehmenloses Geben ist. Aber ach, Kunst ist doch auch nichts anderes. Ich gebe und nehme nichts dafür.
Warum nimmt die Kunst einem am Ende immer Alles? warum gibt sie so viel und nimmt dann das zehnfache? Warum mache man Kunst?
Es ist doch so, dass ich etwas zeigen will. Ich will sichtbar machen. Aber weshalb sollte ich das tun? Damit andere sehen? Was sind die anderen denn für Menschen, dass sie nur nehmen was andere zeigen und dafür nichts geben um denen zu helfen, die zeigen. Die anderen denken nur an Sex. Es kann doch nur so sein, dass die Menschen, die etwas sichtbar machen, etwas zeigen, lieber gar nichts tun sollten bevor sie das machen, was sie tun. Denn das was sie jetzt tun ist nicht von den anderen erwünscht. Die wollen nur Sex. Ansonsten müsste eine Gabe zurückkommen, eine Gnade wenigstens, so dass der Sichtbarmacher weiß, dass er etwas sinnvolles getan hat. Kunst macht vielleicht Sinn. Ist aber nicht sinnvoll im Sinne des Erschaffers."

Er hat sich verstümmelt. Alles ist voller Blut. Er hat die Wichtigkeit von Sex und Kunst soeben für sich entschieden...

Autorenplattform seit 13.04.2001. Zur Zeit haben 687 Autoren 5365 Beiträge veröffentlicht!