Zerreißprobe der Schaffenskraft
von Daniela Schmidt (danielaschmidt)

 

Als Künstler hat man einen Vertrag unterschrieben und die AGB´s überlesen. Das Dasein ist in seiner Form mal leicht, mal schwer zu ertragen. Der Künstler kehrt sein innerstes nach außen, wie einen Pullover, den man auf links wäscht. Wo die meisten längst zu Bett gegangen sind, steht er auf. Er, der Schreibende, Malende, Singende und Spielende unter ihnen. Unter quälenden Gemütszuständen, die ihn mal Berge versetzen lassen, mal darunter begraben, bringt er großer hervor. Wie nehme ich die Welt wahr, als eine unter vielen, als eine, die auch nur einen Versuch wagt zu sein. Wie ein Schleier, wie eine Schablone zieht sich mein Bewusstsein über die Realität und verzerrt das drum herum. Ausdruck und Gefühl, leiten, verleiten zum Erfolg des Versagens. Der Schatten, nicht entdeckt, belohnt und anerkannt zu werden, zieht sich über jede Schaffensperiode.
Zerrissen sind die Gedanken, zerrissen das Gefühl. Manchmal ist es besser nur einen Tropfen vom Meer zu kennen, denn der Ozean könnte mich sonst wegspülen. Die Existenz ist bedroht und die Bedrohung folgt dir auf Schritt und Tritt. Deine eigene Messlatte wird dir zum Verhängnis. Und am Ende bleibt vielleicht ein Werk, das in den Schränken steht, auf dem Flohmarkt verkauft wird oder im Antiquariat landet. Eine bessere Tischbeinklemme vielleicht. Weil ich reflektiere, sehe ich mehr, weil ich nachdenke, begreife ich mehr. Die Augen filtern, hören das Gras wachsen, sehen die Noten tanzen, fühlen Bilder und Worte. Die Stille erdrückt, das Werk ist gewaltig. Furcht, Respekt, Freude und Ohnmacht begleiten mich, bevor ich meine Finger auf die Tasten lege und zu tippen beginne. Was ich schreibe, zerreist mich innerlich, setzt Kräfte frei. Die Einsamkeit, dass anders sein isoliert, treibt einen in eine parallele Welt. Die Adresse lautet „Geisterstadt.“
Es gibt Tage, da könnte ich mich verschlafen, in die Wälder fliehen, getrieben vom unbekanntem. Ich habe manchmal so viel Talent, das es zu nichts im Leben reicht, als ständig von anderen abhängig zu sein. Abhängig vom Lob, Geld und Förderung. Mir ist der Menschengesang zu laut, das Gelächter zu hysterisch, Partys zu ordinär. Getrieben und zerrissen zwischen, „ich will doch einfach nur normal sein und „ich bin Künstler, also anders.“ Es ist und bleibt eine Zerreißprobe der Schaffenskraft. Die Stille erdrückt, das Werk ist gewaltig. Furcht, Respekt, Freude und Ohnmacht begleiten mich, bevor ich meine Finger auf die Tasten lege und zu tippen beginne. Was ich schreibe, zerreist mich innerlich, setzt Kräfte frei.

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