Der Sommer der verschwundenen Kette
von Carsten Maday

 


Meiner Retterin der Eichhörnchen


Jeden Sommer verbrachte die kleine Stephanie zwei Wochen bei ihrer Oma und ihrem Opa. Stephanie liebte es bei ihren Großeltern, denn sie wurde von ihnen immer sehr verwöhnt und konnte den ganzen Tag in den großen Garten umhertoben. Es gab viel zu sehen in dem Garten. Überall blühten Blumen. Eifrige Bienen und bunte Schmetterlinge summten und flatterten umher. Und in diesem Sommer gab es etwas ganz besonderes in dem Garten. Stephanies Großvater hatte ihr verraten, dass in dem großen Baum am Ende des Gartens ein Eichhörnchen wohnte. Das fand Stephanie sehr spannend, denn sie hatte noch nie ein Eichhörnchen gesehen. In einem großen Buch zeigte der Großvater ihr Bilder von Eichhörnchen. Das waren ganz putzige kleine Tiere, die in Bäumen lebten und Nüsse aßen. Sie hatten kleine, spitze Öhrchen, rotbraunes Fell mit einem weißen Bauch und einen langen puscheligen Schwanz.
Stephanie wollte gerne das Eichhörnchen im Garten sehen, aber Eichhörnchen waren sehr scheue Tiere, die Angst vor Menschen hatten. Der Großvater gab Stephanie eine handvoll Nüsse. Damit sollte sie das Eichhörnchen anlocken. Stephanie legte die Nüsse unter den Baum und legte sich mit ihrem Großvater in einige Entfernung auf die Lauer. Sie warteten lange, aber kein Eichhörnchen zeigte sich. Dann war Abendbrotzeit und Stephanie und ihr Großvater gingen ins Haus und halfen Großmutter beim Tischdecken. Bald darauf ging Stephanie ins Bett, denn sie war sehr müde von herumtoben.
Als Stephanie am nächsten Morgen erwachte, da lief sie gleich in den Garten zum Baum. Die Nüsse waren fort! Das Eichhörnchen musste sie geholt haben. Da war Stephanie sehr aufgeregt. Sie holte sich neue Nüsse und legte sie unter den Baum. Dann wartete Stephanie. Aber wieder zeigte sich das Eichhörnchen nicht. Als es Stephanie zu langweilig wurde, holte sie ein Buch und las.
Stephanie war ganz vertieft in ihr Buch, als sie auf einmal ein Rascheln aufsehen ließ. Da sah sie ein kleines, süßes Tierchen bei den Nüssen unter dem Baum. Da freute sich Stephanie sehr. Sie sprang lachend auf und ging zu dem Eichhörnchen. Das aber rannte schnell auf den Baum, als es Stephanie erblickte, und war nicht mehr zu sehen.
Enttäuscht berichtete Stephanie ihrem Großvater. Der sagte ihr, dass Eichhörnchen nun mal scheue Tiere seien und nicht mit Menschen spielen wollten, selbst wenn sie so lieb waren wie seine Enkelin. Dann gab er Stephanie seinen alten Feldstecher. Damit konnte sie das Eichhörnchen besser beobachten. Freudig umarmte Stephanie ihren Großvater und rannte gleich wieder in den Garten.
Am Nachmittag traute sich das Eichhörnchen wieder von seinem Baum herunter. Stephanie beobachtete durch das Fernglas, wie es mit seinen kleinen Pfötchen die Nüsse untersuchte und schließlich eine Nuss nach der anderen auf den Baum trug. Stephanie fand das Eichhörnchen ganz entzückend und taufte es Bäckchen, weil es beim Essen immer die Backen so voll stopfte. Seitdem beobachtete Stephanie Bäckchen jeden Tag mehrere Stunden lang und legte ihm immer frische Nüsse unter dem Baum.

Einmal wachte Stephanie am frühen Morgen auf und hörte wildes Vogelkrächzen im Garten. Als sie aus dem Fenster sah, erblickte sie zwei Krähen, die wild flatternd auf Bäckchen einpickten, das sich mitten auf den Rasen befand. Immer wieder versuchte Bäckchen zu dem Baum zu laufen, um sich zu retten, aber die Krähen versperrten Bäckchen den Weg und pickten immer heftiger. Da sprang Stephanie erschrocken und wütend auf und rannte in den Garten. Im Nachthemd und mit nackten Füssen lief sie über das taunasse Gras, fuchtelte wild mit den Armen und rief laut SCHU,SCHU. Als die Krähen das Mädchen sah, erschraken sie und flatterten krächzend davon. Bäckchen aber rannte so schnell es konnte auf den Baum in Sicherheit. Vor Aufregung und Erleichterung kullerten Stephanie die Tränen von den Wangen. Als die Großeltern kamen und Stephanie ihnen alles berichtete, da meinte der Großvater, Stephanie habe da eine gute Tat getan und dem Eichhörnchen bestimmt das Leben gerettet.
Die Großmutter nahm Stephanie mit ins Haus und zeigte ihr eine große Kette, die funkelte und viele bunte und glänzende Steine hatte. Die schenkte sie ihrer Enkelin, denn, so meinte sie, die Heldin der Eichhörnchen hatte wohl eine kleine Belohnung verdient.
Da freute sich Stephanie sehr und dankte ihrer Großmutter herzlich. Stolz trug sie die Kette jeden Tag. Zum Spielen und Herumtollen im Garten legte sie die Kette immer auf den Gartentisch, damit sie nicht kaputt ging.
So vergingen die Tage wie im Fluge. Schließlich kam der letzte Tag der Ferien bei ihren Großeltern. Am nächsten Morgen würden Stephanies Mutter und Vater kommen, um mit ihrer Tochter wieder nach Hause zu fahren. Stephanie freute sich darauf, Mama und Papa wiederzusehen, aber bei dem Gedanken, sich von Großmutter, Großvater und Bäckchen trennen zu müssen, wurde Stephanie sehr traurig.
Stephanie spielte den Vormittag im Garten. Als die Großmutter sie zum Mittagessen ins Haus rief, wollte Stephanie wieder ihre Kette vom Gartentisch nehmen. Aber die Kette war fort. Überall suchten Stephanie und ihre Großeltern danach, aber die Kette war nirgends zu finden und Stephanie war ganz verzweifelt und weinte.

