du redest und ich denk mir meinen teil
von fio na (igby)

 

u-20 Poetry-Slam 2006 Stuttgart

ich schau dir in die augen und ich weiß nicht was ich glauben soll,
du redest auf mich ein und ich glaub du nimmst den mund zu voll,
ich werd nicht glauben, dass du denkst was du da sagst
und dass du in gedanken dich nicht andauernd fragst
ob du nicht doch daneben lagst.
du erzählst mir von der großen ach so schönen welt,
und dass sie dir mit jedem tag besser noch gefällt,
wegen dem geld, das allein nun für dich zählt,
das allein dich nun hier hält,
das alles andre nur noch in den hintergrund stellt.
und ich?
ich hör dir zu
und weine innerlich,
denn ich kenne dich
und ich seh dich nicht,
nicht mehr,
denn zu sehr
hast du dich verändert.
doch in wirklichkeit hast du nur aufgegeben,
oder es hat dich aufgegeben,
dieses tolle leben,
hat aufgehört dir zu geben
wonach andere leute streben.
ich hör mir also deine große weise rede an.
du redest lang, doch redest an die wand,
denn ich, ich glaube nicht daran!
und je mehr ich hör, desto mehr verlier ich den verstand,
nen du schon längst bei dir verkannt,
oder bist du von selbst davon gerannt?
vor der person, die ich einst gekannt?
die einst ich verstand?
und ich?
ich hör dir zu
und weine innerlich,
denn ich kenne dich
und ich erinnere mich
und muss zugeben: noch immer lieb ich dich,
denn es ist unsere vergangenheit
unsere gemeinsame zeit zu zweit,
in der wir einfach in den tag rein lebten
und uns keine pläne an den kühlschrank klebten
und nicht nach macht und bargeld strebten.
das ist die zeit die uns keiner nehmen kann
und nun knüpfst du solch eine gegenwart an?
ein leben voller gier und macht,
wer hat dich zu solch einem menschen gemacht,
einen mensch gesteuert von oberflächlichkeiten,
wie konntest du mir nur so entgleiten?
und ich?
ich hör dir zu
und weine innerlich,
denn ich kenne dich
und ich versteh dich nicht,
nicht mehr,
denn zu sehr
hast du dich verändert.
nun ist deine rede endlich zu ende
und ich löse langsam meine kalten hände
von dem stuhl.
bin noch immer wie benommen,
sehe verschwommen,
hab die botschaft deiner worte jedoch deutlich vernommen,
dass ich schon längst nicht mehr willkommen
in deiner vollkommenen
welt,
voller geld
und…
ich fass mich wieder,
reck meine glieder,
lauf still zu dir rüber
und fühl mich irgendwie klüger,
als ich vor dir steh,
dir direkt in die augen seh
und die stillen tränen seh,
die schon längst verwischt,
doch noch immer auf deinem gesicht..
sodass ich versteh,
noch einmal kurz lächle
und für immer geh.

für dich..

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