vor dem letzten zug
von robert_suydam

 



achtfach hingeräumt im bahnhofsgrau,
warten sie auf den letzten zug.

einer,
der älteste,
hockt wie eine zerzauste krähe
auf sitzgittern aus stahl,
klickt mit langen gelben fingernägeln
eine melodie,
als würde er käfer platzen lassen.
immerzu biegt der daumennagel
den nagel des mittelfingers
und läßt ihn dann schnippsen:

klick.

sein leerer blick
mustert die steinfugen am boden.
vielleicht mustert auch das fugengitter seinen blick.
die alte krähe ist gefangen.

kabellinien schneiden
den himmel in portionen,
ordnung, die sein muß
aber scheißegal ist.
genau wie die menschen,
auch sie portioniert,
die fremdheit markiert ihre schweigegrenzen
und die reviere des nichttuns -
jeder für sich,
alle unsichtbar,

kurz vor dem letzten zug
in einem spiel,
dessen regeln sie weder kennen
noch gemacht haben.
sie fühlen sich nur gezwungen,
daran teilzunehmen -

dieses gefühl, das immer
dem vergessen der freiheit folgt.

noch fünf minuten.
nichts geht mehr.

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