Nach Hause
von Arnold Hohmann (myradias)

 

Aus "Aufzeichnungen eines Soldaten"

Diese Schreie aus dem nebenliegenden Raum. Sie zeugen von dem, dem wir jetzt endlich entrinnen können. Dennoch hinter der Tür geht diese schreckliche Sache weiter.

Du sitzt mir gegenüber und schaust mich an. Das ein holer Blick so viel verraten kann, dass hätte ich bis zu diesem Zeitpunkt niemals gedacht. Aber so wie Du in meine Augen schaust, habe ich das Gefühl, dass deine Müdigkeit mir mehr verrät als dass, was Du die letzten Monate erlebt hast. Es ist das was aus dir geworden ist die letzte Monate. Ich weiß es, mir geht es genau so. Diese unzähligen Grausamen Eindrücke von Tod und Verzweiflung. Und die noch schlimmeren Stunden in denen man gezwungen war, all dies immer wieder zu verarbeiten.

Für uns ist es jetzt vorbei. Wir können wieder nach Hause. Aber diese Schreie hinter der Tür. Als wären sie die letzte Prüfung für uns. Doch wie können wir diese Prüfung denn nicht bestehen? Die Schreie sind die Angst eines Menschen hinter dieser Tür. Eines Menschen der gequält wird. Aber er ist nur einer. Einer von den vielen die wir gesehen haben in den letzten Monaten. Und zu unserem Segen ist es einer von jenen der nicht von uns gequält wird.

Ich schließe die Augen. Aber die Schreie hinter der Tür werden lauter. Dann sehe ich plötzlich die letzten Minuten. Wie der Mensch hinter der Tür in den Raum gebracht wird. Es befinden sich bereits Personen in dem Raum. Der mensch ist in dem Raum. Die Tür wird geschlossen. Dann beginnen die Schreie. Jetzt sitzen wir hier. Und warten.

Es packt mich jemand an der Schulter. Ich öffne die Augen. Es ist ein Soldat, ranghöher als wir. Er bringt uns weg von hier. Wir fahren nach Hause.

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