Völlig machtlos musste das Eichhörnchen in dem großen Baum mitansehen, wie die zwei bösen Krähen unbeobachtet von dem Mädchen auf dem Gartentisch landeten und mit der Kette im Schnabel davonflogen. Und als das Eichhörnchen bald darauf das Mädchen weinen sah, wurde es sehr zornig und beschloss, die Kette von den Krähend wiederzubeschaffen und dem Mädchen zurückzugeben. Immerhin hatte das Mädchen dem Eichhörnchen das Leben gerettet. Für das Eichhörnchen war es eine Selbstverständlichkeit, sich für eine solche Tat erkenntlich zu zeigen.
Das Eichhörnchen war ein Mädchen und hieß natürlich nicht Bäckchen. Das war ein Menschenname. Hätte das Eichhörnchen ihn verstanden, hätte es vielleicht gekichert, weil er etwas albern war. Nein, der wirkliche Name des Eichhörnchen war Schnuffel.
So fest entschlossen Schnuffel auch war, die Kette des netten Mädchens zurückzuerobern, so wenig wusste sie, wie sie das anstellen sollte. Sie wusste ja noch nicht einmal, wie sie das Nest der Krähen finden sollte. Denn dahin, da war sich Schnuffel sicher, hatten die Diebe ihre Beute gebracht. Endlich hatte Schnuffel eine Idee. Sie wollte Cora fragen.
Cora war ein grüner Papagei, der bei Schuffel in dem Baum lebte. Irgendwann einmal war Cora durch ein offenes Fenster ihrer Besitzerin davongeflogen. Ausreißen hatte Cora nicht wollen, nur einmal sehen, wie die Welt draußen so war. Nach ein paar Runden im Freien hatte Cora leider die Orientierung verloren und nicht mehr zurückgefunden. Seitdem lebte sie mit Schnuffel in diesem Baum. Schlecht sei Freiheit ja nicht, meinte Cora einmal zu Schnuffel, aber Erdnüsse auf regelmäßiger Basis hätten auch ihre Vorteile.
Cora wohnte mit Schnuffel in einem großen Astloch ganz weit oben im Baum.
>Hallo, Schnuffel<, sagte Cora, als sie das Eichhörnchen zu ihr heraufklettern sah.
>Hallo, Cora<, sagte Schnuffel und berichtete ihrer Freundin gleich, was geschehen war. Da war der grüne Papagei sehr aufgebracht, als er hörte, was dem Mädchen passiert war.
>Gemein<, sagte Cora. >Die waren nämlich ganz schön lecker die Nüsse von dem Mädchen. Besonders die Erdnüsse.<
Es zeigte sich leider, dass Cora die beiden Krähen zwar kannte, aber keine Ahnung davon hatte, wo sie wohnten.
>Das sind ziemlich wilde Burschen<, meinte Cora. >Nicht gerade der Typ Vogel, von dem ich mich nach Hause einladen lasse.<
Nun überlegten Schnuffel und Cora, was sie tun konnten. Endlich hatte der Papagei eine Idee.
>Wir könnten Walter fragen<, sagte Cora.
>Gute Idee<, antwortete Schnuffel. >Walter kennt so ziemlich jeden.<

Walter war eine Schildkröte und wohnte zwei Gärten weiter bei der Familie Hansen. Walter lag am liebsten in der Sonne auf dem Rasen. Wenn es ihm genug war, konnte er durch eine kleine Hundeklappe ins Hause der Familie Hansen gehen. Walter hatte einen großen Schildkrötenpanzer und ganz runzlige Haut. Er war schon sehr alt. Wie alt genau er war, wusste selbst Walter nicht. Aber als er als ganz kleine Schildkröte zu Frau Hansen gekommen war, war sie nicht älter als die kleine Stephanie gewesen. Nun hatte Frau Hansen selbst Kinder.
Walter war sehr weise und wusste auch viel über die Menschen, weil er oft Fernsehen im Wohnzimmer sah. Walter gab gerne Ratschläge und redete oft über seine Zimperlein, die er hatte.
>Das ist das Alter<, sagte er zu Cora und Schnuffel, als sie zu Walter in den Garten gekommen waren. >Es wiegt so schwer.<
>Vielleicht kommt das auch von dem Haus auf deinem Rücken<, sagte Schnuffel. >Sieht schwer aus.<
>Aber, Schnuffel<, sagte Cora. >Das ist doch kein Haus sondern ein Panzer. Unser guter Walter ist doch keine Schnecke.<
>Also gut<, sagte Walter. >Seid ihr noch aus einem anderen Grund hier, als eine arme, alte Schildkröte zu ärgern?<
Da erzählten Schnuffel und Cora, was der armen Stephanie passiert war.
>Aha<, sagte Walter. >Jetzt wollt ihr also einen Rat, was? Sonst seid ihr aber nicht sehr dankbar, wenn ich euch etwas rate. Ich hab dir doch vorgeschlagen, Schnuffel, dass du ein Inventurverzeichnis deiner Vorratsverstecke für den Winter anlegst, weil du so vergesslich bist und die Hälfte nicht wiederfindest. War das kein guter Ratschlag?<
>Doch, Walter<, sagte Schnuffel und kraulte sich verlegen am Puschelschwanz.
>Und, warum hast du´s nicht gemacht<, fragte die Schilfkröte.
>Hab´s vergessen, Walter<, sagte Schnuffel.
>Nun sei nicht so streng, Walter<, sagte Cora. >Wir wollen doch dem Mädchen helfen.<
>Also gut<, sagte Walter. >Ihr habt Glück, dass ich die beiden Krähen nämlich auch nicht mag. Einmal hockte eine von ihnen in dem Baum dort drüben und ich lag genau da drunter im Gras. Auf einmal hörte ich es auf meinen Panzer klatschen. Ach, das war eine Sauerei.<
>Schrecklich, schrecklich<, meinte Cora. >Weiß du denn, wo die Krähen wohnen?<
>Nein<, sagte Walter. >Ich glaube, das weiß niemand, den ich kenne.<
Da waren Schnuffel und Cora sehr enttäuscht. Auf Walters runzeligem Gesicht aber zeigte sich ein Lächeln.
>Aber ich kenne jemanden, der sie finden könnte. Jemanden mit einer besonderen Nase.<
>Oh, ein Hund etwa<, fragte Schnuffel erschrocken. Hunde bellten immer, wenn sie Schnuffel sahen, und versuchten sie zu fangen. Aber natürlich war Schnuffel viel zu schnell für die Hunde.
>Nein<, sagte Walter. >Besser als ein Hund. Ein richtiges Trüffelschwein! Kommt mit!<
Walter marschierte zur Hecke am Rande des Gartens.
>Dauert es noch lange<, fragte Schnuffel endlich nach einer halben Stunde und zwei zurückgelegten Metern.
>Also heute spüre ich die Last des Alters besonders<, jammerte Walter stöhnend.
Schnuffel warf Cora einen vorwurfvollen Blick zu und bedeutete ihr abzusteigen. Der Papagei war nämlich auf Walters Panzer geflattert und ließ sich unbemerkt von ihm tragen.
>Es ist nicht mehr weit<, sagte Walter. >Gleich da. Nur noch einen Meter.<
Nach einer Viertelstunde waren sie an der Hecke angekommen. Auf der anderen Seite der Hecke war ein Maschendrahtzaun. Dahinter lag der Nachbarsgarten. Auf einmal erschien schnell wie der Blitz ein riesiger Schatten auf der anderen Seite der Hecke. Der Schatten hatte große Ohren, dichtes Fell und einen langen Schwanz, der wild wedelte. Eine lange Zunge guckte hechelnd aus dem Maul. Cora und Schnuffel erschraken sehr, als sie den großen Schäferhund sahen. Walter aber lachte.
>Cora, Schnuffel, darf ich vorstellen? Das ist Rudi. Rudi ist ein Trüffelschwein.<
>Oink, Oink<, bellte Rudi freundlich.

