Schatz I
von Jessica Sanders (jesse)

 

Ich liege in deinen Armen und schaue dir dabei zu, wie du völlig erschöpft bist, und glücklich darüber einschläfst, mit den Gedanken an dem, was wir gerade getan haben. Deine Lippen weisen ein leichtes Lächeln auf und deine geschlossenen Augen sehen zufrieden aus. Wie ein kleines Kind wirkst du, welches mit seiner Familie Heiligabend feierte und seine Eltern ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllten.
Gedämmtes Licht schmeichelt deiner Haut. Deine kräftige Schulter wirft behutsam Schatten über meinen nackten Körper und deine goldenen Locken glänzen so unheimlich im Kerzenschein. Die habe ich immer schon an dir gemocht... Der Raum füllt sich mit deinem Duft, vermischt sich mit dem, der Räucherkerze und mit meinem... Ich atme tief ein und drehe mich genüsslich noch fester an deine weiche Brust.

Ich spüre noch immer die Berührung, wie du tief in mir eingedrungen bist. Es nimmt mir die Luft. Meine Kräfte sind erschöpft, und dennoch bin ich erregt. Meinem Körper widerfährt ein leichtes Zittern, ich kann kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Soviele Dinge gehen durch meinen Kopf, und alles erscheint mir so unwirklich.

Ich bemerke erst jetzt die wunderschöne Musik. Sie ist so leise, so dass ich sie kaum wahrnehme und doch untermalt sie mein Gefühl mit Wärme.

Ich habe diese Situation in meinem Kopf schon mehrmals durchgespielt. Schließlich muss alles perfekt sein, wenn ich es mit dir tue. Wochenlang konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen, denn ich wusste, dieser Moment ist unabwendbar. Wir beide wollten es doch.

Und nun liege ich hier neben dir, und ich wünscht ich könnte die Zeit anhalten. Will dich nie mehr gehen lassen und ein Leben lang nur mit dir verbringen. Ich muss nicht essen und nicht schlafen. Du machst mich satt. Meine Lippen berühren sanft deine Wange, ich küsse deinen Hals, bevor ich in einen angenehmen, leichten Schlaf falle.

Bin noch ganz besudelt von deiner Nähe und mein Nacken ist schweißnass, als ich, es scheint mir, als wären Tage vergangen, erwache. Greife an meine linke Seite um deinen Körper nocheinmal zu spüren. Dich nocheinmal zu verführen.

Vergeblich!!

Wo bist du? Hast mich doch noch eben in deinen Armen gehalten.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, es ist viertel vor sieben in der früh. Wo bin ich? Ich sitze aufrecht in meinem Bett und stelle unter Tränen fest, dass sich alles nur wieder in meinem Kopf abgespielt hat.

Wie lange muss ich denn noch auf dich warten, mein Schatz!?

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