Home Teil 2
von caulfield

 

Dann entschied ich, nicht rational, solche Entscheidungen haben mit Verstand nicht viel zutun, dass ich gar nicht versuchen sollte, sie zu finden. Scheitern würde ich allemal. Ich hatte keinerlei Anhaltspunkte, einen Vornamen, von dem ich nicht wusste, ob es ihrer war oder einer, den sie im Radio gehört hatte, und ein Gesicht, das in meiner Erinnerung schon langsam zu verschwimmen begann. Stattdessen machte ich die täglichen Raststättenpausen auf dem Weg nach Hause zu einem Ritual.
Ich traf sie tatächlich wieder. An einem Dienstag, fast zwei Monate später. Sie saß am selben Tisch wie letztes Mal. Sie nickte, als ich mich dazusetzte. Ihre Haare trug sie jetzt kürzer, aber immer noch in diesem Herbsthimmelgrau. Vermutlich wusste sie, dass ich täglich herkam und mein Gehalt für Kaffee ausgab, der kein Kaffee war, Nichts mit Zucker und brauner Farbe und Milch. Solche Sachen wusste sie.
"Ich komm gerade vom Flughafen. Tokio."
"Wieso warst du in Tokio?"
"Musste jemanden besuchen."
Ich starrte weiter den Fleck an.
"Habe mir das Rauchen angewöhnt," sagte sie, während sie eine zerknüllte Zigarettenpackung aus ihrer Jackentasche zog und nachher auf der Sitzbank liegenließ. Mehr sagte sie nicht. Sie nickte noch einmal und stand auf und ließ mich mit dem Kaffee allein.

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