Ikarus und Phoenix
von Marc Herrmann

 

Ich schwebe
Ganz seicht über dem Boden
Ich breite die Schwingen aus und steige empor
Höher, immer höher
Vorbei an Menschen, Häusern, der Welt
In den Himmel
Immer höher
Ich gleite
Mal schneller, mal langsamer
Ich lasse mich tragen vom Wind
Unter meinen Flügeln bilden sich kleine Wirbel
Sie heben mich empor
Vorbei an Vögeln und Wolken
In ein unendliches Blau
Meine Erhabenheit wird grenzenlos
Es wird immer heller und wärmer
Meine Macht wird grenzenlos
Unendliche Freiheit

Ich falle
Ich weiss nicht wie
Es wurde zu heiss, zu hell, zu hoch
Ich stürze rasend hinab
Ein feuriger Schweif zieht sich durch den Himmel
Die Flügel lodern
Ich falle tiefer und tiefer
Ich verbrenne
Ich komme zu Bewusstsein
Der Erde so nah und dem Leben so fern

Ein Regen aus Asche ergiesst sich auf den Boden
Zu einem Haufen grauen Staubs
Ein leichter Wind zerstreut einen Teil
Trägt ihn fort in die weite Ferne
Plötzlich erhebt sich die Asche
Wie vom Wind getragen
Sie wirbelt in die Höhe
Und formt sich zu einem Körper
Flügel entfalten sich aus dem Rücken
Breiten sich aus und er steigt in die Höhe
Seicht schwebt er über dem Boden
Dann steigt er
Immer höher und höher...

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