Hinter den Zelten
von Arnold Hohmann (myradias)

 

Aus "Aufzeichnungen eines Soldaten"

Zu Hause war das immer viel einfacher. Jetzt muss man immer heimlich hinter die Zelte gehen. Zu Hause hat man das schnell abends unter der Decke gemacht. Altes T-Shirt oder ne Socke drüber und dann ging das ganz flott. Das musste auch so sein, denn wenn man keine Freundin hatte, dann war das nur nervig, immer diesen Druck zu haben.

Und hier, hier ist das lebensgefährlich. Wenn man es mal drei Tage lang nicht gemacht hat, dann hat man gleich ständig solche Gedanken im Kopf. Man ist unkonzentriert und launisch. Und das kann einem oder den anderen schnell mal das Leben kosten. Wenn es hart auf hart kommt und man nicht voll bei der Sache ist, dann ist ganz schnell der Ofen aus. Also muss man es sich irgendwie besorgen. Aber in den Zelten geht das wohl schlecht. Unter der Decke wenn die anderen Jungs um einen herum da liegen. Also hinterm Zelt. Jeder macht es. Aber wehe, wenn einer mal von den anderen dabei erwischt wird.

Vor zwei Wochen haben sie einen entdeckt. Der wurde mit noch heruntergelassenen Hosen einmal durchs Lager gehetzt. Zum Vergnügen Aller. Armer Kerl. Aber die anderen auch. Denn jeder war in dem Moment so froh, es nicht selber gewesen zu sein.

So, schon fertig. Sofort zurück ins Zelt, damit ja keinen blöden Fragen aufkommen.

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