Schäferhund Rudolf war früher ein Polizeihund gewesen und zwar ein sehr guter. Mit seiner feinen Nase konnte er Drogen und andere verbotenen Sachen aufstöbern oder den Spuren von vermissten Leuten folgen. Der Grund für Rudolfs Karrierewechsel lag in Rudolfs früher Kindheit. Als ganz junger Welpe hatte er einmal bei Herrchen eine große Packung Gummibärchen auf dem Tisch liegen sehen. Die hatte Rudolf sich vom Tisch geholt und ganz allein gefuttert. Als Rudolfs Herrchen das sah, schimpfte er mit Rudolf, denn Gummibärchen waren wirklich nichts für junge Hunde. Rudolf wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte und schwor sich, nie wieder Gummibärchen zu essen, wenn es denn sein Herrchen so unglücklich machte. Aber tief in seinem Inneren erinnerte sich Rudolf des köstlichen Geschmacks dieser bunten Gummibärchenpackung.
Jahre später, Rudolf war längst ein hochdekorierter Polizeihund, musste Rudolf die Wohnung eines Verdächtigen durchsuchen. Rudolf fand einen Beutel mit vielen bunten Pillen und wurde dafür sehr von seinem Herrchen gelobt. Als nun das Herrchen mit dem Verdächtigen schimpfte, machte es in Rudolf KLICK und Rudolf wusste, warum Herrchen mit dem Verdächtigen schimpfte. Der hatte bestimmt bunte Gummibärchen in dem Beutel versteckt. Das Wasser lief Rudolf im Munde zusammen. Und ehe er selbst wusste, was er tat, schnappte sich Rudolf den Beutel und verputzte alle Gummibärchen, die allerdings schon etwas älter zu sein schienen und erstaunlich hart waren.
Obwohl der Tierarzt Rudolfs Magen auspumpte, hatte dieser Vorfall gewisse Veränderungen in Rudolf bewirkt, die sein Ausscheiden aus dem aktiven Polizeidienst verlangten. Aus irgendeinem Grund war Rudolf nun davon überzeugt, nicht länger ein Schäferhund zu sein sondern ein Trüffelschwein. Und so wurde aus Rudolf dem Schäferhund Rudi das Trüffelschwein. Rudi lebte nun bei Hauptkommissarin a.D. Hilde Meisner, die Rudi nach ihrer Pensionierung zu sich geholt und sehr lieb hatte. Frau Meisner betrieb seit einiger Zeit ein kleines, erfolgreiches Geschäft, das Spitzenrestaurants mit Trüffeln versorgte.
>Oink, Oink<, bellte Rudi fröhlich und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz.
>Also ich weiß nicht<, sagte Schnuffel. >Das hört sich irgendwie nicht nach einem echten Schwein an. Eher nach einem Hund, der Oink, Oink bellt.<
>Aber natürlich ist das ein Trüffelschwein<, versicherte Walter dem Eichhörnchen. Er wusste natürlich, dass Rudi ein Schäferhund war und warum er sich für ein Trüffelschwein hielt, aber Walter hielt es für besser, Schnuffel nicht zu beunruhigen. Schnuffel hatte doch starke Angst vor Hunden. Dabei würde der liebe Rudi nun wirklich niemanden etwas tun.
>Bist du sicher<, erwiderte Schnuffel misstrauisch. >Haben Schweine denn so einen Fellschwanz?<
>Hast du denn schon einmal ein Schwein gesehen<, fragte Walter.
>Das nicht<, gab Schnuffel zu.
>Na also<, sagte Walter. >Der gute Rudi ist ein Trüffelschwein. Ich meine, immerhin sucht er Trüffel ja beruflich.<
>Oink, Oink<, bestätigte Rudi.
>Aha<, sagte Schnuffel. >Und was macht er mit den Trüffeln, wenn er sie findet? Frisst er sie?<
>Aber nein<, schaltete sich Cora ein. >Die Trüffel gibt er seinem Frauchen. Ich meine, ein Drogenspürhund frisst ja auch keine Drogen, die er findet, nicht wahr?<
Walter schenkte Rudi einen Blick.
>Ähm, ja, für gewöhnlich stimmt das wohl<, sagte die Schildkröte. >Wie dem auch sei. Der gute Rudi hat die beste Nase weit und breit. Wenn einer die Krähen aufspüren kann, dann er.<
Dann erzählten das Eichhörnchen, der Papagei und die Schildkröte Rudi, was geschehen war. Als Rudi hörte, was die Krähen dem Mädchen angetan hatten, wedelte er ganz aufgeregt mit dem Schwanz.
>Oink, Oink<, bellte Rudi.
>Also gut<, sagte Walter, der Rudi nämlich schon lange kannte und verstehen konnte.
>Rudi ist bereit, uns zu helfen. Jetzt müssen wir nur noch überlegen, wie wir Rudi herausbekommen. Der Garten von Frau Meisner ist ja eingezäunt. Und die Gartenpforte ist abgesperrt. Wie kommen wir nur an den Schlüssel zur Pforte?<
Da überlegten die vier eine Weile. Schließlich hatte der weise Walter eine Idee.
>Du, Cora, sprichst du eigentlich die Menschensprache?<
>Natürlich<, sagte Cora stolz. >Sehr gut sogar. Ich habe viele Worte in der Praxis meiner Besitzerin aufgeschnappt. Aber wie soll uns das helfen, Rudi herauszuholen?<
>Wart´s nur ab<, grinste Walter. >Wart´s nur ab.<

>Du musst jetzt die dritte Taste von rechts oben drücken<, sagte Walter. >Da hat meine Besitzerin die Telefonnummer von Frau Meisner gespeichert.<
>Du kennst dich aber gut aus mit diesen Telefonen<, meinte Cora beeindruckt. Cora und Walter befanden sich in dem Wohnzimmer von Frau Hansen. Walters Besitzerin war übers Wochenende mit ihren Kindern weggefahren. Das kam Walter bei seinem Plan sehr gelegen. Cora war auf den Tisch geflattert und hatte den Hörer vom Telefon geschuppst. Walter gab ihr vom Fußboden aus Anweisungen, wie das Telefon zu bedienen war.
>Na ja<, sagte Walter, >Ich war dabei, als Frau Hansen das neue Telefon angeschlossen hat. Erst fummelte sie einfach drauf los und nach ein paar vergeblichen Stunden verlas sie endlich feierlich die schlecht übersetzte Anleitung des Telefons, während ihre Kinder es diesmal richtig einrichteten. Ich war die ganze Zeit dabei. Schon witzig, was man als Schildkröte so alles mitbekommt. Aber fragt mich etwa irgendeiner um Rat?<
>Nein?<, mutmaßte Cora.
>Nein<, bestätigte Walter. Er überlegte einen Moment. >Du, Cora<, sagte er schließlich. >Wie hast du noch gleich die Menschensprache so gut erlernt?<
>Das sagte ich doch. Meine Besitzerin war Therapeutin. Und ich hockte tagsüber in einem großen Käfig im Wartezimmer. Das sollte wohl beruhigend auf die Patienten wirken. Die Patient sehr nett und haben sich viel mit mir unterhalten. Da hab ich einiges an Menschensprache gelernt.<
>So, so<, sagte Walter neugierig. >Und was hat deine Besitzerin so an den Patient therapiert.<
Cora zuckte ratlos mit den Flügeln.
>Das hab ich nie so recht begriffen, was denen fehlte. Irgendwas mit Tourettesyndrom.<
>Aha<, meinte Walter. >Ach, Cora, sei doch so gut und drücke die kleine Taste unten links am Telefon.<
>Gerne, Walter. Und wofür ist die gut?<
>Ist die Rufnummerunterdrückung<, sagte Walter.

