Blitz und Donner
von tailor

 

Auf dem Balkon ...
Die Nacht ist hereingebrochen, und die letzten schimmernden Reste des Tageslichtes verstecken sich hinter drohenden Wolken. Ich sitze auf dem Balkon und schaue der Natur zu. Einfach so, als hätte sie von meiner Anwesenheit keine Ahnung, als wäre ich irgendwie nicht da, unbeirrt und unaufhaltsam in ihrer Art.
Aber in Wirklichkeit bin ich ein Teil von ihr, ein kleiner.
Die Wolkendecke umschließt mich von Minute zu Minute mehr. Ein schüchternes Abendrot verliert sich hinter dem Horizont, am Rande eines Gewitters. Blitze zucken auf. Lautlos erhellen sie die angrenzende Nacht. In weiter Ferne Wetterleuchten, sichere Nähe ihrer scharfen Schriftzüge. Als wollten sie eine Botschaft in den Wind schreiben. Eine Brise kräuselt mein Haar und streicht hinunter zu meinen Füßen. Die ersten Tropfen bahnen sich ihren Weg durch die mächtigen Wolken und fliegen durch die Atmosphäre.
Ich höre sie schon jauchzen: „Juch huhuh, Platz da, sonst platzen wir! Und alles wird naaaß!“ Sie sind in ihrem Element.
Blitze präsentieren ihr Feuerwerk. Es ist das Fest des Tiefs „Manolito“ oder wie immer man diese Gebilde nennt. Tanzende Regentropfen in aufgewirbelten Luftmassen. Singende und pfeifende Windböen, funkelnde Lichter vom Himmel zur Erde und Paukenschläge des Donners. Ein, Fest der Natur oben in den Wolken und nach unten fallen die Tränen einer sich aufbäumenden Wildnis, die die Natur sich noch bewahren konnte. Ein Fest ihrer Macht, ihrer Größe und Unübertroffenheit.
Ich weiche bis zum nächsten Abend.

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