india_9
von riemsche
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Kamelmarkt in Pushkar, 6.30 Sonnenaufgang. Ein englisches Kamerateam sperrt den Bereich um einen Riesenhaufen Kamelfutter samt archaischer Steinwaage für möglichst chillige Fotos klotzig schwarzer Designermöbel. Diese werden im Minutentakt abgestaubt, stehen im Morgenlicht wie Monolithen, bedrohlicher Kontrast zur der, sie umgebenden Wüstenlandschaft. Neugierige Nomaden, hungrige Kamele, interessierte Adabeis und den Werkverkehr dabei im richtigen Moment aus Gegenlicht und Panoramabild zu halten, lässt die Männer hinter den Stativen zur allgemeinen Erheiterung irgendwann fast Amok laufen.
Ein paar Meter weiter legen wild zerfetzte Ledersandalen eine wohl durchdachte Spur von Vergänglichkeit bis zu einem geräumigen Bretterverschlag. Dort schneidert ein Schuster vor der rauchenden, Tee trinkenden, in allen Dialekten kommunizierenden, vorübergehend barfüßigen Kundschaft im Akkord neue Fußbekleidung. Die Produktion strapazierfähiger Unikate geht ihm sehr professionell, mächtig rasant und dennoch locker entspannt plaudernd von der Hand. Reisenden jeglicher Herkunft, Konfession und Schuhgröße wird so auf die Unmissverständliche vermittelt, wie und wo man nach einem Gewaltmarsch razfaz zu neuen Tretern kommt. In der lockeren Warteschlange mangelt es nicht an Gesprächsstoff und Erdnüsse zum Knabbern, frisch geröstet oder aus dem Dampfkessel, gibts um die Ecke.
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