Im Garten von Frau Hauptkommissarin a.D. Hilde Meisner wartete Schnuffel in einem Busch auf ihren Einsatz. Das Eichhörnchen beobachtete Frau Meisner, die auf einer Liege auf der Terrasse im Garten lag, eine Tasse Kaffee trank und entspannt die Zeitung las. Rudi lag neben der Liege und zwinkerte hier und da Schnuffel verschwörerisch zu. Rudis Ohren stellten sich auf einmal steil auf, als im Haus das Telefon schrillte. Frau Meisner erhob sich aus ihrer Liege und ging ins Haus.
>Oink, Oink<, bellte Rudi leise. Das war Schnuffels Zeichen. Sie sprang auf, rannte über die Wiese zur der offenen Terrassentür, in der Rudi bereits auf sie wartete. Schnuffel rannte zu Rudi und krallte sich mit ihren Pfötchen in das Bauchfell des Trüffelschweins. Sie presste sich ganz fest an den großen Hund und war so gut versteckt.
>Du könntest ruhig mal baden<, sagte Schnuffel, die ihre Nase dicht ins Fell gedrückt hatte.
>Du riechst wie Hund.<
>Oink, Oink<, wuffte Rudi leicht pikiert. Nun trottete Rudi ruhig durchs Wohnzimmer, ohne das Frau Meisner, die am Telefon stand, Schnuffel unter dem Bauch von Rudi sehen konnte.
Schnuffel konnte Frau Meisner am Telefon hören. Ihre Stimme war recht laut.
>Ich bin eine was? Das ist ja unverschämt! Wie bitte? Was kann ich mir wohin? Was für eine Nelke? Lassen sie gefälligst meine Mutter aus dem Spiel! Wissen sie eigentlich, was ich von Beruf bin? Nein, DAS ganz bestimmt nicht. Ich bin bei der Polizei, Sie riesen-<
Dann waren Rudi und Schnuffel aus dem Wohnzimmer heraus und standen im Foyer. >Oink<, sagte Rudi. Schnuffel kam aus dem Fellversteck heraus und atmete erleichtert durch.
Rudi zeigte mit der Schnauze auf das Schlüsselbrett, das neben der Garderobe an der Wand hing.
>Das da<, fragte Schnuffel.
Rudi nickte.
>Hm<, meinte Schnuffel. >Das Schlüsselbrett hängt zu hoch und über eine glatte Wand kann selbst ich nicht klettern. Aber...< Eigentlich hatte Schnuffel noch sagen wollen, dass sie natürlich über einen der Mäntel auf die Garderobe klettern und von da auf das Schlüsselbrett springen konnte, aber sie hatte nicht mit Rudis Hilfsbereitschaft gerechnet. Rudi schnappte das Eichhörnchen blitzschnell mit der Schnauze und schleuderte es durch die Luft. Hei, das war ein Flug und Schnuffel schrie recht laut dabei. Das Eichhörnchen prallte gegen das Schlüsselbrett und konnte sich noch mit Glück an einem der Haken festhalten. Schnuffel warf einige böse Blicke zu Rudi hinab. Dann ging sie schnell die Schlüssel durch. Als sie den Schlüssel für die Gartenpforte griff, bellte Rudi bestätigend. Mit dem Schlüssel in den Pfoten sprang Schnuffel zu Rudi hinab. Schnuffel atmete noch einmal tief ein, dann verließen sie und Rudi das Haus auf dem gleichen Wege wie zuvor. Auf dem Hinausweg hörte Schnuffel Frau Meisner am Telefon.<
>Ich leg jetzt auf, Sie dumm...<
Dann waren Rudi und Schnuffel aus dem Haus. Rudi legte sich wieder neben die Liege, als wenn nicht gesehen wäre. Und Schnuffel rannte mit dem Schlüssel in den Pfoten in den Garten von Frau Hansen zu Cora und Walter.
>Und was jetzt<, fragte Schnuffel, als sie Walter und Cora den Schlüssel gezeigt hatte.
>Wir warten, bis es dunkel ist<, sagte Walter. >Wenn wir Rudi jetzt herausholen, bemerkt Frau Meisner, dass er weg ist, und kommt ihn suchen. Nachts können wir ihn aus dem Garten holen, ohne dass es irgendeiner mitbekommt. Außerdem will Rudi nicht das Abendessen verpassen.<

Als es Nacht wurde und die Lichter in den Häusern ausgegangen waren, holten Schnuffel, Cora und Walter Rudi aus dem Garten heraus. Der Schäferhund sprang aufgeregt um seine Freunde herum, nachdem sie die Gartenpforte aufgesperrt hatten. Einmal leckte er sogar mit seiner langen Zunge über Schnuffel, die laut Igitt rief. Dabei lachte sie auch, denn die raue Zunge kitzelte sehr.
Schnuffel hatte eine Feder der Krähen dabei. Rudi schnupperte aufgeregt dran und nahm sogleich die Witterung auf. Da Walter nicht sehr schnell zu Fuß war, hatte er sich etwas einfallen lassen. Er war auf das Skateboard von Frau Hansens Kindern gestiegen und ließ sich nun von Rudi an einer Schnurr durch die Nacht ziehen. Walter hatte ein kleines in Papier eingeschlagenes Päckchen dabei.
>Was ist denn das<, fragte Schnuffel, die neben dem Skateboard her lief.
>Das ist ein kleines Dankeschön für Rudi<, flüsterte Walter ganz leise. >Trüffelschweine bekommen nämlich ein Leckerli, wenn sie einem geholfen haben.<
Die Freunde zogen durch die dunkle Nacht. Cora hockte auf Walters Panzer und blickte in die Finsternis.
>Ganz schön unheimlich<, meinte Cora. Sie war noch nie bei Nacht unterwegs gewesen und hatte ein bisschen Angst. >Hoffentlich weiß Rudi, wohin er uns bringt.<
>Keine Sorge<, beruhigte Walter den Papageien. >Rudi hat sich noch nie geirrt.<
Und wirklich, der große Schäferhund zog die Freunde zielsicher mit sich, bis sie langsam die Wohnhäuser hinter sich ließen und zu großen, offenen Flächen kamen, auf denen Fabriken standen. Schließlich blieb Rudi vor einem Maschendrahtzaun stehen und blickte sehnsüchtig auf die Gebäude auf der anderen Seite.
>Sind wir am Ziel<, fragte Schnuffel, halb erleichtert und halb in Sorge. Sie war nämlich bange, wie sie denn die Kette von den Krähen zurückbekommen sollte.
>Oink, Oink<, bellte Rudi bestätigend.
Walter jedoch sah Rudi skeptisch an.
>Sind wir wirklich richtig<, fragte er Rudi noch einmal.
>Oink<, bellte das Trüffelschwein.
>Hier befindet sich das Nest der Krähen?<
>Oink, Oink.<
>Zufälligerweise auf dem Gelände dieser Gummibärchenfabrik?<
Nun winselte Rudi ertappt. Er seufzte sehnsüchtigst. Dann zog er das Skateboard mit seinen Freunden zu dem Nachbargelände. Wieder standen sie vor einem Zaun und Rudi bellte aufgeregt.
>Ah<, sagte Walter. >Die Feuerwerksfabrik. Na, das sieht schon richtiger aus.<

