Ein Makel
von Marc Herrmann

 

Es ist nur ein kleiner Makel. Aber es stört mich. Nach landläufiger Meinung sind solche Eingriffe ja verpönt und am Liebsten möchte sich niemand etwas anmerken lassen. Aber man sieht es fast immer, dass etwas gemacht wurde. Hier ein bisschen weg, da ein bisschen dazu. Um näher an das Schönheitsideal zu kommen. Das eigene. Und vermeintlich auch das der anderen.
Also, nur ein ganz kleiner Makel. Er ist schon ewig da und zwischendurch hatte ich schon geglaubt ich hätte mich schon dran gewöhnt. Aber irgendwie stört es mich jetzt. Ich muss lange nachdenken, wann es mich zuletzt gestört hat. Sind es 10 Jahre? Eher 12. Genug Zeit eigentlich um miteinander zu leben. Nicht unbedingt ich und mein Makel together forever. Eher so ein akzeptieren. Ja, wir gehören irgendwie zusammen. Nein, er stört mich jetzt wieder. Und ich werde das jetzt durchziehen. Ich hoffe nur es geht Alles gut. Nicht das nachoperiert werden muss. Hier und da noch eine kleine Korrektur in ich weiß nicht wie vielen OPs.
Aber ich kenne ja den Arzt. Er ist gut. Er hat mir früher schon geholfen. Er ist routiniert. Weiß was er tut. Er kann das.
Ein kurzer Moment des Zweifels noch. Soll ich es wirklich tun? Ja! Ich muss, landläufige Meinung hin oder her. Weg mit dem Makel. Weg damit.

Da bin ich wieder. Wach. Im Hier und Jetzt. Ganz da. Ganz bei mir. Es geht mir gut. Zum Glück. Ich fühle kurz nach. Bin mir nicht sicher, wie es gelaufen ist. Ob nicht noch was da ist. Egal, für den Moment fühle ich mich gut. Unglaublich… nur ein kleiner Schnitt, ein klitzekleiner und der Makel an meiner Seele scheint verschwunden.

Hoffentlich muss nicht nachgebessert werden!

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