Der Flug des Condors
von Letitia Braun

 

Es war einmal im 12. Monat der Ära der Großen Deutschen Frau ein junger Mann namens Tim. Er befand sich im Flieger auf dem Flug nach Dubai, wo ihn sein Vater erwartete, der dort eine deutsche Firma leitete.
Tim war sehr aufgeregt, weil es nicht nur sein erster Flug war, sondern auch ein Flug in ein Land, dass er nur von den Märchen aus tausend und einer Nacht kannte. Was würde ihn dort erwarten? Sollte er zuerst eine Wüstenfahrt unternehmen oder gleich zum Strand laufen um sich ins kalte, blaugrüne Wasser zu stürzen?
Vielleicht doch Wüste zu einer paradiesischen mit Palmen bewachsenen Oase…
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen von einem furchtbaren Knall, der ihm die Glieder erstarren ließ. Er konnte nicht glauben, was er sah. Der Flieger wurde von zwei unsichtbaren Händen in der Mitte aufgerissen und ein riesiger Vogel erschien, der Tim auf seine Schwingen warf und mit ihm davonflog. Unser Held hielt sich mit eiserner Kraft an den Federn des Ungetüms, weil er ständig abzurutschen drohte, bis sie endlich ein Tal erreichten, wo der Vogel ihn hinunter ließ.
„ Wir sind jetzt da“, sagte der Vogel mit donnernder Menschenstimme
„ Wer bist du und was willst du von mir“, schrie Tim, der noch vor Angst zitterte.
„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich bin der Urcondor und habe dich 3000 Jahre lang gesucht. Wir brauchen deine Hilfe, denn nur du kannst Shalimar retten“.
Er erzählte ihm dann die Geschichte von der wunderschönen Prinzessin, die von dem furchtbaren Bulgur gefangen gehalten wurde. Bulgur war ein Wesen, das den Körper eines Kamels und den Kopf einer Kobra hatte. Er war die entsetzlichste Waffe des Scheichs von Mendoria, Ali Köfte des II. Dieser Scheich wollte den Vater von Shalimar, Abdullah den III. zwingen, dass er ihm sein Land, Ras Al Khaimah übergeben sollte. Weil dieser sich aber weigerte, ließ Ali Köfte die schöne Prinzessin entführen und hielt sie gefangen.
„Schau dort drüben diesen hohen Turm inmitten dieser Landschaft. Darin ist die Prinzessin versteckt. Um sie zu befreien, muß man erst Bulgur töten. Aber Vorsicht! Wenn man den Kopf abhackt, wachsen ihm zwei neue nach.“
Tim überlegte nicht lange.
„Warum soll ich ihm den Kopf abhauen? Ich werde ihn vergiften!“
Schnell holte er aus seiner Hosentasche eine Packung Alka Seltzer, die guten Kopfschmerz-Tabletten. Er lief damit zu der nahe gelegenen Wasserstelle und schüttete alle Tabletten in das Wasser. Er wies den Urcondor an, sich mit ihm hinter einem Erdwall zu verstecken und sie warteten dort.
Es geschah so, wie er es gedacht hatte. Bulgur erschien nach kurzer Zeit. Durstig von der Hitze und dem langen Weg, ging er zur Wasserstelle und trank. Plötzlich fiel der schwere Körper ins Wasser und regte sich nicht mehr.
-2-

„Was in aller Kalifen Namen hast du da rein geschüttet?“ rief der Urcondor erstaunt.
„Eigentlich ein Wunder meiner Zivilisation“, erklärte Tim und schwang sich sofort auf die Schwingen des Riesenvogels. Sie flogen hoch zum einzigen Turmfenster und als sie nah genug waren, sprang er ins Zimmer hinein.
Er erblickte das schönste Wesen, das er je gesehen hatte. Shalimar, die schönste aller Prinzessinnen. Sie fiel glücklich in seine Arme und gemeinsam flogen sie zu ihrem Vater. Er gab sie Tim zur Frau und sie feierten ein Hochzeitsfest, das vier Wochen dauerte.
„Verehrte Fluggäste, willkommen in Dubai“, ertönte die Stimme des Flugkapitäns und Tim erwachte. Er spürte das leise Surren der Maschine, öffnete die Augen und schaute um sich.
„ Wow, was für ein Traum! „ dachte er und sein Herz raste vor freudiger Erwartung vor dem, was ihm sein Aufenthalt im Orient noch bereiten würde.

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