Das gesamte Fabrikgelände war eingezäunt und am Eingang war ein Pförtnerhaus, in dem ein Pförtner saß.
>Wie kommen wir nun herein, ohne dass der Mensch uns sieht<, fragte Schnuffel.
>Wir könnten ihn anrufen wie Frau Meisner<, schlug Cora vor. Das hätte sie sehr gerne gemacht, da sie noch viele Menschenwörter kannte, die sie bei ihrem ersten Telefonat nicht mehr hatte sagen können, weil Frau Meisner so rüde aufgelegt hatte.
>Nein<, sagte Walter. Er ja wusste, wie das Telefonieren funktionierte. >Wir haben nicht die Nummer von dem Menschen, geschweige denn Geld für eine Telefonzelle.<
>Geld<, fragte Cora neugierig. >Was ist das denn?<
>Damit kann man telefonieren oder Essen kaufen. Du gibst zum Beispiel jemanden Geld und der gibt dir Erdnüsse dafür<, erklärte Walter.
>Interessant<, sagte Cora. >Und kann man dieses Geld auch essen?<
Walter dachte daran zurück, wie er einmal sehr zu Frau Hansens Bestürzung ein Fünfmarkstück verschluckt hatte.
>Nicht so richtig<, antwortete die Schildkröte.
Cora stupste Schnuffel an.
>Also, wenn mir einer für meine Nüsse Geld andrehen wollte, dem würde ich was erzählen<, sagte Cora entrüstet.
>Vielleicht sollten wir uns lieber darauf konzentrieren, wie wir an dem Menschen vorbeikommen und die Kette zurückkriegen<, sagte Schnuffel vorwurfsvoll.
>Ich habe einen Plan<, sagte Walter.
Und das war Walters Plan. Schnuffel sollte durch den Maschendraht schlüpfen und versuchen, durch ein offenes Fenster in eines der Gebäude einzudringen. Dort sollte sie einen Feuermelder suchen, ein kleines rotes Kästchen an der Wand, in dem hinter einer dünnen Scheibe ein roter Knopf steckte. Schnuffel sollte die Scheibe zerschlagen, den Knopf drücken und den Feueralarm auslösen.
>Und dann läuft der Mensch panisch weg<, erklärte Walter seinen Plan. >Menschen rennen immer davon, wenn ein Alarm geht. Das sieht man ständig im Fernsehen. Ist der Mensch erst weg, können wir ungestört aufs Fabrikgelände.<
Das schien ihnen ein guter Plan. Schnuffel schlüpfte durch den Zaun und verschwand durch ein offenes Fenster in einem der Gebäude. Als Schnuffel bereits einige Zeit verschwunden war, ohne dass ein Alarm erklungen war, flog Cora los, um nach ihrer Freundin zu suchen. Kurze Zeit darauf kam sie zu Walter und Rudi zurückgeflattert.
>Schnuffel schafft es nicht, die Scheibe zu zerschlagen<, berichtete Cora.
>Dann soll sie es mit einem Steinchen versuchen<, schlug Walter vor.
Cora flog wieder zu Schnuffel und kam kurz darauf wieder zu Walter zurück.
>Das geht auch nicht<, sagte Cora. >Schnuffel wird langsam wütend. Kann es nicht sein, dass die Menschen stärker sind als wir und sie leichter die Scheibe einschlagen können?<
Walter dachte an die letzte Unterhaltung von Frau Hansen mit Herrn Hansen zurück, kurz bevor Herr Hansen ausgezogen ist.
>Wie konntest du nur<, hatte Frau Hansen weinend gefragt.
>Der Mensch ist schwach<, hatte Herr Hansen nur mit einem Achselzucken erwidert.
>Kann eigentlich nicht sein<, antwortete Walter. >Sag Schnuffel, sie soll zurückkommen. Ich habe noch einen Alternativplan.<

Rudi grub wie ein Wilder ein Loch unter dem Maschendrahtzaun.
>Das ist dein Alternativplan<, fragte Schnuffel. >Rudi gräbt wie ein Wilder ein Loch unter dem Zaun und wir schlüpfen einfach so durch. Klingt viel besser als dieser Feueralarmplan.< Schnuffel rieb sich vorwurfsvoll die Pfötchen, die vom vielen auf die Schiebe schlagen noch etwas weh taten.
>Kann sein<, gab Walter zu. Er seufzte. Er hätte schon gerne Menschen in Panik davonlaufen sehen wie im Fernsehen. Das war immer so dramatisch.
Es dauerte nicht lange, da hatte Rudi einen Durchgang unter den Zaun gegraben. Durch seine Arbeit als Trüffelschwein war Rudi natürlich ein geübter Gräber.
Die Freunde krabbelten unter dem Zaun durch. Das Skateboard ließen die zurück, weil das Loch zu klein dafür war. Auf der anderen Seite war eine große Wiese. Rudi erschnuffelte zielsicher den Weg, aber sie kamen nur langsam voran, weil Walter, obwohl er sich sehr bemühte, nur schlecht rennen konnte.
>Ich hab morgen bestimmt Muskelkater<, jammerte Walter kaum verständlich. Er trug nämlich das Päckchen für Rudi im Mund.
Auf einmal blieb Rudi wie versteinert stehen. Seine Ohren stellten sich spitz auf, als er gebannt in die Nacht horchte. Dann hörten es die anderen auch. Wütendes Gebell kam auf sie zu.
Cora sah sie als erste, da sie erhöht auf Walters Panzer hockte.
>Hilfe<, krächzte sie erschrocken. >Es sind Wachschweine!<
Es dauerte einen kurzen Augenblick, ehe Walter Coras Warnruf entschlüsselt hatte. Dann traf auch ihn der Schrecken. Entsetzt ließ er das Päckchen aus dem Mund fallen.
>Rennt!<, schrie Walter. Im gleichen Moment fiel Walter ein, wie närrisch dieser Vorschlag für ihn selbst war. Aber da war es schon die spät. Rudi und Schnuffel stürmten panisch zum Zaun zurück und Cora flatterte ihnen nur knapp voraus. Walter war nun sehr einsam zumute. Er drehte sich in Richtung des Gebells und sah erschrocken zwei riesige Dobermänner auf sich zu rennen.
>Verflucht<, rief Walter. Er schaffte es gerade noch, seinen Kopf und seine Füße in seinen Panzer zu ziehen, als die großen Hunde auch schon über ihm waren. Sie bellten laut und kratzten mit ihren Pfoten über den Panzer, dass dem armen Walter ganz Angst und Bange wurde.
Cora aber flatterte über den Zaun auf die andere Seite. Kurz darauf schoss Schnuffel durch die Maschen des Drahtzaunes zu Cora. Und Rudi krabbelte in Windeseile durch das Loch zu seinen beiden Freunden. Sie atmeten tief durch.
>Wo ist Walter<, rief Schnuffel auf einmal erschrocken. Alle drei blickten auf die Wiese und sahen die beiden Hunde, die den armen Walter in die Mangel nahmen.
Cora, Schnuffel und Rudi hatten große Sorge um Walter, aber sie trauten sich nicht, ihrem Freund zu Hilfe zu eilen. Sie hatten nämlich große Angst vor den Wachhunden, die sehr stark waren und viele spitze Zähne im Maul hatten. Auch Rudi fürchtete sich, obwohl er selber sehr groß und stark war. Aber er glaubte ja, dass er ein Trüffelschwein war. Und die rannten natürlich vor wilden Hunden davon.
>Sie versuchen Walter umzudrehen<, schrie Schnuffel entsetzt. Sie sahen, wie Walter sich verzweifelt dagegen wehrte, von den Hunden auf den Rücken gedreht zu werden.
>Ihr Schweine<, rief Cora wütend und hilflos.
Und nun wäre es wohl um den armen Walter geschehen gewesen, wenn nicht etwas seltsames passiert wäre. Einer der Dobermänner bekam das Päckchen von Walter zu fassen. Er packte es mit seinen Zähnen und schüttelte es wild mit seinem Kopf, bis das Päckchen aufriss und sein bunter Inhalt durch die Luft wirbelte.
In Rudi machte es KLICK. Die Zeit schien zu erfrieren, als der Schäferhund durch das Loch tauchte, auf der anderen Seite aufsprang und in weiten, zähen Schritten über die Wiese schoss.
>Oiiiiiiiiiiink<, erklang sein Angriffswuff. Da hielt es auch Cora und Schnuffel nicht länger. Als sie sahen, wie das Trüffelschwein todesmutig auf die Dobermänner zu rannte, stürmten sie ihrem Freund hinterher.
Der eine Dobermann sah überrascht auf und knurrte Rudi zornig entgegen. Der Dobermann war ein übellauniger Bursche. Und vor einem Schäferhund hatte er noch längst keine Angst.
Der andere Wachhund aber blickte fasziniert auf den Inhalt des Päckchens, der wild verstreut auf der Wiese lag. Mit seiner langen Zunge nahm er eines der Gummibärchen auf und schluckte es genüsslich herunter. Der andere Dobermann, der den anstürmenden Rudi fest im Blick hielt, sah wie es auf einmal bei dem Schäferhund KLICK KLICK machte und dessen Blick von Zorn auf blanken Irrsinn umschaltete. Dann war das Trüffelschwein über ihnen.

