De cubiculo electri
von Carsten Maday

 

Über das Bernsteinzimmer

Am Anfange war die Welt. Dann kamen die Götter. Sie sahen, dass die Welt gut war, und schenkten den Wesen Leben. Die ersten waren die Alben. Das waren wundersame Geschöpfe und die Götter liebten sie sehr. Es gab viele Arten, doch die meisten waren die Licht- und die Dunkelalben. Die Lichtalben liebten die Welt und sammelten viel Wissen. Sie waren kunstvoll und forschend. Die Dunkelalben aber sammelten viel Weisheit, um sich zu wappnen. Sie ahnten, dass sie nicht auf immer allein über die Welt herrschen würden. Sie glaubten, ihnen drohe von neuen Arten Gefahr. Darüber kam es mit den Lichtalben zum Streit, wie man diesen Neuankömmlingen entgegentreten sollte, mit harter oder helfender Hand. Sie Leute sagen, den tiefsten Streit finde man in der Familie. So trennten sich Licht- und Schwarzalben im Bösen und folgen ein jeder dem eigenen Weg.
Die Götter erschufen die Zwerge. Das waren mürrische Wesen von kleinem, knorrigem Wuchs. Sie waren große Handwerker. Die Lichtalben fanden die Zwerge entzückend. Die Zwerge die Alben nicht. Die Alben waren verwundert, dass ein so grobes Volk so kunstfertige Dinge herzustellen vermochte. Da gingen die Alben hin und baten die Zwerge, ihnen einen Raum zu fertigen, in den sie all ihr gesammeltes Wissen geben konnten. Die Zwerge willigen für einen Preis ein und schickten ihre kundigsten Handwerker zu den Alben. Nach drei Jahren und vielen Schwierigkeiten war das Bernsteinzimmer fertig. Es war das wundersamste Ding, dass je auf Erden gesehen wurde. Die Alben legten ihr Wissen hinein und sahen, dass das Bernsteinzimmer so war, wie sie gewünscht hatten.
Die Zwerge aber verlangten eine höhere als die ausgemachte Bezahlung. Die Alben nahmen das übel auf und verwiesen auf den ausgehandelten Betrag. Die Zwerge meinten aber, das sei nur ein Kostenvoranschlag gewesen. Das sei so üblich bei Handwerkern, auch dass der letztendliche Betrag um ein vielfaches höher lag, als der ursprüngliche. Die Alben aber sahen das anders und verweigerten die Zahlung. Die Zwerge erzürnten, stahlen heimlich das Bernsteinzimmer, brachten es tief in ihre Festung unter den Bergen und legten das Wissen ihres Volk hinein.
Nun rüsteten beide Seiten zum Kriege. Die Alben zogen vor die Bergfeste und die Zwerge kamen heraus zur Schlacht. Man schlug sich lange, und die Sache ging so aus, dass die Zwerge auf der Ebene schwer geschlagen wurden und flohen. Die Alben, begierig das Bernsteinzimmer zu erobern, setzten nach. Die Tiefen der Minen waren ihnen fremd und die Zwerge fielen über sie her. Das wurde den Alben misslich. Fiele starben, die anderen flohen. Als sich zeigte, dass die eine Seite über- und die andere Seite unterirdisch die stärkere war, kam der Krieg zwischen Alben und Zwergen zum erliegen. Viele Jahre vergingen. Es wurde kein Waffenstillstand geschlossen und beide beäugten sich argwöhnisch. Zu dieser Zeit entstand das Menschenvolk.

