The Whole Of The Moon
von caulfield

 

I saw the crescent
You saw the whole of the moon!
[The Waterboys]

Es regnet draußen. Drinnen auch, manchmal. Es regnet Gedanken, die durch die Decken in die unterhalb liegenden Zimmer tropfen und Seen auf den Böden bilden, in die Pantoffeln treten und sie weitertragen in Küchen und Flure und auf Straßen, da verlaufen sie mit dem Regen und werden in die Straßengräben gewaschen.
Häuserfront. Daran nach oben steigend, voyeuristisches Gedankengut, weil man oben ein Licht brennen sieht. Zwei sitzen auf einem Bett, unter Rauch und dem Surren, das aus der Heizung kommt. Leben drehen sich um bestimmte Personen, die wie Fixpunkte sind, um die eine Jahrmarktattraktion rotiert, mal um diesen, mal um jenen, und diese beiden umkreisen einander auf sehr engen Bahnen.
Auf dem Boden Pläne, Grundrisse, Gekritzel, Karten und zerknülltes Papier und Asche von tausend Zigaretten. Die Frau in dem Wohnzimmer darunter wundert sich, wo ihre plötzlichen Ideen herkommen. Sie wirft sie weg und holt einen Staubsauger.
Im Raum hängen noch unendlich viele Gedanken, die noch ausgeprochen werden müssen. Manche davon sind beiden bereits gekommen, aber sie zu sagen bleibt keine Zeit mehr heute Nacht. Es ist die letzte, die letze Nacht vorher. Es sind so viel zu viele. Unerträglich viel schwebt da noch zwischen ihnen, und es schmerzt sie beide, wie es dort hängen bleiben muss.
Viel zu erzählen hängt da noch, von einem, der jahrelang durch die Welt gewandert ist. Wieso er jetzt wieder hier ist, hätte er noch erzählen wollen, und wie die Nächte in Thailand sind. Und dann sitzt da noch ein anderer, der nicht viel von der Welt erzählen kann, weil er sie nie gesehen hat, nur den Mond hat er gesehn, wie er auf- und wieder untergeht, sich füllt und wieder ausläuft.

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