Als Cora und Schnuffel endlich dazu kamen, war alles bereits vorbei. Rudi hatte die Dobermänner ordentlich zusammengestaucht. Mit eingeklemmten Schwanz rannten die Wachhunde davon. Rudi dachte nicht daran, sie zu verfolgen. Er aß lieber alle Gummibärchen, die er finden konnte. Cora flatterte schnell zu Walter, um zu sehen, ob es ihm gut ging.
Schnuffel aber war nicht mehr zu halten. Sie hatte immer starke Angst vor Hunden gehabt. Oft genug hatte sie vor Hunden davon laufen müssen. Nun ließ das Eichhörnchen seiner Wut freien Lauf und verfolgte wild schreiend die Dobermänner, die panisch über die Wiese hetzten und hinter einer Gebäudeecke verschwanden.
Das wilde Gebell war natürlich nicht unbemerkt geblieben. Der Pförtner hatte es gehört und kam herbei, um zu sehen, ob die Hunde nicht etwa einen Einbrecher gestellt hatten. Er war gerade auf dem Weg zu der Wiese, als auf einmal die zwei Dobermänner um eine Ecke geschossen kamen. Lauthals wieselnd rasten sie knapp an dem Pförtner vorbei. Ihnen dicht auf den Fersen war ein kleines, zorniges Eichhörnchen, das überrascht stoppte, als es den Pförtner vor sich stehen sah. Dem Pförtner klappte vor Staunen der Mund auf, als das Eichhörnchen ihn frech angrinste, ihm den Puschelschwanz zudrehte und wieder blitzschnell hinter der Ecke verschwand.
Zwei Dobermänner flüchten vor einem Eichhörnchen, staunte er ungläubig. Also mit dem Wachdienst, der die Hunde stellte, würde er am Montag ein ernstes Wörtchen wechseln.
Schnuffel fand Walter wohlbehalten und in bester Stimmung vor.
>Hurra<, sagte die Schildkröte ausgelassen. >Wir haben gesiegt. Wenn wir es mit Wachhunden aufnehmen können, dann erst recht mit ein paar gemeinen Krähen. Nichts kann uns aufhalten!<

>Das war´s. Ende der Fahnenstange<, sagte Walter niedergeschlagen. Rudi hatte die Freunde zu einem hohen Gebäude geführt. Oben auf dem Flachdach, so hatte der Schäferhund gewittert, musste das Nest der Krähen sein. Aber alle Türen des Gebäudes waren verschlossen. Die Freunde kamen nicht hinein.
>Vielleicht können wir ja eine Pyramide bauen und hinaufklettern<, schlug Cora vor.
>Wir sind hier doch nicht bei den Bremer Stadtmusikanten<, sagte Walter ungehalten. >Obwohl wir augenscheinlich einen Esel haben. Nein, das Dach ist viel zu hoch und Rudi und ich sind schlecht im Klettern. Du und Schnuffel, ihr müsst es alleine machen.<
Schnuffel bekam große Angst. Sie wäre natürlich den Krähen lieber mit einem starken Trüffelschwein an der Seite gegenübergetreten. Da sah sie auf einmal das Bild der weinenden Stephanie vor Augen. Schnuffel sammelte, was sie an Mut in sich hatte. Das war für ein Eichhörnchen ziemlich viel. Sie hatte sich geschworen, die Kette zurück zu holen. Nun gab es kein zurück mehr.
>Also gut<, sagte sie mit mehr Überzeugung als Zittern in der Stimme zu Cora. >Holen wir uns die Kette.<
Dann kletterte Schnuffel flink den Blitzableiter zum Dach hinauf. Cora flatterte vorne weg. Rudi und Walter sahen ihren Freunden nach, die bald in der Dunkelheit verschwanden. Beide waren sehr besorgt um ihre Freunde.
>Oink<, sagte Rudi schließlich.
Walter nickte.
>Du hast recht, Rudi. Wir sollten hier wirklich nicht im Offenen herumstehen. Die Hunde könnten zurückkommen.<
>Oink, Oink.<
>Gute Idee, Rudi. Lass´ uns solange in der großen Werkshalle für Feuerwerkskörper da drüben warten.<

