Seelenverwandte
von Marc Herrmann

 

Ich habe heute an einen alten Freund gedacht! Einfach nur so! Ohne besonderen Grund! Plötzlich tauchte er vor mir auf. Ich hatte ihn aus den Augen verloren, fast vergessen könnte man sogar sagen. Seltsam irgendwie. Ich sass einfach nur da und hatte Zeit. Ruhe. Seit Langem mal wieder.
Ich musste daran denken wieviel Zeit wir früher miteinander verbrachten. Wieviele tolle Dinge wir miteinander erlebt haben. Aber mehr noch war mir in Erinnerung wieviele traurige Dinge wir schon erlebt hatten. Wie oft er in den unmöglichsten Situationen für mich da gewesen war. Zu den absurdesten Uhrzeiten aus den unglaublichsten Gründen. Wie er mir immer wieder geholfen hat, Mut gemacht hat, mich auf den Boden der Tatsachen, wie man so schön sagt, zurückgeholt hat.
Als ich einmal mehr verzweifelt einer verflossenen Liebe nachtrauerte und Berge von Gedanken wälzte, er war da! Als ich keine Arbeit hatte und nicht wusste wie weiter und wo und manchmal auch wozu...?! Er war da.
Wann hatte ich ihn eigentlich das letzte Mal gesehen? Vor einem Jahr vielleicht?! Ja, das mochte ungefähr stimmen, plus minus ein paar Tage... Aber wie war es dazu gekommen, dass wir uns so auseinandergelebt hatten? Er hatte sich ab und an gemeldet, daran konnte ich mich erinnern. Es war MEINE Nachlässigkeit. ICH habe mich nicht für ihn interessiert. Da war nur Arbeit für mich! Alltag! Keine Zeit! Keine Ruhe! Ich habe mich nur auf mich selbst konzentriert!!!

Nur auf mich selbst konzentriert? Nein! Das kann nicht sein, sonst wäre ER ja da gewesen. ER, der der ich bis vor einem Jahr noch war!

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