Kind der Nacht (Kapitel 1)
von Yasmina Bönings (aliceimtruemmerland)

 

Dunkle Nacht und tiefe Trauer

Die Nacht war kalt. Kleine Schneeflocken fielen vom Himmel herab. Die Dunkelheit wurde von sanft schimmernden Straßenlaternen erhellt. Lyriel lief durch die vereinsamten Straßen. Er hatte den Kragen seines Mantels hochgeschlagen und seinen Zylinder tief ins Gesicht gezogen. Seine langen nussbraunen Haare fielen lose über seinen Rücken. Gelegentlich kreuzten vereinzelt Menschen seinen Weg, aber Lyriel beachtete sie nicht weiter.

Als er eine Brücke gelangte sah er am Geländer eine junge Frau stehen, die bitterlich weinte. Lyriel näherte sich ihr langsam. Als er fast neben ihr stand sagte er: "Aber, aber, warum weinen sie denn so herzzerreißend?" Erschrocken drehte die Frau sich um. "Warum sollte ich es ihnen erzählen? Ich kenne Sie doch gar nicht!", erwiderte sie. Lyriel lächelte. "Nun, ich bin hier und ich habe viel Zeit. Und ausserdem könnte ich ihnen vielleicht helfen? Erlauben sie mir mich vorzustellen: Mein Name ist Lyriel de Nadoir." Die junge Dame sah ihn an. "Ich bin Selina Barceau." Lyriel nahm ihre Hand und gab ihr einen sanften Kuss auf den Handrücken. "Welch schöner Name." Selina lächelte. "Vielen Dank, Monsieur de Nadoir." Lyriel lächelte ebenfalls. "Nun Madmoiselle, was bereitet euch so viel Kummer?"
Nun lächelte Selina nicht mehr. Sie wandte sich ein wenig ab. "Nun meine Eltern, verlangen von mir einen Mann zu heiraten den ich nicht liebe. Denn sie können den Mann nicht leiden dem mein Herz gehört. Aber ich habe ihm schon mein kostbarstes geschenkt. Ich trage ein Kind unter meinem Herzen. Und dieses Kind ist von Louis. Und nun soll ich Auguste, den Sohn des Bürgermeisters heiraten!" Es sprudelte einfach alles aus ihr heraus. Selina fühlte sich irgendwie so befreit, aber gleichzeitig wurde ihr bewusst wie Ausweglos ihre Lage wirklich war. Lyriel schweig. Er hörte ihr einfach nur zu. Und genoß den Geruch ihres menschlichen Körpers. "Ich weiß einfach nicht was icht un soll. Wo soll ich denn hin? Wie sol ich es schaffen jetzt schon ein Kind groß zu ziehen? Ganz allein? Am liebsten würde ich....." "...Sterben?", beendete Lyriel ihren Satz. Selina sah ihn an. "Ja", flüsterte sie. Lyriel nahm ihre Hand. Er schaute ihr tief in die Augen und sagte leise: "Wenn du willst kann ich dir alle deine Träume erfüllen...." Während er sprach ließ er seine langen spitzen Eckzähne blitzen. Selina sah ihn an. Dann schlang sie ihre Arme um ihn und nickte leicht. Lyriel umfasste ihren zarten Körper und versenkte seine Zähne in ihrem Hals.

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