>Ob die was taugen<, fragte Cora leise, als sie und Schnuffel auf dem Dach angekommen waren.
>Wen meinst du, Cora.<
>Die Bremer Stadtmusikanten. Haben die irgendwelche Lieder, die man kennen muss?<
Schnuffel zuckte nur mit den Schultern. Die Anspannung schnürte ihr beinahe die Luft ab. Warum mussten die Krähen auch so schrecklich groß sein und spitze Schnäbel haben?
Dann sahen sie das Nest der Krähen. Es befand sich auf der Spitze einer hohen Antenne weit über dem Dach.
>Das muss ein altes Storchennest sein<, flüsterte Cora. >Sieht ganz schön hoch aus. Was machen wie jetzt?< Cora sah Schnuffel beklommen an. Schnuffel versuchte mutig zu klingen, um Cora etwas zu beruhigen.
>Wir klettern ganz leise hinauf, Cora. Wenn du fliegst, könnte man dich hören. Und wenn wir oben sind, stibitzen wir heimlich die Kette zurück, ohne dass es die Krähen merken. Vielleicht sind die Krähen ja auch gar nicht da.<
Die beiden Freundinnen kletterten nun vorsichtig und leise die Antenne hinauf. Cora war eine gute Kletterin, wenn auch etwas langsamer als Schnuffel. Sie krallte sich fest mit ihren Füßen in die Metallstreben der Antenne und zog sich mit ihrem Schnabel dann ein Stückchen hinauf.
>Das wäre mir das Liebste<, flüsterte Cora, nachdem sie die Hälfte des Aufstieg bewältigt hatten.
>Was?<, fragte Schnuffel mit bangem Blick auf das Nest, das bereits riesig und drohend über ihnen ragte.
>Na, dass die Krähen nicht da sind. Ach, wäre das nicht schön.<
Nun hatten die beiden das Nest fast erreicht, als auf einmal ein riesiger schwarzer Flügel über dem Nestrand direkt über ihnen erschien. Schnuffel schaffte es gerade noch Cora den Schnabel zuzuhalten, ehe der Papagei vor Entsetzen aufkrächzen konnte. Zitternd vor Schrecken sahen die beiden Freundinnen auf den schwarzen Flügel, der regungslos über ihnen liegen bliebt. Dann hörten sie leises Schnarchen über sich.
>Oje<, flüsterte Cora leise. >Die Krähen sind ja doch da.<
>Aber sie schlafen<, beruhigt Schnuffel den Papageien. >Komm´ weiter, Cora. Wir haben es bald geschafft.<
Leise und ganz vorsichtig kletterten Cora und Schnuffel über den Nestrand. Da sahen sie die beiden großen Krähen, die laut schnarchend in dem einstigen Storchennest schliefen. Überall auf den Nestboden lagen Gegenstände, die die Krähen gestohlen hatten. Die beiden Krähen liebten funkelnde und blinkende Sachen und stahlen sie, wann immer sie konnten. Silberne Löffel, Uhren, Murmeln und vieles mehr hatten sie als Beute in ihrem Nest gehortet. Und mit Freude und Schrecken sah Schnuffel auch die Kette der kleinen Stephanie in dem Nest. Leider lag eine der Krähen zur Hälfte darauf. Cora sah Schnuffel ratlos an. An liebsten wäre der Papagei wieder nach Hause geflogen. Aber Schnuffel war entschlossen, nicht mit leeren Pfoten den Rückzug anzutreten. Leise schlich sie sich zu der Krähe. Deren großer Kopf lag genau auf der Kette.
>Ich kann es schaffen<, dachte da Schnuffel. >Ich muss nur ganz leise. Ich ziehe einfach die Kette unter der Krähe weg.< Vorsichtig griff Schnuffel einen kleinen silbernen Löffel, der über der Kette lag. Für Schnuffel war der Löffel natürlich überhaupt nicht klein und schon gar nicht leicht. Es gab ein leises, metallisches Schaben, als Schnuffel den Löffel aufhob und zur Seite legen wollte. Erschrocken fuhr Schnuffel zusammen.
>Hoffentlich ist sie nicht aufgewacht<, flehte Schnuffel in Gedanken. Mit dem Löffel in den Pfoten blickte Schnuffel rasch zur Krähe. Das große Auge in dem schwarzgefiederten Kopf starrte Schnuffel durchdringend an.
>Verf...<, Schnuffel verstand das Menschenwort nicht, das Cora vor Schreck krächzte, nicht. Wenn Eichhörnchen Angst bekommen, renne, sie schnell weg. Und so wollte auf Schnuffel die Flucht ergreifen. Aber die Kette, die wollte sie auf ihrer Flucht schon mitnehmen.
Als die Krähe erwachte und ihren schwarzen Schnabel zu einem wütenden Krächzen öffnete, schlug ihr Schnuffel mit dem Löffelchen auf den Kopf. Erschrocken und krächzend sprang die Krähe auf. Da packte Schnuffel die Kette, huschte damit über den Nestrand und kletterte so schnell die Antenne hinunter, wie sie konnte. Neben Schnuffel flatterte Cora, die vor Aufregung wild Menschenwörter krächzte, die Schnuffel nicht verstehen konnte.
Über sich aber hörten sie die Krähe, die wütend ihren Kumpanen weckte.
>Diebe, Diebe!<, krächzte sie. Schnuffel hatte kaum den Fuß der Antenne erreicht, als sich die Krähen auch schon in die Lüfte und auf den dreisten Eindringling hinabstürzten.
Schnuffel hatte das Dach erreicht. Sie steckte sich die Kette zwischen die Zähne und rannte in wilden Hopsern zu dem Blitzableiter, als sie auch schon die Krähen im Sturzflug auf sich zukommen sah. In höchster Not schlug Schnuffel einen Haken nach links und entkam knapp den Krähen. Schnuffel konnte eine der Kralle dicht an ihrem Fell vorbeizischen spüren. Schnuffel war dem Angriff entkommen. Aber nun lief sie von dem Blitzableiter weg und wusste nicht, wie sie vom Dach herunter kommen sollte. Hinter ihr drehten die Krähen und kamen sausend zurück. Von Cora war keine Spur. Die Krähen hatten es nur auf Schnuffel abgesehen, denn sie war es, die ihnen die funkelnde Kette gestohlen hatte. Schnuffel hatte keine andere Wahl, als immer weiter zu rennen. Das Ende des Daches kam näher. Schnuffel war verzweifelt. Das Dach war zu hoch, um runterspringen zu können. Aber wenn sie stehen blieb, würden die Krähen sie erwischen. Schnuffel war, als würden ihre letzten Augenblicke im Leben gekommen sein. Und erstaunlicherweise vergingen sie wie in Zeitlupe. Schnuffel machte einen Hopser, sie hörte das Zischen der Luft, als die Krähen im Sturzflug herankamen. Der Dachrand kam näher und näher mit jedem langsamen Hopser. Und gerade als Schnuffel sich entschlossen hatte, es mit einem verzweifelten Sprung in die Tiefe zu versuchen, da erschienen einige Meter vom Rand entfernt grüne Flügelspitzen, die mit langsamen Flap Flap einen grünen Papagei empor trugen. Als Schnuffel ihre Freundin Cora am Rand des Daches sah, hätte sie am liebsten vor Freude geweint. Das Eichhörnchen gab noch einmal alles und rannte so schnell es konnte auf den Rand zu.
Die Krähen kamen näher, Schnuffel erreichte den Rand und sprang. Im hohen Bogen flog sie durch die Luft, schrie, wirbelte wild mit den Armen dabei und versuchte Cora zu erreichen. Nun aber waren die Krähen heran und hätten Schnuffel noch in ihrem Sprung abgefangen, wenn nicht auf einmal ein schrilles Pfeifen in der Luft erschollen wäre, gefolgt von einem lauten Knall und grell blitzendem Lichterregen nur knapp über den Krähen. Die Krähe drehten erschrocken ab, als sie mitten in die Knallerei und bunten Lichtblitze gerieten. Mehr und mehr Raketen und Kugelblitze zerrissen die Nacht in ein farbenfrohes Tosen, als Schnuffel die Pfoten ausstreckte und Coras Krallen zu packen bekam. Cora war auf der Stelle geflattert, um zu sehen, wo Schnuffel denn eigentlich steckte. Zu ihrer großen Überraschung hatte sie das Eichhörnchen mit zwei Krähen auf den Fersen auf sich zu springen sehen. Der Schwung und das Gewicht von Schnuffel rissen Cora nach unten. Mit letzter Kraft und wild flatternd versuchte sie ihren Fall abzubremsen. Cora und Schnuffel krachten hart auf der Wiese auf. Ihnen taten alle Knochen weh, aber gebrochen hatten sie sich nichts.
Froh noch am Leben zu sein, rappelten sich die beiden auf. Verwundert starrten sie auf das nächtliche Feuerwerk, das über dem Dach toste. In der Ferne sahen sie noch die Krähen, die wütend krächzend die Flucht ergriffen hatten.
>Du bist ganz schön schwer<, meinte Cora schließlich. >Hast du zugenommen?<
>Das ist die Kette<, sagte Schnuffel empört. Dann schlang sie die Pfoten um den Papageien und dankte Cora dafür, dass sie sie gerettet hatte. Vor Erleichterung fing Schnuffel an zu weinen.
>Na, na<, sagte Cora. >Nun ist ja alles gut, Schnuffel. Wir haben die Kette. Lass uns schnell Walter und Rudi suchen und die Kette zurückbringen.< Schnuffel nickte schniefend.
Sie fanden Walter und Rudi vor der Werkshalle für Feuerwerkskörper. Walter und Rudi hatten eine ganze Batterie mit Raketen und Leuchtregen vor sich aufgebaut. Walter hatte ein brennendes Streichholz im Mund und schoss gerade die letzte Rakete ab, als er Cora und Schnuffel sah.
>Da seid ihr ja<, rief die Schildkröte erleichtert. >Und die Kette habt ihr auch.< Rudi sprang auf die beiden zu und schleckte sie zu Begrüßung ordentlich ab. Dabei wedelte er freudig mit dem Schwanz.
>Wir haben uns schon gedacht, dass ihr Hilfe gebrauchen könnt<, sagte Walter, nachdem Cora und Schnuffel von ihrem Abenteuer erzählt hatten. Zum Glück gab´s hier jede Menge von diesen Raketen. So etwas haben Krähen natürlich gar nicht gerne.<
>Und wo hast du das Feuer her<, fragte Cora.
>Die Streichhölzer lagen neben einer Packung Zigaretten. Also, die Sicherheitsvorschriften in diesem Laden sind recht lax gehandhabt. Nur gut, dass ihr wieder da seid. Ich wollte euch schon den guten Rudi zur Unterstützung schicken.< Walter zeigte auf das gute halbe Dutzend Raketen, die sie auf Rudis Rücken geschnallt hatten.
>Aber das ist jetzt wohl leider nicht mehr nötig<, seufzte Walter leicht enttäuscht. Rudi wirkte allerdings erleichtert. Zusammen befreiten sie das Trüffelschwein von den Raketen.
>Und jetzt weg hier, ehe der Pförtner kommt<, sagte Walter. Die vier Freunde machten sich auf den Weg zurück.

