Schlachteball am Knüppeltag
von eb

 

Was mache ich hier?
Die grossen Hände der grossen Menschen haben mich aus meiner Welt gerissen, 1mx1mx1m.
Jetzt bin ich hier, hänge kopfüber von der Decke und so sehr ich mich auch dafür hasse, ich will zurück. Angst durchflutet meinen Körper. Sind das Schritte?
Ja, da kommt jemand, ein neuer Mensch, mit etwas in der Hand, das silbern glänzt. Er kommt auf mich zu und beschäftigt sich mit meinen Beinen.
Auuu, Ahh! Ein Schmerz durchzuckt mich und ich rieche frisches Blut. Der Mensch muss mir in die Füße gebissen haben, ich spüre jedenfalls wie es warm an mir herabsickert. Panik wallt auf und mit dem bisschen Kraft, das ich mein eigen nenne, versuche ich mich zu befreien. Ich zappele an meinen Füßen, der Schmerz scheint nur den Weg nach oben zu kennen, nimmt zu, bis ich vor Erschöpfung schlaff herunter hänge.
Alles sinnlos.
Es geht der Mensch und lässt mich hier zurück, ein Neuer tritt heran. Vielleicht gibt er mir endlich das, wonach es mich jetzt nur noch sehnt, schon immer sehnt, wie ich jetzt weiß.
Komm töte mich, bereit der Qual ein Ende. Was tust du da?
Er packt mich fest an meinen Füßen und reißt mit einem harten Ruck, das Fell von meinen Beinen. Der Schmerz, die Pein, ist das, was durch mein Leben flutet, nicht erst seit heute, aber doch noch nie so sehr.
Ein zweiter Ruck, mir schwinden bald die Sinne. Ohh, gnädige Ohnmacht, besieg die Angst, das Herz und lass mich schnell vergehen! Hätt ich doch etwas bloß im Magen, ich würd es weit nun von mir speien, doch sah ich schon seit Tagen nichts zu essen.
Er zieht und zerrt an mir, ist beinah schon am Hals. So schneid ihn durch, hab doch erbarmen! Siehst du nicht meine Augen flehen? Du siehst sie doch, ziehst mir gerad die Haut vom Kopf, ich seh es doch, ich bin nicht tot, wie du wohl weißt. So hilf mir endlich, ich hab nur einen Wunsch!
Wie rote Tränen fließt der Lebenssaft aus meinen Augen, pulsiert vom Herz getrieben aus den Muskeln, mickrig klein, durchtränkt die Knochen, krumm und schief gewachsen. Ich sehe, fühle, denke nur durch dunklen Nebel, der meinen Geist umhüllt.
Ein letzter Ruck, die Schnauze gibt nun nach. Die starke Hand löst mich von ihrem Haken und wirft den Rest in einen fremden Käfig, der nun mein Letzter sein soll.
Wir liegen dort, geschändet in der Plastikfolie. Zusammengedrückt, verknäulte Körper, ein Häufchen Leben, das niemand braucht.
Wir alle warten darauf, dass uns das Einzige, was jemals unser ist, das Einzige gibt, was immer unser Wunsch war und das uns scheinbar niemand anders gönnt.
Ich spüre wie mein nacktes Fleisch sich reibt an dem der Andren und neben mir und unter mir und über mir verreckt die Welt, bis ich an ihrem Blut ersaufe.

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