Der Herr der Dunkelalben hatte drei Kinder. Das jüngste war eine Tochter. Bei ihrer Geburt ging die Prophezeiung, sie würde nur eine Liebesheirat eingehen. Das gefiel dem König übel, da er meinte, seine Tochter würde hochmütig, wenn er sie nicht nach seinen Wünschen vermählen konnte. Dennoch hielt er sich an die Prophezeiung. Die Tochter liebte einen Mann. Der war ein großer Magier und Halbalb, mütterlicherseits von den Lichtalben her. Sie liebte ihn heimlich, denn es galt als großes Verbrechen bei den Schwarzalben, sich mit Lichtalben oder Menschen einzulassen. Und bei ihm kamen gleich beide Übel zusammen. Gemeinsam beschlossen die Liebenden das Bernsteinzimmer zu stehlen. Die Dunkelalbe war eine große Zauberin und Diebin. Und wirklich gelang es ihr das Bernsteinzimmer unbemerkt aus den Tiefen der Zwergenfeste zu stehlen. Sie bracht es ihrem Liebsten. Er schwor, dass er mit dem Bernstein die Völker versöhnen wollte und versprach ihr die Ehe. In der Nacht gab sich die Tochter dem Halbalben hin. Das war eine große Schande. Als sie in seinen Armen schlief, löste er sich und stach ihr ins Herz. Dann stahl er das Bernsteinzimmer. Er legte das Wissen, das er von den Menschen und Alben hatte, hinein. Mit dem Wissen der Zwerge und Alben wurde er sehr mächtig und sammelte von überall verruchtes Volk, denn er wollte König sein.
Die Dunkelalbe jedoch hatte den Anschlag überlebt. Die einen meinten, die Klinge habe ihr Herz verfehlt. Die anderen meinten, ihre große Zauberkraft habe sie gerettet. Wieder andere meinten, mit dem Anschlag sei ihr Herz in zwei Teile zerbrochen, und die Klinge sei schadlos dazwischen gefahren. Die Albe schwor bitterlich Rache und zögerte nicht lange.
Der Halbalb, der seine Macht noch nicht gefestigt hatte, spürte eines Nachts unverhofft eine Klinge, die durch seine Kehle schnitt. Sein Leben erlosch, aber sein Geist soll sich mit Hilfe von Zauberei gerettet haben. Die Albe nahm das Bernsteinzimmer und brachte es ihrem Volk.
Der König nahm das Geschenk an. Auf die Verbrechen der Tochter stand der Tod. Aber der König liebte sein Kind sehr. So wurde die Tochter geblendet und verstoßen. Nie wieder sollte sie das Reich der Dunkelalben betreten, bis dass ihr Volk sie mit offenen Herzen dazu einlud. Die Dunkelalben legten ihr Wissen in das Bernsteinzimmer und erfreuten sich sehr daran.
Viele Jahrhunderte vergingen und die Menschen wurden mehr und mehr. Dann kam der Große Krieg, in dem der Großkönig in die Länder des Nordens einfiel, um sie botmäßig zu machen. Davon ist an anderer Stelle zu berichten.
Als der Krieg schon lange währte, landeten die Jovener starke Truppen. Ihr Führer war der Konsul Fabius. Er schloss viele Bündnisse mit den Nordvölkern, auch mit den Dunkelalben, die zurückgezogen in ihrem Reich lebten. Der Krieg verlief wechselreich. Einmal wollte Fabius die Truppen des Großkönigs abfangen. Daher musste er ihnen zuvor kommen. Der schnellste Weg aber lief durch das Reich der Dunkelalben. Die lehnten einen Durchmarsch ab. Fabius marschierte ein. Die Dunkelalben wurden überlistet, denn ihre Krieger waren an den langen Grenzen verteilt. Sie beklagten bitter den Vertragsbruch der Jovener. Das half wenig. Fabius ließ einen Legaten mit Truppen zurück und schlug eine Schlacht, in der er den Großkönig schlug.
Der Legat aber verriet seinen Konsul und plünderte die Stadt der Dunkelalben. Fünfhundert Ochsenkarren sollen von der Hauptstadt an die Küste gezogen sein. Alle voll beladen mit den Kostbarkeiten der Alben. Das Bernsteinzimmer war darunter. An der Küste ließ der Legat die Beute verladen und segelte davon. Die Flotte scheiterte im Sturm und wurde an die Küste geworfen, die damals von Fürst Eadred beherrscht wurde. Dieser ließ die Überlebenden töten und barg die Schätze. Das Bernsteinzimmer fand Eadred als sehr wundersam. Er überschrieb seine Seele einem bösen Geist, um an die Geheimnisse des Bernsteinzimmer zu gelangen. Eadred wurde sehr mächtig und verwandelte sein Reich in eine Ödnis, die alles Böse anzog. Seine Nachbarn überzog er mit Krieg.
Die Tochter des Dunkelalbenkönig erfuhr davon. Sie suchte Gefährten, um Eadred das Bernsteinzimmer zu entreißen. Ihre Gefährten waren ein Zwerg, ein Mensch und ein Lichtalb. Die Tochter hoffte noch immer, die Rassen versöhnen zu können. Der Mensch aber war Alfred der Historiker, der ein Büchlein über sein Abenteuer geschrieben hat, das er später vernichtete.
Die Gefährten gelangten in die Festung Eadreds, eine alte Zwergenfeste, aufgegeben und tief im Gebirge verborgen. Ein jeder der Gefährten leistete seinen Teil und sie überwanden die zahllosen Gefahren auf dem Weg zu Eadred. Der Fürst war da schon kaum noch ein Mensch mehr. Der böse Geist hatte ihn verschlungen. Die Gefährten überwanden ihn und sperrten ihn in das Bernsteinzimmer. Die Kreaturen Eadreds aber fielen über die Gefährten her. Diese mussten das Bernsteinzimmer aufgeben und fliehen.
Eadreds böser Geist war gebannt. Seine Nachbarn konnten in Frieden leben. Eadreds Reich, das man die Ödnis nannte, blieb ein gefährlicher Ort.
Sieben Jahrhunderte vergingen. Die Nordreiche veränderten sich. Das Bernsteinzimmer geriet in Vergessenheit und wurde eine Legende, der nur Träumer und Abenteurer hinterher jagten. Dann aber nahte die Zeit, in der es wieder auftauchen sollte. Das spürte auch die Königstochter, die in der Schlacht von Hraff aus der Vergessenheit auftauchte und einen Weg fand, ihrer Verbannung ein Ende zu bereiten. Sie hatte wichtiges mit ihrem Vater zu bereden.

