Die Kugel
von Mario Schumann

 

Es war kein Krieg, keine Schlacht
und kein Soldat hielt da die Wacht.
Und doch durchdrang ein Schuss die Nacht.
Ein Schuss den niemand sah, den niemand hörte,
und doch er mich aus dem Schlafe störte.
Da kam sie geflogen, die, so schwarz, so glänzend, so des Todes grausam angehört.
Und qualvoll langsam, ohne Eile, flog sie auf meine Brust hinzu.
Da schloss ich meine Augen ganz fest zu
und wünschte mir, sie ließe mich in Ruh.

Jahre schienen mir vergangen,
hatte mich in sorglosen Träumen verhangen.
Doch plötzlich, der Schmerz mir meine Brust zerriss,
wurde ich der Wirklichkeit gewiss.
Die Kugel war in mein Herz gelenkt
und hatte es aus meiner Brust gesprengt.

Da liegt es vor mir nun, grau, hohl, Reste eines kümmerlichen Wesen.
Ich wünschte sie hätte meinen Kopf getroffen,
denn ohne Verstand könnt ich doch wohl leben,
aber ohne Herz kann ich nichts mehr hoffen.

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