Vor der Gartenpforte von Frau Meisner verabschiedeten sich die Freunde von einander. Schnuffel umarmte jeden liebevoll und dankte ihnen für ihre Hilfe. Dann ließen die Rudi wieder hinein und sperrten die Gartenpforte wieder zu.
>Und was machen wir jetzt mit den Schlüssel<, fragte Schnuffel, da die Terrassentür zu war und sie den Schlüssel nicht wieder an die Garderobe hängen konnte.
>Leg ihn einfach auf den Gartentisch<, schlug Walter vor. >Meine Besitzerin verlegt auch dauernd ihre Schlüssel und findet sie an den seltsamsten orten wieder. Ich weiß natürlich, wo die Schlüssel sind, aber fragt mich jemand?<
>Nein?<, sagten Cora und Schnuffel.
>Nein<, bestätigte Walter. Schnuffel legte den Schlüssel auf den Gartentisch ab. Dann brachten sie Walter und sein Skateboard nach Hause.
>Nochmals vielen Dank, Walter<, sagte Schnuffel. >Ohne deine weisen Ratschläge hätten wir es nicht geschafft.<
Walter war peinlich berührt von dem Lob.
>Ach was, ich freue mich doch, wenn meine Weisheit nicht auf taube Ohren trifft. Und Schnuffel, denk an das Inventurverzeichnis.<
>Woran soll ich denken<, grinste Schnuffel und winkte Walter zum Abschied zu.
Cora und Schnuffel legten die Kette zurück auf den Tisch in dem Garten von Stephanies Großeltern. Dann kletterten sie auf ihren Baum und legten sich auf die Lauer. Schnuffel wollte natürlich sehen, ob Stephanie die Kette fand und sich etwa darüber freute. Aber es war noch immer Nacht und Schnuffel war sehr müde von dem großen Abenteuer. Kaum hatte sie ein paar Sekunden auf der Lauer gelegen, da fielen ihr auch schon die Augen zu und Schnuffel schlief.
Schnuffel erwachte erst, als es bereits Morgen war und Cora sie wachrüttelte.
>Wach auf, Schnuffel, schnatterte der Papagei und nickte ganz aufgeregt mit dem Kopf.
>Sieh doch!<
Schnuffel sah von dem Baum auf die Terrasse herab und bemerkte den Großvater von Stephanie, der gerade etwas in die offene Terrassentür hineinrief. Einen Augenblick darauf erschien die kleine Stephanie noch schlaftrunken und im Nachthemd auf der Terrasse. Aber als der Großvater auf den Gartentisch zeigte, da kam Leben in die Kleine. Voller Staunen sah sie die funkelnde Kette. Sie griff sie, umarmte glücklich ihren Großvater und rannte hinein, um ihrer Großmutter alles zu erzählen. Der Großvater aber blieb noch einen Augenblick auf der Terrasse stehen. Er sah auf den Gartentisch und den Terrassenboden und bemerkte Spuren wie von kleinen Pfoten und Krallen, die durchs nasse Gras gestampft waren. Der Großvater blickte grübelnd auf den hohen Baum am Ende des Gartens. Dann zuckte er mit den Schultern und ging hinein zu seiner Frau und seiner Enkelin.
Auf dem hohen Baum aber seufzten Cora und Schnuffel zufrieden.
>Ach, die hat sich aber gefreut<, meinte Cora.
>Ja, das denke ich auch. Da wird einem richtig warm ums Herz. Ich hätte ja schon gerne verstanden, was die Kleine gesagt hat. Du, Cora, was meinst du, ob du mir nicht was von dieser Menschensprache beibringen könntest.<
>Das eine oder andere Wort bestimmt<, sagte Cora nickend.
>Komm<, sagte Schnuffel. >Lass uns zu Rudi und Walter gehen und ihnen berichten, wie sehr sich die Kleine gefreut hat.<
Das machten die beiden.
Stephanie wurde noch an diesem Tag von ihren Eltern abgeholt. Sie besuchte ihre Großeltern noch sehr oft, aber an diesen Sommer, den Sommer der verschwundenen Kette, erinnerte sich Stephanie besonders gerne.
Der Großvater aber legte seid jenem Tage immer ein paar Nüsse unter den Baum. Und im Winter immer ein paar Extranüsse.

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