Ein Mann hieß Thal. Er kam aus Munz. Einmal traf Thal den Sohn des Dunkelalbenkönig. Sie durchlebten ein Abenteuer. Der Sohn starb dabei. Thal nahm sein Schwert und ging in das Reich der Dunkelalben, obwohl der Tod darauf stand. Er übergab dem König das Schwert und die letzten Worte des Sohnes. Die Dunkelalben bewunderten den Mut des Menschen. Der König schenkte ihm das Schwert des Sohnes und machte Thal zum Freund der Alben. Er und seine Familie sollten dem Volk der Dunkelalben stets willkommen sein. Aber als Thal nach Hause kam, waren sein Sohn und seine Tochter bereits ermordet. Von seiner Rache berichtet die Thals Saga Gunnarsonar.



Es war ein Alb, der hieß Erind. Er war sehr verständig. Erind war mit Lijene vom Hohen See verheiratet. Sie hatten eine Tochter, die Eriella genannt wurde. Erind war sehr neugierig und forschte viel. Eriella schlug nach seiner Art und ihr Vater bestärkte sie darin. Besonders interessierte sie sich für die Geschichte der Alben und Menschen. Eines Nachts schlich sie von zu Hause fort, um das gehörte mit eigenen Augen zu sehen. Viele Leute meinten, Schuld daran sei ihre ererbte Neugierde gewesen. Einige jedoch brachten das mit der für den nächsten Tag geplanten Hochzeit von Eriella in Verbindung. Seitdem aber lebte die Albe viel unter Menschen.

