Philosophie der Kosmologie
von Reinhard Gobrecht (gobrecht)

 

Philosophischer Beitrag

Woher kommt die Begeisterung für Kosmologie? Warum beindruckt uns der bestirnte Himmel? Je öfter wir uns den Sternenhimmel ansehen und je anhaltender sich unser Nachdenken damit beschäftigt, desto mehr Bewunderung und Ehrfurcht können wir gegenüber dem Kosmos empfinden. Auf diese Weise formulierte Kant seine Bewunderung für den Kosmos.

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt; der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Kant

Nichts und Nichtsein sind sinnlos, zwecklos und verstandlos. Nur das Sein veranschaulicht Vernunft und Wahrheit und kann uns Erkenntnis bringen. Warum ist das so? In unserer Denktätigkeit liegt unsere Freiheit und unsere Selbstständigkeit. Unser Bewusstsein begründet den Unterschied zwischen Sein und Nichtsein. Unsere Begriffe sind Abstraktionen von Gegenständen, die wir anschauen und wahrnehmen. Der Begriffsumfang, wie weit sich ein Begriff erstreckt, referenziert auf eine reale Gegenstandsmenge.

Ohne Dinge keine Begriffe, ohne Begriffe kein vernünftiges Denkvermögen. Während Dinge sich verändern können, verlangen wir für unsere Begriffe eine Konstanz. Wenn sich Begriffe ständig ändern würden, wäre eine objektive Erkenntnis nur schwer möglich. Der End-zweck aller Dinge ist, Vernunft sichtbar und möglich zu machen. Sein nur hat Zweck und Grund und macht Sinn. Ohne den Kosmos, ohne die Welt, ist auch keine Vernunft und kein Verstand. Teile dieser letzten beiden Abschnitte findet man sinngemäß bei Feuerbach. Das nächste Zitat zeigt ein Verhältnis von Vernunft und Frömmigkeit bei Feuerbach.

„Das Auge, das in den Sternenhimmel schaut, ist himmlischer Natur. Darum erhebt sich der Mensch über die Erde nur mit dem Auge; darum beginnt die Theorie mit dem Blicke nach dem Himmel. Die ersten Philosophen waren Astronomen. Der Himmel erinnert den Menschen an seine Bestimmung, daran, dass er nicht bloß zum Handeln, sondern auch zur Beschauung bestimmt ist.“ Feuerbach

Dasselbe kann gedacht werden und kann sein, so drückte es Parmenides in seinem Lehrgedicht aus. Wenn wir Denken und Sein in Verbindung bringen, dann gibt es genau vier Möglichkeiten: Etwas wird nicht gedacht und ist auch nicht, diese Möglichkeit bringt uns überhaupt keine Kunde. Etwas wird gedacht und ist aber nicht, dann ist es nur Fiktion. Etwas ist und wird nicht gedacht, dann bleibt es verborgen. Etwas ist und wird gedacht, dann und nur dann macht es einen Sinn; nur beides, Denken und Sein zusammen, bringt uns Erkenntnis. Die Wahrnehmung benötigt unsere Sehkraft und das Licht. Wahrnehmung funktioniert physikalisch nur, wenn es auch Dinge gibt. Das Wahrgenommene alleine reicht jedoch nicht aus; Wahrnehmung kann auch täuschen. Damit objektive Erkenntnis entstehen kann, ist das Denkvermögen ebenfalls von Nöten.

Quellen:
(1)Parmenides: Vom Wesen des Seienden
(2)Platon: Anhang zu den Gesetzen (Epinomis)
(3)Platon: Timaios 92 c
(4)Kant: Kritik der praktischen Vernunft,
Beschluss Nr. 288-289
(5)Feuerbach: Das Wesen der Religion: Das
Wesen des Christentums: Das Wesen des
Menschen im Allgemeinen, Gott als Wesen
des Verstandes
(6)Gobrecht, Reinhard: Philosophie der
Kosmologie




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