Ein Zwerg hieß Grimur und wohnte in der Grube unter den Zwillingstal. Man sagt, er habe in seiner Jugend auf Raub gebaut. Später wurde er Haspelknecht. Er war sehr knorrig. Grimur heiratete Sigrun. Ihr Sohn war Gorm. Gorm war ein vielversprechender Zwerg. Er ging nach Felsnadel. Die Gegend war sehr wild, hatte aber reiche Zechen. Gorm arbeitete dort und wurde sehr stark. Man sagt, er sei sogar noch knorriger als sein Vater geworden. Gorm wurde ein berühmter Kämpfer, der viele Großtaten vollbrachte, denn es gab dort viele Trolle. Wegen seiner Taten wurde er Heldenbrust zubenannt. Gorm nahm Helga Ulfstochter zur Frau. Sie stammte aus dem Geschlecht der Gylldinger. Die Leute sagten, Gorm habe in eine bessere Sippe geheiratete als die, aus der er stamme. Helga war eine tüchtige Frau, und die Eheleute wirtschafteten gut. Ein Krieg mit den Trollen brach aus. Helga trug zu dieser Zeit ein Kind unter dem Herzen. Einmal drangen die Trolle tief nach Felsnadel ein. Die Frauen und Alten mussten sich an ihren Herden wehren. Die Männer kämpften anderswo im Berg. Helga erschlug zwei Trolle in ihrer Küche, ehe der Trolleinbruch aufgehalten worden war. Die Leute sagten später, dass sei ein Fehler gewesen, denn der Kampf habe in der Ulfstochter das wilde Blut der Gylldinger geweckt und das Kind im Leibe habe davon geschmeckt.
Zu dieser Zeit kämpften die Zwerge am Eisfluss in einer Schlacht gegen die Trolle. Die Sache ging so aus, dass die Trolle gewannen und viele Zwerge in Gefangenschaft mussten. Die Trolle trieben böse Scherze mit den Gefangen, die immer weniger wurden. Schließlich waren nur noch drei am Leben. Der eine war Ketil Flachnase, der Zweite Grimm Arnissohn und der dritte Gorm Heldenbrust. Gorm pflegte später zu sagen, er habe die Gefangenschaft nur überlebt, weil er seine Frau und sein Kind wiedersehen wollte. Einige sagten, das sei eine sehr unmännliche Einstellung, aber darauf gab Gorm Zeit seines Lebens wenig.
Nachdem ihnen die Trolle am Tage übel mitgespielt hatten, gelang den drei Zwergen die Flucht aus den tiefen Höhlen der Trolle. Nach manchen Großtaten gelangten sie zurück zu den ihren. Da hatte Helga bereits eine Tochter geboren und Gorm freute sich sehr, obwohl es ein Mädchen war. Als er der Tochter den kleinen Finger in die Wiege streckte, griff diese ihn fest und ließ ihn nicht mehr los. Da sagte Helga, man solle die Tochter nach Gertrude Asbrandstochter benennen, die Gyll, den Stammvater der Gylldinger geborenen hatte, und als starke und schöne Frau bekannt gewesen war. Gorm gefiel der Name sehr, obwohl er meinte, dass seine Tochter mehr nach seiner Familie kam. Sie hatte nämlich schwarzes Haar und ein kantiges Gesicht.
Der Trollkrieg ging zu Ende. Alle gingen ihren üblichen Geschäften nach und hatten ihn bald vergessen, nur Gorm, Grimm und Ketil nicht. Sie zeigten sonderbares Verhalten. Grimm, der schon immer als wunderlich gegolten hatte, wurde noch wunderlicher. Er arbeitete fortan als Tunnelratte tief im Berg, wo neue Adern gesucht wurden und der Troll nie still hielt.
Gorm aber litt stark an Ängsten aus dem Krieg und ertrug es nicht, tief im Berg zu leben, was, wie alle meinten, für einen Zwerg sehr ungünstig war. Kämpfen mochte er auch nicht mehr. Er fand schließlich Arbeit übertage in einem Wasserwerk.
Am schlimmsten aber hatte es Ketil getroffen, denn er verließ die Grube, um im Süden unter Menschen zu leben. Das war damals eine ungehörige Sache bei den Zwergen im Norden.
Gorm, Helga und Gertrude lebten glücklich, obwohl ihre Verhältnisse schlechter waren als vor dem Krieg. Als Gertrude herangewachsen war, schenkte Helga Zwillingen das Leben. Das fanden die Leute bemerkenswert, denn zu jener Zeit war es selten, dass Zwerginnen mehr als zwei Kinder bekamen. Zwillinge waren noch seltener. Und die Leute meinten, dass es wahr sei, dass Gorm seit dem Krieg sein Glück verloren habe, da Töchter, zumal gleich drei, wenig einbrachten und viel Mitgift kosteten. Für einen armen Mann wie Gorm würde es nicht leicht werden, den Töchtern eine Heirat zu verschaffen.
Die Zwillinge wurden Gyde und Lefke benannt und kamen in ihrer Schönheit der Mutter nach. Gertrude liebte ihre Schwestern sehr. Und als sie zwanzig Jahre alt war, da ging sie zu ihren Eltern und sagte, sie wolle nun arbeiten, um Geld für die Mitgift zu besorgen. Sie wusste, wie schwer geschlagen ihre Eltern mit drei Töchtern waren, und sie wollte es ihnen leichter machen, Ehemänner für sie drei zu finden. Das würde die Sache auch beschleunigen, sagte Gertrude, die sich sehr nach einer Heirat sehnte. So sehr sich Helga und Gorm auch dagegen aussprachen, Gertrude ließ nicht von ihren Plänen ab denn sie hatte die Sturheit der Gylldinger geerbt, woraus den Eheleuten noch manche Überraschung erwachsen würde.
Gertrude suchte Arbeit, fand aber keine, denn es gab nur wenig Frauenarbeit für Bezahlung und für diese taugte Gertrude wegen ihrer groben Art schlecht.
Gertrude war sehr traurig, bis sie eines Tages den alten Grimm fragte. Der schlug es ihr um ihres Vaters Willen nicht ab. Und so arbeitete Gertrude seit ihrem zwanzigstem Jahr tief unten in den Tunneln und wurde durch die schwere Arbeit sehr knorrig.
Gyde und Lefke wuchsen zu großen Schönheiten heran. Als sie ins heiratsfähige Alter kamen, da fanden sich viele tüchtige Bewerber und viele waren bereit, nur eine kleine Mitgift zu verlangen. Doch die war für Gorm noch immer sehr hoch und er und Gertrude mussten schwere Arbeit leisten, damit Gyde und Lefke angemessen ausgestattet wurden. Gyde und Lefke bekamen gute Ehemänner, und Gertrude mochte sie sehr. Sie arbeitete hart, ließ vieles ihren Eltern und Schwestern zu kommen und sparte für ihre Mitgift.
Einmal wurden die Tunnelratten von Trollen überfallen und der alte Grimm wurde dabei erschlagen. Gertrude verfolgte die Trolle und war für zwei Monate verschollen. Als sie wieder auftauchte, hatte sie eine große Narbe in Gesicht und den Kopf des Trolles, der den alten Grimm erschlagen hatte.
Gertrude hatte nicht viele Freunde, und seit Grimm tot war, wurde ihr sehr einsam. Daher beschloss sie eines Tages, dass es Zeit war zu heiraten. So ging Gertrude zu ihren Eltern, um zu hören, welche Bewerber um sie gefreit hatten. Den Inhalt des Gesprächs behielt Gertrude lange für sich, aber die Leute meinten, es sei nicht günstig für sie verlaufen, denn man habe Gertrude nach dem Gespräch mit hochrotem Kopf aus der elterlichen Höhle stürzen sehen. Einige Tage darauf packte Gertrude ihre Sachen, verabschiedete sich von ihren Schwestern, Schwägern und Eltern im besten Einvernehmen und zog aus, um im Süden ihr Glück zu machen.
Der Weg nach Süden war weit und beschwerlich, aber Gertrude trug die alte Rüstung ihres Vaters und seine Axt und war sehr wehrhaft. Als Gertrude in die Gegend von Este kam, wurde sie von drei Menschen überfallen. Sie fand das eine sehr lehrreiche Lektion in Bezug auf die Menschheit und konnte überdies ihre Reisekasse aufbessern. Sie hatte bereits von der Angewohnheit der Menschen gehört, einander zu berauben, und fand es vielversprechend, wenn sie sich als Kriegerin verding, um Handelskarawanen zu beschützen. Davon hatte ihr nämlich Grimm einmal erzählt. Also ging Gertrude von Este weiter nach Lormyr, wo damals Æthelbert Bärenfell herrschte und viel Handel betrieben wurde.

Ein Mann hieß Uwe Bräger. Er war der Sohn von Rita Bräger, die in Lormyr wohnte. Von Uwe war wenig bekannt, bis er vor der Albe Eriella erschien. Er galt als großer Lügner und Dieb, der sich sogar in das Herz der Gertrude Heldenbrust stehlen konnte.

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